Sind alle Spieler an Deck, sieht sich der ThSV Eisenach
in Sachen Klassenerhalt nicht chancenlos

In der DKB Handball-Bundesliga sind elf Spieltage absolviert. Der von zahlreichen Langzeitverletzungen (Girts Lilienfelds, Nicolai Hansen, Branimir Koloper) gebeutelte Aufsteiger ThSV Eisenach belegt mit drei Pluszählern den vorletzten Tabellenplatz. Am Mittwoch, 06.11.2013 empfangen die Wartburgstädter um 19.00 Uhr in der heimischen Werner-Aßmann-Halle mit HBW Balingen-Weilstetten ein Team aus der unteren Tabellenhälfte.

Wir sprachen mit Adalsteinn Eyjolfsson, dem Coach des ThSV Eisenach, zur aktuellen Lage:

Wie halten Sie Ihre Mannschaft im Kampf um den Klassenerhalt bei Laune?
Adalsteinn Eyjolfsson:
Wir konzentrieren uns auf einzelne Phasen des Spiels, analysieren und streben nach Verbesserung. Daran arbeiten wir im Training. Eine schwierige Sache, manchmal verstecken wir uns. Wir wissen, wir müssen uns weiter steigern. Ich bin sicher, arbeiten wir konzentriert und intensiv weiter, werden wir punkten – und dann ist es natürlich einfacher, das Team bei Laune zu halten.

Was stimmt Sie so zuversichtlich, dass der ThSV Eisenach am Ende der Saison auf einem Nichtabstiegsplatz steht?
Adalsteinn Eyjolfsson:
Als Aufsteiger in die stärkste Liga der Welt steht der ThSV Eisenach mit dem kleinsten Etat der Liga vor einer ganz gewaltigen Aufgabe. Unser Ziel ist es, und da werden wir alles daran setzen, den Klassenerhalt zu schaffen. Das Potential dafür hat der Kader. Doch wir haben mit einer Vielzahl von Verletzungen von Stammkräften zu kämpfen, die Neuzugänge müssen sich erst eingewöhnen. Wir können nicht auf das eingespielte Team der Vorsaison, auf bewährte Strukturen zurückgreifen. Mit der Rückkehr unserer Langzeitverletzten erkenne ich Licht am Ende des Tunnels. Dann haben wir, zumal die unmittelbaren Mitkonkurrenten noch in Eisenach antreten müssen, eine Chance. Wir haben die Möglichkeit, wie die anderen Teams aus der unteren Hälfte, den Ligaverbleib zu schaffen.

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Da ist ein Heimsieg gegen HBW Balingen-Weilstetten Pflicht?
Adalsteinn Eyjolfsson:
Das behaupten Sie. HBW Balingen-Weilstetten spielt seit sieben Jahren in der 1. Liga. Das nicht ohne Grund! Das derzeitige Aufgebot ist das stärkste der letzten Jahre. Ein Sieg für uns ist nicht Pflicht, aber möglich. Wir werden natürlich alles daran setzen. Vieles wird auch von unserer Personalsituation abhängen. Pflichtsieg oder Überraschungssieg, das lasse ich mir noch nicht durch den Kopf gehen. Natürlich wollen wir gewinnen.

Wird die zurzeit vorhandene Personaldecke reichen, um die 1. Bundesliga überhaupt zu meistern?
Adalsteinn Eyjolfsson:
Wir haben inzwischen 16 Spieler im Kader. Aufgrund längerfristiger Verletzungen haben wir die Außen Bjarki Elisson und Faruk Vrazalic sowie den abwehrstarken Kreisläufer Peter Pucelj nachverpflichtet. Wir hoffen auf die Rückkehr unseres Stammpersonals insbesondere für den Deckungsinnenblock mit Nicolai Hansen und Branimir Koloper. Wir hoffen ebenso auf die Rückkehr einer ganz wichtigen Offensivkraft mit Girts Lilienfelds. Sind alle an Deck, bin ich zuversichtlich, dass die Mannschaft den Ligaverbleib schaffen kann.

Was fasziniert Sie trotz des derzeitigen Tabellenstandes an der Arbeit in Eisenach, nachdem Sie vor über drei Jahren zum ThSV kamen?
Adalsteinn Eyjolfsson:
Es fasziniert und imponiert, wie die Fans zuhause und auswärts zur Mannschaft stehen. Da wird nach Niederlagen in Berlin oder Gummersbach applaudiert. Das berührt die Seele der Spieler! Wie auch in anderen Vereinen gibt es Kritiker, die schnell vergessen, was in den letzten 3 ½ Jahren aufgebaut wurde. Manches kam vielleicht zu schnell, für die Mannschaft und den Verein. Mancher im Umfeld vergisst die rasante Entwicklung, vergisst, wo der ThSV Eisenach vor drei bis vier Jahren stand. Es wird vergessen, dass wir in der stärksten Liga der Welt mit dem kleinsten Etat aller Mitbewerber spielen. Es gibt also Licht und Schattenseiten im Umfeld. Die realistischen Fans sind allerdings klar in der Überzahl.

Die größte Pleite haben Sie zu Saisonbeginn mit dem Pokalaus bei Drittliga-Neuling SG Wallau miterlebt. Hat diese bittere Niederlage noch Nachwirkungen?
Adalsteinn Eyjolfsson:
Das Ausscheiden in der 1. Pokalrunde war natürlich nicht eingeplant. Wir mussten verletzungsbedingt mit einem Rumpfaufgebot in Hessen antreten. Doch ich will den Blick nicht zurück sondern nach vorn richten. Der Pokal ist abgehakt. Wir konzentrieren uns auf die Liga, die Herkulesaufgabe Klassenerhalt. Hier fällt es uns natürlich ganz schwer, die Ausfälle von fünf bis sechs Verletzten, wie zuletzt, zu kompensieren. Wir können nicht eine qualitativ und quantitativ breite Spielerdecke wie Clubs mir drei oder vier Millionen Euro Etat vorweisen.

Wenn Eisenach als Aufsteiger wieder absteigen muss, werden Sie diesen bitteren Weg mitgehen?
Adalsteinn Eyjolfsson:
Mein Vertrag beim ThSV Eisenach läuft zum Saisonende aus. Über das Danach habe ich mit den Verantwortlichen noch nicht gesprochen. Ich bekenne, der ThSV Eisenach hat eine große Avance, genießt meine Sympathie. Ich habe eine sehr gute Zeit verlebt. Sollten wir die Liga nicht halten können, hätte ich nichts dagegen, bei einem positiven Neuanfang mitzuwirken. Doch daran denke ich jetzt nicht. Wir arbeiten alle mit Vehemenz daran, die 1.Liga für den Traditionsverein ThSV Eisenach zu erhalten. Mein erster Ansprechpartner bei der Zukunftsplanung sind Gero Schäfer und Karsten Wöhler, der Präsident und der Marketing-Geschäftsführer des ThSV Eisenach. Wir treffen die Entscheidung über die Zukunft, ob wir sie gemeinsam gehen oder getrennte Wege einschlagen.

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