Remis nach rassigem Handballspiel

ThSV Eisenach und der TV Hüttenberg teilen sich beim 29:29 (15:13) leistungsgerecht die Punkte • Wartburgstädter behaupten 2. Tabellenplatz

Beide Trainer waren sich einig, ein rassiges, ein fantastisches Handballspiel von zwei Teams auf Augenhöhe gesehen zu haben, eine echte Werbung für die Sportart. Und auch der Spielausgang sei wohl gerecht gewesen, man könne nicht immer gewinnen, so Eisenachs Trainer Misha Kaufmann. Sein Team war mit 7 Siegen in Folge in diese Partie gegangen. Die 38. Auflage des thüringischen-hessischen Nachbarschaftsvergleiches zwischen dem ThSV Eisenach und dem TV Hüttenberg endete vor der stimmungsvollen Kulisse von nahezu 1.600 Zuschauern 29:29 (15:13) -Remis.

Wie in den letzten Jahren, wenn die beiden Teams aufeinandertreffen, ging es erneut ganz eng zu, konstatierte Eisenachs Manager Rene Witte.

Zwei aggressive und hoch motivierte offensiv ausgerichtet Abwehrreihen prägten einen offenen Schlagabtausch, fasste Johannes Wohlrab, der Coach der Mittelhessen, zusammen.

Die Partie hätte dem Pokalspiel von vor zwei Monaten sehr geähnelt. Am 27.08.2022 hatte der TV Hüttenberg nach zweimaliger Verlängerung mit 40:39 das glücklichere Ende für sich.

Durch einen von Fynn Hangstein (nach Foulspiel am stark auftrumpfenden Marko Grgic) verwandelten Siebenmeter ging der ThSV Eisenach mit einer 29:28-Führung in die letzten 46 Sekunden. Die Gäste nahmen ihren Torhüter für einen zusätzlichen Feldspieler vom Parkett, Jannik Hoffmann netzte noch zum Ausgleichstreffer ein. Die Wartburgstädter (15:3 Punkte) behaupten mit diesem Punkt den 2. Tabellenplatz hinter dem verlustpunktfreien Spitzenreiter HBW Balingen-Weilstetten, der TuSEM Essen hauchdünn mit 30:29 bezwang. Der TV Hüttenberg belegt mit 7:9 Zählern den 12. Tabellenrang.

Zwei rote Karten

Zumindest bei den roten Karten haben die Schiedsrichter ihre Linie beibehalten, vermerkte Johannes Wohlrab, der Coach der Mittelhessen.

Für Timm Schneider, nach 10-jähriger Wanderschaft zum TV Hüttenberg zurückgehrt, dauerte der erste Punktspieleinsatz für seinen neuen alten Verein gerade einmal drei Minuten. Nach einer Attacke gegen Eisenachs 22-jährigen Spielgestalter Jannis Schneibel zeigten die Referees Lars Scharfe und Alexander Kittel dem 34-jährigen Rückraumspieler den roten Karte (21.). Diese Farbe sah auch ThSV-Linksaußen Ivan Snajder nach einer Regelwidrigkeit gegen Hüttenbergs Spielmacher Ian Weber (41.).

Kein Spiel der Torhüter
Einig waren sich beide Trainer, dass es kein Spiel der Torhüter war. Mit „bescheidene Werten“ ging auch dieses Duell nahezu Unentschieden aus. Für das Eisenacher Duo Töpfer/Jepsen wurden 8, für das Hüttenberger Duo Grazioli/Plaue wurden 7 abgewehrte Bälle notiert.

Mir fehlte heute wohl auch das Glück. Ich stand in der richtigen Ecke, doch das Leder ist dann doch durchgerollt, bekannte Eisenachs Schlussmann Johannes Jepsen, der von einem Punktverlust sprach. Wir sind mit einer Führung in die letzten Sekunden gegangen, argumentierte der 22-Jährige.

Eisenacher können 2-Tore-Führungen nicht behaupten
Auch sein Teamkollege Marko Grgic, der wohl sein bestes Spiel im ThSV-Trikot ablieferte, als vorgezogene Spitze der 5:1-Abwehr und im linken Rückraum, zeigte sich von der Punkteteilung nicht erbaut.

Im zweiten Abschnitt ist es uns nicht gelungen, 2-Tore-Führungen zu behaupten oder auszubauen, konstatierte der 19-jährige Rückraumspieler.

Sein wiederrum unermüdlich rackernden Kapitän Peter Walz hatte zum 24:22 (45.) und 25:23 (48.) eingenetzt. Die Mittelhessen um ihren starken Regisseur Ian Weber steckten nicht auf, sahen sich beim 26:27 durch Hendrik Schreiber (54.) sogar wieder mit einem Tor vorn.

Den Spielverlauf betrachtend, war es dann wohl doch ein gerechtes Remis, befand Marko Grgic, der für sich beanspruchte, trotz der lobenden Worte, in Abwehr und Angriff noch reichlich Luft nach oben zu haben.

Seinem stets kritischen Trainer wird diese Einstellung gefallen.

ThSV Eisenach nimmt verspätet Fahrt auf
Positiv vermerkte Eisenachs Trainer Misha Kaufmann die geringe Zahl an technischen Fehlern, nämlich 7. Bei den vorwöchentlichen Siegen in Düsseldorf über den HC Motor Zaporoshje (27:21) und bei Bayer Dormagen (27:24) wies die Statistik in der Summe 29 technische Fehler auf. Mit dem Auftakt der Partie war der Schweizer indes höchst unzufrieden. Nach nicht einmal 9 Minuten sah er sich veranlasst, zur grünen Karte zu greifen. Sein Team lag 2:6 hinten. Niklas Theiß hatte für die Gäste eingenetzt.

Wir haben den Start verschlafen, räumte Eisenachs Timothy Reichmuth ein. Mit hoher taktischer Disziplin haben wir auf den Punkt gespielt, reflektierte Johannes Wohlrab die ersten Minuten.

Danach habe sein Team nicht mehr die richtigen Lösungen gefunden. Die von Misha Kaufmann vorgenommen Änderungen fruchteten. Ante Tokic versenkte in Überzahl (nach der roten Karte gegen Timm Schneider) von Rechtsaußen zum 10:10 (22.). Timothy Reichmuth brachte seine Farben beim 11:10 erstmals in Führung (24.). Peter Walz ließ sich am Kreis nicht bremsen, lochte zum 14:12 ein (27.). Auf Zuspiel von Marko Grgic traf Jannis Schneibel zum 15:13-Pausenstand.

Wechselnde Führungen bis zum leistungsrechten Remis

Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit haben wir zu schlecht verteidigt. Wir bekamen keinen Zugriff in der Abwehr. Auch unser Rückzugsverhalten war nicht gut, erklärte Misha Kaufmann.

Nach dem 16:14 (32.) bekamen die Mittelhessen Oberwasser, trafen binnen 6 Minuten zum 18:20 (36.). Moritz Zörb hatte eingenetzt. Ivan Snajder und Ante Tokic glichen zum 20:20 aus (40.). Wenig später war für Ivan Snajder die Partie vorzeitig beendet. Das 20:21 beantworteten die Hausherren mit einem von Fynn Hangstein verwandelten Siebenmeter zum 21:21 (42.). Die Eisenacher schienen Oberwasser zu bekommen (24:22, 45.), auch weil Keeper Johannes Jepsen mal zur Stelle war. Ian Weber hämmerte das Leder wenig später über den Eisenacher Kasten. Die Führung auszubauen, gelang den Thüringern nicht.

Wir kassierten unnötige Zeitstrafen, Hüttenberg kam wieder ran, ärgerte sich Timothy Reichmuth.

Wir haben Moral gezeigt und an uns geglaubt, freute sich Johannes Wohlrab.

Sein Team, voran Hendrik Schreiber und Ian Weber, erhöhte noch einmal die Schlagzahl, traf vom 25:23 (48.) zum 25:26 (51.), Ian Weber per Siebenmeter, und 26:27 (54., Hendrik Schreiber). Beim 28:27 (56.) durch Timothy Reichmuth und beim 29:28 (60.) durch Fynn Hangstein per Strafwurf hatten die Wartburgstädter die Nase vorn. Die Waage hätte zur einen oder anderen Seite ausschlagen können. Tat sie aber nicht.

Statistik
ThSV Eisenach: Töpfer, Jepsen; Reichmuth (2), Hübke, Hangstein (4/4), Ulshöfer, Walz (5), Grgic (5), Hideg, Tokic (4), Sousa, Donker, Schneibel (3), Snajder (3), Weyhrauch (1), Saul (2)
TV Hüttenberg: Grazioli, Plaue; Schwarz (2), Kirschner (4), Opitz, Theiß (4), Fujita, Weber (4/1), Zörb (5), Reichl (1), Schneider, Hofmann (4), Klein (1), Schreiber (3), Kuntscher (1)
Siebenmeter: ThSV Eisenach 4/4 – TV Hüttenberg 1/1
Zeitstrafen: ThSV Eisenach 5 x 2 Min., Rot gegen Snajder (41.) – TV Hüttenberg: 3 x 2 Min., Rot gegen Schneider (21.)
Schiedsrichter: Scharfe/Kittel
Zuschauer: 1.572

Th. Levknecht

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