Rot, Blau und Tränen

ThSV-C-Jugend verpasst nach großem Fight Einzug in die Finalrunde der Mitteldeutschen Meisterschaft / Turbulenzen gegen die NSG EHV/NH Aue
Wer seinen 15-jährigen Gegenspieler ständig provoziert, zumal der Spielgestalter und Goalgetter in einer Person ist, ihn zur Weißglut bringt, dieser dann drei Zeitstrafen durch schwache Schiedsrichter kassiert und damit vorzeitig vom Parkett muss, das nennen manche clever, andere unsportlich. Keine zwei Meinungen gibt es, wenn ein direkter Freiwurf im Gesicht eines um zwei Köpfe kleineren Gegenspielers landet. Beides im entscheidenden Aufeinantreffen um den Einzug in das Finale der Mitteldeutschen Meisterschaft der männlichen Jugend C zwischen der NSG EHV/Nickelhütte Aue und dem ThSV Eisenach. Keno Jacobs, Spielgestalter und mit 10 Treffern bis zur 34. Spielminute auch erfolgreichster Werfer der Eisenacher, musste nach einer heftig umstrittenen 3. Zeitstrafe vorzeitig vom Parkett. Thüringer Schiedsrichter (Hausdörfer/Löwe) verschafften den Erzgebirglern den entscheidenden Vorteil! Die Youngster der Nachwuchsspielgemeinschaft Erzgebirgischer Handballverein/ Nickelhütte Aue nutzten das, um auf 28:22 (42.) davonzuziehen. Die ThSV-Talente bäumten sich – gestützt auf einen sich steigernden Aron Büchner im Tor – noch einmal auf, kamen bis auf 3 Treffer heran (28:25, 45.), suchten ohne ihren Rückraum-Shooter das Anspiel zum Kreis und wurden ausgekontert. Beim 31:25 hatten die Gäste aus dem Erzgebirge das Finalticket sicher. Freiwurf für die NSG Aue in der letzten Spielminute. Quendrim Graefe hämmerte das Leder dem über einen Kopf kleineren Karl-Marius Schnell direkt ins Gesicht. Für die Eisenacher war das Maß voll. Trainer Dirk Schnell stürmte auf das Parkett, war kaum einzufangen. Die Eisenacher Spieler griffen sich den Sünder oder verstanden die Handball-Welt nicht mehr. Selbst dem 72-jährigen ThSV-Betreuer Peter Weiß platzte der berühmte Knoten. Heiße Wortduelle, auch mit der Bank der NSG Aue. Rot für Dirk Schnell und Peter Weiß, Rot für Quendrim Graefe. Die Spielleiter wollten dann noch eine Bemerkung von Dirk Schnell in Richtung der Gästebank gehört haben und zückten als „Zugabe“ Blau, was einen zusätzlichen Bericht und eine Sperre  zur Folge hat.

Knackpunkt war die rote Karte. Mit anderen Schiedsrichter-Entscheidungen hätten wahrscheinlich wir gejubelt. Kompliment an alle eingesetzten Spieler, die trotz der Widrigkeiten bis zum Umfallen gekämpft haben, konstatierte Detlef Henkel der langjährige Kapitän der Eisenacher Erstliga-Handballer.

Die 13- bis 15-jährigen ThSV-Talente kauerten versteinert auf dem Parkett, vergruben ihre Tränen hinter über den Kopf gezogenen Trikots, Marius Schnell wurde noch eine Stunde nach dem Abpfiff medizinisch versorgt. Denkwürdige 50 Handball-Minuten, die den Eisenacher Talenten wohl noch lange in unangenehmer Erinnerung bleiben werden!

Foto 2: Trösten nach dem Abpfiff.

SC Magdeburg im Schongang
Die erste Partie des Tages, zwischen dem ThSV Eisenach und dem SC Magdeburg, wurde ein völlig ungleiches Duell. „Mit ihrer 1:5-Deckung stellten die Elbestädter uns vor ganz schwere Aufgaben“, gestand ThSV-Coach Dirk Schnell. Die Magdeburger wucherten mit ihren körperlichen Vorteilen, mit Dynamik und Power. Beim 2:9 (8.) deutete sich ein Kantersieg des SC Magdeburg an. Um die Kräfte im zahlenmäßig kleinen Kader für das wichtige zweite Spiel gegen die NSG Aue zu schonen, pausierten Stammkräfte frühzeitig. Alle Spieler des Kaders erhielten Einsatzzeiten, sammelten Erfahrungen gegen ein deutsches Top-Team“, erklärte Dirk Schnell. Über ein 7:24 zur Halbzeit wurde es letztendlich eine 30-Tore-Niederlage (13:43). „Zwei Spiele über die volle Distanz auf hohem Niveau können wir mit unserem kleinen Kader nicht abliefern“, begründeten Dirk Schnell und Detlef Henkel die Focusierung auf die zweite Partie.

Elbestädter mit hauchdünnem Sieg über die Erzgebirgler
Der SC Magdeburg, nach dem Kantersieg über den ThSV Eisenach das Ticket für das Finale sicher, hatte unerwartete Mühe gegen die NSG EHV/NH Aue. Nach einer raschen 5:2-Führung (6.) wurde es nicht die erwartet klare Sache. Im Gegenteil! In einer Partie mit zwei starken Schlussleuten (Jonas Wucherpfennig, SCM  und Pascal Bochmann, Aue) konnte keine Team sich entscheidend absetzten. Eine 10:7-Führung des SCM (21.)  egalisierte Aue mit einem treffsicheren Yves Voigtländer (9 Tore) zum 12:12 (29., schnupperte beim 13:15 (34.) an einer dicken Überraschung, sah sich in der 59. Minute beim 22:22 kurz vor einem Remis. Ein Soli von Felix Krömke sorgte für das glückliche Ende der Elbestädter, die mit einem breit und qualitativ gut besetzten Kader an diesem Tag in Eisenach letztendlich ihrer Favoritenrolle vollauf gerecht wurden.

Bis zur roten Karte auf gutem Weg in die Finalrunde
Mit hohem Tempo, spielerischem Esprit und großem Siegeswillen startete der ThSV Eisenach in die Partie gegen die NSG Aue. „Mit hoher Laufbereitschaft und unserer 4:2-DEckun g stellten wir Aue vor große Probleme“, konstatierte Dirk Schnell. „Mit unserem variablen Angriffsspiel manövrierten wir die 3:2:1-Deckung der Erzgebirgler aus“, fügte der Ex-Nationalspieler an. Gegen Rückraumspieler Keno Jacobs fand Aue kein Mittel. Mit seinem 5. Treffer brachte er seine Farben mit 9:4 in Führung (11.). Er zog zwei Gegenspieler auf sich, legte auch zum Mitspieler ab. Eine Fackel von Lars Erkik Uthe zischte zum 11:5 in die Maschen. Keno Jacobs ließ das 12:6 folgen (15.). Wir leisteten uns danach einige technische Fehler, standen zudem vielfach in Unterzahl auf dem Parkett, wodurch es uns nicht gelang, die Führung zu behaupten“, vermerkte Dirk Schnell. In Überzahl glich Aue zum 14:14 aus (22.) und ging beim 14:15 (23.) sogar in Führung. Die Antwort der Gastgeber folgte mit ganz viel Willenskraft zum 16:6 zur Halbzeitpause und zwei Keno-Jacobs-Bällen zur Eisenacher 19:17-Führung (28.). Beim 21:21 (34.) folgte die spielentscheidende Szene, mit der 3. Zeitstrafe und dem vorzeitigen Aus für Eisenachs Keno Jacobs. „Wir mussten in Angriff und Abwehr umstellen. Ein Bruch in unserem Spiel war offensichtlich. Aue nutzte das“, kommentierte Dirk Schnell mit saurer Mine.

Der knappe Spielausgang zwischen Magdeburg und Aue wertet  unsere Leistung gegen das Team aus dem Erzgebirge auf. Wir haben uns im vergangenen Jahr gut entwickelt, haben die Finalrunde der Mitteldeutschen Meisterschaft nur knapp verfehlt, schloss Dirk Schnell sein Resümee.

SV Behringen/Sonneborn trat in Leipzig nicht an – Gruppe 2 fiel aus
In der Vorrundengruppe 2 sollten in Leipzig eigentlich der SC DHfK Leipzig, der BSV Magdeburg und der SV Town & Country Behringen/Sonneborn aufeinandertreffen. Ferienbedingt stand dem SV Behringen/Sonneborn keine spielfähige Mannschaft zur Verfügung. Er reiste nicht nach Leipzig. Der SC DHfK Leipzig und der BSV Magdeburg zogen ohne einen Ball zu werfen in die Finalrunde der Mitteldeutschen Meisterschaft ein.

Die Resultate der Vorrundengruppe 1:
ThSV Eisenach – SC Magdeburg 13: 43 (7:24)
SC Magdeburg – NSG EHV/NH Aue 23:22 (12:9)
NSG EHV/NH Aue – ThSV Eisenach 31:25 (16:16)

So traten die drei Teams in der Eisenacher Werner-Aßmann-Halle an:
ThSV Eisenach: Büchner, Trapp: W. Schneider (4), Schnell (1/1), Bourtal (2), Uthe (5), Jacobs (14), Jegminat (2), Förster (5), Reum (4), Hamacher, Kaufmann (1), Ruppert
SC Magdeburg: Jonas Wucherpfennig, Halloul; Eißing (7), Pfeil, Haakt (12), Most (2), Evers (3), Krömke (9), Becjerer (6), Ruddat (2), Behrent, Schwarzlose (5), Jannek Wucherpfennig (6), Haeske (14/6)
NSG EHV/NH Aue: Bochmann, Dudin; Beck (2), Dutschke (3), Mehlhorn (8), Simon (5), Voigtländer (15/1), Thiele (9), Graefe (3), Eszenyi (2), Günther (6)

Titelfoto: Das ließ selbst einen Ex-Nationalspieler ausrasten: Rot für Eisenachs Coach Dirk Schnell.

Foto 3: Tränen unter dem Trikot verbergen.