ThSV: Disziplinierte Spielweise setzte sich durch

Mit einer Glanzparade beim Wurf von Frankfurts Stefan Bonnkirch sicherte Torhüter Radek Musil 15 Sekunden vor Ultimo den 29:28 (18:15)-Erfolg des ThSV Eisenach bei der HSG FrankfurtRheinMain, zugleich den ersten Saisonsieg. Kurz zuvor hatte Benjamin Trauvetter eine Ballstafette zur Kreismitte mit dem siegbedeutenden Treffer abgeschlossen. Eine überwiegend saubere Abwehrarbeit (kein Strafwurf für die Gastgeber!) im Zusammenspiel mit ihrem Torhüter Radek Musil (parierte 19 Bälle!) war ein Eckpfeiler des Erfolges. «In einer kampfbetonten Partie wurde unsere disziplinierte Spielweise belohnt. Wir konzentrierten uns ausschließlich auf uns, behielten unsere Emotionen im Griff, ließen uns nicht provozieren», resümierte ein überglücklicher Eisenacher Trainer Maik Handschke, der «Bauchschmerzen» nach dem 0:4-Punkte-Start ehrlich zugab. Seine Schützlinge akzeptierten ohne zu Murren sämtliche Schiedsrichterentscheidungen. Ganz anders die Hessen, die von Beginn mit den Unparteiischen im Clinch lagen. Ihr Trainer Mike Fuhrig heizte lautstark gestikulierend von der Seitenlinie das Klima in der überhitzten Main-Taunus-Halle in Kriftel kräftig an. Frankfurts Goalgetter Hannes Lindt, Neuzugang vom SC Magdeburg, kassierte wegen heftigen Reklamierens in der Schlussphase eine Zeitstrafe (58.) und fehlte seinem Team. «Für seine neun Treffer zolle ich ihm Lob, für die unbeherrschte Aktion in den Schlussminuten jedoch einen Tadel», beurteilte Maik Fuhrig die Gesamtleistung des Linkshänders. Der Frankfurter Coach, ehemaliger Nationalspieler und Abwehrspezialist, mit dem SC Leipzig und später mit der SG Wallau-Massenheim in der 1. Liga, haderte, insbesondere in der ersten Halbzeit, mit seiner Defensivabteilung. Doch während der ersten dreißig Minuten glänzte eben der ThSV Eisenach mit ideenvollem schnellem Angriffsspiel, überlistete die mit einer versetzten Spitze vor der Deckung operierende Defensive der Hessen immer wieder. «Spielerisch sehr gut», so der Kurzkommentar von Maik Handschke zur Leistung seiner Crew im ersten Abschnitt. In einer ausgesprochen schwierigen Phase in der zweiten Halbzeit, nach der Umstellung der Abwehr der Hessen auf einen defensiven Riegel, imponierten die Eisenacher mit tollem Kampfgeist.
Vornweg Tomas Sklenak! Was musste Eisenachs Turbo alles an Attacken ein- und wegstecken?! Nach einem Ellenbogenscheck bereits in der ersten Halbzeit blutete der Blondschopf bereits aus dem Mund. Völlig zu Recht zückten die Unparteiischen Kaiser/Schmitz für den Verursacher Fabian Bohnert Rot (26.). Tomas Sklenak ging trotzdem dahin, wo es wehtut, hatte mit acht Treffern maßgeblichen Anteil am Erfolg seines Teams.

Schwungvolles Angriffsspiel der Eisenacher
Nach einer Umarmung der beiden Ex-Nationalspieler Mike Fuhrig und Maik Handschke vor dem Anpfiff war es dann auch gleich mit den Freundlichkeiten vorbei. «Ein Kampf mit Haken und Ösen», so Maik Handschke, begann. Rotation im Rückraum, ständige Positionswechsel, Einbeziehen aller drei Kreisspieler in den Kombinationsfluss, hieß das Erfolgsrezept der Eisenacher. Tomas Sklenak lochte im Doppelpack zum 2:4 (6.) ein. Die HSG FrankfurtRheinMain setzte ebenso auf schnelles, von Neuzugang Benedikt Seeger initiiertes Angriffsspiel, brachte ihren Linkshänder Hannes Lindt immer wieder in Wurfposition (6:6, 11.). Ausgerechnet in Überzahl patzten die Eisenacher, die Gastgeber, inzwischen mit dem ehemaligen Nationalspieler Jan-Olaf Immel im linken Rückraum, trafen zum 9:7 (15.). Das Signal für einen furiosen Zwischenspurt der Wartburgstädter, deren Abwehr, nun mit Till Bitterlich, gemeinsam mit dem blendend aufgelegten Keeper Radek Musil, das Angriffsfeuer der Hessen merklich auslöschte. Pavel Prokopec dirigierte das Angriffsspiel der Gäste. Alexander Schiffner lochte kaltblütig von Linksaußen zum 9:10 (17.) und 9:12 (19.) ein. Eine Auszeit, ein Torhütwechsel (Thijs van de Mortel kam für Michael Rebstock), ein Wechsel auf der Regieposition (Ex-Nationalspieler Steffen Weber übernahm die Spielmacherrolle) bei den Hessen änderte nichts an den Kräfteverhältnissen auf der ausgesprochen glatten Spielfläche. Nach einem Sklenak-Zuspiel fackelte Benjamin Trautvetter nicht lange, zog zum 10:14 (22.) ab. Girts Lilienfelds, in der Abwehr von Daniel Luther abgelöst, traf zum 11:15 (23.). Pavel Prokopec bewies Nerven bei einem gellenden Pfeifkonzert (nach der roten Karte) vom Punkt (13:16, 26.). Radek Musil kaufte dem frei vor ihm auftauchenden Oliver Schulz im großen Stil das Leder ab (28.). Routinier Krisztian Szep-Kis, zu einem Kurzeinsatz auf dem Parkett, lochte zum 14:17 (29.) ein.

Kampf und Spannung bis zur Schlusssekunde
Die HSG FrankfurtRheinMain, ein Zusammenschluss der vorjährigen Zweitligisten SG Wallau und TSG Münster, mit großen Plänen für die Zukunft, kam mit viel Power aus den Kabinen, wollte die zweite Heimniederlage im zweiten Heimspiel unbedingt abwenden. Gegen die nun defensive Hessen-Abwehr bringt Eisenachs Trainer Maik Handschke nun Daniel Luther im Angriff. Der 21-Jährige, ein waschechter Eisenacher, steht nach einer langwierigen Schulterverletzung erst seit zwei Wochen wieder im Wurftraining, schmetterte den Ball zum 17:20 (35.) und 18:21 (38.) ins Netz. Till Bitterlich sicherte im Bodenkampf das Leder, Ausdruck der famosen Einsatzbereitschaft seines Teams, geht wenig später aber zu rabiat zu Werke, sieht die rote Karte (41.), muss den Rest der Partie im ThSV-Fanblock verfolgen. Kampf pur ist angesagt! Den Eisenachern gelangen nicht mehr die schwungvollen leichtfüßigen Angriffszüge mit platziertem Torwurf, auch, weil der ins Frankfurter Gehäuse zurückgekehrte Michael Rebstock mehrfach glänzend parierte. Hannes Lindt traf zum Anschlusstreffer (20:21). Eisenachs Daniel Luther scheiterte, im schnellen Gegenstoß versenkte Stefan Bonnkirch zum 23:23-Ausgleich (46.). Tobias Schimmelbauer hatte wenig später den Führungstreffer der Gastgeber auf der Hand, doch ThSV-Schlussmann Radek Musil kaufte ihm im großen Stil das Leder ab. Eisenach legte vor, die HSG glich aus. Ein Führungstreffer gelang den Hessen nicht. Auch dem sonst so treffsicheren Hannes Lindt gelang dies beim Stand von 26:26 nicht, weil Radek Musil zur Stelle war (53.). Die Eisenacher mobilisieren die letzten Kraftreserven. Maßarbeit durch Girts Lilienfelds zum 26:27, ein Sklenak-Kracher zappelt zum 26:28 im Netz (55.). Oliver Schulz verkürzt vom Kreis zum 27:28 (57.). Dann dezimiert Hannes Lindt mit seiner aufreizenden Geste seine HSG. Doch Girts Lilienfelds bringt in Überzahl das Leder nicht an Michael Rebstock vorbei. Stefan Weber zieht ab, hat viel Dusel, der Ball gleitet noch zum 28:28 über die Linie (59.). Ein schneller Spielzug zum Kreis, Benjamin Trautvetter markiert schnörkellos das 28:29 (59.). Auszeit Frankfurt. Stefan Bonnkirch wird auf Rechtsaußen frei gespielt, doch findet in Radek Musil seinen Meister. Da waren noch 15 Sekunden zu absolvieren. Maik Handschke legt die grüne Karte. Die Hallenuhr zeigt noch zehn Sekunden an. Der schon in vielen «Schlachten» gestählte Till Bitterlich beruhigt die ThSV-Fans: «Noch ein Freiwurf, das Ding ist im Sack.» Die Hessen verzichten auf eine zum Freiwurf für Eisenach führende Aktion. Die Thüringer behaupten das Leder, passen dieses zum frei am gegnerischen Kreis postierten Benjamin Trautvetter, doch dessen Wurf landet nur am Holz; doch der Zeiger der Uhr hatte die letzte Umdrehung vollendet. Der ThSV Eisenach und sein mitgereister Anhang jubeln. In der Vorbereitung hatte die HSG FrankfurtRheinMain ein Testspiel in Eisenach 29:28 gewonnen. Um Punkte drehten die Handschke-Schützlinge den Spieß exakt um!

ThSV Eisenach bereits am Dienstag im DHB-Pokal gefordert
«Ein Sieg, wichtig für unser Selbstvertrauen. Die kommenden Aufgaben, am Samstag im Heimspiel gegen Hüttenberg, und dann auswärts in Leichlingen, werden keineswegs leichter», beschreibt Maik Handschke die Lage beim Traditionsverein vom Fuße der Wartburg. Doch zuvor steht die 2. DHB-Pokal-Aufgabe am Dienstag, 22.09.09 an, wenn Punktspielkontrahent Bergischer HC um 20.00 Uhr in Wuppertal Gastgeber ist. Beide Teams trafen erst vor wenigen Tagen um Punkte in Eisenach aufeinander. Am 12. September hatten die «Bergischen Löwen», der Titelfavorit der Liga, beim 30:34 das Happy end. Nun die Neuauflage im DHB-Pokal….

Statistik
HSG FrankfurtRheinMain: Rebstock, van de Mortel; Bohnert (2), Immel (2), Quilitzsch, Weber (3), Seeger (2), Bonnkirch (1), Lindt (9), Buschsieper, S. Schulz (1), Schimmelbauer (5), Hahn, Werning, O. Schulz (3)
ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk; Hoffmann (2), Trauvetter (5), Sklenak (8), A. Wöhler, Luther (2), Bitterlich, Schiffner (2), Lindner, Heinemann, Lilienfelds (3), Prokopec (6/3), Szep-Kis (1)

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Siebenmeter: Frankfurt 0; Eisenach 3/3

Zeitstrafen: Frankfurt 3 x 2 Min., Rot für Bohnert nach grobem Foulspiel (26.); Eisenach 3 x 2 Min., Rot für Bitterlich nach grobem Foulspiel (42.)

Schiedsrichter: Kaiser/Schmitz (Linkenheim/Eggenstein)

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