Talente des ThSV Eisenach mischen in deutscher Spitze mit

Nachwuchs-Handball der nationalen Spitzenklasse, Vorrunde zur Deutschen Meisterschaft der männlichen Jugend B in Eisenach, das wollten sich nahezu 800 Handballinteressierte nicht entgehen lassen, kamen in die Werner-Aßmann-Halle. Sie waren überwiegend gespannt auf die Heimauftritte der 15/16-jährigen Talente des ThSV Eisenach, des Mitteldeutschen Meisters. Eine Woche nach der heftigen 17:32-Pleite im hohen Norden, bei den Altersgefährten der SG Flensburg-Handewitt, trennten sich die Schützlinge von Christian Roch und Frank Stange am Samstag von GWD Minden 25:25 (15:11). Tags drauf mussten sie im „Rückspiel“ die Überlegenheit der SG Flensburg-Handewitt beim 19:30 (6:12) erneut akzeptieren. Die starken Individualisten Lasse Kurth und Robin Breitenfeldt (zusammen 18 Tore) trugen zur mannschaftlichen Überlegenheit der „Nordlichter“ maßgeblich bei. Spieler mit solchen Qualitäten hatten die Eisenacher nicht in ihren Reihen. Die SG Flensburg-Handewitt steht mit drei Siegen als Gruppen-Erster fest und hat damit die Tickets für das Final Four um die Deutsche Meisterschaft bereits in der Tasche. Das Team mit den stärksten Individualisten, die körperlich robusteste und mental stärkste Mannschaft behauptete sich. „ Gratulation und beste Wünsche“ seitens des ThSV Eisenach begleiteten die Talente der SG Flensburg-Handewitt auf ihre weite Heimreise.

Mit den Talenten von Grün-Weiß Dankersen Minden auf Augenhöhe
„Zeigen, dass wir besser sind, als bei der hohen Niederlage in Flensburg“, lautete die Devise der Eisenacher vor der Partie gegen Grün-Weiß Dankersen Minden, das in Flensburg nur hauchdünn (18:19) verloren hatte. Augenzeuge dieser Partie war Eisenachs Coach Christian Roch, der eine entsprechende Taktik für sein Team ausgearbeitet hatte. Mit passenden Antworten auf die offensive 3:2:1 oder 3:3-Deckung waren die Gastgeber – in ungewohnter Formation- zunächst klar spielbestimmend. Luca Baur auf Rechts- und Maximilian Manys auf Linksaußen, Joel Schwarz im rechten und Lars Crone im linken Rückraum, Noah Streckhardt als Spielgestalter, Jonas Bogatzki am Kreis und Lars Kremmer im Tor sorgten für das Übergewicht. Die eigene 6:0-Deckung bremste die grün-weißen Gäste aus. Die vorgegebene taktische Marschroute ging auf. GWD Minden biss sich an der immer wieder gut verschiebenden Abwehr sowie einem starken Lars Kremmer im Tor die Zähne aus. Anfangs zogen die ThSV-Talente noch überhastet ab, wurden im Überzahlspiel nicht die optimalen Lösungen gefunden, nach dem 7:7 (14.) führten Ballgewinne in der Abwehr zu präzise und erfolgreich vorgetragenen Tempogegenstößen zum 14:8 (23.). Keeper Lars Kremmer und Linksaußen Maximilian Manys waren die Hauptakteure, Im Positionsangriff narrte Joel Schwarz mit Schnelligkeit und Durchsetzungsvermögen seine Gegenüber. Der eingewechselte Pascal Küstner belebte an für ihn etwas ungewohnter Kreisposition das offensive Zusammenspiel, erhöhte zugleich die Stabilität im nun auf ein 3:2:1-System umgestellten Deckungsverband. Lars Crone arbeitete als Deckungsspitze bestens, unterband viele Auslösehandlungen der immer nervöser agierenden Gäste. Diese reagierten aber auch, stellten nun ihrerseits auf ein 6:0-Abwehrsystem um, was dem ThSV Eisenach nicht mundete. GWD Minden verkürzte bis zur Halbzeitsirene auf 4 Treffer (15:11).

Mit dem Vorsprung im Rücken wollten die ThSV-Talente im zweiten Abschnitt Überzahlsituationen konsequenter ausspielen, im Positionsangriff ruhig und geduldig das Leder durch die eigenen Reihen laufen lassen. Das gelang jedoch nicht. Die mit neuem Elan aus der Kabine gekommenen Gäste netzten zum Anschlusstreffer ein (16:15, 30.Min.). Die Eisenacher Deckung stabilisierte sich wieder, Keeper Daniel Knippenberg motivierte seine Vorderleute mit einem abgewehrten Siebenmeter. Es haperte aber in der Chancenverwertung (Lars Crone/ Maximilian Manys). Grün-Weiß Dankersen agierte abgeklärt, sah sich beim 23:24 (46.Min.) sogar mit einem Treffer in Führung. Der körperlich große Jonas Bogatzki explodierte nun endlich aus dem Rückraum, sorgte für den Ausgleichstreffer. Die Gäste versenkten 30 Sekunden vor der Sirene zur erneuten Führung. Eisenachs DHB-Auswahlspieler Pascal Küstner fasste sich aus dem linken Rückraum ein Herz, schmetterte mit seinem insgesamt 6. Treffer zum 25:25-Ausgleich ein.

„Eine Partie auf für den Jugendbereich sehr hohem taktischen Niveau“, hatte das Eisenacher Trainerduo Roch/Stange gesehen. Verschiedene Deckungssysteme, Kreativität im Angriff bescheinigten sie – und auch andere Beobachter – beiden Teams. Der THSV Eisenach und GWD Minden konnten auf gute Torwartleistungen bauen. „Am Ende eine wohl gerechte Punkteteilung“, so Christian Roch. „Wir haben mit einer der besten Nachwuchsmannschaften Deutschlands auf Augenhöhe agiert und verdient ein Remis erreicht“, wollten Christian Roch und Frank Stange herausgestrichen haben. Anerkennung gab es auch für das – allerdings an beiden Tagen aus Hannover und Bremen neu angereiste – Schiedsrichtergespann Chung/Otto.

Norddeutsche zeigen Thüringer die Grenzen auf
Die am Vortag angereisten Talente der SG Flensburg-Handewitt, die auch Augenzeuge der Partie des ThSV Eisenach gegen GWD Minden waren, wurden von anfangs von der 3:3-Deckung der Eisenacher überrascht. In der Formation mit Lars Crone als Spielgestalter, Pascal Küstner im linken und Hermann Bach im rechten Rückraum, Noah Streckhardt auf Links- und Luca Baur auf Rechtsaußen, Jannick Möller am Kreis und Lars Kremmer im Tor starteten die Wartburgstädter mit einem 3:1 (6.). Die Norddeutschen waren beeindruckt. Die Hauisherren schwächten sich durch zwei unnötige Zeitstrafen (Möller, Baur). Die Gäste nutzten die Überzahl effektiv zum schnellen 3:3-Gleichstand (9.). Die Flensburger Deckung zwang die Eisenacher zu Würfen aus ungünstigen Positionen, die eine leichte Beute ihres Schlussmannes Jasper Basenau wurden. Sie selbst schlossen konsequent zum 3:7 (15.) ab. Das ThSV-Trainergespann Roch/Stange antwortete mit einer Umstellung der Deckung auf eine 3:2:1-Variante, brachten zudem Thomas Bobe im linken und Joel Schwarz im rechten Rückraum sowie Jan Minas als Regisseur. Beim 6:7 (18.) waren die ThSV-Talente wieder auf Tuchfühlung. In ihren Reihen standen aber nicht solch starke Individualisten wie auf der Gegenseite. Jacob Zohner dirigierte das Angriffsspiel der Gäste, bediente seinen rechten Rückraumkollegen Lasse Kurth, initiierte Ballstafetten zum überragenden Linksaußen Robin Breitenfeldt. Die Eisenacher vermochten diese Auslösehandlungen und die Ballstafetten nicht zu unterbinden. Abpraller landeten bei den Gästen, Jannek Klein versenkte zum 6:10 (20.). Wie schon beim Hinspiel in Flensburg klemmte beim ThSV Eisenach die Säge im Angriff. Pascal Küstner, als Eisenachs torgefährlichster Rückraumwerfer, wurde früh attackiert. Daran änderten weitere personelle Änderungen – Noah Streckhardt übernahm die mittlere Aufbauposition – nichts. Robin Breitenfeldt versenkte zwei Tempogegenstöße zum 6:12 (23.). Mit einem abgewehrten Breitenfeldt-Siebenmeter (24.) verhinderte ThSV-Keeper Lars Kremmer einen noch deutlicheren Pausenrückstand. „Ein solch deutlicher Rückstand war eine zu hohe Hypothek“, unterstrich Christian Roch.

Ein energisches Aufbäumen, eine Aufholjagd blieb nach dem Seitenwechsel aus, weil sonstige Leistungsträger blass blieben, mit Fehlern den Gästen die Tür zu Gegenstößen öffneten. Der ins ThSV-Gehäuse eingewechselte Marius Noack bekam zudem kaum einen Ball vor der Linie zu fassen. Lars Kremmer kehrte zwischen der 39. und 46. Minute zurück; freilich, ohne es besser zu machen. Die Norddeutschen zogen auf 9:19 (33.) davon. Die im Rückraum eingewechselten Jonas Bogatzki und Hermann Bach (beide je 5 Treffer) überwanden mit ihren mutigen Würfen die Flensburger Abwehr-Riesen. Lars Crone gefiel als gewohnt sachlicher Spielgestalter. Die selbstbewusst auftrumpfenden Gäste kombinierten zu ihrem Goalgetter Robin Breitenfeldt auf Linksaußen, wechselten angesichts des 10-Tore-Posters natürlich auch fleißig durch. Gleiches taten die Hausherren, allerdings aus gegensätzlichen Gründen. Philipp Ihrcke kam auf Linksaußen, traf selbst (16:25, 44.) und als Sonderbewachung für Flensburgs Jannek Klein. Die Dominanz der Gäste blieb, die munter drauf los kombinierten, Freude am gemeinsamen Handball versprühten. „Unser Deckungsverband hielt dem körperlichen Druck, aber auch den technisch überlegenen Norddeutschen nicht Stand“, konstatierte Christian Roch. Die ThSV-Talente versuchten, die Niederlage im einstelligen Bereich zu halten, was nicht gelang, obwohl Jonas Hauenstein noch einen Siebenmeter für die SG Flensburg-Handewitt weit über das Eisenacher Tor schmetterte (49.). Beim Stand von 19:30 ertönte die Schlusssirene.

Statistiken

ThSV Eisenach – GWD Minden 25:25 (15:11)

ThSV Eisenach: L. Kremmer, D. Knippenberg; L. Baur (2), J. Minas (1), P. Küstner (6), J. Bogatzki (1), J. Möller, H. Bach, N. Streckhardt (1), L. Crone (4), Th. Bobe, M- Manys (4), J. Schwarz (4), Ph. Ihrcke (2)

Zeitstrafen: ThSV Eisenach 3 x 2 Min.
GWD Minden 5 x 2 Min.

Siebenmeter: ThSV Eisenach 4/3
GWD Minden 3/1

Schiedsrichter: Otto/ Chung (Bremen/ Hannover)

Zuschauer: 473
ThSV Eisenach – SG Flensburg-Handewitt 19:30 (6:12)

ThSV Eisenach: L. Kremmer, M. Noack; L. Baur, J. Minas, P. Küstner (1), J. Bogatzki (5), J. Möller, H. Bach (5), N. Streckhardt (1), L. Crone (4), Th. Bobe (1), M. Manys, J.Schwarz (1), Ph. Ihrcke (1)

SG Flensburg-Handewitt: J. Basenau; J.K. Jepsen. B.R. Nielsen (4), J. Petersen (1), J. Klein (4), J. Zohner (2), S. Jürgensen; L.J. Kepp, L. Kurth (8/1), R. Breitenfeldt (10/1), J. Hauenstein, N.-J. Thing (1), M. Reuß

Zeitstrafen: ThSV Eisenach 2 x 2 Min.
SG Flensburg-Handewitt 2 x 2 Min.

Siebenmeter: ThSV Eisenach 1/1
SG Flensburg-Handewitt 4/2

Schiedsrichter: Otto/ Chung (Bremen/ Hannover)

Zuschauer: 309

 

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