Neue mentale Stärke

«In kritischen Situationen behielten wir die Ruhe, beeindruckten mit neuer mentaler Stärke, bewiesen viel Charakter. Eine geschlossene Mannschaftsleistung, Kompliment an unsere Abwehr, die nur 23 Gegentore zuließ», strahlte Adalsteinn Eyjolfsson, der Coach des ThSV Eisenach. Seine Crew hatte nach 39 Minuten das vorzeitige Aus für Tomas Sklenak zu verdauen. Der tschechische Nationalspieler, von Beginn im linken Rückraum aufgeboten, hatte sich mit drei Treffern in Serie nach dem Seitenwechsel gerade warm geworfen, da zeigten ihm die Unparteiischen Ronny Dedens/Rico Geckert die rote Karte.
Was war geschehen? Der heranstürmende Rostocker Rene Gruszka wurde von Eisenachs Adrian Wöhler attackiert, kollidierte mit Tomas Sklenak und stürzte mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden. Die Referees hatten den Tschechen als Hauptsünder ausgemacht. Eine Matchstrafe, ohne weitere Folgen. Vor noch nicht langer Zeit wäre der ThSV Eisenach nach einem vorzeitigen Sklenak-Aus wohl eingebrochen. Auch Rostock lieferte den Beleg für die neue Qualität!

In einer von beiden Seiten umkämpften Partie hatten die Eisenacher im Schlussgang die überzeugenderen Argumente. Nach dem 23:23-Gleichstand (52.) trafen nur noch die Thüringer. Eryk Kaluzinski, überwiegend nur bei Abwehraufgaben gekommen, tankte sich zum 23:24 durch (55.). Branimir Koloper eroberte in der Abwehr im Bodenkampf das Leder. Girts Lilienfelds bediente den von Linksaußen zur Kreismitte eingelaufenen Alexander Schiffner, der zum 23:25 einnetzte (56.). «Wir variierten unser Abwehrsystem, doch keines griff richtig», befand Rostocks Trainer Rastislav Tritik. Eisenachs Defensive hingegen riegelte im Schlussgang hinten ab. Kapitän Benjamin Trautvetter schaltete den Aktionsradius von Rostocks Goalgetter Gabor Langhans entscheidend ein. Den Ball des Ex-Eisenachers parierte ThSV-Keeper Radek Musil mühelos (57.). Im Gegenzug beeindruckte einmal mehr Hannes Jonson mit seiner individuellen Klasse, «vernaschte» seine Gegenspieler zum 23:26 (58.). Den Hausherren lief nun auch die Zeit davon. Den Wurf von Jens Dethloff lenkte Eisenachs Schlussmann Radek Musil mit den Fingerspitzen über den Kasten (59.). Die in den hohen Norden mitgereisten ThSV-Anhänger skandierten in der mit 700 Zuschauern nicht ganz ausverkauften Scandlines Arena «Auswärtssieg. Auswärtssieg!» Hannes Jonsson bediente den einmal mehr seine Schnelligkeit ausspielenden Girts Lilienfelds, der zum 23:27-Endstand einnetzte. Der dritte Sieg im dritten Punktspiel der neuen Saison war perfekt.

«Letztlich wohl ein verdienter Sieg der Eisenacher», räumte Empor-Coach Rastislav Trtik ein. «Wann gab es das beim ThSV Eisenach, zwei Auswärtsspiele in Folge zu gewinnen», sinnierte Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyolfsson. Seine Schützlinge nutzten die sich durch die offensive Abwehr der Hausherren bietenden Räume immer wieder gekonnt. Mehrfach vermochten die Ostseestädter das variantenreiche Angriffsspiel der Thüringer nur auf Kosten von Siebenmetern zu stoppen. Da bewies Nick Heinemann einmal mehr seine Klasse. Der Kleinste im Eisenacher Aufgebot, auch mit viel Biss und Schlitzohrigkeit in der Abwehr, gehörte zu den Trumpfkarten.
Der Linkshänder bewies enorme Nervenstärke, überzeugte mit seinem Wurfrepertoire, versenkte sieben von acht Strafwürfen, schritt nach einem Fehlwurf (45.) nur wenige Augenblicke später erneut zur ominösen Linie und überwand Rostocks Keeper Oliver Schröder (46.). Von 15 dem ThSV Eisenach in den ersten drei Saisonbegegnungen zugesprochenen Siebenmeter netzte Nick Heinemann 14 ein!

Eine Delikatesse: Kempa-Treffer in Co-Produktion Hannes Jonsson und Tomas Sklenak
Beim Stand von 12:17 (34.) und 15:19 (39.) schien der ThSV Eisenach auf sicherem Weg zum Doppelpunktgewinn. Die Schützlinge von Adalsteinn Eyjolfsson hatten das Sagen auf dem Parkett. Eisenachs Trainer hielt von Beginn einige Überraschungen personeller Art bereit. Nicolai Hansen agierte zunächst in Abwehr und Angriff, besetzte bei Ballbesitz die Kreismitteposition. Tomas Sklenak agierte im linken Rückraum, Girts Lilienfelds im rechten Rückraum. Der spielintelligente Hannes Jonsson, nur im Angriff auf dem Spielfeld, füllte die Regieposition aus, wurde in der Abwehr von Branimir Koloper abgelöst. Das vom Eisenacher Trainer ausgetüftelte Konzept gegen die 4:2-Abwehr der Mecklenburger erwies sich als goldrichtig. Die Eisenacher erwischten auch gleich einen guten Start, Nick Heinemann per Strafwurf, nach Regelwidrigkeit an Tomas Sklenak, und Girts Lilienfelds trafen zum 0:2 (4.). Nach Anlaufschwierigkeiten hisste die Empor-Kogge die Segel auf volle Fahrt. Kreso Ivankovic auf der zentralen Aufbauposition und Gabor Langhans im rechten Rückraum kurbelten mit Kreisläufer Jens Dethloff das Angriffsspiel der Hausherren an. Sie nutzten Überzahlsituationen zur eigenen 6:4-Führung (13., Rene Gruszka von Rechtsaußen). Die Eisenacher befanden sich gerade in doppelter Unterzahl. Kurzzeitig holperte das ThSV-Spiel. Eisenachs Coach Adalsteinn Eyjolfsson schickte für die Defensive Eryk Kaluzinski auf das Parkett, Adrian Wöhler besetzte die Rechtsaußenposition. Nach dem 8:6 (18.) übernahmen die Eisenacher die Kontrolle. Tomas Sklenak nahm sich in der Abwehr mit Erfolg des Ex.-Eisenachers Gabor Langhans an. Mit zunehmendem Spielfluss beim ThSV Eisenach kam die Abwehr der Rostocker immer mehr in Verlegenheit. Hannes Jonsson und Nicolai Hansen fanden sich mehrfach zum Duett. Individuelle Qualitäten wurden in den Dienst der Mannschaft gestellt. Technisch gekonnte netzte Hannes Jonsson zum 9:9 (22.) ein. Nicolai Hansen schaltete blitzschnell, versenkte zum 9:10 (23.). Hannes Jonsson besorgte das 9:12 (25.). Die Hausherren riefen mittels grüner Karte zur Dienstbesprechung. Deren Anschlusstreffer (11:12, 27.) setzten die Thüringer einen energischen Schlussspurt mit viel Raffinesse der ersten Halbzeit entgegen. Eine technische Delikatesse der Kempa-Treffer in Co-Produktion von Hannes Jonssopn und Tomas Sklenak zum 11:15-Halbzeitstand.

Nach Rot für Tomas Sklenak riss kurzzeitig der Faden
Selbstbewusst und souverän gestalteten die Eisenacher den Auftakt in die zweiten dreißig Minuten. Hannes Jonsson setzte Adrian Wöhler in Szene, der von Linksaußen zum 12:17 verwandelte (35.). Wenig später blieb ThSV-Keeper Stanislaw Gorobtschuk, er hatte nach 22 Minuten Radek Musil abgelöst, im Siebenmeterduell mit seinem ehemaligen Teamkollegen Gabor Langhans Sieger (35.). Auf Seiten der Hausherren vermochte in dieser Phase lediglich der aus Schwerin zurückgekehrte Sven Thormann sich erfolgreich zu behaupten. Ansonsten hatte die Eisenacher Abwehr alles im Griff. Vorn hatte Tomas Sklenak gerade Spaß am Torwerfen gefunden, traf mit platziertem Ball zum 15:19 (39.), dich Sekunden später folgte das Aus (Rot, 39.) und er nahm im kleinen aber lautstarken ThSV-Fanblock Platz. «Jetzt riss kurzzeitig der Faden», räumte ThSV-Coach Adalsteinn Eyjolfsson ein. Auf Seiten der Rostocker erwachte der Kampfgeist, meldete sich auch die Kulisse zurück. Gabor Langhans nutzte die zwischenzeitlichen Freiheiten, traf selbst (18:20, 43.) oder legte zum am Kreis auftauchenden Sven Thormann ab (19:20, 44.). Als dann Nick Heinemann per Strafwurf am Rostocker Keeper und dem Holz scheiterte traf Kreso Invankovic zum viel umjubelten Ausgleich (20:20, 45.). Eine spannende Schlussviertelstunde war eingeläutet. Unbeeindruckt vom Fehlwurf verwandelte Nick Heinemann zwei Strafwürfe zum 20:22 (49.). Die Rostocker egalisierten. Gabor Langhans traf mit seinem sechsten – allerdings auch letztem Treffer zum 23:23 (52.). Ein technischer Fehler von Eisenachs Alexander Schiffner blieb ohne Folgen. Mit einem Mix aus Leidenschaft und Besonnenheit setzten die Eisenacher die big points. Die Ostseestädter waren, trotz allen spürbaren Bemühens, mit ihrem Latein am Ende. «Ich bin mir aber sicher, in Rostock werden nur wenige Mannschaften punkten», erklärte Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson.

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Am Samstag kommt der TV Bittenfeld
Nach dem dritten soll der vierte Streich folgen. Am Samstag, 22.09.2012 erwartet der ThSV Eisenach um 19.30 Uhr den TV Bittenfeld. Da soll die weiße Punkteweste verteidigt werden. Der Ticketvorverkauf ist bereits in vollem Gange!

Statistik

HC Empor Rostock: Schröder, Kominek; Dethloff (3), Ivankovic (4/3), Langhans (6), Höwt, Gruszka (3), Thormann (4), Wertel (1), Seidewasser, Papadopoulus (2), Todosijevic; Wischniewski, Zemlin

ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk (22.-45.); Trautvetter, Sklenak (4), Wöhler (2), Jonsson (7), Luther, Kaluzinski (1), Hansen (2), Schiffner (1), Heinemann (8/7), Lilienfelds (2), Koloper

Siebenmeter: Rostock 4/2 – Eisenach 8/7
Zeitstrafen: Rostock 4 x 2 Min. – Eisenach 4 x 2 Min., Rot Sklenak (39.)
Schiedsrichter: Dedens/Geckert
Zuschauer: 700

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