Stralsunder als Stimmungskanonen

Das kleine runde Leder ruht in den Ballnetzen oder Ballkisten. In Deutschlands Handball-Ligen ist Punktspiel- und zumeist auch Trainingspause angesagt. In und um die Heimstätte des Handball-Zweitbundesligisten ThSV Eisenach, die Werner-Aßmann-Halle, herrschte jedoch ein buntes Treiben. Das Fanprojekt des ThSV Eisenach hatte zum 9. Fanclubturnier eingeladen. Jene, die sonst auf den Traversen lautstark ihre Mannschaften anfeuern, trafen sich zum Handballspielen und Feiern auf und neben dem Parkett; trotz aller Rivalität im Punktspielalltag.

Die Fans aus Nettelstedt, Göppingen, Minden, Solingen, Stralsund, Dessau, Hildesheim, Augustdorf, Gensungen, Schenklengsfeld und vom Bergischen HC lagerten zwei oder gar drei Tage in Zelten im Eisenacher Sportkomplex Katzenaue um die Werner-Aßmann-Halle.

Das gastgebende Fanprojekt des ThSV Eisenach um seinen Chef Frank Hartung mit vielen engagierten Helfern im Trikot «Bundesligaerfahrener Zuschauer» hatte wieder alles bestens im Griff. Das «Mc-Brät-Team» bot vor der Halle natürlich schmackhafte Thüringer Bratwurst und herzhafte Rostbrätl vom Rost an. Das Versorgungsteam in der Halle hielt Getränke aller Art und belegte Brötchen bereit. Die Helfer des Deutschen Roten Kreuzes Eisenach verlebten zwei ruhige Tage, ohne nennenswerte Einsätze. Hallenmeister Frank Meyhöfer war wie stets mit Rat und Tat unterstützend zur Stelle.

«Wie decke ich gegen eine weibliche Gegenspielerin?!
Aus Eisenach nahmen die Mannschaft des Fanprojektes, die BSG Motor, und «Mäckies Freunde» teil, sodass zwölf Mannschaften in drei Vorrundengruppen am ersten Tag an den Start gingen. Vielfach standen «Männlein» und «Weiblein» in den Fanmannschaften. «Wie und wo gegen eine weibliche Gegenspielerin in der Abwehr zupacken», diese Frage stellte sich mancher männliche Teilnehmer und fand oftmals keine passende Antwort. Das «weibliche Geschlecht» zog elegant davon. Die schon traditionelle große Fanturnierparty stieg dann am Abend.

Die Platzierungs- und Finalspiele standen am zweiten Tag auf dem Programm. Um Platz 11 standen sich Göppingen und Nettelstedt gegenüber. Nettelstedt verspielte eine 5:1-Führung. Auf das Siebenmeterwerfen nach dem 6:6 verzichten beide Teams und teilten sich Rang 11.
Augustdorf hatte in nur ganz kleiner Besetzung und während des gesamten Turniers mit «Leihgaben» gegen Hildesheim um Platz 9 beim 3:13 keine Chance. «Mäckies Freunde» aus Eisenach, eine Mischmannschaft um Ralf «Mäckie» Messer, hatte gegen Stralsund leichtes Spiel. Das Team von der Waterkant, am Vorabend erstklassig beim Feiern, war ohne Zielwasser und unterlag um Platz 7 mit 2:8. Spannend ging es zwischen Dessau und dem Bergischen HC zu. Erst im Siebenmeterwerfen fiel die Entscheidung: 7:6 für Dessau.

Im kleinen Finale trafen die BSG Motor Eisenach und die «Bärenbande» (Fans aus Minden und Solingen) aufeinander. Die Gastgeber hatten gegen den treffsicheren Kontrahenten im Rückzugsverhalten einige Probleme, bissen sich selbst am guten Keeper der «Bärenbande» die Zähne aus. Endstand: 5:8.

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Der bereits zweifache Turniersieger Schenklengsfeld brachte nach einem ausgeglichenen Auftakt (4:3) seine spielerischen Vorzüge insbesondere durch seine trickreichen weiblichen Spieler zum Tragen, behielt im Finale gegen Gensungen mit 6:3 die Oberhand und gewann zum dritten Mal das Eisenacher Fanclubturnier.

Gero Schäfer, Präsident des ThSV Eisenach, und Zweitbundesligaspieler Stephan Mellack (von 2004 bis 2008 in Eisenach, jetzt beim VfL Potsdam), Ehrenmitglied des ThSV-Fanprojektes auf Lebenszeit, überreichten die Pokale.
Der begehrteste und zugleich größte Pokal ging an das Team von der Ostseeküste, die Fans des Stralsunder HV. «Sie waren die Stimmungskanonen, da waren wir uns einig», begründete ThSV-Fanprojekt-Chef Frank Hartung. Er dankte zugleich den Unparteiischen Sabine Schattenberg, Simon Veges, Ronny Meyhöfer, Marcel Jendrichowski, Dirk Neumann und Qendrim Alaj. Letzterer, ein Handballbesessener 18-Jähriger aus dem Eisenacher Nachwuchsprojekt, war fast bei jedem Spiel beteiligt, als «Leihgabe» im Feld oder gar im Tor oder eben als Schiedsrichter.

Alte Freundschaften wurden während der Tage in der Wartburgstadt aufgefrischt und neue geknüpft. Mit vielen guten Eindrücken brachen die Fans nach der Siegerehrung wieder in alle Himmelsrichtungen auf. Sieht man sich dann während der Saison als «Rivalen», ist das Klima untereinander wesentlich entspannter. Und viele sehen sich im Juni des nächsten Jahres wieder, beim 10. Fanclubturnier des Fanprojektes des ThSV Eisenach.

Endstand:
1. Schenklengsfeld
2. Gensungen
3. Bärenbande (Minden/Solingen)
4. BSG Motor Eisenach
5. Dessau
6. Bergischer HC
7. Mäckies Freunde
8. Stralsund
9. Hildesheim
10. Augustdorf
11. Göppingen und Nettelstedt

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