ThSV Eisenach dem Aufstieg ein Stück näher

Fynn Hangstein hält Wort, lässt es gegen seinen künftigen Arbeitgeber 13-mal klingeln – Wartburgstädter bejubeln vor über 2.600 Zuschauern 27:19 (11:8)-Erfolg im Aufstiegshit über den TuS Nettelstedt-Lübbecke

Wer noch Zweifel hatte, ob Eisenachs Fynn Hangstein im Aufstiegshit gegen seinen künftigen Verein TuS Nettelstedt-Lübbecke mit angezogener Handbremse spielen würde, bekam eine klare Antwort: Der 23-jährige Rückraumspieler brillierte mit 13 Treffern, hatte maßgeblichen Anteil am klaren 27:19 (11:8) -Erfolg der Wartburgstädter, die damit den 2. Aufstiegsplatz untermauerten. Fynn Hangstein ist dicht dran, mit dem ThSV Eisenach in die Beletage des deutschen Handballs aufzusteigen, zugleich aber selbst nächste Saison weiter im Unterhaus zu spielen. Den Ostwestfalen scheint im Saisonfinish die Luft auszugehen, aus den letzten 6 für den Aufstieg relevanten Begegnungen resultierte nur ein Sieg, der allerdings mit 32:28 beim direkten Aufstiegskonkurrenten Dessau-Roßlauer HV.

Der Auftakt verlief für Fynn Hangstein nicht gerade optimal. Nach nicht einmal zwei Minuten kassierte er eine Zeitstrafe, scheiterte in der 13. Minute per Strafwurf an TuS-Keeper Nikolas Katsigiannis, doch dann drehte er auf, zeigte eindrucksvoll seine Qualitäten, auch vom Siebenmeter-Strich. Die Ovationen der über 2.600 Zuschauer beflügelten ihn von Minute zu Minute. Ihm gelang nun nahezu alles. Den Grundstein zum Erfolg legten die Eisenacher freilich wieder mit ihrer offensiv ausgerichteten Abwehr um Philipp Meyer im Innenblock, überwiegend mit Fynn Hangstein als Deckungsspitze.

Der ThSV Eisenach arbeitet mit einer unangenehmen Deckung, gegen die wir keine guten Lösungen gefunden haben, gestand Michael Haaß, der Coach des TuS N-Lübbecke.

Der Gastgeber habe sich zunehmend in einen Rausch gespielt.

Wir hatten uns viel vorgenommen, sind aber krachend gescheitert. Bitter, die Gegentreffer in unser leeres Tor, fügte der Ex-Nationalspieler hinzu.

Der Aufstiegszug ist angesichts des Restprogrammes der Kontrahenten freilich noch nicht abgefahren. Drei hochspannende Spieltage warten auf den ThSV Eisenach, den Dessau-Roßlauer HV und den TuS Nettelstedt-Lübbecke.

ThSV-Coach Misha Kaufmann fordert Demut

Die Mannschaft hat heute eindrucksvoll geredet, da brauche ich nicht viel zu sagen, eröffnete Eisenachs Coach Misha Kaufmann sein Statement zur Pressekonferenz.

Es wäre nicht nötig gewesen, laut zu werden, beantwortete er eine diesbezügliche Frage zur Pressekonferenz. Einen solch entspannten Abend habe er lange nicht gehaben.

Diese Erfolge sind Kopfsache. Für uns gilt es demütig zu sein, uns auf die nächste Aufgabe, das Auswärtsspiel in Konstanz, zu konzentrieren, betonte der Schweizer in Diensten der Thüringer. Der Druck in dieser englischen Woche war schon gewaltig. Wir haben sie mit einer überragenden Leistung abgeschlossen, erklärte Rene Witte.

Dem Sieg über den TuS N-Lübbecke waren Auswärts-Remis beim feststehenden Aufsteiger HBW Balingen-Weilstetten (25:25) und bei der SG BBM Bietigheim (31:31) vorausgegangen.

Unsere volle Konzentration gilt den noch ausstehenden drei Spielen, zunächst am Bodensee, blickt Eisenachs Malte Donker schon mal nach vorn. Vor uns stehen drei Endspiele. Wir dürfen nicht abheben, müssen weiter ganz intensiv arbeiten, stellt ThSV-Kapitän Peter Walz unmissverständlich fest.

In der Abwehr um 180 Grad gedreht
Von einer überragenden Teamleistung sprach Peter Walz.

Gegenüber dem Mittwoch-Spiel in Bietigheim mit 31 Gegentoren haben wir uns um 180 Grad gedreht, agierten giftig in der Abwehr, haben kaum einen Zweikampf verloren, konstatierte der Eisenacher Kapitän.

Das war Grundvoraussetzung, damit Keeper Johannes Jepsen mit 10 abgewehrten Bällen auf eine Fangquote von 37 Prozent kam.

Hangstein-Gala

Wir standen von Beginn in der Abwehr gut, doch zunächst unterliefen uns in Ballbesitz viele technische Fehler, bilanzierten Peter Walz und Malte Donker übereinstimmend.

Das traf allerdings gleichermaßen auf die Gäste zu. Deutschlands Top-Schiedsrichter-Duo Robert Schulze und Tobias Tönnies ahndeten die vielen Technik- und Regelfehler.

Wir senkten diese Fehler und setzten uns ab, stellte Malte Donker fest.

Vom 2:2 (10.) zogen die Gastgeber auf 8:4 weg (19.). Als Alexander Saul das Leder vom Strich ans Holz setzte, Fynn Hangstein im Nachwurf zum 6:4 einnetzte, wenig später das Leder ins leere Gästegehäuse zirkelte, war die Hangstein-Gala eröffnet. Die Ostwestfalen versuchten es mit Benas Petreikis und Luka Mrakovcic auf der mittleren Aufbauposition, doch sie hatten keine Lösungen gegen Eisenachs Abwehr. Einzig Spielzüge zu den Außenpositionen führten zum Erfolg, bei Holztreffern fehlte ihnen das Glück. Tom Skroblien scheiterte vom Punkt am Ex-Nettelstedter Johannes Jepsen, sah kurz vor der Halbzeitpause nach grobem Foul an Willy Weyhrauch die rote Karte. Fynn Hangstein verwandelte per Strafwurf zum 11:8-Pausenstand. Auch Dank der Paraden ihres Schlussmann Nikolas Katsigiannis durften die Gäste zur Halbzeitpause noch hoffen.

Joker Hideg sticht
Die Eisenacher profitierten von ihrem breiten Kader. Joker Daniel Hideg stach, netzte bei Kurzeinsätzen aus der Distanz zum 12: 8 (32.) und 18:13 (47.) ein. Der junge 19-jährige Marko Grgic traf zum 13:9 (36.).

Dank unserer guten Abwehr gelangen uns im zweiten Abschnitt die sogenannten leichten Tore, so Malte Donker. Wir bekamen keinen Zugriff mehr, räumte TuS-Trainer Michael Haaß ein.

Der in den Eisenacher Kasten eingewechselte eigentliche Torwarttrainer Stanislaw Gorobtschuk wehrte einen Siebenmeter von Rutger ten Velde ab (44.). Die Gäste merkten, im Thüringer Handballtempel ist heute nichts zu holen. Ein Abspiel von Luka Mrakovcic landete im Seitenaus (47.). Dem TuS Nettelstedt-Lübbecke gelangen bis zur 50. Minute gerade einmal 13 Treffer. Die Hausherren drehten im Finish noch einmal auf, sehr zur Freude der stimmgewaltigen Kulisse. Jannis Schneibel, der erneut vorzügliche Spielgestalter, netzte zum 20:14 ein (51.). Ivan Snajder und Fynn Hangstein zirkelten den Ball in den verwaisten Gästekasten zum 24:17(56.) und 25:17 (57.). Da feierte die blau-weiße Anhängerschar bereits stehend ihre Mannschaft. Fynn Hangstein bediente Peter Walz am Kreis, der zum 26:18 einlochte (59.). Liga-Toptorjäger Fynn Hangstein setzte mit seinem 13. Treffer zum 27:19-Endstand ein. Er steht jetzt bei 235 Treffern!

Statistik
ThSV Eisenach: Jepsen (10 Paraden), Gorobtschuk (bei 2 Siebenmetern/ 1 Parade); Reichmuth, Hangstein (13/4), Ulshöfer, Walz (1), Grgic (1), Hideg (2), Tokic, Sousa, Meyer, Donker (1), Schneibel (3), Snajder (2), Weyhrauch (1), Saul (3/1)
TuS Nettelstedt-Lübbecke: Katsigiannis (7 Paraden), Rezar (bei 1 Siebenmeter/0 Paraden), Äsheim; Genz (2), Holzhacker, ten Velde (6/2), Petreikis (3), Strosack (2), Dräger (1), Kontrec, Mrakovcic (3), Nissen (1), Östenberg, Petrovsky (1), Skroblien
Siebenmeter: ThSV Eisenach: 5/7 (Hangstein verwandelt 3 x gegen Katsigiannis u. 1 x gegen Rezar u, scheitert 1 x an Katsigiannis, Saul verwandelt 1 x gegen Katsigiannis und wirft 1 x gegen Katsigiannis ans Holz) – TuS N-Lübbecke: 2/4 (ten Velde verwandelt 1 x gegen Jepsen u. 1x gegen Gorobtschuk, scheitert 1 x an Gorobtschuk, Skroblien scheitert 1 x an Jepsen)
Zeitstrafen: ThSV Eisenach: 4 x 2 Min. (Meyer 2 x 2 Min., Hangstein u. Weyhrauch je 2 Min.) – TuS N-Lübbecke 4 x 2 Min. (Dräger 2 x 2 Min., ten Velde u. Petrovsky je 2 Min.), Rot für Skroblien nach grobem Foulspiel (30.)
Schiedsrichter: Schulze/Tönnies
Zuschauer: 2.610
Beste Spieler: ThSV Eisenach: Hangstein, Jepsen, Meyer, Schneibel – TuS N-Lübbecke; Katsigiannis, ten Velde
Spielfilm: 2:2 (10.), 8:4 (19.), 10:8 (29.), 14:10 (40.), 19:13 (48.). 26:18 (58.), 27:19 (60.)

Th. Levknecht

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