ThSV : Eine Niederlage, die aber hoffen lässt

Bereits vor der Abfahrt nach Lemgo ereilte Eisenachs Neutrainer Matthias Allonge bei seinem Debüt als „Chef“ eine Hiobsbotschaft. Kapitän und Linksaußen Karsten Wöhler konnte wegen eines Magen-Darm-Infektes die Busfahrt erst gar nicht antreten. Ein herber Verlust, wie sich später in der Lipperlandhalle zeigte. Philipp Karbe, über die gesamte Distanz auf Linksaußen dabei, konnte Karsten Wöhler in keinster Weise ersetzen. Mehrfach frei gespielt brachte er das Leder nicht an Lemgos Schlussmann Christian Ramota vorbei, traute sich insgesamt zu wenig zu. Aber auch auf Rechtsaußen fehlte der große Druck. Weder der vor kurzem aus Hamburg gekommene Mustapha Taj noch der ab der 25.Minute eingewechselte Ronny Göhl vermochten Akzente zu setzen. So lastete nahezu alles im Vorwärtsgang auf den Rückraum und die Kreisläufer. Am Ende stand der erwartete Sieg des amtierenden Meisters und aktuellen Tabellenzweiten TBV Lemgo. Das Ensemble aus deutschen und Schweizer Nationalspielern, angeführt von einem blendend aufgelegten Regisseur Daniel Stephan (11 Tore) und einem mehrfach von Außen zur Kreismitte einlaufenden Florian Kehrmann (8 Treffer) landete vor 3750 Zuschauern, darunter treue 15 Anhänger des ThSV Eisenach, einen 39:29 (18:10) Erfolg. Eine Überraschung war auch nicht zu erwarten. Dennoch, positive Signale waren unverkennbar. Die Mannschaft aus Thüringen spielte und fightete miteinander, zeigte geschlossen Charakter, ließ sich nicht willenlos überrollen. Positiv: 19 eigene Treffer in der zweiten Halbzeit gegen den TBV Lemgo! Für Punkte reichte das freilich nicht. Die müssen gegen andere Teams geholt werden. Das wissen die Eisenacher selbst. Die Partie in Lemgo diente praktisch als Vorbereitung für die „Überlebensspiele“ in eigener Halle gegen GWD Minden (Freitag, 19.12.03) und die HSG Nordhorn (Freitag, 26.12.03) jeweils um 19.30 Uhr. Dann hofft der ThSV Eisenach auf Rückendeckung von den Traversen, aber auch auf Schiedsrichter, die beide Mannschaften mit dem gleichen Maß beurteilen. Jutta Ehrmann und Susanne Künzig waren in Lemgo von der Aufgabe als Unparteiische (wieder einmal gegen Eisenach!) weit entfernt.
Mit freundlichem Beifall, aber auch mit „Absteiger“-Rufen wurden die Wartburgstädter begrüßt. ThSV-Coach Matthias Allonge, lediglich mit Physiotherapeut Martin Münzberg als „Leitung“ auf der Wechselbank, verzichtete zunächst auf einen Angriffs- Deckungswechsel. Till Bitterlich besetzte auch im Vorwärtsgang die Kreisposition. Gintautas Vilaniskis nahm die linke, Sergio Casanova die rechte Rückraumposition ein. Danijel Grgic knüpfte die Spielfäden. Beide Vertretungen suchten und fanden zunächst den Torerfolg über Aktionen zum Kreis. Die der Eisenacher konnten nicht regelkonform unterbunden werden, die fälligen vier Strafwürfe verwandelte Sergio Casanova, so beim 6:8 (aus Eisenacher Sicht, 13.). Havard Augensen rückte dann an den Kreis, Evars Klesniks kam für den in der Defensive zu schwerfälligen Gintautas Vilaniskis. Sergio Casanova, sich voll in den Dienst der Mannschaft stellend, hielt die Gäste auf Tuchfühlung (10:8;17.). Doch als die Anspielversuche zum Kreis nicht beim Mitspieler landeten, setzte Lemgo zu seinen gefährlichen Tempogegenstößen an. Die Eisenacher brachten zudem ihre Torchancen nicht unter (Casanova, Taj, Karbe). Lemgo zog auf 16:9 (26.) davon.
Unmittelbar nach Wiederanpfiff erhöhte Lemgos Schweizer Nationalspieler Marc Baumgartner auf 19:11 (33.). Die Hausherren glaubten, nun leichtes Spiel zu haben. Doch da irrten sie! Die Eisenacher hielten dagegen. Danijel Grgic sorgte quasi als zweiter Kreisläufer für Unruhe in den Reihen des Meisters. Mit direktem Zug zum Tor verkürzte der ThSV Eisenach auf 20:16 (38.). Da loderte das ThSV-Feuer auf. Doch die offensive Abwehr der Hausherren hatte bald wieder die Oberhand. Ballsicher zogen sie ihre Angriffszüge auf, begünstigt durch zwei Vilaniskis-Fehler zum 23:17 (40.).

SCHIRI-FRAUEN BRINGEN THSV ZUR WEISSGLUT
Für Entsetzen und nahezu Verzweiflung sorgten die Schiedsrichterrinnen. Mit ihrer Ungleichbehandlung zogen sie sich den Unmut der Eisenacher zu. Stürmerfouls, Zeitstrafen und Schritte – hüben wurde so, auf der anderen Seite aber anders entschieden. Ex-Bundesligaschiedsrichter Ralf Illert, jetzt mit Günter Oßwald für das Management des ThSV Eisenach ehrenamtlich tätig, hielt es nicht mehr neben der Bank aus; zu aufreizend die Entscheidungen gegen die Wartburgstädter. Matthias Allonge musste sein Reklamieren mit einer 2-Minuten-Strafe und Ballbesitz für Lemgo büßen. In Überzahl schraubte Lemgo das Tore-Plus auf 10-Treffer (28:18, 45.). Doch die Eisenacher gaben, dezimiert, nicht klein bei. Gintautas Vilaniskis hatte endlich sein Visier eingestellt, traf nun aus dem zweiten Stockwerk. Beide Mannschaften suchten den schnellen Abschluss, hatten ihren Anteil an einem torreichen Erstbundesligaspiel.

STATISTIK
TBV Lemgo: Zereike, C.Ramota; Stephan (11/4), Tempelmeier, Schwarzer (3), M. Ramota (4), Zerbe (3), Baumgartner (5), Kehrmann (8), Binder (2), Lima (1), Baur (n.e.), Kothe (2)

ThSV Eisenach: Jerkovic, Lehmann; Augensen, Vilaniskis (4), Bitterlich (3), Klesniks, Grgic (7), Göhl (2), Taj (2/1), Karbe (1), Casanova 8/4), Ameddah (2/2), Kneer (n.e.)

Siebenmeter: Lemgo 5/5 – Eisenach 8/6
Zeitstrafen: Lemgo 0 – Eisenach 12 Minuten
Schiedsrichter: Jutta Ehrmann/Susanne Künzig (Karlsruhe)

Zuschauer: 3750 (ausverkauft)

TRAINERSTIMMEN
Volker Mudrov (Lemgo):
Ein 10-Tore-Sieg, ich bin mit dem Ergebnis zufrieden. Allerdings, Höhen und Tiefen in unserem Spiel habe auch ich ausgemacht. Wir agierten über die 60 Minuten zu wechselhaft. Alle bekamen ihre Spielanteile und haben ihre Chancen genutzt. In Anbetracht der anstehenden internationalen und nationalen Aufgaben am Sonntag und Dienstag habe ich Markus Baur geschont.
Matthias Allonge (Eisenach):
Turbulente, schwere Tage liegen hinter dem ThSV Eisenach. Ein Trainerwechsel und mit mehr Engagement der Spieler soll der Klassenerhalt geschafft werden. Die Mannschaft zieht mit, das ist die wichtigste Erkenntnis auch aus der Partie beim haushohen Favoriten Lemgo. Sie hat sich in keiner Phase hängen lassen. Das stimmt mich und uns alle optimistisch, damit bis zum Jahreswechsel jene 4 Pluspunkte noch geholt werden, die uns alle Chancen auf den Klassenerhalt lassen. Wir wollten uns in Lemgo mit unserer bundesligaunerfahrenen Mannschaft gut verkaufen. ssDas ist uns trotz des klaren Schlußresultates gelungen.

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