ThSV Eisenach bietet dem SC Magdeburg erneut Paroli

Zuschauer in Melsungen spenden reichlich Beifall für die Wartburgstädter

Der Turniermodus beim Sparkassencup im Handball in Hessen und Thüringen wollte es so, nach Siegen über den SC DHfK Leipzig (29:25) und den EHV Aue (33:28) sowie einer Niederlage gegen den SC Magdeburg (28:32) in der Vorrundengruppe 2 traf der ThSV Eisenach als bester Gruppen-Zweiter im Halbfinale erneut auf den SC Magdeburg. Dieses Mal allerdings im hessischen Melsungen. Die Wartburgstädter boten den Elbestädtern erneut Paroli, gaben sich nur hauchdünn mit 30:32 (13:16) geschlagen. Nach 41 Minuten führte der Außenseiter gar mit 22:20. Erst die erfahrenen Bartosz Jurecki und Torjäger Robert Weber sicherten dem SC Magdeburg den hauchdünnen Erfolg. Die 800 Zuschauer in der Stadtsporthalle Melsungen, die das Team aus dem benachbarten Thüringen während der gesamten 60 Minuten anfeuerten, verabschiedeten die Schützlinge von Adalsteinn Eyjolfsson mit donnerndem Beifall und besten Wünschen für die anstehende Zweitbundesligasaison. Für den Einzug ins Halbfinale konnten die Wartburgstädter eine Prämie in Höhe von 1.000 € vom Turnierveranstalter in Empfang nehmen.

Branimir Koloper und Christopher Stölzner ließen aufhorchen
Der ThSV Eisenach, der auf zahlreiche Stammkräfte verzichten musste, gefiel mit seiner spielerischen Komponente. Von Beginn fehlten die langzeitverletzten Tomas Sklenak und Dener Jaanimaa (beide Kreuzbandriss), Kapitän Benjamin Trautvetter (Knie-OP) sowie Aivis Jurdsz (Bluterguß) und Jan Forstbauer (erkrankt). Frühzeitig fielen mit Girts Lilienfelds (Platzwunde über dem rechten Auge) und Daniel Luther (Muskelverhärtung) zwei weitere Stammkräfte aus. «Wir gehen in der Vorbereitung kein Risiko ein. Aivis Jurdzs, Girts Lilienfelds und Daniel Luther steigen zu Wochenbeginn wieder voll ins Training ein», gab Adalsteinn Eyjolfsson Entwarnung.

Derart personell gebeutelt lieferte der ThSV Eisenach dem haushohen Favoriten SC Magdeburg einen packenden Fight. Für die Verletzten sprangen andere in die Bresche. Branimir Koloper, als Abwehrspezialist eingestuft, offenbarte Offensivqualitäten an der Kreismitte, profitierten von gut getimten Zuspielen seiner Rückraumkollegen und netzte fünf Bälle ein. Christopher Stölzner, der 20-jährige Rückraumspieler, mit Zweitspielrecht bei der HSG Go Go Hornets in der Mitteldeutschen Oberliga, überzeugte in Angriff und Abwehr. «Bei ihm ist eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr zu erkennen», zollte ThSV-Coach Adalsteinn Eyjolfsson dem jungen Christopher Stölzner Lob. «Ich muss erst einmal meine Ausbildung erfolgreich abschließen, kann danach mehr trainieren, um meine Leistungskurve noch mehr nach oben zu fahren», schilderte der vor drei Jahren vom HSV Ronneburg zum Nachwuchsprojekt des ThSV Eisenach gestoßene wuchtige Rückraumspieler. Die Eisenacher konnten gegen den SC Magdeburg zudem auf das Können ihres Strategen Hannes Jon Jonsson vertrauen. Dieser dirigierte mit Übersicht, traf selbst mit platzierten Würfen (auch vom Siebenmeterpunkt) und war mit sieben Treffern erfolgreichster Werfer der Partie insgesamt. «Das sieht spielerisch schon sehr gut aus. Das ist eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Die Säulen unseres Spiels stehen. Jetzt geht es in das letzte Drittel der Saisonvorbereitung, an den Feinschliff», schildert Adalsteinn Eyjolfsson die aktuelle Lage.

Am Mittwoch startet der ThSV-Tross zu einem mehrtägigen Trainingslager mit Teilnahme an einem Turnier in Wien. Das erste Pflichtspiel steht am Mittwoch, 20.08.2014 an: In der 1. DHB-Pokal-Hauptrunde empfängt der ThSV Eisenach Drittligist SG Leutershausen. Zum Punktspielstart geht es wenige Tage später, am Sonntag, 24.08.2014 nach Mecklenburg-Vorpommern, zum HC Empor Rostock.

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Daniel Luther knüpft an Vorabendleistung an
Am Vortag, beim 28:32 gegen den SC Magdeburg, war Daniel Luther der Mann des Abends. Bis zu seinem verletzungsbedingten Ausscheiden nach 45 Minuten hatte er den Elbestädtern 11 Bälle aus dem Feld ins Netz gezirkelt. Der 26-Jährige meldete sich auch in Melsungen gleich mit zwei Treffern zum 2:2 (7.). In der Rückraumbesetzung mit Hannes Jon Jonsson, Daniel Luther und Girts Lilienfelds initiierten die Eisenacher ein kreatives Angriffsspiel. Hannes Jon Jonsson brachte seine Farben mit 4:3 in Führung (9.). Die Magdeburger, mit Michael Haaß und Marko Bezjak im Wechsel auf der Regieposition, nutzten die Qualitäten ihres Tempogegenstoßspezialisten Robert Weber, der jedoch anfangs an Eisenachs Keeper Stanislaw Gorobtschuk (auch per Strafwurf) scheiterte. Bereits Mitte der ersten Halbzeit schieden beim ThSV Eisenach Girts Lilienfelds und Daniel Luther aus. Christopher Stölzner und Marcel Schliedermann kamen. Beide Teams wechselten im Rahmen ihrer personellen Möglichkeiten durch. Der Sparkassencup ist ein Vorbereitungsturnier! Die Magdeburger gewannen zwischenzeitlich etwas Oberwasser, Fabian von Olphen traf zum 10:7 für sein Team (19.). Kein Verzagen beim ThSV Eisenach! Nach Ballgewinnen in der Abwehr wurde zum Tempogegenstoß angesetzt. Branimir Koloper vollendete per Heber vom Kreis, Adrian Wöher schloss von Linksaußen zum 10:10-Ausgleich ab (22.). Einer gekonnten Ballstafette zwischen Christopher Stölzner, Hannes Jon Jonsson und Branimir Koloper entsprang der 11:11-Ausgleichstreffer (24.). Nicht alles gelang. Beim Versuch eines Kempa-Treffers rochen die Magdeburger den Braten (29.). Bei zwei Holztreffern (Schliedermann, Koloper) hatten die Eisenacher kurz vor der Pause Wurfpech. Die Magdeburger hingegen zogen resolut zur eigenen 16:13-Halbzeitführung ab.

Eisenach bringt Magdeburg mit Zwischenspurt ins Wanken
Auch nach Wiederanpfiff, Nicolai Hansen löste Hannes Jon Jonsson für Abwehraufgaben ab, ließ sich der ThSV Eisenach nicht abschütteln. Das Plus der Magdeburger bei Torgefahr aus dem Rückraum ließ die Waage nicht entscheidend ausschlagen. Nach der 17:14-Führung des SCM setzte der ThSV Eisenach zu einem Zwischenspurt an, eingeläutet von einer Stölzner-Fackel (32.). Der SC Magdeburg wirkte zu pomadig. Eisenachs Spielgestalter Hannes Jon Jonsson brachte seine Mitspieler exzellent in Position. Bjarki Elisson vollendete per Tempogegenstoß zum 20:20 (39.). Nicolai Hansen verwertete ein Jonsson-Zuspiel zum 21:20 für den ThSV Eisenach. Bjarki Elisson schloss einen Gegenstoß gar zum 22:20 ab (42.). Die Magdeburger Verantwortlichen griffen zur grünen Karte, beorderten Andreas Rojewski, Marko Bezjak und Bartosz Jurecki zurück auf das Parkett. Espen Lie Hansen trifft aus dem Rückraum, besorgt das 24:24 (45.). Fabian van Olphen, Andreas Rojewski, Matthias Musche und Robert Weber legen zum 29:26 (51.) nach. Die Magdeburger unterbanden die Zuspielversuche der Eisenacher zum Kreis, TZorhüter Dario Quenstedt steigerte sich. Doch die personell geschwächten Eisenacher steckten nicht auf, auch wenn einiges nicht klappte. Nick Heinemann und wenig später Tom Seifert hielten ihre Crew auf Tuchfühlung (29:31, 58.). Magdeburgs Torjäger Robert Weber setzte einen schon aufreizenden Trickwurf von der Strafwurflinie ans Holz. Nach Regelwidrigkeit an Branimir Koloper versenkte Eisenachs Hannes Jion Jonsson den fälligen Siebenmeter zum Anschlusstreffer (30:31, 60.). In den Schlusssekunden, die Eisenacher öffneten ihre Deckung, um eventuell das Leder zu stibitzen, brachten die Magdeburger Robert Weber on Position, der jetzt schnörkellos zum Endstand vollendete.

Statistik

ThSV Eisenach: Villadsen, Gorobtschuk; Elisson (4), Wöhler (1), Jonsson (7/3), Luther (3), Schliedermann (1), Stölzner (2), Hansen (3), Heinemann (3), Lilienfelds, Koloper (5), Rahn, Seifert (1), Richardt, Hempel

SC Magdeburg: Quenstedt, Ambrosius; Rojewski (5), Musche (2), van Olphen (4), Natek (1), Grafenhorst (2), Haaß (1), Bezjak (2), M. Gebala, T. Gebala (3), Weber (5/2), Saul, Sohmann, Juerecki (2), Hansen (5)

Text: Th. Levknecht

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