ThSV: Beste Auswärtsleistung bleib unbelohnt
Zum Rückrundenstart in der 2. Handballbundesliga blieb die beste Auswärtsleistung des ThSV Eisenach der laufenden Saison unbelohnt. Im Duell von zwei ehemaligen Erstbundesligisten unterlagen die Wartburgstädter bei der SG Willstätt/Schutterwald vor 1000 Zuschauern nach torreichen und rassigen 60 Minuten denkbar unglücklich mit 30:31 (13:16). Kassierten die Eisenacher doch den entscheidenden Treffer in der Schlusssekunde durch einen direkt verwandelten Einwurf. Eine Sekunde Unachtsamkeit kostete den greifbaren Punktgewinn!
Die 400-Kilometer-Anreise gestaltete sich schwierig. In Höhe des Kirchheimer Dreiecks gab bei Regen und Sturm der Scheibenwischer des Mannschaftsbusses seinen Geist auf. Schnell hatte das Reisenunternehmen Hartmut Riemann, seit vielen Jahren mit dem ThSV Eisenach auf allen Straßen in Deutschland unterwegs, einen Ersatzbus geschickt. Dennoch Zeitverzug. Der Anpfiff in der Hanauerlandhalle ertönte 15 Minuten verspätet. Trotz des Scheibenwischerdefektes, das ThSV-Team bewies Durchblick. Aber eben nur bis zur ominösen Schlusssekunde. Ausgerechnet ein Spieler namens Engel riss die bereits jubelnden Eisenacher aus allen Punkteträumen. Himmelhoch jauchzend nach dem Abpfiff die Gastgeber, zu Tode betrübt die Eisenacher und ihr fast 50 köpfiger Anhang. „Einen Punkt hatten wir verdient. Letztendlich sind wir an der Niederlage aber selbst schuld, haben wir doch nach 57 Minuten gar 29:28 geführt. Danach agierten wir zu statisch, entwickelten nicht genügend Angriffsdruck in Richtung des Willstätter Kastens, um die Entscheidung zu erzwingen“, erklärte ein tief enttäuschter und geschlauchter Eisenacher Spielertrainer Runar Sigtryggsson. In der Tat, angeführt vom in der zweiten Halbzeit zur Glanzform auflaufenden Danjiel Grgic, schien sich die Waage in der Schlussphase zunächst zugunsten der Thüringer zu neigen. Die Eisenacher blieben den Hausherren nämlich stets auf der Pelle, so dass die Entscheidung im Schlussabschnitt fallen musste. Nach einem von Dragan Jerkovic abgewehrten Siebenmeter von Daniel Kempf (50.) wuchtete Stefan Kneer zum 26:26-Ausgleich ein (51.). Die aus Kneers Heimatort Sinzheim angereisten 24 (!!) Verwandte, Nachbarn und Freunde waren schier aus dem Häuschen. Die Partie stand auf des Messers Schneide, hielt von der Spannung mit jedem hochkarätigen Krimi mit. Die Eisenacher egalisierten jeweils postwendend durch die Schlitzohrigkeit und Klasse ihres Kapitäns Danjiel Grgic die vorgelegte Führung der Hausherren. An einstiger Wirkungsstätte, Grgic trug vor zwei Jahren das Willstätter Trikot, brillierte der Kroate derart, dass Dragan Markovic, der Coach der Gastgeber, ihm überschwänglich sogar das Prädikat „Weltklasse“ verpasste. Mit einem Schlagwurf brachte Krisztian Szep-Kis die Eisenacher mit 30:29 in Führung. Willstätts Angriffsaktionen endeten zwei Mal bei ThSV-Keeper Dragan Jerkovic. Zwei Mal vermochten es die Wartburgstädter nicht, den hauchdünnen Vorsprung auf zwei Treffer auszubauen. Bernard Latchimy stoppte sich und sein Team durch ein ungestümes Stürmerfoul, Krisztian Szep-Kis scheiterte an Willstätts Schlussmann Ivan Zoubkoff. Genau sechzig Sekunden vor dem Ende nutzte Willstätts Thorsten Kantimm die sich bietende Chance vom Kreis zum 30:30-Ausgleich.
Trotz einer Auszeit zu Absprachen vermochten es die Eisenacher nicht, eine klare Torgelegenheit herauszuspielen. Danjiel Grgic musste aus ungünstiger Position abschließen. Erfolglos. Die Gastgeber kamen 15 Sekunden vor dem Abpfiff in Ballbesitz, nahmen ihren Torhüter zugunsten eines zusätzlichen Feldspielers gegen die durch eine Zeitstrafe (Kastelic) bereits dezimierten Gäste vom Parkett. Doch Dragan Jerkovic meisterte den Knaller von Martin Valo. Die Eisenascher meinten, die Zeit sei rum und rissen zum Jubeln die Arme hoch. Jedoch zu früh gefreut. Den ins Seitenaus abgewehrten Ball schnappte sich jener Olivier Engel und schmetterte das Leder unbedrängt per Einwurf direkt zur Spielentscheidung über Dragan Jerkovic ins Netz. „Auch ich hatte mich mit dem Unentschieden abgefunden, habe die Situation zum Siegtreffer gar nicht mehr verfolgt“, gestand Willstätts Trainer Dragan Markovic ehrlich nach dem Abpfiff. Seine Schützlinge lagen sich jubelnd in den Armen. Die Eisenacher standen plötzlich mit leeren Händen da. Freud und Leid lagen wieder einmal ganz dicht beieinander.
STATISTIK
SG Willstätt/Schutterwald: Zoubkoff, Leutner; Engel (1), Kempf (8/2), Junker, Kantimm (1), Heuberger (2/1), Bitterlich (1), Helm (4), Mitkov (7), Winnen (3), Erb (2), Valo (2)
ThSV Eisenach: Lehmann, Jerkovic, Kneer (5), Sigtryggsson (1), Augensen (3), Riehn (n.e.), Latchimy, Emmelmann (n.e), Grgic (8), Kastelic (6/3), Szep-Kis (7)
Siebenmeter: Willstätt 6/3 – Eisenach 4/3
Zeitstrafen: Willstätt 8 x 2 Min. (Rot für Bitterlich, 41. Min, nach 3. ZS); Eisenach 9 x 2 Min.
Schiedsrichter: Fischer/Hetzel (Ludwigshafen)
Zuschauer: 1000