Selbstbewusster ThSV Eisenach weiter auf Erfolgskurs

Wartburgstädter meistern Schwächephase und bejubeln im Spitzenspiel 26:24 (12:8)-Erfolg über die HSG Nordhorn-Lingen

Die Entwicklung unserer Mannschaft unter Trainer Misha Kaufmann ist atemberauend, brachte es Linkshänder Alexander Saul auf den Punkt.

Vor Wochen undenkbar, der ThSV Eisenach im Spitzenspiel des 34. Spieltages! Als Tabellen-Vierter empfingen die Wartburgstädter den Tabellen-Dritten HSG Nordhorn-Lingen – und setzten ihren Siegeszug mit einem 26:24 (12:8) – Erfolg fort.

Fantastisch, die Entwicklung der Eisenacher Mannschaft, was für ein Selbstvertrauen, welcher Glaube an sich selbst. Sie glauben an ihr System und setzten das mit sehr viel Disziplin um, befand auch Daniel Kubes, der Coach der HSG Nordhorn-Lingen.

Emotionaler Auftakt zu stimmungsvollem Handballabend
Der ThSV Eisenach hatte einen überaus stimmungsvollen Handballabend inszeniert. Der kleine Luka erhielt zu seinem Geburtstag auf dem Parkett von seinem Idol Willy Weyhrauch ein handsigniertes Trikot. Die D-Jugend des Vereins um das Trainerduo Ralf Messer und Severina Fritz wurde als Thüringer Landesmeister mit Medaillen und dem Siegerpokal geehrt. Zehn Athleten der Diako Thüringen wurden zu den Nationalen Sommerspielen von Special Olympics in Berlin verabschiedet, erhielten kleine Präsente von ThSV-Präsident Shpetim Alaj und Manager Rene Witte überreicht. Ein sicher unvergessliches Erlebnis für die Special-Olympics-Sportler, die die Eisenacher Handballmannschaft im Anschluss lautstark anfeuerten.

ThSV Eisenach: Nur 8 Gegentore im ersten Abschnitt

Eine tolle Willensleistung der gesamten Mannschaft, jeder hatte seinen Anteil, stellte Kapitän Peter Walz heraus.

Der Polizeikommissar aus dem Saarland war selbst erneut in Angriff und Abwehr eine der Säulen der Wartburgstädter.

Den Grundstein haben wir erneut in der Abwehr gelegt, konstatierte Eisenachs Coach Misha Kaufmann.

Da meinte er insbesondere die erste Halbzeit, als sein Team nur 8 Gegentore zuließ. Deckung und Torwart Johannes Jepsen (parierte bis zur Pause 7 Bälle) riegelten gemeinsam ab. Nur die Würfe von Markus Stegefelt (insgesamt 8 Treffer aus 8 Versuchen) zappelten im Eisenacher Netz. Die 16 Gegentore im zweiten Abschnitt schmeckten dem Schweizer auf der Eisenacher Trainerbank allerdings nicht. Dass der ThSV Eisenach auf eine 5:1-Abwehr setzt, ist inzwischen bekannt, doch die Konkurrenz hat kaum praktikable Lösungen zur Hand.

Wir verfeinern und perfektionieren mit intensiver Arbeit unser Abwehrsystem. Jeder weiß, was er zu tun hat. Alle sind überzeugt von diesem Konzept. Mit dem Erfolg steigt unser Selbstvertrauen, erklärt Alexander Saul.

Beim 17:17 stand die Partie auf des Messers Schneide
Der Glaube an das eigene System und die eigene Leistung ließ den ThSV Eisenach auch eine Schwächephase im zweiten Abschnitt meistern, als die Gäste zum 15:15-Ausgleich kamen (43.), beim 17:17 (46.) die Partie auf des Messers Schneide stand.

In dieser Phase gefiel mir unsere Körpersprache überhaupt nicht. Man hat gesehen, wir haben eine sehr junge Mannschaft, die routinierten Gäste haben uns da ein bisschen den Zahn gezogen, uns vor Probleme gestellt. Im Angriff haben wir zu viel nachgedacht, letztendlich aber nicht den Kopf verloren, konstatierte Misha Kaufmann.

Seine Schützlinge scheiterten nach der Pause vielfach an Björn Buhrmester im Gästekasten.

Eigentlich lag das Momentum bei uns. Mit der grandiosen Unterstützung von den Rängen entschieden die Eisenacher die Partie, rekapitulierte Georg Pöhle, der Regisseur des Teams aus der Grafschaft. Wir fanden nach dem 17:17 zu unserem System zurück. Im Angriffsspiel agierten wir wieder mutiger, spielten nicht mehr parallel, sondern wieder Richtung Tor, begründete Eisenachs Rückraumspieler Jonas Ulshöfer, zu Spezialaufgaben eingewechselt, die Spielentscheidung.

Fynn Hangstein, Martin Potisk und Alexander Saul waren die Initiatoren aus dem Eisenacher Rückraum. Martin Potisk zerrte an den Ketten, suchte den direkten Weg zum Tor, schuf dadurch auch die Lücken für seine Nebenleute. Dem ins ThSV-Gehäuse eingewechselten Fran Lucin gelangen wichtige Paraden. Die ohrenbetäubende Kulisse im Thüringer Handballtempel blieb nicht ohne Einfluss. Die Spieler des Zwei-Städte-Teams patzten. Die Hausherren netzten durch Martin Potisk (2) und Alexander Saul zum 20:17 ein (51.). Ivan Snajder, am Vortag seinen 25. Geburtstag feiernd, stibitzte sich kurz nach einer Auszeit von HSG-Coach Daniel Kubes das Leder und zirkelte dieses zum 21:17 in den verwaisten Gästekasten (51.). Die Eisenacher hatten das Signal zum 20. Saisonsieg auf Grün gestellt. Fynn Hangstein, mit einer 100-Prozent-Quote vom Siebenmeter-Strich, verwandelte einen an Martin Potisk verwirkten Strafwurf zum 24:19 (56.). Mit 9 Treffern war Fynn Hangstein erneut bester Werfer seines Teams, er überzeugte zugleich einmal mehr als Spitze der 5:1-Abwehr. Nach dem Treffer von Alexander Saul zum 26:22 (59.) brachen auf den Rängen alle Dämme. Längst feierte die blau-weiße Anhängerschaft ihre Mannschaft mit stehenden Ovationen.

ThSV Eisenach mit frühzeitiger Weichenstellung
Die Eisenacher starteten in ihrer Stammformation, mit Ivan Snajder auf Links- und Ante Tokic auf Rechtsaußen, Fynn Hangstein, Jannis Schneibel und Alexander Saul im Rückraum, Peter Walz am Kreis und Johannes Jepsen im Tor. Daniel Dicker löste Alexander Saul für Abwehraufgaben ab, überzeugte als Chef im Deckungsinnenblock. Fynn Hangstein operierte als Spitze der 5:1-Abwehr. Die Gäste, immerhin heißer Aufstiegsanwärter, starteten respektvoll, verhalten, ihnen unterliefe gleich etliche technische Fehler. Peter Walz bediente nach einem Ballgewinn Fynn Hangstein, der mühelos zum 4:2c ins leere Gästetor verwandelte (7.). Jannis Schneibel traf per Gegenstoß zum 5:2 (8.). Nach Regelwidrigkeit an Jannis Schneibel versenkte Fynn Hangstein vom Strich zum 6:2 (10.). Die erste Weichenstellung. Der Gäste-Rückraum mit Markus Stegefelt, Georg Pöhle und Patrick Miedema kam ganz schwer in Fahrt, wurde von der Defensive der Hausherren an die kurze Leine gelegt.

Wir waren einfach zu schwach im Angriff, agierten nervös, befand denn auch Daniel Kubes.

Lediglich die scharfen Distanzwürfe von Markus Stegefelt beunruhigten die Gastgeber. ThSV-Keeper Johannes Jepsen kaufte dem freien Julian Possehl das Leder ab, wurde mit Beifall überschüttet (21.). Eisenachs Angriffsspiel lief hochtourig. Ivan Snajder vollendete per Heber zum 10:5 (22.). Mit dem 7 gegen 6 versuchten die Gäste den ThSV Eisenach in Schwierigkeiten zu bringen. Jetzt unterliefen den Thüringern technische Fehler. Misha Kaufmann rief beim 10:7 (27.) zur Auszeit. Während dem Zwei-Städte-Team danach ein technischer Fehler unterlief, trafen Alexander Saul, bis dahin mit seinen Würfen erfolglos, zum 11:8 (28.) und Fynn Hangstein zum 12:7 (29.).

ThSV Eisenach wackelte, fand aber zu seiner Linie zurück
Die Gäste kamen mit neuem Elan aus den Kabinen. Ihr Keeper Björn Buhrmester motivierte mit Glanzparaden seine Vorderleute. Jannis Schneibel, Ante Tokic und auch Fynn Hangstein scheiterten frei am Keeper (34./35.). Mit Spielzügen zur Kreismitte, zum wuchtigen Dominik Kalafut, kamen die Gäste zum Torerfolg. Die Wartburgstädter antworteten mit Power, das Team aus der Grafschaft wusste sich nur auf Kosten von Siebenmeter-Pfiffen zu helfen. Fynn Hangstein verwandelte, so auch zum 15:12 (38.). Danach kamen die Gäste ins Rollen, mit mehr Biss in der Abwehr sowie Entschlossenheit im Angriff. Die Gastgeber wackelten. Sander Visser, der gerade seinen Vertrag verlängert hat, markierte von Rechtsaußen den 15:15-Ausgleich (43.).

In dieser Phase lief es richtig gut, so HSG-Trainer Daniel Kubes.

In Führung zu gehen, vermochten seine Schützlinge freilich nicht. Der Torwartwechsel beim ThSV Eisenach, Fran Lucin kam für Johannes Jepsen, der nach dem Seitenwechsel keinen Ball zu greifen bekam, zahlte sich aus (43.). Blitzschnell schloss der 21-jährige Kroate die Füße (45.). Nach dem 17:17 (Stegefelt, 47.) übernahmen die Eisenacher mit ganz viel Willenskraft, förmlich getragen von ihrer Anhängerschaft, wieder das Sagen. Martin Potisk explodierte, hatte aber auch den Blick für seine Nebenleute. Beim 21:17 (51.) waren die Hoffnungen der Gäste wieder deutlich minimiert. Jonas Ulshöfer setzte Peter Walz in Szene, der zum 22:18 einnetzte (53.). Kurz darauf war Fran Lucin wieder zur Stelle. Martin Potisk und Willy Weyhrauch fanden sich zum 23:18 (54.). Aus dem 17:17-Gleichstand (46.) war eine 5-Tore-Führung geworden.

Statistik
ThSV Eisenach: Jepsen (7 Paraden), Lucin (ab 43./ 3 Paraden), Wöhler, Potisk (3), Hangstein 9/6), Ulshöfer, Walz (3), Tokic (1), Sousa, Dicker, Donker, Schneibel (2), Snajder (3), Weyhrauch (1), Saul (4)
HSG Nordhorn-Lingen: Buhrmester (11 Paraden), Ravensbergen (bei 2 Siebenmeter/ 0 Paraden); Weber, Mickal (1), Miedema (1), Stegefelt (8/3), Fontaine, Terwolbeck, de Boer (1), Visser (1), Seidel (4), Possehl (2), Pöhle (3), Kalfut (3)
Siebenmeter: ThSV Eisenach 6/6 (Hangstein verwandelt 4 x gegen Buhrmeister u. 2 x gegen Ravensbergen – HSG Nordhorn-Lingen: 3/3 (Stegefelt verwandelt 2 x gegen Jepsen u. 1 x gegen Lucin)
Zeitstrafen: ThSV Eisenach 3 x 2 Min. (Snajder 2 x 2 Min., Dicker 2 Min.) – HSG Nordhorn-Lingen: 6 x 2 Min. (Kalafut 3 x 2 Min. u. Rot 51., de Boer, Possehl u. Pöhle je 2 Min.)
Schiedsrichter: Dinges/Schmack
Zuschauer: 1.231
Beste Spieler: ThSV Eisenach: Walz, Dicker, Snajder, Hangstein – HSG Nordhorn-Lingen: Buhrmeister, Stegefelt

Th. Levknecht

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