Rasante atemberaubende 21 Minuten des ThSV

Da gab sich selbst der kühle Analytiker euphorisch. «Das waren 20 Minuten Handball, den ich mir in Eisenach vorstelle», strahlte Hans-Joachim Ursinus, der Trainer des ThSV Eisenach. Gemeint waren jene Minuten, als seine Schützlinge einen 8:12-Rückstand (23.Min.) in eine 22:13-Führung (44.) verwandelten. Der 4. Sieg in Folge war Realität. Den Gästen verblieb bis zum Abpfiff nur noch Ergebniskosmetik, begünstigt durch nachlassende Konsequenz beim Torwurf der Hausherren. Die über 1200 feierten schon lange vor dem Abpfiff ihr Team, das in Kapitän und Torhüter Timo Meinl den überragenden Spieler des 27:23 (13:12)-Erfolges in ihren Reihen wusste. Bei dieser «Freudetrunkenheit» setzte Hans-Joachim Ursinus gar noch einen drauf: «In der momentanen Verfassung ist die Mannschaft in der Lage, jedes Team der Südstaffel der 2. Liga zu bezwingen.»

Gegen die TSG Friesenheim fehlten neben dem länger verletzten Linkshänder Krisztian Szep-Kis auch Marcel Liebetrau. Dessen lädierte Kniee erlaubten einen Einsatz nicht. So musste ThSV-Coach Hans-Joachim Ursinus die Erfolgsformation der Vorwoche ändern. Der nach einem Trümmerbruch der Nase sich zurückmeldende Stefan Mellack begann für Marcel Liebetrau am Kreis. Basierend auf eine exzellente einsatzstarke Deckungsarbeit im Verbund mit Torhüter Felix Beck gaben die «Eulen» den Hausherren viele Rätsel auf. Lösungen waren zunächst nicht parat. Während die Eisenacher die Defensive nicht zu überlisten wussten, schlug der Gäste-Rückraum um Regisseur Nico Kibat erbarmungslos zu. Ihr Ex-Internationaler Lev Voronin versenkte einen Tempogegenstoß zum 5:10 (18.). Zeit zum Handeln. Zeit für Veränderungen. Hans-Joachim Ursinus, der alte Fuchs, traf die richtigen Entscheidungen. Benjamin Trautvetter rückte im Angriff an den Kreis, wurde für Abwehraufgaben von Stefan Mellack abgelöst. Tomas Sklenak kam im Rückraum, spielte seine individuellen Stärken eindrucksvoll aus, initiierte aber auch Tempogegenstöße. Ausgerechnet nach einer Auszeit von Gästetrainer Thomas König setzte der ThSV Eisenach zu rasanten atemberaubenden 21 Minuten an. Timo Meinl gab mit einem abgewehrten Kibat-Siebenmeter das Signal. Der Keeper rührte mit seinen Vorderleuten Abwehrbeton an. «Wir liefen 19 Angriffe ohne Torerfolg», verstand Thomas König die Handball-Welt nicht mehr. Egal, wohin die Friesenheimer den Ball jagten, Timo Meinl war schon da. Die folgenden 21 Minuten gingen mit 14:1 Toren an den ThSV Eisenach. «Timo Meinl hat uns die Chance zur Wende eröffnet. Eine weitere werden wir nicht bekommen, habe ich meinen Mannen in der Kabine verdeutlicht», so Ursinus zum «Pausentalk» beim Stand von 13:12. Tomas Sklenak hatte in Bedrängnis zu Benjamin Trautvetter abgelegt, der zum 12:12-Gleichstand traf (28.). Der 5-Tore-Rückstand war egalisiert. Andrej Kastelic legte mit seinem 7. Tor zum 13:12 nach (30.).
Auch nach Wiederanpfiff der sicher amtierenden Unparteiischen Dassler/Günther (Zwönitz) fand sich das Duo Jerkovic – Trautvetter (18:13, 35.). Martin Hoffmann versenkte eine Doublette mit Stefan Mellack zum 19:13 (39.). Tomas Sklenak und Andrej Kastelic ließen es zum 21:13 (41.) krachen. Und dazwischen war für Friesenheim immer wieder bei Timo Meinl Endstation. Die 1200 feierten ihren Kapitän bereits mit Sprechchören. Maßarbeit von Goran Jerkovic zum 22:13 (44.). Schlitzohrig fing Benjamin Trautvetter einen Abwurf des Friesenheimer Keepers ab und zirkelte das Leder zum 24:16 ins Netz. «Der ThSV Eisenach hat uns völlig überrannt. Die Partie war entschieden», gestand der Gästecoach. Nach dem 25:18 (50.) brachten seine Maßnahmen, Umstellung der Deckung auf eine 4:2 Variante und Lev Voronin mit der Regieaufgabe zu betreuen, noch etwas Ergebniskosmetik.

STATISTIK
ThSV Eisenach: Meinl, Nositschka (n.e.); Hoffmann (4), Kraft (1), Sklenak (2), Wöhler, Weiß, Riehn (1), Trautvetter (6), Mellack, Kastelic (11/8), Jerkovic (2)

TSG Friesenheim: Beck, Pfeiffer; Beutler (1), Laubscher (2), Zellmer (1), Spettmann, Bühler (2), Kibat (6/1), Hanke, Neumann (3), Voronin (6), Skatar (1)

Zeitstrafen: Eisenach 2 x 2 Min. – Friesenheim 4 x 2 Min.

Siebenmeter: Eisenach 9/8 – Friesenheim 2/1

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