ThSV: Deutliche Niederlage in Melsungen

Am 26. November des Vorjahres brachte der ThSV Eisenach der MSG Melsungen/Böddiger beim 28:26 die erste Saisonniederlage bei. Der heiße Aufstiegsaspirant aus dem benachbarten Hessen ließ sich davon nicht aus der Bahn werfen, thront souverän an der Tabellenspitze der 2. Handballbundesliga. „Das konstanteste Team über die gesamte Saison“, anerkannte auch Thomas Dröge, der sportliche Berater des ThSV Eisenach. Bei der Neuauflage des Treffens mit den Wartburgstädtern triumphierte der Ligakrösus vor 1500 Zuschauern in der ausverkauften Melsunger Stadtsporthalle klar und deutlich mit 33:21 (14:8). Die Tür zur Eliteliga ist damit weit aufgestoßen. Die Eisenacher bekamen, trotz namhafter Besetzung, ihre Grenzen deutlich aufgezeigt. In den sechs Duellen mit den Spitzenteams aus Melsungen, Kronau und Dormagen zogen die ThSV-Mannen fünf Mal den Kürzeren. Die Niederlage in Melsungen kostete auch Tabellenplatz 5.

Endstation Torwartlegende Andrej Lavrov
Zunächst zeigten sich die Eisenacher, unterstützt von einer stimmgewaltigen Hundertschaft blau-weißer Fans, respektlos. Runar Sigtryggsson nahm die mittlere Aufbauposition ein, Danjiel Grgic besetzte den Kreis. Die Melsunger setzten zwar von Beginn auf eine offensive aggressive Abwehrarbeit, doch die Gäste gingen beim 5:6 durch einen Schlagwurf-Aufsetzer von Krisztian Szep-Kis (12. Min.) gar in Führung. Von Beginn hatten die Thüringer erneut einen schweren Stand bei den Unparteiischen. Regisseur Danijel Grgic kassierte nach zehn Minuten bereits die zweite Zeitstrafe. Die Eisenacher bissen sich danach an Melsungens Abwehr und ihrem 42-jährigen Torwart Andrej Lavrov die Zähne aus. Der Oldie stand fast immer da, wo der Ball hinging. Jeder Fehlwurf war Ausgangspunkt für pfeilschnelle Tempogegenstöße über Rechtsaußen Sead Kurtagic zum 10:6 (17.). Der glücklose Karsten Lehmann räumte seinen Platz im ThSV-Kasten für Youngster Simon Herold. Die Eisenacher Offensivabteilung fand keine zündenden Ideen, um Melsungens Abwehrriegel zu knacken. Krisztian Szep-Kis war zwar mit insgesamt fünf Treffern erfolgreichster Werfer für seine Farben, doch 13 Fehler stehen dem gegenüber. Danjiel Grgic vermochte an diesem Tag nicht in die Rolle des Häuptlings zu schlüpfen. Ohne echten Führungsspieler stand die ThSV-Crew auf verlorenem Posten. Dem durch eine Magen- und Darminfektion geschlauchten Stefan Kneer fehlte die Durchschlagskraft, um die Deckung der Hessen aufzureißen. Andrej Kastelic und Krisztian Szep-Kis brachten vom Siebenmeterpunkt das Leder nicht an Schlussmann Andrej Lavrov vorbei. Auch mit Danjiel Grgic am Regiepult und Havard Augensen am Kreis änderte sich das Bild nicht. Ronny Göhl erstarrte in Ehrfurcht vor der lebenden Torhüterlegende im Melsunger Kasten. Die Hausherren konterte die Gäste zum 14:8-Pausenstand aus.

ThSV-Fans unterstützten vorbildlich ihr Team
Nach dem Wiederanpfiff erhöhte der Ex-Eisenacher Karsten Wöhler gar auf 17:9 (34.). Doch noch hielten die Gäste dagegen, auch wenn sie immer wieder an Andrej Lavrov scheiterten. Simon Herold steigerte sich im ThSV-Kasten, konnte einige Bälle entschärfen. Stefan Kneer hatte Pech bei Holztreffern. Danjiel Grgic fand zwischenzeitlich das richtige Wurfrezept gegen Andrej Lavrov. Bis zum 21:15 (43.) hielt sich der Rückstand in Grenzen. Die mitgereisten ThSV-Anhänger unterstützten trotz des Rückstandes vorbildlich ihre Mannschaft. Das einheimische Publikum hingegen wirkte gegenüber dem eigenen Team alles andere wie euphorisch. In Hallensprecher Bernd Kaiser hatte der Tabellenführer seinen besten Fan, der mittels Technik für Phonestärken sorgte.
Die Stockfehler häuften sich in den ThSV-Reihen. Angeführt vom Ex-Auer Peter Hazl starteten die Hessen eine fulminante Schlussviertelstunde. „Das Unheil nahm seinen Lauf“, gestand ThSV-Kapitän Karsten Lehmann nach dem Abpfiff. Bewegungsfreudiger und spritziger auch ohne Ball steigerte sich Melsungen förmlich in einen Spielrausch, zauberte nun sogar für die Ränge (Kempa-Treffer Kurtagic). Den Gästen gelang fast nichts mehr. Sie wurden zum Spielball der Gastgeber.

Mäuse flanierten hinter der Eisenacher Wechselbank
Eisenachs Havard Augensen musste mit blutender Wunde am Auge vom Parkett und am Spielfeldrand ärztlich behandelt werden. Während er am Boden liegend einen Verband bekam, tummelten sich Mäuse unbeeindruckt vom Treiben in der Halle hinter der Eisenacher Auswechselbank. „Genug Mäuse zum Aufstieg hat Melsungen wohl“, bemerkte ein Augenzeuge.
Die ThSV-Crew wurde nun schier überrollt. Der Melsunger Express mit Torjäger Marcus Hock (7 Tore) sah keinerlei Haltesignale mehr. Karsten Wöhler trumpfte gegen seinen langjährigen Verein als Konterspezialist auf, traf zum 24:15 (49.) und 29:18 (55.). Simon Herold, von seinen Vorderleuten sträflichst im Stich gelassen, sah sich in Sekundenabständen mutterseelenallein Melsunger Spielern gegenüber, die gar auf 33:18 (58.) erhöhten. Der Tabellenführer und Erstligist in spe gestattete den Gästen in den beiden Schlussminuten noch etwas Ergebniskosmetik zum 33:21 Endstand.
Am Samstag, 16.04.05 empfängt der ThSV Eisenach um 19.30 Uhr in der heimischen Werner-Aßmann-Halle die HG Oftersheim/Schwetzingen. Nach zwei Niederlagen in Folge ist ein Doppelpunktgewinn das Ziel. Eintrittskarten sind in den bekannten Vorverkaufstellen und unter Tel. 03691/82800 bzw. 72360 erhältlich.

STATISTIK
Melsungen: Lavrov, Musil (n.e.); Wöhler (5), Pregler (4), Wudtke, Kurtagic (6/1), Kraus (1), Kontic (2), Hazl (2), Holl, Suma (1), Hock (7/2), Hruby (5), Drobek
Eisenach: Lehmann (1.-15.), Herold (ab 15.); Kneer (2), Sigtryggsson (1), Augensen, Grgic (4), Latchimy (1), Szep-Kis (5), Göhl (3), Weiß (1), Kastelic (4/3)
Zeitstrafen: Melsungen 4 x 2 Min. – Eisenach 8 x 2 Min.
Siebenmeter: Melsungen 3/3 – Eisenach 5/3
Schiedsrichter: Caris/Förster (Viersen)

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