Punkteteilung wäre gerecht gewesen

Im Spitzenspiel des 30. Spieltages der 2. Handballbundesliga der Männer lieferten sich der Tabellenführer TV Emsdetten und der Tabellen-Dritte ThSV Eisenach in der mit 2150 Zuschauern nahezu ausverkauften Emshalle einen packenden Fight bis zur buchstäblich letzten Sekunde.

«Eine Punkteteilung wäre dem Spielverlauf gerecht geworden», waren sich alle Beteiligten nach dem Abpfiff einig. Doch sieben Sekunden vor Ultimo schmetterte Rückraumkanonier Janko Bozovic das Leder zum 25:24-Siegtreffer für den TV Emsdetten in den Eisenacher Kasten. Der Gastgeber war zwar zu Beginn des zweiten Abschnittes durch den heißblütigen torgefährlichen Linksaußen Jeffrey Boumhouwer mit 18:15 in Führung gegangen (36.), doch die Wartburgstädter, mit einer starken Achse Hannes Jon Jonsson – Nicolai Hansen, glichen zum 18:18 aus (41.).

Der Tabellenführer zeigte Nerven. Im Duell der Routiniers scheiterte Emsdettens Elvir Selmanovic von der Siebenmeterlinie an Eisenachs Keeper Radek Musil (43.). Die Chance auf die eigene Führung ließen die Eisenacher allerdings verstreichen, stattdessen behauptete sich Jeffrey Boomhouwer zum 19:18 (44.) und 20:18 (33.) und ließ sich von den eigenen Fans feiern. Die Eisenacher blieben dran, lieferten dem Erstbundesligisten in spe einen tollen Fight. Hannes Jon Jonsson (über die linke Seite) und Girts Lilienfelds (aus dem rechten Rückraum) trafen zum 22:22-Ausgleich (53.). Ein Herzschlagfinale war eingeläutet.

Den 24:23-Führungstreffer der Gastgeber (Selmanovic, 59.) egalisierte Nicolai Hansen mit seinem fünften Treffer auf exzellentem Zuspiel von Hannes Jon Jonsson. Da waren noch 64 Sekunden zu absolvieren. Knisternde Spannung im weiten Rund! Auszeit des TV Emsdetten. Die Hallenuhr zeigte eine Spielzeit von 32 Sekunden an. Die Gastgeber initiierten den entscheidenden Spielzug. Elvir Selmanovic passte zum im ersten Abschnitt groß auftrumpfenden, im zweiten Abschnitt blassen Janko Bozovic, der mit seinem siebenten Treffer für vollendete Glückseeligkeit in den Reihen des TV Emsdetten sorgte. Der Tabellenführer, der auf den Ex-Eisenacher Andrej Kurchev verletzunsbedingt verzichten musste, war letztendlich einen Tick abgeklärter.

ThSV Eisenach mit zu vielen ausgelassenen Tormöglichkeiten
«Einstellung, Leidenschaft und Wille meiner Mannschaft waren vorbildlich», betonte Adalsteinn Eyjolfsson. Der Eisenacher Trainer trauerte den ausgelassenen Tormöglichkeiten nach: «Wir hatten im zweiten Abschnitt fünf Mal die Chance selbst in Führung zu gehen.» Vierzehn Fehlwürfe standen für seine Schützlinge allein im zweiten Abschnitt zu Buche. Insbesondere die Außenspieler brachten das Leder nicht am Emsdettener Torwart-Routinier Vitali Feshanka vorbei. Der 38-Jährige demonstrierte einmal mehr seine Klasse bei Würfen von Außen. «Vitali Feshanka hat uns den Sieg in einer Partie gerettet, die wir hätten auch verlieren können», gestand Patrik Liljestrand, der Coach des TV Emsdetten. «Die Qualität des Rückraums mit dem erfahrenen Elvir Selmanovic war in der Endphase der entscheidende Faktor zugunsten des TV Emsdetten», konstatierte Adalsteinn Eyjolfsson, der auf die Rückkehr des langzeitverletzten Tomas Sklenak hofft, «um Hannes Jon Jonsson in der Rolle des Spielgestalters zu entlasten.»

Patrik Liljestrand konnte seinem Spielmacher Pausen zum Auftanken einräumen. «Tomas Sklenak ist ein Top-Spieler, allerhöchsten Respekt für die Leistung des ThSV Eisenach ohne ihn», unterstrich der Coach des TV Emsdetten, der Glückwünsche seines Eisenacher Kollegen zum Aufstieg noch abwehrte. Der TV Emsdetten kann mit elf Punkten Vorsprung auf einen Nichtaufstiegsplatz den Sekt allerdings kalt stellen. Der ThSV Eisenach steht weiterhin auf dem dritten Tabellenplatz; der Vorsprung auf die Mitkonkurrenten SG Bietigheim (35:32 über den immer mehr in den Abstiegsstrudel geratenden EHV Aue) und HSG Nordhorn (26:23 über den TV Hüttenberg) schmolz auf drei Zähler. Am kommenden Wochenende muss der ThSV Eisenach das Punktspielgeschehen aus der Zuschauerrolle verfolgen, weil durch das bereits im Herbst aus finanziellen Gründen erfolgte Aus des SV Post Schwerin die für den 27.04.2013 vorgesehene Partie gegen den mecklenburgischen Traditionsverein entfällt.

Das nächste Punktspiel führt den ThSV Eisenach dann erst am Freitag, 03.06.2013 zum ASV Hamm. Am Mittwoch, 08.05.2013, am Vorabend von Himmelfahrt, erwartet der ThSV Eisenach in der heimischen Werner-Aßmann-Halle mit der HSG Nordhorn einen der beiden hartnäckigsten Widersacher um den begehrten dritten Tabellenplatz. Ein wahrer Kracher, der Ticketverkauf läuft auf Hochtouren!

Keeper auf beiden Seiten im ersten Abschnitt in der Kritik
«Eine ungewohnt torreiche erste Halbzeit», vermerkte Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson zum Verlauf der ersten dreißig Minuten, in denen 29 Treffer fielen. «Unsere Abwehr stand eigentlich gut, doch unser Torhüter hielt nur zwei Bälle», argumentierte Emsdettens Trainer Patrik Liljestrand, der nach einer Karambolage mit dem Torpfosten seinen leicht benommenen Torhüter Nils Babin gegen Oldie Vitali Feshanka austauschte, der bis eine Sekunde vor der Halbzeitsirene allerdings auch keinen Ball vor der Linie zu fassen bekam. Da verhinderte er den möglichen Ausgleichstreffer der Eisenacher. Im zweiten Abschnitt gehörte er mit zehn abgewehrten Bällen zu den Matchwinnern. Stanislaw Gorobtschuk begann im Eisenacher Kasten gut, wehrte gleich Bälle von Torjäger Olafur Ragnarsson ab, der entgegen der Vorankündigung mitwirken konnte. Auch der ThSV Eisenach hatte alle mit Verletzungs- und Krankheitsproblemen vermeldeten Spieler im Aufgebot. Zur Absicherung für das Tor war auch Christian Trabert, der talentierte Torhüter der zweiten Mannschaft, mit angereist. Der durch Knieprobleme gehandicapte Radek Musil, nach siebzehn Minuten eingewechselt, hielt jedoch bis zum Ende durch.

«In der ersten Halbzeit klappte das Zusammenspiel mit dem Torhüter nicht», betonte Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson. Emsdettens rechter Rückraumspieler Janko Bozovic zog immer wieder erfolgreich ab, schmetterte bis zum Seitenwechsel sechs Bälle ein.
Der ThSV Eisenach, mit Alexander Schiffner auf Linksaußen beginnend, später dann Adrian Wöhler, Nick Heinemann auf Rechtsaußen, Daniel Luther im linken und Girts Lilienfelds im rechten Rückraum, Hannes Jon Jonsson auf der zentralen Aufbauposition und Nicolai Hansen am Kreis, startete selbstbewusst und besonnen. Branimir Koloper und Duje Miljak lösten für Abwehraufgaben Girts Lilienfelds und Hannes Jon Jonsson ab.

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Der bewährte Innenblock war also zur Stelle. Die rasche 3:1-Führung der Hausherren (5.) beantworteten die Eisenacher mit wohl durchdachten Aktionen zum 3:4 (8.). Alexander Schiffner hatte von Linksaußen ausgeglichen, Nick Heinemann einen an Daniel Luther verursachten Strafwurf verwandelt. Es blieb eine Partie auf des Messers Schneide. Duje Miljak, vor Jahren selbst beim TV Emsdetten und mit ganz viel Beifall begrüßt, traf zum 4:5 (9.). Eine Überzahlsituation, Branimir Koloper kassierte die erste Zeitstrafe der Partie, nutzten die Gastgeber zum 7:6 (15.). Hannes Jon Jonsson, das «Schlitzohr», traf im Doppelpack zum 7:8 (17.). Eine Bozovic-Fackel zum 8:8 war die Antwort der Gastgeber. Der schnelle Girts Lilienfelds zog platziert zum 10:11 ab (21.), der letztmaligen Eisenacher Führung. Janko Bozovic und Olafur Ragnarsson trafen zum 15:13 (28.). Ein Schlagwurf von Eisenachs Daniel Luther bedeutete bereits den Halbzeitstand (15:14). Auch, weil Jeffrey Boomhouwer im Siebenmeterduell mit Radek Musil das Leder zwar über den Eisenacher Schlussmann hob, dieses aber nur am Querbalken landete (59.).

Herzschlagfinale mit Happyend für den Tabellenführer
Mit Paraden von TVE-Schlussmann Vitali Feshanka und den Treffern seiner Vorderleute zum 18:15 (36.) ging es in die zweite Halbzeit. ThSV-Coach Adalsteinn Eyolfsson schickte neues Personal auf das Parkett; Benjamin Trautvetter an die Kreismitte und Duje Miljak im rechten Rückraum. Für Aufregung sorgte kurzzeitig eine Karambolage zwischen Eisenachs Leichtgewicht Nick Heinemann und Emsdettens wesentlich mehr Kilo auf die Waage bringenden Spielgestalter Elvir Selmanovic. Der Routinier der Gastgeber ließ sich auf dem Parkett behandeln, nahm dann auf der Bank Platz und sollte im Schlussgang auf dem Parkett mit das Zünglein an der Waage bilden. Hannes Jon Jonsson dirigierte das Eisenacher Angriffsspiel, kommunizierte gewohnt viel mit den Mitspielern.

Nicolai Hansen (von der Kreismitte), Adrian Wöhler (von Linksaußen) und wiederrum der an die Kreismitte zurückgekehrte Nicolai Hansen, der technisch perfekt das Leder an Torwarthünen Vital Feshanka vorbei über die Linie ins Netz gleiten ließ, trafen zum 18:18-Ausgleich (41.).

Heftig umstritten im Eisenacher Lager der Treffer von Emsdettens Kapitän Stefan Thünemann im Nachsetzen zum 22:20 (52.), trotz angezeigten Zeitspiels, Fußfehlers und das Holen des Leders aus dem Kreis Die Entscheidung über die Punktevergabe fiel praktisch auf der Ziellinie, mit einem überaus glücklichen Happyend für den TV Emsdetten. «Der ThSV Eisenach hätte einen Punkt verdient», gestand unumwunden Emsdettens Trainer Patrik Liljestrand.

Statistik

TV Emsdetten: Babin, Feshanka; Selmanovic (3), Wesseling, Kamop, Kvalvik, Bozovic (7), Reiser, Thünemann (4), Boomhouwer (6), Ragnarsson (4),. Schulz, Perez, Arnason (1)

ThSV Eisenach: Gorobtschuk, Musil; Trautvetter, Wöhler (2), Jonsson (6), Luther (2), Miljak (1), Kaluzinski, Hansen (5), Schiffner (1), Heinemann (2/1), Lilienfelds (5), Koloper

Siebenmeter: TV Emsdetten 3/1; ThSV Eisenach 2/2

Zeitstrafen: TV Emsdetten 3 x 2 Min. ; ThSV Eisenach 3 x 2 Min.

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