Ohne Präsente zum ehemaligen Kapitän

Handballerstbundesligist ThSV Eisenach ist nicht auf Rosen gebettet, weder sportlich noch wirtschaftlich. «Eine finanzielle Gratwanderung», beschreibt der zu Wochenbeginn wiedergewählte Präsident Frank Seidenzahl die Lage. Und: «Ohne die TEAG gäbe es keinen Erstbundesligahandball in Eisenach». Die wirtschaftliche Situation des Mittelstandes habe zu Verlusten im Sponsorenbereich geführt. Aber auch überzogene Erwartungen in sportlicher Hinsicht bewogen zum Ausstieg des einen oder anderen «Gönners». Seidenzahl unterstreicht, das neben dem «Großen» TEAG, jeder andere «Mittlere» oder «Kleinere» im Sponsorenpool zur Erhaltung des Ganzen ebenso wichtig ist.

«Jeder Zuschauer bei den Heimspielen leistet ebenso ein Mosaiksteinchen» fügt der ThSV-Präsident an. Die Wechselwirkung zwischen sportlichem Erfolg und wirtschaftlicher Basis ist halt ein nicht unwichtiger Teil der Realität.

Der ThSV Eisenach will aber auch das Vereinsleben intensivieren, um die Mitgliederzahl (und damit auch Mitgliedseinnahmen) von derzeit gerade einmal 367 zu erhöhen. Das sportliche Aushängeschild und das Flaggschiff des Thüringer Handballs, das Erstbundesligateam des ThSV Eisenach, befindet sich trotz der 20:31 Heimniederlage gegen die HSG Nordhorn am vergangenen Wochenende auf Kurs (Platz 12 mit 11:15 Punkten), wenngleich alle mit einem ausgeglichenen Punkteverhältnis geliebäugelt hatten. Nach über einem Drittel der Saison werden deutliche Konturen sichtbar. «Es klafft doch eine Kluft zwischen den ersten sieben Vertretungen der Tabelle und dem Rest», analysiert Eisenachs Cheftrainer Peter Rost. Ab Platz 8 können die Teams, zu denen auch der ThSV Eisenach zählt, so der Olympiasieger von 1980, die vor ihnen platzierten nur beim Ausschöpfen von über 100% des Leistungsvermögens in die Knie zwingen.
Von der Warte gesehen, sind die Wartburgstädter am Sonntag krasser Außenseiter. Sie treten bei der SG Flensburg-Handewitt an, die endlich aus dem Schatten des ewigen Zweiten den «Platz an der Sonne» erobern will. Mit einem 34:27 Erfolg zu Wochenmitte bei der gewiss nicht schlechten HSG Wetzlar untermauerten die Norddeutschen ihre Titelambitionen.
In den bisherigen Vergleichen zwischen beiden Teams hatten die «Nordlichter» ausnahmslos die Nase vorn, sogar deutlich vorn.

Am Sonntag, 02.12.2001 weiht die SG Flensburg-Handewitt mit dem Aufeinandertreffen gegen Eisenach ihre neue 6000 Zuschauer fassende Campushalle ein. Zu einem rauschenden Fest brauchen die Gastgeber natürlich auch den sportlichen Erfolg. Ein 11-stündiges Rahmenprogramm, u.a. mit Mike Krüger, verlangt aber auch von den Zuschauern erhebliches Stehvermögen. Das wollen die Thüringer trotz der klaren Rollenverteilung auf dem Parkett über 60 Minuten dennoch beweisen. «Wir wollen uns wieder als Mannschaft präsentieren, nicht wie gegen Nordhorn auseinanderfallen, um das bestmögliche Schlussresultat gemeinsam fighten», formuliert Peter Rost deutlich das Ziel.
Nach der Heimpleite gegen Nordhorn habe man viel miteinander geredet. Doch nach mündlichen Bekenntnissen will die ThSV-Vorstandsetage nun Taten sehen.

«Der Zusammenhalt war bisher unsere Stärke», unterstreicht Co-Trainer Matthias Allonge. Neben dem langzeitverletzten Stephane Joulin und Hrovje Sostaric wird wohl auch Till Bitterlich fehlen. Ein fiebriger Infekt hat den Abwehrspezialisten ans Bett gebunden. Stephan Just laboriert an seiner in der ersten Halbzeit gegen Nordhorn zugezogenen Verletzung des Handgelenkes und Sergio Casanova noch an seiner Aduktorenverletzung. Peter Rost rechnet aber mit beiden, wenn das Schiedsrichterduo Methe/Methe aus Velmar am Sonntag um 15.00 Uhr die Partie freigeben.

Völlig chancenlos treten die Eisenacher die weite Fahrt oder Flug (das Wetter spricht das letzte Wort) nicht an.
«In der Abwehr ist Flensburg trotz guter Torhüter nicht unverwundbar», erkannte Peter Rost. Wallau-Massenheim lieferte mit einem Sieg in Flensburg den Beweis. Voraussetzung, die Chancenverwertung der Eisenacher sieht nicht so aus wie gegen Nordhorn.
Einen im Flensburger Aufgebot kennen sie ja bestens. Frode Scheie, die Nummer 2 im Tor hinter Jan Holpert, hütete bis zum Sommer den Eisenacher Kasten, trug sogar die Kapitänsbinde. Trumpf der Norddeutschen ist zweifellos ihre Ausgeglichenheit auf allen Positionen. Einen ausgesprochenen Top-Torschützen, wie die Eisenacher mit Stephan Just, haben die Schützlinge von Erik Rasmussen nicht. Aber vielleicht wollen es die Flensburger zur Halleneinweihung besonders gut machen und verkrampfen. Beide kennen das. Im Oktober 1997, zur Eröffnung der erweiterten Werner-Aßmann-Halle in Eisenach, führte Flensburg zur Pause bereits mit 12:3 …..

IM THSV-FANBUS DER KVG EISENACH, ABFAHRT AM SONNTAG, 02.12.2001 UM 6.00 UHR VOM PARKPLATZ KATZENAUE SIND NOCH PLÄTZE FREI (Fahrpreis einschließlich Eintritt ca. 100 Mark).

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