ThSV Eisenach bricht nach 7-Tore-Führung völlig aus der Struktur aus
Wartburgstädter unterliegen beim VfL Gummersbach mit 32:34 (14:11)
„Der ThSV Eisenach hat uns 22 Minuten vorgeführt. Wir bekamen keinen Druck auf die Abwehr, vermochten unsererseits die Angriffe der Gäste nicht zu unterbinden, bekamen Marko Grgic nicht unter Kontrolle“, erklärte Gudjon Sigurdsson, der Coach des VfL Gummersbach, am Freitagabend. Dann kam er zum erfreulichen Teil für seine Mannschaft, sie kippte nach einem 7:14-Rückstand die Partie, ließ dem 12:17-Zwischenstand (29.) einen 8:0-Tore-Lauf zum 20:17 (36.) folgen, führte beim 29:22 (49.) gar mit 7 Treffern. „Wir sind sehr froh, gegen eine starke Eisenacher Mannschaft beide Punkte verbuchen zu können“, ergänzte Gudjon Sugurdsson. „Wir schmeißen das Spiel weg. Wir eröffnen mit einer Vielzahl von Fehlern den Gummersbachern die Möglichkeit, zurück ins Spiel zu kommen“, rang ThSV-Coach Misha Kaufmann um Worte. Die Thüringer berappelten sich erst in der Schlussphase, trafen zum 32:34 (11:14) -Endstand.
„Zwei verschiedene Gesichter von beiden Mannschaften“, stellte Sead Hasanefendic fest. Die Trainerikone gehörte am Freitagabend zu den 4.132 Zuschauern in der Schwalbe Arena Gummersbach. Sead Hasanefendic war gleich drei-mal Trainer des VfL Gummersbach (2002 bis 2004, 2008 bis 12/2011 und noch einmal 2017), übernahm 2018 den in die 3. Liga abgestiegenen ThSV Eisenach und führte diesen umgehend sofort in die 2. Bundesliga zurück und schaffte mit den Wartburgstädtern im Unterhaus den Klassenerhalt. Der inzwischen 76-Jährige verfolgte gemeinsam mit Shpetim Alaj, Präsident des ThSV Eisenach, die Partie zwischen seinen beiden Ex-Vereinen.
ThSV Eisenach: Spikic hält, Grgic trifft
„Ich habe während der ersten 22 Minuten eine sehr starke Eisenacher Mannschaft gesehen. Sehr konzentriert, eine starke Verteidigung mit einem sehr guten Torhüter, schnelles Spiel nach vorn mit konsequentem Abschluss“, skizzierte Sead Hasanefendic die Phase bis zur 14:7-Führung der Wartburgstädter. Keeper Matija Spikic brachte die Hausherren, selbst deren Rückrau-Asse Kentin Mahe und Miro Schluroff, schier zur Verzweiflung. Jung-Nationalspieler Marko Grgic versenkte in Serie die Bälle im Gummersbacher Kasten. Für Matija Spoikic wurden im ersten Abschnitt 8 Paraden notiert, Marko Grgic lochte bis zur Halbzeitpause 8 Bälle ein. „Wir haben den Start gegen starke Eisenacher regelrecht verpennt“, bekannte Gummersbachs Rückraumspieler Ole Pregler.
„Nach der 7-Tore-Führung verfallen wir in eine Phase mit vielen technischen Fehlern“, ärgerte sich Eisenachs Trainer Misha Kaufmann. „Die Souveränität ging schon zum Ende der ersten Halbzeit verloren“, merkte Sead Hasanefendic an. „Was dann passierte, ist nicht zu erklären“, so Eisenachs Abwehrchef Philipp Meyer. Das Fehlen des verletzten Linkshänders Malte Donker und des erkrankten Justin Kurch machte sich nachteilig bemerkbar. „Uns fehlten Möglichkeiten zur Entlastung“, stellte Misha Kaufmann fest. Beim Stand von 13:17 brachte der eingewechselte Rok Maric das Leder freistehend nicht unter, den Gegenzug der Hausherren vermochte Simone Mengon nur regelwidrig zu stoppen, kassierte dafür eine 2-Minuten-Strafe. Milos Vujovic verwandelte den fälligen Siebenmeter. Statt eines 5-Tore-Plus ging der ThSV Eisenach nur mit einem 3-Tore-Vorprung in die Halbzeitpause.
Fehlerfestival als Einladung für den Altmeister
Nach Wiederanpfiff nahm das Unheil aus Eisenacher Sicht seinen Lauf. „Den Beginn der zweiten 30 Minuten hat meine ehemalige Mannschaft dann völlig verkackt“, fand Daniel Hideg klare Worte. Der Rückraumspieler war mit dem ThSV Eisenach nach der Saison 2021/2022 in die 1. Handballbundesliga aufgestiegen, sorgte gerade mit dem TuS Ferndorf für Furore in der 2. Bundesliga. Wenn es Ort und Zeit erlaubt, schaut der nun im Siegerland wohnende Daniel Hideg bei seinem einstigen Verein vorbei. So auch am Freitag. „Uns unterliefen ganz viele technische Fehler im Angriff in deren Folge wir viele einfache Gegenstoßtreffer kassierten“, ärgerte sich ThSV-Keeper Matija Spikic. Durch Zeitstrafen stand der ThSV Eisenach zu Beginn des zweiten Abschnittes gleich 2-mal in doppelter Unterzahl auf dem Parkett. „Wir haben diese doppelte Überzahl gnadenlos ausgespielt“, freute sich VfL- Rückraum-Mann Ole Pegler, Antreiber seines Teams im zweiten Abschnitt, der mit 7 Treffern (aus 9 Versuchen) notiert wurde. „Wir verloren völlig die Struktur. Die nun lautstarke Halle verlieh den Hausherren zusätzliche Energie. Wir kennen das ja aus unseren Heimspielen“, so Philipp Meyer. VfL-Torhüter Bertram Obling wurde ein Faktor. „Mit ihm haben wir das Blatt gewendet. Wir nutzten die sich uns bietenden Torchance konsequent“, merkte Gudjon Sigurdsson an. Kristjan Horzen verwandelte vom Kreis zum 29:22 (49.) und 32:25 (54.). Die Punktvergabe war geklärt.
Da staunten die Fans des VfL Gummersbach
In der ersten Viertelstunde gelangen dem nach alten Erfolgen lechzenden VfL Gummersbach gerade einmal 3 Treffer. Marko Grgic hatte gerade zum 3:9 eingenetzt. Gummersbachs Superstar Kentin Mahe war bis dahin nur mit einem Foul gegen Eisenachs Kapitän Peter Walz aufgefallen. Nach Videostudium verhängten die sicher amtierenden Referees Markus Krauth und Andre Kolb gegen den Franzosen eine 2-Minuten-Strafe (8.). Fynn Hangstein verwandelte von Beginn alle dem ThSV Eisenach zuerkannte Siebenmeter sicher. „Es lief richtig rund für den ThSV Eisenach“, konstatierte Daniel Hideg. Kamen die Gastgeber zum Wurf, war ThSV-Schlussmann Matija Spikic zur Stelle, wie gegen den völlig freien Kentin Mahe (20.). Auch der in der 15. Minute ins VfL-Gehäuse gekommene Betram Obling sah zunächst keinen Stich gegen die Würfe von Marko Grgic. Per Doppelpack erhöhte dieser auf 7:14 (22.). Die VfL-Fans, darunter Ex-Bundestrainer Heiner Brand, rieben sich verwundert die Augen. Den Gästen von der Wartburg unterliefen aber nun einige Fehler, sodass sie nur mit einer 3-Tore-Führung in die Halbzeitpause gingen.
VfL Gummersbach baut Vorsprung auf 7 Treffer aus
Die Cheerleader sorgten in der Halbzeitpause für eine mitreißende Choreografie. Das Team des VfL Gummersbach besprach währenddessen, wie es die Partie an sich reißen will. „Die Hausherren standen in der Abwehr kompakter, wir verloren immer wieder das Leder. Gummersbach nutzte seine Stärke, das Gegenstoßspiel“, blickte Misha Kaufmann auf die zweite Halbzeit. Der VfL Gummersbach nutzte einen Fehler von Dustin Kraus, um mit einem Wurf ins leere ThSV-Gehäuse zum 17:17 auszugleichen (33.). Kurz darauf markierte Ole Pregler die erste VfL-Führung (18:17, 34.). Wenige Sekunden später scheiterte Peter Walz an VfL-Schlussmann Bertram Obling. Eine Auszeit von Misha Kaufmann trug nicht zur Beruhigung bei. Am Eisenacher Fehlerfestival waren nun alle beteiligt. Der ThSV Eisenach versuchte es im 7 gegen 6. Beim 24:21 (45.) waren die Thüringer noch auf Tuchfühlung. Doch es rollte Gegenstoß auf Gegenstoß in Richtung-ThSV-Kasten. Von allen Kreispositionen lochte der VfL Gummersbach ein. Rechtsaußen Luka Blohme wurde bei 6 Toren mit einer 100- Prozent-Quote notiert. Die Oberbergischen trafen zum 29:22 (49.). Misha Kaufmann versuchte es mit wechselnden Rückraumbesetzungen. Die Dominanz der Gastgeber blieb. Erst nach dem 33:27 (56.) trafen die Eisenacher zur Ergebniskorrektur. „Da waren wir mit unnötigen Risikopässen nicht clever genug“, bemerkte VfL-Coach Gudjon Sigurdsson.
„Der ThSV Eisenach muss über längere Zeit wie in den ersten 22 Minuten spielen“, erklärte Sead Hasanefendic abschließend. Dass dies seiner ehemaligen Mannschaft gelingen wird, mit dieser Hoffnung erließ Sead Hasanefendic die Schwalbe Arena.
ThSV Eisenach verbleibt auf dem 12. Tabellenplatz
Der VfL Gummersbach kletterte mit nunmehr 10:6 Punkten auf Tabellenplatz 6. Der ThSV Eisenach verbleibt mit 4:10-Zählern auf dem 12. Rang. Er empfängt am Montag, 28.10.2024 um 19.00 Uhr das punktgleiche Team von FRISCH AUF! Göppingen. Tickets sind erhältlich online unter www.thsv-eisenach.de und in der Geschäftsstelle der ThSV-Marketing GmbH im Sportkomplex Katzenaue, Am Sportpark 4 (Multifunktionsgebäude neben dem Kunstrasenplatz).