Neuer Landestrainer beim Thüringer Handballverband

Christian Roch – zuletzt Jugendkoordinator beim ThSV Eisenach – übernimmt von Claudia Stehr/ 41-jähriger A-Lizenz-Inhaber blickt im Interview auf 8 Jahre beim Traditionsverein unter der Wartburg zurück

Der Thüringer Handballverband hat einen Wechsel auf der Trainerposition zu vermelden. Christian Roch, 8 Jahre Jugendkoordinator beim ThSV Eisenach und im Nachwuchstrainerstab der Wartburgstädter, wird zum 1. August die bisherige Landestrainerin Claudia Stehr ablösen. Das vermeldet gerade der Thüringer Handballverband. Der 41-jährige A-Lizenz-Inhaber Christian Roch wird den Nachwuchs-Trainerstab des ThSV Eisenach weiterhin ehrenamtlich unterstützen.
„Ich werde aus persönlichen und privaten Gründen wieder in meine Heimat nach Kassel gehen“, erklärt Claudia Stehr ihren Wechsel zurück nach Nordhessen. Dort wird die ausgebildete Redakteurin eine Stelle als Pressesprecherin in einem Unternehmen annehmen. „Es waren zwei spannende und nicht immer ganz einfache Jahre beim THV. Meiner Meinung nach haben wir aber gerade in den vergangenen Monaten einiges auf die Beine stellen können, was dem Nachwuchs im THV hoffentlich zu Gute kommen wird“, sagt Claudia Stehr. „Ich wünsche dem THV-Nachwuchs alles Gute für die Zukunft. Besonders die Jungs, die ich gesichtet und betreut habe, werde ich weiter beobachten. Sie haben sich aufgrund ihres unermüdlichen Einsatzes unter nicht immer einfachen Bedingungen Erfolge verdient.“
Christian Roch freut sich auf seine neue, ihm allerdings nicht ganz unbekannte Aufgabe. „Ich war ja bereits neben meiner Tätigkeit als Trainer und Jugendkoordinator des ThSV Eisenach als Stützpunkttrainer für den THV tätig und freue mich, das nun hauptamtlich weiterzuführen“, sagt Christian Roch, der kürzlich seinen 41. Geburtstag feierte. Sein Ziel ist es, die im vergangenen halben Jahr begonnene Entwicklung weiterzuführen. „Ich hoffe darauf, viele Dinge gemeinsam mit den Vereinen weiterzuentwickeln“, erklärt der gebürtige Erfurter.
„Der Wunsch nach einer Auflösung des unbefristeten Arbeitsverhältnisses von Claudia Stehr kam für das Präsidium sehr überraschend, doch haben wir vollstes Verständnis für die Gründe“, sagt Katrin Kunz, die Präsidentin des Thüringer Handballverbandes.. „Wir bedauern den Weggang von Claudia Stehr, aber wir freuen uns jetzt auch auf die Zusammenarbeit mit Christian Roch.“

Wir sprachen mit dem neuen Thüringer Auswahltrainer Christian Roch über seine Zeit beim ThSV Eisenach:
Christian Roch war 8 Jahre Jugendkoordinator und Nachwuchstrainer beim ThSV Eisenach. Da gibt es sicherlich Einiges zu erzählen. Mancher weiß gar nichts oder nur wenig über die Aufgaben eines Jugendkoordinators. Wie sah Ihr Aufgabenfeld beim ThSV Eisenach aus?

Die Aufgabengebiete eines Jugendkoordinators variieren in jedem Bundesligaverein sicherlich etwas. Die Handballbundesliga schreibt die Anstellung eines Jugendkoordinators zu bestimmten Bedingungen im Rahmen der Zertifizierung (HBL Jugendzertifikat) vor. Beim ThSV Eisenach war ich für die Organisation des Trainings- und Wettkampfbetriebes für alle Mannschaften unterhalb des Bundesligateams verantwortlich. Das betrifft hauptsächlich die Hallenplanung. Daneben kümmerte ich mich um die Information und die Weiterbildung unserer ehrenamtlichen Trainer im Verein bezüglich der Trainingsinhalte und Talententwicklung in den einzelnen Altersklassen. Somit beschäftigte ich mich auch viel mit konzeptioneller Arbeit. Das Scouting junger Nachwuchstalente inklusive der Kontakte zu deren Eltern sowie zu Trainern anderer Vereine und Verbände ist ebenfalls elementar. Zudem betreute ich die Schulkooperationen mit dem Elisabeth-Gymnasium sowie der Wartburgschule. Seit 2 Jahren war ich auch für die neu im ThSV Eisenach geschaffenen FSJ-Stellen zuständig. Hier haben wir gemeinsam mit dem SV Wartburgstadt fünf Grundschulkooperationen in Eisenach ins Leben gerufen und begeistern so jedes Schuljahr ca. 100 Kinder für den Handballsport. Dazu kommen die Kommunikation und Vertretung des ThSV Eisenach in den verschiedenen Verbänden (HBL, DHB, MHV, THV, HFA, LSB, KSB etc.). Kurzum – der hauptamtliche Jugendkoordinator ist so ein bisschen der Motor im Verein, der alle Rädchen antreibt und ineinander greifen lässt.

Gleichzeitig betreuten Sie mehrere Nachwuchsteams, mit unterschiedlichen Erfolgen?
Richtig. Als ich 2009 als Nachfolger von Eddi Nositschka aus Erfurt zum ThSV Eisenach kam, übernahm ich gemeinsam mit Christoph Jauernik die damalige C-Jugend. Das war natürlich erstmal sehr spannend für mich und ich bin den damals verantwortlichen Vorstandsmitgliedern um Gerhard Sippel, Shpetim Alaj und Uwe Schreiber bis heute sehr dankbar für die mir gebotene Chance. Das Jahr mit Christoph Jauernik war für uns beide sehr lehrreich und am Ende stand gleich der erste und mit diesem Team nicht unbedingt erwartete Titel (Thüringenmeister).
Danach habe ich die B-Jugend übernommen. Während wir in Thüringen jedes Jahr den Meistertitel errangen (zumeist sogar mit der B-Jugend in der A-Jugend-Thüringenliga startend), fällt die Bilanz über die Grenzen Thüringens hinaus tatsächlich sehr unterschiedlich aus. Es gab Jahre, in denen wir jedes Spiel in Mitteldeutschland verloren, manchmal sind wir im Mittelfeld mitgeschwommen. Aber es gab zumindest ein Jahr, in dem wir sensationell alle Gegner geschlagen haben. Das war in der Saison 2014/2015 mit dem Jahrgang 1998/1999. Die Sportschulteams des SC DHfK Leipzig und des SC Magdeburg hinter sich zu lassen, ist unter den in Eisenach gegebenen Rahmenbedingungen normaler Weise nicht möglich. Aber wir hatten ein tolles Scouting in diesem Jahrgang und keine der sonst üblichen Abgänge von Leistungsträgern. Diese Jungs waren unheimlich fleißig und auch selbstbewusst genug, es mit jedem Gegner aufzunehmen. Mannschaftlich gesehen bleibt dieser Erfolg mit den dazu gehörenden Spielen um die Deutsche Meisterschaft gegen Flensburg und Minden für uns alle sicher dauerhaft im Gedächtnis.

Die individuelle Entwicklung der Talente bildet heutzutage einen Schwerpunkt in einem modernen Leistungszentrum. Welche Schritte konnten unter Ihrer Regie gemeistert werden, welche stehen noch aus?
Der Ansatz der Individualität breitet sich tatsächlich auch in einer Mannschaftssportart wie Handball in den letzten Jahren sehr stark aus. Der Gedanke, dass viele starke Individualisten letztlich immer ein starkes Team ergeben müssen, ist aber sicher nur ein Teil der Wahrheit. Ein anderer Teil dieser Wahrheit ist auch, dass es auch hoch motivierte „Wasserträger“ geben muss, die beispielsweise ein vernünftiges Zweikampftraining ermöglichen. Nicht jeder hat das Talent für die Bundesliga, aber ohne diese Spieler ist man nicht trainings- und wettkampffähig. Außerdem entwickeln sich manche Spieler später als andere. Ich habe in den letzten 8 Jahren gelernt, dass längst nicht jedes Talent „oben ankommt“, sondern dass dazu unheimlich viele Faktoren gehören. Bereitschaft und Möglichkeiten der Familien, Verletzungen, Schulische Probleme, Ausbildungsziele, Ausdauer und Fleiß – viele Aspekte beeinflussen die Karriere deutlich stärker als das Training selbst. Trotzdem ist es Aufgabe von uns Trainern, allen Spielern eine breite Basis an Fähigkeiten und Fertigkeiten mitzugeben – manchmal ohne genau zu wissen, wo die Reise mit dem einen oder anderen Spieler hingehen wird. Den „Talenten“ kann man dann durchaus noch etwas mehr über den Handball verraten, weil sie es umsetzen können.
Wir haben hier in Teamarbeit unter meiner Anleitung u.a. ein wöchentlich stattfindendes Torwarttraining für Keeper ab der D-Jugend installiert. Unsere Torhüter zählen im A-und B-Jugendbereich meist zu den besseren, auch weil sie von einem Radek Musil (jetzt in Aue C- und Torwarttrainer des Zweitligateams), René Villadsen und Jan-Steffen Redwitz maximal profitieren konnten und können. Dazu kommt ein wöchentliches Athletiktraining für Spieler der A- und B-Jugend unter Anleitung von Alexander Nöthe (Physio- und Athletiktrainer des BuLi-Teams). Bis vor 2 Jahren hatte dies Adrian Wöhler angeleitet und verstärkt turnerische Elemente mit einfließen lassen. Von beiden Ansätzen haben wir ebenfalls sehr profitiert, da die muskulär bedingten Verletzungen in unseren Leistungsteams stark zurückgegangen waren.
Im Handballtraining wird zudem viel Wert auf die elementare individualtechnische Ausbildung im Passen, Zweikampfverhalten und Werfen gelegt. Ich denke, wir bewegen uns da mittlerweile auf einem sehr hohen Gesamtniveau, auch im Vergleich zu allen anderen Leistungszentren. Probleme haben wir nach wie vor im Vormittagstraining, wo wir über ein paar gute und individuelle Ansätze bis heute nicht hinaus gekommen sind. Hier liegt noch sehr viel Entwicklungspotenzial für den ThSV Eisenach im Bereich der Talententwicklung. Ich wünsche meinen Nachfolgern viel Ausdauer und Ideenreichtum, um in diesem Punkt vorwärts zu kommen.

Apropos Talententwicklung. Welche Namen fallen Ihnen da ein?
Da fallen mir viele Namen ein. Kevin Struck ist sicher heute der bekannteste, da er den Sprung über die DHB-Nachwuchsteams in das Bundesligateam der Füchse Berlin geschafft hat. Er war übrigens 2009 aus Nordhausen in unsere C-Jugend gekommen und wechselte 2011 als B-Jugendlicher nach Berlin. Weitere große Talente waren ebenfalls nur relativ kurz bei uns, Marcel Popa etwa, der nun 19-jährig in den Bundesligakader des ThSV Eisenach zurückkehrte, Vincent Neudeck, Kevin Szep-Kis (beide Leipzig), Philipp Ihrcke (Hildesheim), Sebastian Brand (im Vorjahr zurück) und Lukas Kazimierski (beide Berlin), Lars Crone – da fallen einem viele Namen ein, die wir in Eisenach unter meiner Regie mit geformt haben. Schade nur, dass wir sie nicht bei uns halten konnten. Sonst hätte die mannschaftliche Bilanz sicher auch noch etwas besser ausgesehen. Leider hat der ThSV Eisenach gegenüber den Sportschulen bei ehrgeizigen und talentierten Jungs oft die schlechteren Argumente. Aber es wäre unfair, diese Aufzählung an der Stelle zu beenden, denn schließlich haben wir auch im ThSV Eisenach einige Talente durchweg begleitet. Ein Maxi Manys, Luca Baur, Lars Kremmer, Thomas Bobe, Jonas Bogatzki, Pascal Küstner, Noah Streckhardt, Marius Noack, Jonas Richardt, Hannes Iffert… – es gibt mittlerweile genügend Beispiele dafür, dass auch beim ThSV Eisenach unter der Regie toller Nachwuchstrainer Talente bis in die Bundesliga hinein reifen können. Aktuell haben wir im Jahrgang 2002, 2003 und 2004 wieder ähnlich große Talente im Verein und ich wünsche uns allen sehr, dass diese Jungs ebenfalls einmal den Durchbruch schaffen werden. Die Basis dafür ist mit den Personen Karsten Wöhler und Christoph Jauernik nun endlich wieder in Eisenach gegeben. Denn nur, wenn überall erkennbar wird, dass der ThSV auch nach der A-Jugend auf den eigenen Nachwuchs setzt, werden sich Talente auch dauerhaft für den ThSV Eisenach entscheiden.

Der ThSV Eisenach genießt bundesweit einen guten Ruf in der Nachwuchsarbeit. Wie sehen Sie die Nachwuchsarbeit beim ThSV Eisenach, nach dem Ende einer dreijährigen Zeit in der Jugendbundesliga, nach dem Aus des Sportinternates nach knapp 20-jährigem Bestehen?
Der gute Ruf des ThSV Eisenach hat in den letzten 10 Jahren doch arg gelitten. Das liegt daran, dass wir in Eisenach so manchen Trend einfach verschlafen haben bzw. aus finanziellen Zwängen heraus nicht mitgegangen sind. Trainingslager, internationale Turnierteilnahmen, internationale Austauschprogramme etc. gehören für nahezu alle Nachwuchsleistungszentren zum normalen Alltag, waren in den letzten Jahren beim ThSV aber einfach nicht finanzierbar – natürlich sehr zum Ärger von uns Trainern. Ohne Anschluss an eine Sportschule sind wir zudem in Ostdeutschland und als Teil des Mitteldeutschen Handballverbandes im Nachwuchs mannschaftlich nicht konkurrenzfähig. Es fehlt hier ohne die klare Struktur der Vormittagseinheiten einfach an der Trainingshäufigkeit. Der ThSV hat dies jahrelang versucht, über Trainingsqualität und -intensität auszugleichen und dazu ein Internat – ohne jegliche Unterstützung öffentlicher Träger (!!) – selbst finanziert. Dies scheint nun nicht mehr möglich zu sein, so dass Eisenach als Anlaufpunkt für Jugendspieler aus ganz Deutschland wegfällt. Dazu kommt, dass mittlerweile weit über 50 Vereine in Deutschland eine ähnlich gute und in Teilen bessere Nachwuchsarbeit wie der ThSV leisten. Der Ansatz, nun verstärkt auf die Talente aus der Region und speziell aus den Eisenacher Grundschulen zu setzen, ist daher nur logisch und richtig. Hier muss der Verein aus meiner Sicht unbedingt weiterhin (noch mehr) Gas geben, damit der Anschluss nicht vollends verloren geht. Dass der ThSV nach 3 Jahren in der Jugendbundesliga nicht mehr dabei ist, ist die Konsequenz aus dem vorher Gesagten. Ich denke aber, dass die genannten starken Jahrgänge 2002, 2003 und 2004 diese tolle Liga wieder zurück nach Eisenach holen werden, wenn deren Förderung entsprechend weiter geht und die Leistungsträger an Bord bleiben. Letztlich ist beim ThSV aber leider Vieles eine Frage des Geldes für den Nachwuchs. An dieser Stellschraube muss von den Verantwortlichen im Vorstand unbedingt gedreht werden, um unter den gegebenen strukturellen Umständen wieder nach vorn zu kommen. Flensburg, Kronau und Gummersbach – freilich mit anderem finanziellen Budget! – verfügen auch über keine Sportschulstrukturen, leisten sich aber Spitzeninternate mit 3-Sterne-Niveau und investieren in gut funktionierende Kooperationen mit Schulen für das Vormittagstraining und den dazu gehörenden Nachführunterricht. Natürlich wird dort wesentlich mehr Geld in diesen Bereich investiert, weil deren Gesamtbudget ein anderes, ein höheres ist.

Dass fünf aktuelle A-Jugend-Spieler in der vergangenen Saison im Zweitligateam der Männer zum Einsatz kamen, ist ein positives Zeichen?
Natürlich!!! Wie gesagt – es ist existenziell für den Verein und sein Selbstverständnis als Ausbildungsverein. Für die Außendarstellung, Vermarktung und auch für die Identifikation der Fans mit ihrem Bundesligateam gibt es doch nichts Schöneres! Außerdem ist es eine große Motivation für alle Jugendspieler im ThSV- sowie übrigens auch für deren Trainer – wenn „unsere eigenen Jungs“ im Spotlight einlaufen und sich gegen gestandene Bundesligaspieler behaupten. Ich hatte zu Beginn meiner Amtszeit regelmäßig Gänsehaut, wenn das Team unter dem Jubel der Eisenacher Fans zum Final Countdown eingelaufen ist. Nach einigen Jahren der „Abgebrühtheit“ war diese Gänsehaut zuletzt zurück und das hängt ganz sicher mit der Tatsache zusammen, dass hier endlich „unsere Jungs“ wieder eine echte Chance bekommen. Dass sich unsere A-Jugend verletzungsbedingt selbst durch ein schweres Jahr kämpfen musste, ist hinlänglich bekannt. Umso mehr freut es mich für jeden Einzelnen, der diese Auszeichnung (Einsätze im Zweitbundesligateam) am Saisonende noch einfahren konnte. Und ich weiß, dass dies für diese Jungs erst der Anfang einer tollen Karriere sein kann. Denn eines darf man nicht vergessen: Auch ohne die großen mannschaftlichen Erfolge im Jugendbereich ist es möglich, sich mit Fleiß und Talent (in dieser Reihenfolge!) beim ThSV Eisenach zum Bundesligaspieler zu entwickeln. Hannes Iffert, Sebastian Brand und Jonas Richardt beispielsweise haben als B-Jugendliche jedes Spiel in der Mitteldeutschen Oberliga verloren und konnten auch bei den DHB-Sichtungen nicht auf sich aufmerksam machen. Und heute stehen sie trotzdem im Bundesligakader und entwickeln sich zu wichtigen Säulen des Teams. Und das macht mich schon auch stolz und zufrieden.

Sie entschieden sich für ein neues handballerisches Aufgabenfeld beim Thüringer Handballverband. Was gab den Ausschlag? Wie sieht Ihr neues Aufgabenfeld aus?
Das ist richtig. Ich habe mich nach 8 ereignisreichen Jahren beim ThSV dazu entschieden, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Dass dies in Erfurt, dem Heimatort und Lebensmittelpunkt meiner Familie möglich ist, macht mich sehr glücklich. Ich bin und bleibe eben ein „Kind des Thüringer Handballs“, auch wenn das die berufliche Situation im Leistungssport für mich als A-Lizenztrainer nicht gerade einfacher macht. Die bisherige Landestrainerin Claudia Stehr hat ihren Job zum 31.07.2017 aus privaten Gründen gekündigt und die THV Präsidentin Katrin Kunz hat mich gefragt und gebeten, ab dem 01.08.2017 ihre Nachfolge anzutreten. Die Landestrainerposition geht an Wolfgang Mosebach zurück, ich werde als Verbandstrainer eingestellt. Hier bin ich für die männlichen Landesauswahlmannschaften verantwortlich. Dabei geht es um die Organisation der Bezirksstützpunkte (gemeinsam mit den Bezirks-Jugendwarten und Bezirksauswahltrainern), die Organisation und Durchführung der Sichtungsveranstaltungen und das Training mit unseren Landesauswahlkadern in den jeweiligen Stützpunkten sowie in Tageslehrgängen und bei Turnieren. In diesem Bereich bin ich also nach wie vor eng mit den ThSV-Spielern sowie den im sportlichen Bereich verantwortlichen Personen in Eisenach verbunden – genauso wie mit den Verantwortlichen in allen anderen Thüringer Vereinen. Daneben werde ich Tätigkeiten in der Geschäftsstelle des THV übernehmen. Seit 2016 bin ich zudem ehrenamtliches Mitglied im Präsidium des THV und hier als Verbandslehrwart für den Bereich der Traineraus- und -weiterbildung verantwortlich. Dieses Ehrenamt werde ich weiterführen können, was mir sehr wichtig war. Ich komme also in Teilen aus dem täglichen Druck des Nachwuchsleistungssports heraus und kann mich vermehrt um den Aufbau funktionierender Strukturen im THV kümmern. Darauf freue ich mich sehr, denn nun kann ich selbst an verschiedenen Schaltstellen Entwicklungen anschieben, von denen im Idealfall auch die Thüringer Vereine und vor allem die Talente selbst profitieren werden.

Wie werden Sie auf Ihre Zeit als Jugendkoordinator beim ThSV Eisenach zurückschauen?
Ich denke, das wird auch davon abhängen, wie zufrieden ich in meinem neuen Job werde. Im Ernst – ich habe in den letzten 8 Jahren wahnsinnig viel gelernt, mich als Trainer und Persönlichkeit enorm weiter entwickeln können. Dafür bin ich wie gesagt sehr dankbar. Ich habe in Eisenach, aber auch im DHB interessante und ganz tolle Leute kennenlernen dürfen. Dabei denke ich an einige Trainerkollegen, Nachwuchsspieler, Profispieler, Deutsche Handballgrößen, wahnsinnig hilfsbereite Eltern unserer Jungs und viele mehr. Mit dem Profi-Handball hatte ich ja zuvor keinerlei Kontakt. Hier nehme ich viel von der Einstellung eines Radek Musil und Tomas Urban mit. Wie professionell, uneitel und hart gegen sich selbst diese gestandenen internationalen Profis mit Verletzungen und Leistungsschwankungen umgegangen sind, wird mir immer in bewundernder Erinnerung bleiben. Das werde ich auch versuchen, unseren Thüringer Nachwuchstalenten mitzugeben: Fleiß siegt über Talent – zumindest im Verlauf einer Karriere.
Am Prägendsten über all die Jahre war sicher die Zusammenarbeit mit Christoph Jauernik. Es war für mich ein Glücksfall, diesen Weg mit ihm zusammen gehen zu können. Aus gegenseitigem Respekt und einer sehr vertrauensvollen Zusammenarbeit ist nicht zuletzt auch durch gemeinsame Rückschläge und Erfolge eine echte Freundschaft geworden, die mit Sicherheit auch über meine Zeit in Eisenach hinaus Bestand haben wird. Ich denke, dass er auch für den Eisenacher Handball der Zukunft ein Glücksfall sein kann, wenn man im Umfeld die nötige Geduld hat und auch Fehler verzeiht. Er hat das Zeug zum Bundesligatrainer – hier und woanders.
Ich wünsche dem ThSV Eisenach alles erdenklich Gute, gehe im Frieden und wohl als Jugendkoordinator auch zum r

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