Pflichtaufgabe erfüllt: ThSV wieder auf Platz 9 geklettert

Das Wichtigste: Der ThSV Eisenach erfüllte seine Pflichtaufgabe, bezwang die TSG Groß-Bieberau mit 32:26 (15:13) und kletterte dadurch wieder auf Tabellenplatz 9, der zum Saisonende die Qualifikation für die neue eingleisige 2. Handballbundesliga bedeutet.
Der Druck des Siegenmüssens führte bei den Wartburgstädtern vor 1310 Zuschauern zu Nervosität und Verkrampfungen. Sie fanden nur selten zu dem sie sonst zuhause auszeichnenden Kombinationshandball gepaart mit kompakter Abwehrarbeit. «Mehr Kampf als Qualität, kaum strukturierter Handball. Unsere vorbereitete Taktik wurde zu wenig umgesetzt. Ich musste das Team ständig beruhigen», sprach Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson von einem für ihn schwierigen Abend.
Spielten die Eisenacher schnell, insbesondere zum Kreis zu ihrem Kapitän Benjamin Trautvetter, brannte es in der Gästeabwehr lichterloh. Dem ThSV Eisenach gelang es allerdings bis Mitte der zweiten Halbzeit nicht, sich ein Torepolster zu erarbeiten. Die Gäste kamen mit ihrem arteigenen schnörkellosen Handball aus dem Rückraum (Neumann) und über den Kreis (Bauer) immer wieder zum Torerfolg Erst mit dem 24:19 durch Daniel Luther (45.) konnten sich die Hausherren Luft verschaffen.

Eine Szene, die den ThSV Eisenach wohl auch noch in den nächsten Tagen beschäftigen wird! Hierzu gibt es einen Sonderbericht der Schiedsrichter.

«Am verdienten Sieg der Gastgeber gibt es nichts zu deuteln, doch auch wir haben uns mit unseren Möglichkeiten beim wohl vorerst letzten Auftritt in Eisenach bestens verkauft», resümierte Thomas Göttmann, der Coach der TSG Groß-Bieberau. Die Odenwalder haben für die neue zweite Liga keinen Lizenzantrag gestellt, orientieren sich neu in Liga 3. «Aufgrund der Kräfteverhältnisse auf beiden Seiten eigentlich eine Partie ohne Brisanz, zumal sich beide Mannschaften kennen und respektieren», betonte Thomas Göttmann. Doch die jungen und unerfahrenen Schiedsrichter Dauben/Rohmer ließen die Emotionen hochkochen. Sie weckten zu Beginn der zweiten Halbzeit mit ihren strittigen Entscheidungen zunächst die für Handball-Eisenach ruhige Kulisse. In der 42. Minute (!) verteilten sie zunächst noch eine gelbe Karte an Groß-Bieberaus Andreas Neumann. Dann brachten die Referees die Farbe Rot ins Spiel. Eisenachs Eryk Kaluzinski wurde bei einem Tempogegenstoß von Szaboicz Laurencz äußerst unsanft von den Beinen geholt. Keine Frage: Siebenmeter für Eisenach. Doch die Spielleiter zeigen dem Odenwalder Rückraumspieler auch die rote Karte (44.). Kopfschütteln im weiten Rund. Alexander Koke verwandelt vom Siebenmeterstrich zum 23:19. Beim folgenden Angriffszug der Gäste ergattern die Eisenacher das Leder, Daniel Luther marschiert in Richtung Gästekasten und versenkt zum 24:19 (45.). «Beim Bemühen, schnell wieder aufzustehen, hatte er Kontakt mit unserem Spieler. Sonst gar nichts», beschreibt Groß-Bieberaus Trainer Thomas Göttmann jene Szene, die die Schiedsrichter Dauben/Rohmer zur roten Karte gegen Eisenachs jungen Rückraumspieler wegen ihrer Meinung nach grob unsportlichen Verhaltens (Tätlichkeit) greifen ließen. Die Referees vermerkten im Spielprotokoll die Anfertigung eines zusätzlichen schriftlichen Berichtes zur Festsetzung des Strafmaßes an die HBL. «Eine Fehlentscheidung mit möglicherweise negativer Folgewirkung für Eisenach», zeigte Thomas Göttmann vollstes Verständnis für den Zorn auf Seiten der Gastgeber. Dann wurde der Trainer-Dino (seit 10 Jahren bei der TSG Groß-Bieberau) melancholisch
«Ich habe noch einmal das besondere Fluidum Werner-Aßmann-Halle geschnuppert. Ob als Trainer mit Groß-Bieberau in der 2. Liga oder mit der JSG Gersprenzal in der Nachwuchs-Regionalliga, ich wurde in Eisenach stets gut aufgenommen. Ich wünsche dem ThSV Eisenach, der Mannschaft, den Verantwortlichen, den Fans, die Qualifikation für die neue Liga», erklärte Thomas Göttmann zur Pressekonferenz.
Er selbst, im Hauptberuf selbständiger Betriebswirt, verlässt mit dem Saisonende die Trainerbank bei der TSG Groß-Bieberau, strebt aktuell ein ganz anderes Amt an. Er kandidiert als Parteiloser für das Bürgermeisteramt am 27.März des Jahres in seiner Heimatgemeinde.

Mit Ballstafetten zum Kreis erfolgrech
Die Odenwalder spielten, wie versprochen, von Beginn frisch und munter auf; die erfahrenen Haudegen wie Andreas Neumann und Kapitän Floria Bauer, aber auch die jungen Nils Arnold und Michael Malik. Die Hausherren, zu Beginn mit Girts Lilienfelds auf Rechtsaußen und Gabor Langhans im rechten Rückraum, Eryk Kaluzinski im linken Rückraum und Alexander Koke auf der Regieposition, kamen nur schwer in Fahrt. Die Gäste waren aus verständlichen Gründen nicht an einer Tempoverschärfung interessiert. Mit unspektakulärem aber effizientem Handball narrten sie die Eisenacher Abwehr. Florian Bauer mogelte sich immer wieder an den Kreis und wurde und maßgerecht bedient, wie beim Ausgleichstreffer zum 6:6 (12.). Dann zappelte sogar ein abgefälschter Wurf vom schwergewichtigen Andreas Neumann zum 7:8 im ThSV-Kasten (16.). Der im Berufsleben bei der hessischen Bereitschaftspolizei angestellte Rückraumspieler hatte vielfach mit seinen Schlagwürfen Erfolg. Adalsteinn Eyjolfsson, der Eisenacher Trainer, reagierte, stellte um. Nick Heinemann kam auf Rechtsaußen, Girts Lilienfelds rückte in den rechten Rückraum und war stets bemüht, das Spiel schnell zu machen. Denn das war Gift für die Gäste! Tomas Sklenak rückte in die Schaltzentrale, auf die mittlere Aufbauposition. Kombinationen zur Kreismitte hieß das Erfolgsrezept der Eisenacher. Benjamin Trautvetter lochte zum 13:10 ein (25.). Konstante Zielstrebigkeit hielt allerdings keinen Einzug.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit kurbelte Eisenachs Aufbaureihe, jetzt mit Daniel Luther im linken Rückraum, das Angriffsspiel an. Jeder spürte, jetzt sollte rasch für klare Verhältnisse gesorgt werden. Nick Heinemann traf per Heber zum 17:14 (33.). Daniel Luther schloss einen Tempogegenstoß zum 18:14 (33.) ab. Doch die Odenwalder steckten keinesfalls den Kopf in den Sand. Mit ihrer Kleingruppentaktik ließen sie Eisenachs Abwehr alt aussehen. Andre Rybakov verkürzte vom Kreis (20:18, 38.). Ein direkt verwandelter Neumann-Freiwurf zischte in den Eisenacher Kasten (21:19, 40.). Routinier Radek Musil löste den jungen Stanislaw Gorobtschuk zwischen den Pfosten wieder ab. Es folgten die «farbigen» Minuten, mit dem Schock für die Eisenacher nach dem 24:19 (45.).
Die Odenwalder deckten Eisenachs Tomas Sklenak press. Eisenachs Defensive verzeichnete dann zwei wichtige Balleroberungen. Eryk Kaluzinski bediente mit Steilvorlagen Nick Heinemann und Adrian Wöhler, die zum 27:23 und 28:23 versenkten (50.). Alexander Koke, der sich von einem Fehlversuch in der Auftaktphase nicht beeinträchtigen ließ, versenkte mit Gelassenheit und Präzision insgesamt sieben Strafwürfe, wie zum 29:24 (55., nach Regelwidrigkeit an Adrian Wöhler) und zum 31:25 (59., nach Regelwidrigkeit an Benjamin Trautvetter). Groß-Bieberaus Matthias Konrad besorgte den letzten Treffer der Partie. Der Schluss-Akkord fällt allerdings auf der HBL-Ebene.

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Der ThSV Eisenach konnte das erste von zwölf Endspielen gewinnen. Das ist die positive Nachricht. Die HG Saarlouis, direkter Kontrahent um Platz 9, kassierte indes eine hauchdünne 33:34-Heimniederlage gegen den TV Bittenfeld. Das nächste Endspiel erwartet den ThSV Eisenach bereits am kommenden Samstag. Bei der HSG Haslach-Herrenberg-Kuppingen muss gepunktet werden.

Statistik

ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk; Trautvetter (3), Sklenak (3), Wöhler (5), Koke (8/7), Luther (3), Bitterlich, Kaluzinski (3), Adams, Langhans, Heinemann (2), Lilienfelds (5)

TSG Groß-Bieberau: Henne, Beck; Göbel (1), Malik, Knobloch (3), Gaydoul (1), Laurencz (3), A. Rybakov (2), Konrad (2), Bauer (6), Neumann (8/2), Arnold

Siebenmeter: ThSV Eisenach 8/7; TSG Groß-Bieberau 2/2

Zeitstrafen: ThSV Eisenach: 3 x 2 Min., Disqualifikation Luther, 45.; TSG Groß-Bieberau: 0 Zeitstrafen, Disqualifikation Laurencz 44.

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