Schon fast unheimlich: ThSV Eisenach setzt Siegeszug fort

Wartburgstädter feiern vor nahezu 2500 Zuschauern 34:29 (18:13) -Erfolg über den HSV Hamburg • Deckungsumstellung erwies sich als Volltreffer

Unbeschreiblicher Jubel am Samstagabend in der Werner-Aßmann-Halle! Nahezu 2.500 Zuschauer hielt es schon lange vor dem Abpfiff nicht mehr auf den Sitzen. Der ThSV Eisenach bezwang den Handballsportverein (HSV) Hamburg mit 34:29 (18:13). Der vierte Sieg zum Ende der vierwöchigen Festspielwochen, nach 9 Spieltagen 13:5 Punkte, der Aufsteiger von der Wartburg übernahm sogar für einen Tag die Tabellenführung in der 2. Handballbundesliga der Männer.

Vier Siege binnen vier Wochen gegen Topteams der Liga, wir bereiteten uns und unseren treuen Zuschauern viel Freude, strahlte Eisenachs Trainerikone Sead Hasanefendic. Harte Arbeit bildete hierfür die Grundlage, zollte Manager Rene Witte dem Team einschließlich des Teams um das Team ein dickes Lob.

In dieses schloss er die vielen ehrenamtlichen Helfer, die in den vergangenen vier Wochen Schwerstarbeit verrichteten, ausdrücklich mit ein. Ein positiv beschiedener Heiratsantrag via Hallenmikrofon sorgte gleich für beste Stimmung. Riesenbeifall für Karl-Heinz Rost, dem Vize-Weltmeister und Torschützenkönig der WM 1970, bei den DDR-Sportoberen in Ungnade gefallen und dann bei der BSG Motor Eisenach am Ball. Ebenso mit viel Beifall begrüßt, Klaus Neumann, Ehrenvorsitzender des FC Rot-Weiß Erfurt, der in das ganz besondere Flair des Thüringer Handballtempels eintauchte.

Eisenachs Trainerikone hatte das richtige Näschen

Wir werden das Team sein, das mit größter Freude, höchster Konzentration und dem innigsten Wunsch des Gewinnens vor den eigenen Fans auflaufen wird. Das wird unser Vorteil gegenüber dem Kontrahenten aus dem Norden sein, hatte Eisenachs Trainer Sead Hasanefensdic im Vorfeld erklärt. Er sollte recht behalten. Wir waren körperlich anwesend, aber nicht mental, Das reicht in Eisenach nicht!, fasste Torsten Jansen, der Coach des HSV Hamburg, den Auftritt seines Teams treffend zusammen.

Die Vorteile lagen deutlich beim ThSV Eisenach. Das Torwartduell entschied Blaz Voncina für sich, der doppelt so viele Bälle wie seine Hamburger Kollegen Aron Edvardsson und Mark van den Beucken parierte. Das Angriffsspiel der Eisenacher, mit hohem Tempo und ständigen Positionswechseln, ließ die Gäste verdutzt hinterdrein schauen. Da tauchte doch selbst Rückraumspieler Andrej Obranovic am Kreis auf. Die Außen Willy Weyhrauch, Ante Tokic, Ivan Snajder und Adrian Wöhler netzten zusammen 17 Bälle ein, wofür sie gerade einmal 18 Versuche benötigten. Sead Hasanefendic nutzte seine gut besetzte Bank, brachte alle seine 14 Feldspieler und zwei Torhüter zum Einsatz.

Deckungsumstellung erwies sich als Volltreffer

Unsere intensive Vorbereitung auf den großen HSV Hamburg wurde belohnt, strahlte Yoav Lumbroso.

Der 1,72-Meter-Mann auf der Spielgestalterposition und seine Mitspieler fuhren mit den 2-Meter-Hünen auf der Gegenseite regelrecht Karussell.

Es hat sich ausgezahlt, dass wir zwei Deckungssysteme beherrschen, betonte ThSV-Kreisspieler Justin Mürköster, selbst mehrfach gut in Szene gesetzt. Anfangs lief es nicht so gut, doch als wir von einer 5:1- auf eine 6:0-Deckung umstellten, übernahmen wir nach und nach die Kontrolle, analysierte Yoav Lumbroso.

Nach dem 3:6 (12.) rief Sead Hasanefendic seine Schützlinge zusammen, nahm die entscheidenden taktischen und personellen Änderungen vor.

Eigentlich hätte uns die Umstellung auf ein 6:0-Deckungssystem ins Kalkül passen müssen, doch es gelang uns nicht, Tempohandball aufzuziehen, räumte Torsten Jansen ein.

Eisenachs leidenschaftliche Abwehr, mit Duje Miljak und Marko Racic im Innenblock, stoppte immer wieder das Angriffsspiel der Hanseaten, so sehr sich deren Regisseur Leif Tissier auch mühte. Die Schiedsrichterinnen Katharina Heinz und Sonja Lenhardt, die ihre Prüfung im Eisenacher Hexenkessel bestanden, verteilten 18 Strafminuten an die Eisenacher, nur 4 an Hamburg.

Nutzen konnten wir die Überzahlphasen freilich nicht, räumte Torsten Jansen ein.

Er hatte zudem in seiner Abwehr viele Schwächen ausgemacht. Als ThSV-Keeper Blaz Voncina gegen den von Linksaußen frei zum Wurf kommenden Tobias Schimmelbauer parierte (18.), setzte der ThSV Eisenach die Segel auf Sturm. Das HSV-Schiff schien leck geschlagen. Schnelles Umschaltspiel, zu schnell und zu fintenreich für die Gäste, war angesagt. Willy Weyhrauch besorgte mit seinem 4. Treffer zum 9:8 die erstmalige Führung für seine Farben (18.). Den Gästen gelang nicht ein einziges Mal noch der Ausgleich. Im Gegenteil! Yoav Lumbroso und Willy Weyhrauch fanden sich beim 16:12 (28.) zum Duett. Ivan Snajder besorgte den 18:13-Pausenstnd.

Justin Mürköster trifft in doppelter Unterzahl

Die Abwehr der Hansestädter bekam auch im zweiten Abschnitt keinen Zugriff, konstatierte Adrian Wöhler.

Zu schnell, zu kreativ das Angriffsspiel der Eisenacher, wobei der zur Pause eingewechselte Ante Tokic seine Qualitäten nachdrücklich demonstrierte. Was für ein Luxusproblem, wenn man mit Willy Weyhrauch und Ante Tokic zwei Top-Rechtaußen im Kader hat?! Ivan Snajder hob das Leder von Linksaußen zum 21:16 ins Netz (36.).

Uns gelangen immer wieder schnelle Tore, die Fans trieben uns zur Höchstleistung an, bilanzierte Justin Mürköster.

Die Eisenacher schienen übermütig zu werden, fabrizierten einige Fehler im Vorwärtsgang. Der Mann auf der Kommandobrücke griff ein, Sead Hasanefendic zückte die grüne Karte, fand die richtigen Worte und wechselte Jonas Ulshöfer ein. Der Hesse bei den Thüringern besorgte sogleich den Treffer zum 22:17 (40.). Das ThSV-Schiff war wieder vollends auf Kurs. So sehr die etwa 70 mitgereisten HSV-Fans ihre Mannschaft anfeuerten, ihr Team auf dem Parkett hatte nicht den Hauch einer Chance, um die Partie vielleicht noch einmal spannend zu machen. Im Gegenteil! Die Eisenacher verzückten wie im Rausch ihre blau-weiße Anhängerschaft. Justin Mürköster traf in doppelter Unterzahl zum 28:23 (50.)! Ante Tokic, Alexander Saul, Yoav Lumbroso und Adrian Wöhler gaben mit ihren Treffern zum 33:26 (55.) das Signal für minutenlange stehende Ovationen. Na klar, danach intonierte der Thüringer Handballtempel Thüringens Nationalhymne, das Rennsteiglied.

Statistik
ThSV Eisenach: Voncina (1.- 57./ 12 Paraden – 26 Gegentore) Karic (57.-60./ 1 Parade – 3 Gegentore); Kikanovic (1), Wöhler (1), Potisk (1), Ulshöfer (1), Miljak, Tokic (6/1), Richardt, Mürkoster (3), Obranovic (3), Lumbroso (4), Snajder (5), Racic (1), Weyhrauch (5), Saul (3)
HSV Hamburg: Edvardsson (1.-36., 53.-60./ 3 Paraden – 24 Gegentore), van den Beucken (36.-53, / 3 Paraden – 10 Gegentore); Schimmelbauer (1), Fick, Lackovic, Tissier (5), Weller (7/5), Ossenkopp (2), Axmann (5), Gertges, Bauer (1), Forstbauer, Bergemann (3), Kleineidam, Schöngarth (5), Vogt
Zeitstrafen: ThSV Eisenach: 18 Min. (Miljak u. Obranovic je 4 Min., Richardt, Mürköster, Snajder, Racic, Saul je 2 Min.) / HSV Hamburg: 4 Min. (Schimmelbauer u. Schöngarth je 2 Min.)
Siebenmeter: ThSV Eisenach: 1/2 (Tokic verwandelt gegen Edvardsson, Saul scheitert an Edvardsson) / HSV Hamburg: 5/5 (Weller verwandelt 4 x gegen Voncina und 1 x gegen Kadic)
Schiedsrichter: Katharina Heinz/ Sonja Lenhardt
Zuschauer: 2.492
Spielfilm: 3:6 (12.), 8:8 (19.), 13:10 (25.), 18:13 (30.), 22:16 (37.), 25:21 (46.), 29:24 (51.), 34:29 (60.)

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