Riss im ThSV-Spiel nach Jerkovic-Verletzung

Der ThSV Eisenach muss weiter um den Ligaverbleib bangen. Im direkten Aufeinandertreffen zwischen zwei abstiegsgefährdeten Teams bezwang Tuspo Obernburg die Wartburgstädter hauchdünn mit 29:28 (12:13).
Somit gewinnt die Partie am kommenden Samstag, 05.05.07 um 19.30 Uhr in der Werner-Aßmann-Halle an Bedeutung, wenn der ThSV Eisenach die TSG Münster empfängt. «Zwei Punkte müssen her», weiß ThSV-Coach Hans-Joachim Ursinus. Dessen Sorgenfalten sind jedoch größer geworden, brach bei Goran Jerkovic am Sonntag eine alte Verletzung in der linken Wade wieder auf. Mit dem 2-Meter-Mann ging kurz vor der Halbzeitpause die ordnende Hand vom Parkett. Kilian Kraft fehlte wegen seiner Verletzungen am Knie und Oberschenkel ohnehin, neben dem langzeitverletzten Krisztian Szep-Kis.

Hans-Joachim Ursinus setzte in der Sparkassen-Arena in Elsenfeld auf den beim Heimsieg über die SG Bietigheim/Metterzimmern erfolgreich praktizierten Angriffs- und Deckungswechsel. Damit die weiter verletzungsbedingt angeschlagenen Goran Jerkovic und Tomas Sklenak ihre Kraft auf die Offensive konzentrieren konnten, lösten Robert Weiß und Stephan Mellack die beiden Rückraumspieler für Abwehraufgaben ab. Dieses Konzept ging zunächst voll auf. Die Eisenacher hatten alles im Griff. Lediglich beim 4:4 (9.) kamen die Gastgeber auf Augenhöhe. Die Eisenacher Abwehr stoppte mit großer Einsatzbereitschaft und fleißiger Laufarbeit Obernburgs Rückraum-Recken. Nach vorn spann Goran Jerkovic mit viel Übersicht die Fäden. Andrej Kastelic traf von Linksaußen zum 1:3 (5.). Eine Kombination schloss der zur Kreismitte gelaufene Till Riehn zum 4:7 (12.) ab.
Mit schnellem Umschalten von Abwehr auf Angriff heizten die Eisenacher den Hausherren mächtig ein. Freilich, nicht jeder Ball landete beim Adressaten. Nach Regelwidrigkeit an Philipp Emmelmann verwandelte Andrej Kastelic den verhängten Strafwurf zum 6:10 (22.). Beim Stand von 9:11 der Schock für die Eisenacher: Goran Jerkovic griff sich an die lädierte Wade, humpelte auf die Bank. Physiotherapeut Martin Münzberg bandagierte die rechte Wade. Der 19-jährige Robert Weiß kam für Goran Jerkovic. Gemeinsam mit dem jungen Till Riehn und Tomas Sklenak bildete er nun die Rückraumreihe. Benjamin Trautvetter traf vom Kreis zum 9:12 (27.). Die Gastgeber erhöhten die Schlagzahl, bekamen zwei Strafwürfe zugesprochen, erreichten kurz vor der Sirene den Anschlusstreffer. Mit einem knappen 13:12 für Eisenach wurden die Seiten gewechselt. «Der Anschlusstreffer war für den weiteren Spielverlauf ganz wichtig», betonte Thorsten Schmid, der erst 35-jährige Trainer von Tuspo Obernburg. Er ließ während der gesamten 60 Minuten den Ex-Eisenacher Christoph Jauernik auf der Wechselbank.
Die zweite Spielhälfte begann mit dem Obernburger Ausgleichstreffer zum 13:13 (31.) und einem rüden Foul von Obernburgs Johannes Beck an Eisenachs Till Riehn. Nach kurzer Konsultation zückten die Unparteiischen Caris/Foerster gegen den Übeltäter folgerichtig die rote Karte (32.). Phasenweise nun mit Stephan Mellack auf der mittleren Aufbauposition wirbelten die Eisenach gehörig, trafen durch Sklenak, Mellack und Weiß zum 13:16 (34.). Doch Licht und Schatten wechselten sich beim ThSV Eisenach rasch ab.
Die Härtegrade nahmen zu. «Wir standen enorm unter Druck», gestand Tuspo-Coach Thorsten Schmid. «Wir wussten, es erwartet uns ein Kampfspiel. Schließlich ging es nicht um die goldene Ananas», so Eisenachs Trainer Hans-Joachim Ursinus. Die Eisenacher fühlten sich in der Folge von den Spielleitern ungerecht behandelt. Doppeltstrafen, Siebenmeter und Zeitstrafen, erzürnten die Eisenacher Aktiven und ihren lautstarken Anhang. In 3:6 Unterzahl (!!) mussten die Eisenacher erstmals einen 2-Tore-Rückstand hinnehmen (21:19, 44.). Selbst das Kampfgericht war schon auf Zeitstrafen gegen Eisenach «geeicht». Als eine gegen die Gastgeber verhängt wurde, drückten sie, der vorherigen Gewohnheit geschuldet, dennoch für Eisenach ein. Eine längere Unterbrechung, Diskussionen und die Korrektur der Eingabe folgten. Ließen die Eisenacher das Leder schnell durch die eigenen Reihen laufen, brannte es gleich lichterloh vor dem Obernburger Kasten. Ein Schlagwurf von Till Riehn zischte durch die Beine von Tuspo-Keeper Milos Hacko zum 21:21-Ausgleich ins Netz (45.). Eine spannungsreiche dramatische Schlussphase und ein Siebenmeterfestival für Tuspo Obernburg war eingeleitet. Das Verhältnis der verhängten Strafwürfe, 9 für Obernburg gegenüber nur 3 für Eisenach, lag den Wartburgstädtern schwer im Magen. Bei Attacken gegen den durchstartenden Tomas Sklenak blieb die Pfeife stumm. Bis zum 24:24 (Kastelic, 52.) vermochten die Eisenacher dennoch das Gleichgewicht zu halten. Der einst bei der SG Werratal das Gehäuse hütende Milos Hacko steigerte sich im Obernburger Tor. Eisenachs Goran Jerkovic versuchte, stark bandagiert, ein Comeback. Ein nicht geahndeter Schlag auf seine Hand beendete den Versuch. Der Anschlusstreffer von Andrej Kastelic (27:26) ließ die Eisenacher hoffen. Im Gegenzug gab es den 9. Strafwurf für Obernburg und Rot gegen Eisenachs Philipp Emmelmann! Nach soviel Schützenhilfe für die Franken fielen den Eisenachern die Worte. Philipp Reuter versenkte vom Punkt zum 28:26 (57.). Die Eisenacher scheiterten an Tuspo-Schlußmann Milos Hacko, der den wichtigen Doppelpunktgewinn für seine Farben festhielt. Michael Müller klärte mit seinem Treffer zum 29:26 (59.) alles. Die Treffer von Martin Hoffmann und Tomas Sklenak in der Schlussminute änderten nichts an der Vergabe der Punkte.
«Die in sich geschlossenere Mannschaft, die Mannschaft ohne viele Wellentäler hat gewonnen. Für Obernburg sprachen mehr Qualität in der Breite. Der Knackpunkt war die Verletzung von Goran Jerkovic. Mit ihm ging die Übersicht vom Parkett. Unser Angriffsspiel war in der Folge zu leicht ausrechenbar», bilanzierte Eisenachs Coach Hans-Joachim Ursinus.

STATISTIK
TSG MünsterHachko, Wicha (n.e.); Jauernik (n.e.), O. Schulz (1), Milde (2/2), S. Schulz (3/2), Meisinger (1), Eisenkätzer, Beck (2), Schüßler (1), P. Müller (8), Alonso (1), M. Müller (4), Reuter (6/4)

ThSV Eisenach: Meinl, Nositschka (bei drei Strafwürfen); Hoffmann (4), Sklenak (2), Wöhler (n.e.), Weiß (1), Riehn (4), Luther (n.e.), Emmelmann, Trautvetter (3), Mellack (1), Vesely (1), Kastelic (8/3), Jerkovic (4)

Zeitstrafen: Obernburg 3 x 2 Min./Rot gegen Beck nach grobem Foulspiel an Riehn, 32.; Eisenach 7 x 2 Min./Rot gegen Emmelmann wegen Foulspiels, 57.

Siebenmeter: Obernburg 9/8; Eisenach 3/3

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