Rasant! Rasant! ThSV Eisenach knöpft dem Ligaprimus einen Zähler ab

Wartburgstädter und der HBW Balingen-Weilstetten trennen sich 26:26 (14:11) • ThSV Eisenach behauptet Platz 2 • „Galier“ weiter als einziges Team der Liga noch ungeschlagen

Wo Topspiel drauf stand, war auch Topspiel drin. Der Ligagipfel zwischen dem Tabellen-Zweiten ThSV Eisenach und dem Spitzenreiter HBW Balingen-Weilstetten bot den über 2.200 Zuschauern rasanten Handball und endete leistungsgerecht 26:26 (14:11). Der Ligaprimus mit dem Ex-Eisenacher Kristian Beciri bleibt weiter ungeschlagen. Der ThSV Eisenach behauptet den 2. Tabellenplatz. Die Wartburgstädter demonstrierten eindrucksvoll, basierend auf ihrer 5:1-Abwehr, dass sie ein Spitzenteam der Liga sind. Bei einigen Holztreffern fehlte ihnen Fortune. „Eine Partie auf sehr hohem Niveau“ hatten alle Beteiligten gesehen. Die Referees Marcus Hurst und Mirko Krag trugen mit einer souveränen Leistung dazu bei. Das „Rahmenprogramm“ der Eisenacher mit der Ehrung der Eisenacher Helden von vor 40 Jahren, die Aufnahme der einstigen Strategen Jürgen Beck und Edmund Nositschka in die „Hall of Fame“, die Vorstellung des BMW-Werkes Eisenach als neuer alter Partner, reicherten einen überaus stimmungsvollen Abend im Thüringer Handballtempel an.

Sogar der Siegtreffer war möglich
Alexander Saul, bis dato mit einer 100-Prozent-Wurfquote, zog 12 Sekunden vor dem Ende nach einer Freiwurfablage vor dem drohenden Zeitspielpfiff ab, doch das Leder verfehlte knapp das Tor. Der Linkshänder im rechten Rückraum bot eine starke Leistung, heimste Sonderbeifall ein, als er zurücksprintend das Leder vor dem verwaisten Kasten ergatterte (48.).

Bis zu den ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit haben wir den Tabellenführer klar beherrscht, bilanzierte Alexander Saul.

Hohes Tempo im Angriff gegen die „Kanten“ in der Gästeabwehr führte zu 14 eigenen Treffern bis zur Halbzeitsirene. Auch Fynn Hangstein sprach von einer „sehr, sehr guten ersten Halbzeit“. Jonas Ulshöfer, Eisenachs „Unterzahlspezialist“, ärgerte die eigene „Torflaute“, die die Gäste mit einem 6:0-Tore-Lauf vom 14:11 zum 14:17 (39.) treffen ließ.

Im 6 gegen 6 fand der HBW Balingen-Weilstetten gegen unsere überzeugende Abwehr kaum Lösungen, stellte Eisenachs Rechtsaußen Willy Weyhrauch fest.

Wir waren auf diese überaus interessante Abwehrvariante vorbereitet, doch zwischen Simultan und Realität besteht ein Unterschied, stellte Balingens Coach Jens Bürkle fest, strich die „Perfektion und Präzision“ der Eisenacher Abwehr heraus.

Einige Asse vom Derbysieg der HBW Balingen-Weilstetten über Konstanz wurden an die kurze Leine gelegt.

Spitz auf Knopf
Erst im 7 gegen 6 fanden die weitgereisten Gäste die Schlupflöcher. Nach dem 14:17 (39.) kamen die Eisenacher zurück, warfen alle ihre Tugenden in die Waagschale. Ballgewinne führten zu Treffern in den verwaisten Gästekasten durch Willy Weyhrauch (41.) und Marko Grgic zum 17:17 (42.).

Wir bewiesen eine unglaubliche Moral, betonte Eisenachs Coach Misha Kaufmann. Es war dann eine Partie Spitz auf Knopf, konstatierte Fynn Hangstein.

Das Geschehen wog hin und her, riss jeden der stimmungsvollen Kulisse mit.

Die Partie stand auf des Messers Schneide. Wir haben nicht souverän genug abgeschlossen, um beide Punkte mitzunehmen, bekannte Jens Bürkle.

Sicherlich auch ein Grund, dass das Torwartduell zugunsten der Hausherren ausging. Johannes Jepsen parierte 10, das Balinger Duos Simon Sejr und Mario Ruminsky zusammen nur 4 Bälle. (Für den Notfall saß beim ThSV Eisenach Torwarttrainer Stanislaw Gorobtschuk auf der Bank. Keeper Erik Töpfer ist verletzt.)

In der Schlussphase konnte alles passieren, bekannte Jonas Ulshöfer, der bei seinen Kurzeinsätzen mit beherzten Aktionen die Gästeabwehr in arge Verlegenheit brachte.

Schlussminute lebte vornehmlich von der Spannung
Der Aufstiegsfavorit initiierte immer wieder erfolgreich Spielzüge zu seinen beiden starken Außen. Oddur Gretarsson (Linksaußen) und Moritz Strosack (Rechtsaußen) markierten je 8 Treffer! Beim 21:23 (52.) hofften die Gäste auf beide Zähler. In Überzahl ließen sie das Leder ins Toraus gleiten. Spannung pur hielt keinen der Zuschauer mehr auf den Sitzen. Beim 23:23 (54., Marko Grgic), 24:24 (57., Jannis Schneibel) und 25:25 (58., Timothy Reichmuth) trafen die Thüringer zum Gleichstand. Dann war ThSV-Keeper Johannes Jepsen zur Stelle. Sekunden später setzte Jannis Schneibel seinen Kapitän Peter Walz in Szene, der sich zum 26:25 behauptete. Oddur Gretarsson glich zum 26:26 aus. Da waren noch 80 Sekunden zu spielen. Eisenachs Coach Misha Kaufmann brachte den siebenten Feldspieler, besprach während einer Auszeit den letzten Angriffszug. Es blieb beim 26:26-Remis. Der Wurf von Alexander Saul verfehlte knapp das Gäste-Gehäuse und beim Versuch eines letzten Angriffes verhaspelten sich die „Galier“.

Eine verdiente Punktteilung, auch wenn wir gern gewonnen hätten. Es hat unglaublich Spaß gemacht, vor dieser Kulisse zu spielen, erklärte Misha Kaufmann.

ThSV Eisenach netzt zur 5-Tore-Führung ein
Basierend auf ihrer nahezu in Perfektion ausgeführten 5:1-Abwehr, mit Fynn Hangstein und Marko Grgic im Wechsel auf vorgezogener Position, setzten die Eisenacher im Vorwärtsgang auf hohes Tempo, auf Leichtfüßigkeit. Der Tabellenführer schaute verdutzt hinterdrein. Jannis Schneibel narrte die Balinger Abwehr zum 5:3 (10.). Fynn Hangstein bediente per Rückhandball Peter Walz zum 7:5 (14.). Mit voller Überzeugung zog Alexander Saul zum 8:5 ab (17.). Fynn Hangstein netzte per Gegenstoß zum 9:5 ein (18.). Jannis Schneibel traf mit verzögertem Wurf gar zum 10:5 (22.). Die Gäste waren völlig konsterniert.

Ja, es war eine Partie mit unterschiedlichen Phasen, räumte Jens Bürkle ein.

Ballstafetten zu beiden Außenpositionen hieß eines seiner Erfolgsrezepte. In der Abwehr versuchten Kristian Becici und Felix Danner im Innenblock abzuriegeln.

Wir hatten durchaus die Chance, zur Pause mit 5 oder 6 Toren führen zu können, resümierte Misha Kaufmann.

Die Gäste erholten sich aus ihrem Zwischentief, waren beim 12:10 (Gretarsson, 28.) wieder auf Tuchfühlung. Den Anschlusstreffer verhinderte ThSV-Keeper Johannes Jepsen mit einer Glanzparade (29.). Die Gäste ärgerten sich, dass ein letzter Wurf von Alexander Saul noch zum 14:11- Halbzeitstand im Kasten zappelte.

Tabellenführer mit 6:0-Tore-Lauf
Dass im modernen Handball dieser Tage 5- oder 3-Tore-Führungen schnell aufgeholt werden können, zeigte auch diese Partie. Im normalen Positionsangriff hatten die Gäste nur wenig Erfolg, versuchten es im zweiten Abschnitt mit dem zusätzlichen Feldspieler. Ein 6:0-Tore-Lauf veränderte das Bild auf der Anzeigetafel, vom 14:11 (30.) zum 14:17 (39.). Die 32 Fans aus Balingen, die die 400-Kilometer-Stecke auf sich genommen hatten, zeigten sich begeistert. Sie glaubten an die Wende im Spiel. Doch die Balinger Spieler und Fans hatten die Rechnung ohne die Spieler und Zuschauer des Thüringer Traditionsvereines gemacht. Auch die Wartburgstädter griffen in die Taktikkiste. Personelle Umstellungen im Aufbaubereich fruchteten.

Leider konnten wir Überzahlsituationen nicht effizient genug nutzen, ärgerte sich Eisenachs Jonas Ulshöfer.

Blitzschnell zurücklaufend verhinderte Johannes Jepsen den Versuch der Gäste ins leere Eisenacher Tor zu treffen (49.). Eine Balleroberung nutzte der 19-jährige Marko Grgic, sehr zur Freude seines in der Halle weilenden Vaters Danijel Grgic, einst selbst für den ThSV Eisenach am Ball, zum 23:23-Ausgleich (54.).

Natürlich, ein Sieg war möglich. Letztendlich können wir mit einem Punkt zufrieden sein. Wir haben gesehen, mit unserer Abwehr können wir jedes Team der Liga bezwingen. Das sollten wir Mitnehmen für die in diesem Kalenderjahr noch anstehenden schweren Spiele. Jedes ist wichtig, jeder Punkt ist wichtig, betonte Willy Weyhrauch abschließend.

Freitag bereits Heimspiel gegen die SG BBM Bietigheim
Bereits am Freitag, 09.12.22, genießt der ThSV Eisenach erneut Heimrecht. Die SG BBM Bietigheim gastiert dann um 19.30 Uhr in der Werner-Aßmann-Halle. Der ThSV Eisenach hofft erneut auf eine große Kulisse, empfiehlt den Ticket-Vorverkauf, online unter www.thsv-eisenach.de und in der ThSV-Geschäftsstelle.

Statistik
ThSV Eisenach: Jepsen (1.-60./ 10 Paraden), Gorobtschuk; Reichmuth (1), Hübke, Hangstein (6/2), Ulshöfer, Walz (2), Grgic (3), Tokic, Sousa (1), Meyer, Donker, Schneibel (4), Snajder, Weyrauch (2), Saul (7)
HBW Balingen-Weilstetten: Sejr (1.-18-. u. 51.-60./ 1 Parade), Ruminsky (3 Paraden); Vistorop, Huber (1), Ingason (2). De Souza, Getarsson (8/3), Danner (1), Beciri (1), Hildenbrand, Schoch (5), Wente, Volz, Strosack (8)
Siebenmeter: ThSV Eisenach: 2/2 (Hangstein verwandelt 2x gegen Sejr) – HBW Balingen-Weilstetten: 3/3 (Gretarsson verwandelt 3 x gegen Jepsen)
Zeitstrafen: ThSV Eisenach: 6 x 2 Min. (Snajder u. Meyer je 4 Min., Grgic u. Weyhrauch je 2 Min.) – HBW Balingen-Weilstetten: 6 x 2 Min. (Danner, Beciri u. Wente je 2 Min.)
Schiedsrichter: Hurst/Krag
Zuschauer: 2.217
Beste Spieler: ThSV Eisenach: Saul, Hangstein, Meyer – HBW Balingen-Weilstetten: Gretarsson, Strosack

Th. Levknecht

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