ThSV beendet Saison auf beachtlichem Platz 5

Stimmungsvoller Handballabend in der Solinger Klingenhalle. Saison-Halali in der 2. Handballbundesliga. Eine Hundertschaft in blau-weiße getauchte Eisenacher Fans feiert mit den befreundeten Fans der Gastgeber. Aufseiten der SG Solingen kommt jedoch etwas Wehmut auf. Endet doch die eigenständige Bundesligazeit. Die Profiabteilungen der SG Solingen und des benachbarten LTV Wuppertal fusionieren zum Bergischen Handballclub 06, der in der nächsten Spielzeit zu den Punktspielkontrahenten zählen wird. Die SG Solingen hatte sportlich den Zweitligaplatz für die neue Spielgemeinschaft bereits gesichert. Nach dem Abpfiff in der abgedunkelten Halle macht sich sogar melancholische Abschiedsstimmung breit. Was bringt die Spielgemeinschaft? Die meistgestellte Frage. Hauptspielort wird Wuppertal sein.
Mit hunderten blauer und weißer Luftballons sorgen die Eisenacher Anhänger für einen zusätzlichen Farbtupfer in der gut gefüllten Halle. Da lässt es sich das ThSV-Fanprojekt um Frank Hartung nicht nehmen, das Transparent «Danke für eine geile Saison – Eure Fans» nochmals auf dem Parkett zu entrollen. Beifall von den einheimischen Zuschauern. Und auch ThSV-Oberfan Manolo (alias Volker Staer) drehte mit seiner blau-weißen Fahne unmittelbar vor dem Anpfiff seine Runde. Freundlich winkten die einheimischen Zuschauer von den Rängen zurück. Eine tolle Atmosphäre!

ThSV-Coach Zdenek Vanek und ThSV-Marketing-Geschäftsführer Walter Oppel hatten die Marschrichtung ausgegeben, in Solingen zu punkten, um unter den ersten Fünf die Saison abzuschließen. Punkten konnten die Wartburgstädter jedoch nicht. Die SG Solingen landete mit der couragiertern Spielweise einen völlig verdienten 30:25 (13:7)-Erfolg. Die Eisenacher kassierten die dritte Niederlage in Folge. Nach der Handballgala beim 36:23 über Obernburg war die Luft offensichtlich nahezu völlig raus. Es folgten die Niederlagen in Friesenheim, gegen Dormagen und nun in Solingen. Dennoch überquert der ThSV Eisenach die Ziellinie auf Tabellenplatz 5. Rang 4 musste zwar an die HG Oftersheim/Schwetzingen abgetreten werden, doch die TSG Ludwigsburg/Oßweil kam bei ihrem Abschied als eigenständiger Zweitligist (künftig Spielgemeinschaft mit dem TV Kornwestheim) nicht über ein 28:28 Remis über Absteiger TSG Groß-Bieberau hinaus. Somit steht für den ThSV Eisenach ein bemerkenswerter 5. Tabellenrang zu Buche, mit dem vor Saisonbeginn angesichts der neuformierten jungen Mannschaft keiner gerechnet hatte. Auch in der Vorsaison kam der ThSV Eisenach auf Platz 5 ein, jedoch mit einer vom Namen her wesentlich besser besetzten Mannschaft, u.a. mit Danijel Grgic, Dragan Jerkovic, Havard Augensen, Runar Sigtryggsson und Bernard Latchimy. Ein Sparkurs führte zu 30 % weniger Personalkosten und zu herzerfrischendem erfolgreichen Handball. Daran anzuknüpfen, hat sich der ThSV Eisenach auf die Fahnen geschrieben. Zdenek Vanek ist natürlich nicht verborgen geblieben, wo es anzusetzen gilt. Die Abwehr agiert zu brav, ja zu bieder. «Gesunde Härte muss Einzug halten. Für den Fair-Play-Pokal gibt es nun mal keine Punkte», so das einstige Abwehraß. Auch in Solingen vermisste er die erforderliche Einsatzbereitschaft und Leidenschaft. «Da wartet auf uns noch ein gehöriges Stück Arbeit», blickt der tschechische Ex-Internationale schon mal in die Zukunft. Einen Stefan Kneer möchte er als Beispiel für alle seiner jungen Aktiven wissen. «Stefan war im Training und im Wettkampf immer voll bei der Sache, 100-prozentig motiviert, auch nach 8 Stunden Studium», lobt Vanek den Junioren-Europameister, der künftig in der Beletage des deutschen Handballs aufläuft. HBW Balingen-Weilstetten, sein künftiger Verein, feierte durch einen klaren Auswärtserfolg in Aue den direkten Aufstieg in die 1. Bundesliga. Zdenek Vanek dankte Stefan Kneer und dem ebenso das ThSV-Trikot ausziehenden Markus Dau für ihr Engagement.

Der ThSV Eisenach begann mit Stephan Mellack auf der Regieposition und Philipp Emmelmann auf Rechtsaußen. Stamm-Rechtsaußen Zbynek Vesely (Muskelfaserriss) fehlte ebenso wie Abwehrspezialist Daniel Baumgarten (Operation der Patellasehne). Solingen setzte auf schwungvollen Angriffshandball, strahlte von allen Positionen Torgefahr aus. Die Eisenacher wahrten aber zunächst das Gleichgewicht. Nasch dem 6:4 (12.) sorgte Markus Dau mit einem Doppelschlag zum 6:6-Gleichstand. Durch eine 17-minütige Torflaute gerieten die Eisenacher entscheidend in Rückstand. Solingen zog nach dem 7:7 (17.) auf 15:7 (34.) davon. «Zu viele dilettantische Fehler», wetterte ThSV-Coach Zdenek Vanek. Die Abwehr agierte zu lasch. Im Vorwärtsgang fehlten die zündenden Ideen, stellten sich die Eisenacher mit Ballverlusten immer wieder selbst ein Bein. Als Krisztian Szep-Kis nach einer Verletzung im Wurfarm vom Parkett musste (27.), stand kein Linkshänder mehr im Eisenacher Kader. Der 19-jährige Till Riehn und Tomas Sklenak wechselten sich fortan im rechten Rückraum ab. Stefan Kneer mühte sich aus dem Rückraum in seinem Abschiedsspiel erneut vorbildlich, doch Solingens Keeper Marcel Lecleire hatte sich bestens auf dessen Würfe eingestellt.
Mit einer offensiveren Deckung und dem jungen Andreas Nositschka im Kasten versuchten die Eisenacher im zweiten Abschnitt die Partie noch zu kippen. Andreas Nositschka wusste mit einer Vielzahl gelungener Paraden zu gefallen. Durch die veränderte Abwehrarbeit erkämpfte Bälle wurden jedoch im Vorwärtsgang leichtfertig vertändelt. «Da fehlte auch der letzte Biss, energisch durchzustarten», bemängelte nicht nur Zdenek Vanek. Mit einstudierten Spielzügen zu Philipp Emmelmann oder Markus Dau am Kreis konnte die Solinger Abwehr geknackt werden. Doch das wurde zu wenig praktiziert. Tomas Sklenak ließ nur ansatzweise sein Können aufblitzen. Zu wenig schaltete er den Turbo ein. Andrej Kastelic versenkte einmal mehr präzise wie ein Uhrwerk alle sechs Strafwürfe, doch von Linksaußen hatte er dieses Mal nicht die richtigen Wurfvarianten gewählt. Beim Stand von 20:15 (44.) jagte zunächst Andrej Kastelic das Leder am Kasten vorbei, visierten Stefan Kneer und Philipp Emmelmann nur das Außennetz an. Bei zurückspringenden Bällen schien die ThSV-Abwehr gedanklich schon im Urlaub. Solingen staubte erfolgreich ab. Nach dem letzten Treffer von Stefan Kneer für den ThSV zum 19:23 (54., aus Eisenacher Sicht) keimte nochmals leise Hoffnung, doch Solingens Offensive um den spielintelligenten gewitzten Regisseur Matthias Fuchs nutzte die Freiheiten zu Torerfolgen aus der zweiten Reihe. Markus Dau verabschiedete sich mit seinem 4.Treffer in dieser Begegnung zum 23:27 (57., aus ThSV-Sicht) als ThSV-Torschütze. «Letztendlich vermochten wir in keiner Phase entscheidend zu verkürzen», resümierte Zdenek Vanek. Vice Kutlesa sorgte nicht nur für den 30:25-Endstand sondern auch für den (vorerst) letzten Bundesligatreffer einer eigenständigen Solinger Bundesligavertretung.

STATISTIK
SG Solingen: Leclaire, Eylers; Fuchs (2/1), Munkel (1), Hladky (2), Hinze (5), Zeller (4), Friedrich (2), Kutlesa (3), Krosch (3), Kluge (4), Düllberg, Mullens (2), Ferber (2)

ThSV Eisenach: Lehmann, Nositschka (ab 31.); Kneer (4), Sklenak (3), Weiß, Riehn (1), Emmelmann (4), Dau (4), Mellack, Kastelic (7/6), Szep-Kis (1), Liebetrau (1)

Zeitstrafen: Solingen 8 x 2 Min.; Eisenach 5 x 2 Min.
Siebenmeter: Solingen 1/1; Eisenach 6/6
Schiedsrichter: Fischer/Hetzel (Ludwigshafen)

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