Ohne Olafur-Bjarki Ragnarsson fehlte der Ideengeber im Angriff

ThSV Eisenach offenbart aber auch Abwehrschwächen und unterliegt Ligakonkurrent TV Hüttenberg mit 28:31 (12:18)

Etwas ungläubig schaute Christoph Jauernik zur Anzeigetafel in der Großsporthalle in Bebra. Im Testspiel im Rahmen der Feierlichkeiten „90 Jahre Handball beim TSV Bebra“ lag der ThSV Eisenach gegen Ligakonkurrent TV Hüttenberg nach 42 Minuten mit 16:24 hinten. Der Zweitliga-Aufsteiger aus Mittelhessen ließ sich gegen den Erstbundesliga-Absteiger aus Thüringen auch im Schlussgang den Sieg nicht entreißen. Der ThSV Eisenach unterlag im letzten Saisonvorbereitungs-Treffen vor 300 Zuschauern, darunter viele aus dem Eisenacher Raum, mit 28:31 (12:18). Beide Teams bedankten sich ausdrücklich für die Gastfreundschaft des TSV Bebra! Erwähnenswert auch, das Thüringer Schiedsrichtergespann Jacob/ Kuß hatte die Partie bestens im Griff.

Der ThSV Eisenach und der TV Hüttenberg bestreiten am nächsten Wochenende (Samstag, 27. und Sonntag, 28.08.2016) ihre ersten Pflichtspiele, sind in der 1. DHB-Pokal-Hauptrunde im Final-Four-Modus am Ball, der ThSV Eisenach in Erlangen, der TV Hüttenberg in Coburg.

Jan-Steffen Redwitz: „In Abwehr und Angriff hat es nicht funktioniert“
Der ThSV Eisenach vermochte nicht an den jüngsten starken Auftritt gegen Erstbundesliga-Aufsteiger HSC Coburg (28:23-Sieg) anzuknüpfen. „Uns fehlte die Aggressivität wie gegen den Franken“, räumte Christoph Jauernik ein. Der vom ehemaligen Eisenacher Coach Adalsteinn Eyjolfsson trainierte TV Hüttenberg  marschierte immer wieder erfolgreich in die Schnittstellen der Eisenacher Abwehr. In Dominik Mappes hatten die Hessen einen kreativen und zugleich selbst torgefährlichen Spielgestalter, der mit 7 Treffern bester Werfer der Partie war. „Da wurden Absprachen nicht eingehalten“, suchte Christoph Jauernik nach Erklärungsversuchen, verwies auf das Hinterlaufen am Kreis.

Auch das Passtempo hat uns vor Probleme gestellt, runzelte der junge Eisenacher Coach die Stirn. Die körperlich kleinen Spieler des TV Hüttenberg waren spritziger. Ich kassierte zudem Würfe direkt durch die Beine, was mir sonst kaum passiert, gestand Eisenachs Keeper Jan-Steffen Redwitz, vor einigen Jahren selbst im Kasten des TV Hüttenberg.

Aber auch in der Offensive blieb vieles nur Stückwerk. Der ThSV Eisenach fand bei Ballbesitz keine Antworten gegen die 5:1-Abwehr der Hessen. Der leicht angeschlagene Olafur-Bjarki Ragnarsson –  im  Hinblick auf den Pflichtspielstart am nächsten Wochenende, der 1. DHB-Pokal-Hauptrunde im Final-Four-Modus in Erlangen – nur als Zuschauer dabei, wurde als Spielgestalter, als Ideengeber schmerzlich vermisst. Beim ThSV Eisenach fehlten ebenso die auf der Verletztenliste stehenden Willy Weyhrauch und Tom Seifert. „In Angriff und Abwehr hat es heute nicht funktioniert“, redete Jan-Steffen Redwitz Klartext, stufte die Partie als „Warnung für die bevorstehende Punktspielsaison ein“. Die zahlreichen Holztreffer seiner Mannschaftskollegen, insbesondere von Duje Miljak,  erwähnte er nur am Rande.

Adalsteinn Eyjolfsson: „Wir haben sehr, sehr stark gespielt.“
„Der TV Hüttenberg profitierte von seiner Eingespieltheit. Der Sieg geht völlig in Ordnung“, resümierte Christoph Jauernik. Die Mittelhessen kehrten nach dem vorjährigen Abstieg in souveräner Manier aus der 3.Liga ins Unterhaus zurück, haben noch zahlreiche Zweitliga-Spieler in ihren Reihen. „Mit unserer jungen Mannschaft haben wir sehr stark gespielt. Ich bin sehr, sehr zufrieden“, bilanzierte Adalsteinn Eyjolfsson. Auf die Frage des Moderators einer kleinen Talkrunde nach der Saisonzielstellung nahm er die Vokabel „Klassenerhalt“ nicht in den Mund, sprach selbstbewusst, vom „Weiterentwickeln und Festigen, um stabiler zu werden und sich in der 2. Handballbundesliga zu etablieren“.  Mit Routinier Tomas Sklenak, bis zum Sommer des Vorjahres 10 (!!) Jahre im Rückraum des ThSV Eisenach, hat er einen zusätzlichen Joker. Der inzwischen 34-jährige ehemalige tschechische Nationalspieler kam in Bebra zu Beginn und zum Ende der Partie auf das Parkett, musste viele Hände im Eisenacher Lager schütteln. „Wir werden unsere Mannschaft mit guten Spielern weiter entwickeln, wollen in der Liga im oberen Tabellen-Drittel einkommen“, erklärte Eisenachs Trainer Christoph Jauernik, bevor er zum ausgiebigen Plausch mit Adalsteinn Eyjolfsson verschwand. Beide arbeiteten beim ThSV Eisenach zusammen, Christoph Jauernik als Co-Trainer von Adalsteinn Eyjolfsson.

Keine Antwort auf die offensive Deckungsvariante der Hessen
Eigentlich begann die Partie nach dem Geschmack der Blau-Weißen. Matthias Gerlich erobert das Leder, hatte zwar Schwierigkeiten dieses beim Gegenstoß zu kontrollieren, passte dennoch zu Tomas Urban, der zum 3:2 einlochte (8.). „Ein möglicher respektablen Vorsprung gelang aber nicht“, merkte ThSV-Keeper Jan-Steffen Redwitz an. Die Hessen, zunächst mit Tomas Sklenak auf der Regieposition, übernahmen das Kommando. Moritz Lamprecht auf vorgezogener Deckungsposition sorgte für helle Aufregung im Eisenacher Angriff.  Zündende Ideen, diese taktische Variante zu knacken, fehlten an diesem Tag bei den Thüringern. Im Gegenteil, unter Druck, wurden technische Fehler produziert. Lediglich der zweikampfstarke und seine gute Form nachweisende Adrian Wöhler narrte die Hüttenberger Abwehr, versenkte nach 17 Minuten bereits seinen 4. Ball zum 6. Treffer seines Teams (17.). Doch der TV Hüttenberg hatte da bereits 8 Bälle eingenetzt. Der gegen Coburg so starke Innenblock des ThSV Eisenach hatte immer wieder das Nachsehen, wie beim 6:9 (18.). Mit der Einwechslung des erst 21-jährigen Dominik Mappes nahm das Spiel des TV Hüttenberg deutlich an Fahrt zu. Personelle Wechsel beim ThSV Eisenach, Youngster Jonas Richardt (im rechten Rückraum), Marcel Niemeyer (am Kreis) und die zweite Auszeit (24.) vermochten nicht, die Spielführung an sich zu reißen. Im Gegenteil, die Eisenacher Abwehr bekam keinen Zugriff, kassierte bis zum Seitenwechsel 18 (!) Gegentore. Auch in der Kleingruppe vernaschten die Hüttenberger die Eisenacher Deckung, probierten es phasenweise auch mit 7 Feldspielern. Vom 10:14 (23.) zogen die Eyjolfsson-Schützlinge auf 11:18 (29.) davon. Matthias Gerlich besorgte nach Regelwidrigkeit an Marcel Niemeyer per Siebenmeter den 12:18-Halbzeitstand.

ThSV Eisenach blieb im Schlussgang nur Ergebniskosmetik
Mit Beginn der zweiten Halbzeit besetzten Nick Heinemann und Dirk Holzner die Außenpositionen. Routinier Nick Heinemann, bester Mann in der zweiten Halbzeit, gelangen Ballgewinne und erfolgreiche Torwürfe von Rechtsaußen. Die Rückraumspieler Marcel Schliedermann, Daniel Luther und Duje Miljak vermochten dennoch nicht, das Ruder an sich zu reißen. Für Duje Miljak wurde nach 37 Minuten der dritte Holztreffer notiert. Im Gegenzug markierte Dominik Mappes per Schlagwurf mit seinem 5. Treffer  15:21 (38.). Die Wartburgstädter fanden einfach kein Rezept gegen die leichtfüßige 5:1-Abwehr des TV Hüttenberg. Auch neue Instruktionen vom Trainerteam Jauernik/Kühr und nochmalige personelle Veränderungen brachten keine Abhilfe. Eisenachs Abwehr vermochte zudem das Hüttenberger Angriffsspiel nur auf Kosten von Strafwürfen zu stoppen. Daniel Wernig verwandelte sich vom Punkt. Mit zwei Kreisläufern im 7:6-Überzahlspiel gewann Eisenachs Offensive an Torgefahr. Duje Miljak setzte beide Außen mit viel Übersicht in Szene. Nick Heinemann vollendete von Rechtsaußen (45.) und Dirk Holzner von Linksaußen (48.).  Beim 21:25 (49.) keimte Hoffnung im Eisenacher Lager. Der zur Mitte eingelaufene Nick Heinemann versenkte kaltblütig (51.). bediente von Rechtsaußen den Linksaußen lauernden Dirk Holzner, der schnörkellos vollendete (53.). Doch dazwischen lagen stets Hüttenberger Treffer. Tomas Sklenak kam für die Hessen zurück auf das Parkett, bereitete das 22:28 (54.) durch Moritz Lamprecht vor. Die Routiniers Duje Miljak und Nicolai Hansen fanden sich beim ThSV Eisenach zum Duett (57.), doch das ging alles nur in Richtung Ergebniskosmetik. Marcel Niemeyer vermochte in der Schlussminute lediglich auf 28:31 zu verkürzen.

Christoph Jauernik, der Coach des ThSV Eisenach, ging nachdenklich vom Parkett. Sein Hüttenberger Kollege Adalsteinn Eyjolfsson hingegen zeigte sich aufgekratzt. Beide Trainer wissen natürlich, am 10. Dezember 2016, wenn sich beide Mannschaften zum Punktspiel in der Hüttenberger Sporthalle treffen, werden die Karten völlig neu gemischt…!

Statistik
ThSV Eisenach: Gorobtschuk, Redwitz, Brand; Ifrfert (1), Wöhler (4), Luther (1), Gerlich (5/4), Miljak (2), Schliedermann (2), Hansen (2), Urban (1), Holzner (4), Heinemann (4), Niemeyer (2)
TV Hüttenberg: Ritschel, Schomburg; Tim (3), Sklenak (1), Wörner (2), Lambrecht (4), Wernig (5/4), Rompf (3/1), Roth (3), Panther, Fernandez (3), Mappes (7/1), Johannsson,
Siebenmeter: ThSV Eisenach 4/4 – TV Hüttenberg 7/6
Zeitstrafen: ThSV Eisenach 2 x 2 Min. – TV Hüttenberg 2 x 2 Min.
Zuschauer: 300 in der Großsporthalle Bebra

Titelfoto: Adrian Wöhler ging im ersten Abschnitt beherzt in die Zweikämpfe, markierte bis zur 17. Minute 4 Treffer.

Foto 2: Eisenachs Marcel Niemeyer hatte am Kreis nichts zu lachen.

Foto 3: Matthias Gerlich zeigte sich wieder sicher an der Strafwurflinie, vermochte aus dem Feld heraus allerdings nur wenig für Torgefahr zu sorgen.

Foto 4: Eisenachs Präsident Gero Schäfer plauderte lange mit Hüttenbergs Coach Adalsteinn Eyjolfsson. Der Isländer war 4 Jahre Trainer unter der Wartburg.

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