ThSV begeisterte trotz Niederlage in der Blumenstadt

Über 4400 Zuschauer erlebten in der Erfurter Messehalle ein stimmungsvolles Handballerstbundesligaspiel. Gastgeber ThSV Eisenach, der sein Domizil in der Wartburgstadt für diese Partie verlassen hatte, lieferte dem Titelaspiranten SG Flensburg-Handewitt einen beherzten Fight, wusste kämpferisch und spielerisch zu gefallen. Der hohe Favorit aus dem Norden strauchelte mächtig, verließ dennoch als glücklicher Sieger das Parkett. Hauchdünn mit 26:27 (15:16) mussten sich die Eisenacher geschlagen geben. Der eigentlich verdiente Lohn blieb ihnen damit versagt. Mit ihrem Auftritt in der Landeshauptstadt hat der ThSV Eisenach jedoch viele neue Freunde gefunden, für den Handball und sich selbst bestens geworben.

Mit standing Ovations von den Zuschauern begrüßt, legten die Eisenacher gleich mit Volldampf los. Von Beginn mit dem selbstbewusst auf Rechtsaußen auftrumpfenden jungen Ronny Göhl übernahm der ThSV Eisenach das Zepter. Gestützt auf eine hervorragende Abwehrarbeit mit einem blendend aufgelegten Dragan Jerkovic im Kasten kombinierten die Eisenacher im Vorwärtsgang. Jonny Jensen, in der Anfangsphase überwiegend für Abwehraufgaben auf dem Parkett, schloss einen Tempogegenstoß kraftvoll mit dem 3:1 (4.) ab. Der Tabellenzweite suchte den Torerfolg über den am Kreis postierten 2,14-Meter-Riesen Mark Dragunski. Schwerstarbeit für die Eisenacher war angesagt. Einmal in Ballbesitz ist der Ex-Nationalnationalspieler kaum zu stoppen. Der im Sommer aus Essen gekommene Marc Dragunski und Regisseur Christian Berge sorgten für den zwischenzeitlichen Gleichstand (4:4, 10.). Preben Vildalen kurbelte das Eisenacher Angriffsspiel an, bewies ein gutes Auge für seine Mitspieler. Der Wikinger legte zu Stephan Just ab, der zum 5:4 traf (11.). Sein Landsmann Jonny Jensen besorgte das 6:4 (12.). Preben Vildalen powerte sich zum 7:5 (14.) durch. Daraufhin verließ der ehemalige Eisenacher Frode Scheie den Flensburger Kasten. Jan Holpert nahm seinen Platz ein. Eisenachs Cheftrainer Peter Rost beorderte nun Jonny Jensen in den rechten Rückraum. Flensburg glich zwischenzeitlich aus (7:7 Dragunski (16.), der ThSV Eisenach stellte durch Preben Vildalen und Stephan Just wieder den 2-Tore-Abstand her (9:7, 17.). Bei einem Tempogegenstoß holte Flensburgs Sören Stryger Eisenachs Stephan Just rüde von den Beinen. Auch Jonny Jensen wurde unsanft von Joachim Boldsen gestoppt. Die Gäste legten zunehmend eine härtere Gangart an den Tag. Viele versteckte Fouls wurden nicht geahndet. Zunächst scheiterte Stephan Just vom Punkt an Jan Holpert (19.), um Sekunden später den ehemaligen Auswahlschlussmann doch zum 10:8 zu überwinden (19.). Bis zum 13:11 (Göhl mit Schlenzer, 24.) blieb der ThSV Eisenach in Vorhand. Jan Holpert steigerte sich zusehends. Nach Drangunskis Ausgleichstreffer zum 13:13 (25.) bedeutete ein durch Lars Christiansen abgeschlossener Konter (13:14, 26.) die erstmalige Führung der Gäste. Der nur zu zwei Strafwürfen auf die Spielfläche gekommene Stephane Joulin scheiterte vom Punkt an Jan Holpert (26.). Doch Ronny Göhl besorgte von Rechtsaußen den 14:14 Ausgleich (28.). Die Schlagwürfe der Flensburger (Berge, Jeppesen) waren allerdings Gift für die Eisenacher Deckung, Mit einem knappen 15:16 wurden die Seiten gewechselt.

Kapitän Martin Reuter übernahm nach Wiederanpfiff die Initiative. Nach Berges Treffer zum 15:17 (31.) hämmerte der Schwarzschopf selbst zum 16:17 ein (34.) und bediente später den am Kreis lauernden Stephan Just, der für den 17:17 Ausgleich sorgte (37.). Spannung und Dramatik pur waren angesagt. Den Führungstreffer der Norddeutschen egalisierte jeweils postwendend der ThSV Eisenach. Im Übereifer fehlte bei Tempogegenstößen jedoch die Präzision. Dann wäre der haushohe Favorit nicht nur gestrauchelt sondern wohl auch gefallen. Für zusätzlichen Zündstoff sorgte häufiger das Schiedsrichterduo Methe/Methe. Eine Vielzahl versteckter Flensburger Fouls (Berge) ließen sie ungeahndet, stoppten dafür Eisenacher Angriffszüge wegen angeblicher Schrittfehler. Preben Vildalen setzte in der 47. Minute Stephan Just ein, der Flensburgs-Torhüter Jan Holpert zum 20:19 (47.) überwand, der letztmaligen Eisenacher Führung.
Jonny Jensen übernahm Verantwortung beim Torwurf. Er suchte immer wieder den direkten Weg zum Tor, ließ sich durch die ruppige Gangart der Gäste nicht abschrecken. Der Blondschopf versenkte das Leder zum 22:22 (51.). Zum Matchwinner der Flensburger schwang sich nun Marcin Lijewski auf. Er traf zum 22:23 (52.) und 22:25 (55.). Für Ronny Göhl war auf Eisenacher Seite der Winkel zum Torwurf zu spitz (53.). Dank der Treffsicherheit von Jonny Jensen konnten die Schützlinge von Peter Rost und Matthias Allonge jedoch weiter auf einen Punktgewinn hoffen. Er traf zum 23:25 (55.) und 24:26 (56.). Die Wartburgstädter mobilisierten nach dem 24:27 (Kliomovets, 57.) die letzten Kräfte. Der 25. Treffer des ThSV Eisenach durch Sergio Casanova mobilisierte auch die 4400 auf den Traversen. Stehend feuerten sie die Eisenacher an. Die Schiedsrichter Methe/Methe erkannten auf Schrittfehler bei Stephan Just. Die Chance zum Anschlusstreffer war dahin. Die Eisenacher ergatterten sich jedoch erneut das Leder. Per Flieger-Tor besorgte Preben Vildalen das 26:27 (60.). Zu mehr reichte es nicht. Flensburg hielt das Leder in den eigenen Reihen. Der Zeitspielpfiff ertönte zu spät, um nochmals zum Torwurf anzusetzen. Eine Partie, die eigentlich keinen Sieger verdient hatte, endete mit einem glücklichen Sieg des Meisterschaftsanwärters aus dem hohen Norden.

STATISTIK
Eisenach: Jerkovic, Lehmann (bei einem Siebenmeter); Romanesen (n.e.); Wöhler (1), Joulin (1/1), Amalou, Vildalen (4), Reuter (2), Bitterlich, Jensen (5), Just (6), Göhl (4), Casanova (3);
Flensburg: Scheie (1.-14.), Holpert (14.-60.); Schröder, Dragunski (4), Fegter, Runge, kunze (2), Christiansen (6/4), Klimovets (2), Stryger (3), Jeppesen (2), Lijewski (2), Boldsen (1), Berge (5);

Zeitstrafen: Eisenach 5 x 2 Min. (Jensen 2 x 2 Min., Wöhler, Vildalen, Göhl je 1 x 2 Min.); Flensburg 7 x 2 Min. (Stryger, Jeppesen je 2 x 2 Min., Dragunski, Boldsen, Berge je 1 x 2 Min.)

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Siebenmeter: Eisenach 3/1 (Joulin verwandelt gegen Holpert, Just und Joulin scheitern je 1 mal an Holpert); Flensburg 4/4 (Christiansen verwandelt 3 mal gegen Jerkovic u. 1 mal gegen Lehmann)

Schiedsrichter: Methe/Methe (Velmar)

Zuschauer: 4350 in der Messehalle Erfurt

TRAINERSTIMMEN
Eric Rasmussen (Flensburg):
Die Zuschauer sahen ein interessantes und spannendes Handballspiel. In der heutigen Form hätten höchstens vielleicht noch 3 Mannschaften Eisenach bezwingen können. Jeder hat gesehen, diese Eisenacher treten tatsächlich als Mannschaft auf, die zusammen geschweißt ist, eine positive Entwicklung genommen hat. Wir ließen in der ersten Spielhälfte zu viele Tormöglichkeiten aus, scheiterten an einem glänzenden Eisenacher Schlussmann Dragan Jerkovic. Mit der Steigerung von unserem Keeper Jan Holpert steigerte sich die gesamte Mannschaft. In einem Riesenfight beider Mannschaften übernahm in den
10 Schlussminuten Marcin Lijewski bei uns die entscheidende Rolle. Die Unparteiischen hatten viele schwierige Entscheidungen zu treffen und lagen damit meist richtig. Mit 18:2 Zählern auf dem Konto sind wir natürlich höchst zufrieden.

Peter Rost (Eisenach):
Kompliment an meine Mannschaft, die der stimmungsvollen Kulisse in der Erfurter Messehalle ein engagiertes Spiel zeigte, kämpferisch und spielerisch zu gefallen wusste. Die hauchdünne Niederlage ist daher für meine Mannschaft bitter in einer Begegnung von zwei an diesem Tag gleichwertigen Mannschaften gaben kleine Nuancen den Ausschlag. Im Konterverhalten, der 2. Welle, agierten wir zu hektisch und produzierten leichte Fehler. Mitte der zweiten Halbzeit versäumten wir es, selbst in Führung zu gehen. Die Schiedsrichter pfiffen uns 5 Vorteile weg, legten die Schritteregel auf beiden Seiten nicht gleich aus. Wir wären glücklich, eine solche Schiedsrichterleistung auch einmal bei einem Auswärtsspiel zu haben. Dennoch, den Zuschauern in Erfurt haben wir gute Handballkost geboten. Wir wussten, stimmt unsere Leistung auf dem Parkett, springt der Funke auch auf die Zuschauerränge über. Wir wurden fantastisch unterstützt! Wir wollten mit unserem Auftritt in Erfurt neue Freunde in dieser Region gewinnen. Das ist uns sicherlich gelungen.

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