Punktgewinn für beide

ThSV Eisenach und HBW Balingen-Weilstetten trennen sich im Aufsteigerduell 28:28 (14:14) • Beide Teams nun mit beachtlichen 5:5 Punkten nach 5 Spieltagen

Ich bin als Zuschauer voll auf meine Kosten gekommen. Ein kampfbetontes Spiel auf Bundesliga-Niveau, das mit einer Punkteteilung einen gerechten Ausgang fand, konstatierte Andreas Wolf nach dem Abpfiff des 28:28 (14:14) endenden Aufsteigerduells zwischen dem ThSV Eisenach und der HBW Balingen-Weilstetten.

Der Torhüter der deutschen Handballnationalmannschaft wurde im Thüringer Handballtempel mit ganz viel Beifall begrüßt. Unmittelbar vor dem Anpfiff gab es Ovationen für den aus Eisenach stammenden Basketball-Weltmeister Johannes Voigtmann, der als C-Jugendlicher mit dem Handballnachwuchs des ThSV Eisenach erfolgreich am Ball war. Seine hier erlernten Fähigkeiten halfen ihm auf seiner erfolgreichen Basketball-Karriere. Nach der Partie war er von Autogrammjägern umlagert.

© Ch. Heilwagen / ThSV Eisenach
Beifalls umrauscht vor dem Anpfiff, der einst im Nachwuchs des ThSV Eisenach Handball spielende Basketball-Weltmeister Johannes Voigtmann.

Nach 5 Spieltagen haben wir 5:5 Punkte, darauf können wir stolz sein, betonte Eisenachs Geschäftsführer Rene Witte.

Das trifft freilich auch auf den punktgleichen HBW Balingen-Weilstetten zu, der in Eisenach seinen Neuzugang Jerome Müller (vom TVB Stuttgart) erstmals aufbot.

In einer Partie auf des Messers Schneide hätten beide gewinnen oder verlieren können, befand Jens Bürkle, der Coach der Gäste.

Starker Auftritt: Philipp Meyer als Deckungsspitze

Von einem „offenen Schlagabtausch mit wechselnden Führungen, mit einer fantastischen Halle im Rücken“ sprach Eisenachs Kapitän Peter Walz, der mit kämpferischem Einsatz und 4 Treffern (aus 5 Versuchen) überzeugte. Nahezu 2.500 Zuschauer brachten die Werner-Aßmann-Halle von Beginn zum Kochen. Der ThSV Eisenach musste ab der 10. Minute auf ihre Stammformation auf der rechten Angriffsseite verzichten. Rechtsaußen Willy Weyhrauch fehlte von Beginn wegen eines Magen- und Darminfektes, der Rückraum-Rechte Alexander Saul musste mit Kreislaufproblemen frühzeitig aufgeben. Mit Jannis Schneibel (langzeitverletzt) und Marko Grgic (erkrankt) fehlten den Wartburgstädtern zwei wichtige Rückraumspieler.

Simone Mengon sprang in die Bresche, freute sich Eisenachs Coach Misha Kaufmann über den Italiener, der aus 6 Versuchen 5 Treffer markierte.

Ein dickes Lob bekam Philipp Meyer, der die für ihn ungewohnte Position als Spitze einer offensiven Abwehr übernahm.

Eigentlich hatten wir da mit Manuel Zehnder gerechnet, gestand Jens Bürkle.

ThSV-Coach Misha Kaufmann ging in die Analyse:

Zwölf der 28 Gegentore resultierten aus Kontertreffern. Stehen wir in der Deckung, hat jede Mannschaft ganz große Mühe anzugreifen.

Eisenacher Torerfolgen ließen die Gäste Sekunden später eigene folgen. Der HBW Balingen-Weilstetten setzte auch in Eisenach auf seine ihn auszeichnende Qualitäten im Umschaltspiel. Nicht zufrieden zeigte sich Misha Kaufmann mit seinen Torhütern.

Wir kommen auf der Torwartposition nicht auf die gewünschten Quoten, schob der Schweizer hinterher.

Anzeige

Gern hätte er einen Andreas Wolf. Der saß lange nach dem Abpfiff noch in der Eisenacher Kabine, aber nur zum Fachsimpeln. Hernach stellte er sich bereitwillig zu Fotos mit den Eisenacher Fans.

© Frank Arnold • sportfotoseisenach / ThSV Eisenach
Philipp Meyer ist in den Angriff aufgerückt und zieht erfolgreich ab.

Am Ende fehlte etwas die Frische

Zum Ende der Partie hat uns, durch den Ausfall wichtiger Leistungsträger, etwas Power und Frische gefehlt, erklärte Misha Kaufmann. Wir steckten alle Nackenschläge weg, spielten mit unserer jungen Mannschaft bis zur letzten Sekunde um zwei Punkte, betonte der Eisenacher Coach.

Beim 22:19 (47.) lag seine Mannschaft mit drei Treffern vorn, beim 26:27 (57.) und 27:28 (59.) knapp in Rückstand.

Wir kommen nicht in den Rückzug, können aufgrund unserer Ausfälle zu wenig Entlastung für unsere Spieler schaffen, argumentierte Misha Kaufmann.

Manuel Zehnder, mit einer starken ersten Halbzeit und insgesamt 9 Treffern, glich zum 28:28 aus. ThSV-Keeper Matija Spikic parierte, sein Team kam nochmals in Ballbesitz. Der Siegtreffer gelang nicht. Ein letzter direkter Freiwurf von Peter Walz blieb in der Abwehr der Schwaben hängen.

Beide Teams haben einen Punkt gewonnen und können zufrieden sein, befand Jens Bürkle. Es hat Spaß gemacht, in dieser hitzigen Atmosphäre, ergänzte der Trainer der Gäste.

© Ch. Heilwagen / ThSV Eisenach
Emotional: Eisenachs Kapitän Peter Walz.

Manuel Zehnder narrt Balinger Abwehr

Eigentlich hatten wir mit Manuell Zehnder als Spitze einer offensiven Eisenacher Abwehr gerechnet, gestand Jens Bürkle.

Diese Rolle übernahm aber Philipp Meyer.

Wir haben Eisenachs Abwehr dennoch ganz gut bespielt, schon der Balinger Coach hinterdrein.

Für den erkrankten Willy Weyhrauch besetzte beim ThSV Eisenach Moritz Ende über 60 Minuten die Rechtsaußenposition. Filip Vistorop übernahm bei den Gästen erwartungsgemäß die Regierolle. Balingens sonst treffsicherer Oddur Gretarsson setzte einen Siebenmeter-Aufsetzer über den Eisenacher Kasten (4.) und blieb ohne Torerfolg. Der im ersten Abschnitt nicht zu stellende Manuel Zehnder sorgte in der Gäste-Abwehr für helle Aufregung, netzte bis zum Seitenwechsel 7 Bälle ein. Er versenkte vom Strich zum 6:6 (14.). Der aufgerückte Philipp Meyer vollerechten ndete zum 7:6 für die Hausherren (15.). Inzwischen besetzte Malte Donker für den ausgeschiedenen Alexander Saul den rechten Rückraum. Nach 17 Minuten kam erstmals in Eisenach der Videobeweis zur Anwendung. Balingens Neuzugang Jerome Müller kassierte in Auswertung die einzige Zeitstrafe im gesamten Spiel gegen die Gäste verhängte Zeitstrafen (gegen Eisenach wurden 12 Straminunten verhängt). Beim 8:9 (18.) löste Matija Spikic seinen Kollegen Mateusz Kornecki im Eisenacher Kasten ab und war einige Male zur Stelle. Patrick Völz scheiterte per Strafwurf am eingewechselten ThSV-Keeper Dominik Plaue, versenkte den Nachwurf aber zum 11:12 (27.). Simone Mengon und Manuel Zehnder brachten die Hausherren mit 14:13 in Führung (30.). Doch nach einer Auszeit traf Patrick Völz zwei Sekunden vor der Pausensirene noch zum 14:14-Halbzeitstand.

© Ch. Heilwagen / ThSV Eisenach
Niclas Heitkamp attackiert.

Simone Mengon setzt wichtige Akzente

Simone Mengon übernahm auch nach Wiederanpfiff viel Verantwortung beim Torwurf. Er lochte zum 18:16 für seine Farben ein (38.). Einen Ballgewinn nutzte Ivan Snajder zum Wurf ins leere Gästegehäuse (19:17, 41.). Die 3-Tore-Führung gelang nicht. Beim Stand von 20:18 landete ein Zehnder-Strafwurf am Pfosten (43.). Malte Donker und Peter Walz fanden sich zum 21:19 (44.). Mit einer Energieleistung besorgte Simone Mengon den Treffer zum 22:19 (47.).

Wir behielten die Ruhe und egalisierten rasch, unterstrich Jens Bürkle.

Balingens bereits in der 19. Minute ins Tor gekommene Mario Ruminsky kaufte dem frei vor ihm auftauchenden Manuel Zehnder das Leder ab (48.). Per Doppelschlag besorgte Leo Prantner über die rechte Seite den 23:23-Ausgleichstreffer (50.). Ivan Snajder und Peter Walz brachten die Gastgeber wieder mit 25:23 in Führung (53.). Manuel Zehnder setzte erneut einen Siebenmeter nur ans Holz (54.). Beim 25:26 (55.) lagen die Gäste wieder vorn. Die Eisenacher gingen mit drei Rechtshändern im Rückraum (Heitkamp, Zehnder, Megon) in die Schlussphase. Nach einem neuerlichen Videobeweis verhängten die Referees Martin Thöne und Marijo Zupanovic eine Zeitstrafe gegen Eisenachs Justin Kurch (57.). Filip Vistorop nutzte die Überzahl zum 26:27 (57.). Den 27:27-Ausgleichstreffer folgte bereits 11 Sekunden später durch Csaba Leimeter das 27:28 (59.). Manuel Zehnder glich zum 28:28 aus (59.). Eine Spikic-Parade 42 Sekunden vor dem Ende eröffnete dem ThSV Eisenach sogar die Chance auf den Siegtreffer. Doch der fiel nicht. Beide waren letztendlich mit dem einen Zähler sehr zufrieden. Der ThSV Eisenach wurde mit stehenden Ovationen von der blau-weißen Anhängerschaft verabschiedet.

© Ch. Heilwagen / ThSV Eisenach
Junge Fußballer des FSV Wutha-Farnroda und des EFC Ruhla sowie junge Sportler der VSG Oberlorla tauchten am Freitag als Einlauf- und Spalierkinder in das Flair der Werner-Aßmann-Halle ein. Nach dem Abpfiff gab es natürlich das Erinnerungsfoto mit den Bundesliga-Handballern des ThSV Eisenach.

ThSV Eisenach nun mit drei Auswärtsaufgaben

Jetzt folgen gleich drei Auswärtsspiele. Zwei um Punkte, am 23.09. in Erlangen und am 01.10. in Berlin sowie eines im DHB-Pokal, 04.10. beim TVB Stuttgart. Das nächste Heimspiel steigt erst am Montag, 09.10.2023, wenn die Rhein-Neckar Löwen in der Wartburgstadt gastieren.

Statistik
ThSV Eisenach: Spikic (7 Paraden), Plaue (1 Parade), Kornecki (2); Reichmuth, Hübke, Zehnder (9/3), Walz (4), Mengon (5), Ende (2), Heitkamp (1), Meyer (1), Donker (1), Kurch (1), Snajder (3), Saul (1)
HBW Balingen-Weilstetten: El-Tayar (2 Paraden), Ruminsky (8 Paraden); Grahovac (2), Vistorop (3), Leimeter (4), Prantner (4), Huber, Ingasson (1), Gretarsson, Danner (2), Hildenbrand, Müller (1), Schoch (3), Saueressig, Volz (8/5), Heinzelmann
Zeitstrafen: ThSV Eisenach: 12 Min. (Snajder 4 Min., Reichmuth, Meyer, Donker, Kurch je 2 Min.) – HBW Balingen-Weilstetten: 2 Min. (Müller)
Siebenmeter: ThSV Eisenach: 3/5 – HBW Balingen-Weilstetten: 5/7
Schiedsrichter: Thöne/Zupanovic
Zuschauer: 2.490

Th. Levknecht

Anzeige