ThSV Eisenach fordert auch Rekordmeister THW Kiel in dessen Halle bis zur letzten Sekunde 

Bildquelle: sportfotoseisenach – Malte Donker wechselt zu Erstliga-Aufsteiiger GWD Minden

Marko Grgic mit 301 Treffern als Torschützenkönig der DAIKIN-Handballbundesliga nach der Partie in Kiel ausgezeichnet

Der ThSV Eisenach bot erneut einem absoluten Topteam in dessen Halle die Stirn! Nach dem SC Magdeburg (33:32) und der MT Melsungen (26:25) zitterte sich Rekordmeister THW Kiel zu einem 36:35 (20:15) – Sieg über die Wartburgstädter. Obwohl es im finalen Saisonspiel der DAIKIN Handball-Bundesliga „nur“ noch um die Ehre und zwei Punkte ging, lieferten sich der THW Kiel und ThSV Eisenach vor 10.285 Zuschauern in der ausverkauften Wunderino-Arena am Sonntagnachmittag eine packende Auseinandersetzung, die bis zur letzten Minute spannend blieb. Die Saisonabschluss-Platzierungen beider Teams standen schon vor dem Anpfiff fest. Der THW Kiel überquert auf dem 4., der ThSV Eisenach auf dem 11. Tabellenplatz die Ziellinie. Die Wartburgstädter hatten sich bereits 8 Spieltage vor dem Saisonende den Klassenerhalt gesichert! 

„Gegen eine Weltklasse-Mannschaft hat nicht viel gefehlt, um zu punkten. Ich bin stolz auf meine Jungs. Sie haben nochmals all jene Tugenden auf das Parkett gebracht, die uns die letzten Jahre ausgezeichnet haben. Wir haben unseren Glauben auch in den letzten Spielen verinnerlicht und gezeigt, was alles möglich ist“, konstatierte Eisenachs scheidender Trainer Misha Kaufmann. „Das war ein richtig geiles Spiel zum Saisonabschluss. Ärgerlich, dass wir nach den 1-Tore-Niederlagen in Magdeburg und in Melsungen nun bei einem dritten Topteam mit einem Tor Unterschied verloren haben. Nach dem 5-Tore-Rückstand zur Pause haben wir uns zurückgekämpft, lagen dann ja sogar in Führung. Im Schlussgang sind wir 3-mal blöd an Andi Wolff im Tor des THW Kiel gescheitert“, bilanzierte Eisenachs Rückraumspieler Fynn Hangstein. „Wir haben uns von unserer besten Seite gezeigt, hätten zwischenzeitlich sogar zur eigenen 3-Tore-Führung einnetzen können. Der Sieg des THW Kiel war glücklich, aber verdient. Glückwunsch hierzu! Danke an die blau-weißen Fans aus Eisenach und unsere im Norden beheimateten Fans, die in der Halle waren. Insgesamt war es ein tolles Handballspiel zum Abschied von Patrick Wiencek. Unsere Mannschaft unternimmt jetzt einen Kurztrip nach Mallorca. Am Donnerstag ist sie anlässlich der Feierlichkeiten zum 1250-jährigen Jubiläum von Bad Salzungen um 19.00 Uhr in der Werner-Seelebinder-Halle der Kreisstadt des Wartburgkreises in einer Partie gegen eine Regionalauswahl zu sehen. Dann geht es in den wohlverdienten Urlaub“, erklärte Eisenachs Geschäftsführer Rene Witte. 

sportfotoseisenach – Marko Grgic vom ThSV Eisenach, mit 301 Treffern Torschützenkönig der DAIKIN-Handballbundesliga der Saison 2024/2025

Ovationen für Eisenachs Marko Grgic als Torschützenkönig 

Bester Werfer beim Sieger war Emil Madsen mit acht Treffern, für Eisenach erzielte Marko Grgic neun Treffer, knackte damit die 300-Tore-Marke, ist mit insgesamt grandiosen 301 Toren neuer Torschützenkönig der DAIKIN Handball-Bundesliga. Der 21-jährige in Eisenach geborene Rückraumspieler wurde nach der Partie von HBL-Justiziar Andreas Thiel mit der Torjäger-Trophäe ausgezeichnet, bekam von THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi ein Präsent und wurde von den Zuschauern lange und lautstark gefeiert. „Das hat mich schon ein Stück überwältigt“, sagte Marko Grgic im Dyn-Interview über die Ehrung durch den THW Kiel. „Man muss auch ein bisschen mit Augenzwinkern sagen, dass es schon ganz schön witzig ist, dass man als zukünftiger Flensburger in Kiel so eine Ehrung bekommt“, fügte der Jungnationalspieler hinzu, der ab der Saison 2026/2027 für die SG Flensburg-Handewitt, dem Erzrivalen des THW Kiel, auflaufen wird.  Auch Schiedsrichter Jörg Loppaschewski rückte am Ende noch einmal in den Mittelpunkt. Nach 38 Jahren und 920 (!) Einsätzen für den Deutschen Handballbund hatte er sein letztes Spiel an der Pfeife bestritten, bekam langanhaltenden Applaus und ein Abschiedsgeschenk vom THW Kiel. Sein Gespann-Partner Nils Blümel wird seine Schiedsrichter-Karriere fortsetzen, mit Ex-HSV-Torwart Jens Vortmann an der Seite. 

sportfotoseisenach – Gian Attenhofer trifft im Hinspiel gegen THW-Torhüter Andreas Wolff. Im Rückspiel versenkte der Eisenacher Rechtsaußen 6 Bälle

Gefeierter Patrick Wiencek erzielt sein 1000. Bundesliga-Tor

Der Abend stand im Zeichen großer Emotionen, war es doch für Torhüter Tomas Mrkva sowie die beiden Youngster Henri Pabst und Linus Kutz der letzte Auftritt im THW-Trikot. Das letzte Pflichtspiel seiner Karriere bestritt indes THW-Legende Patrick Wiencek – für ihn und ihre Fans wollten die Zebras unbedingt auch dieses letzte Spiel gewinnen. Und so wurde es für den 36-jährigen Kreisläufer ein schwerer Abend, der mit einer großartigen Geste seiner Mannschaftskollegen begann: Kapitän Domagoj Duvnjak ließ Wiencek die Zebras auf das Feld führen, wo bereits die Einlaufkids mit Wienceks Kindern Lotta und Paul warteten. Und dann wurde kollektiv die Daumen gedrückt, denn noch eine wichtige Marke sollte der Inbegriff der THW-Werte unbedingt noch knacken: Nach 58:21 Minuten war es so weit: Wiencek überwand nach zuvor zwei Fehlversuchen endlich Silvio Heinevetter im Kasten der Thüringer, das sechste Tor war gleichbedeutend mit seinem 1000. Bundesliga-Treffer der Karriere. Was folgte, war ein Jubel-Orkan, der auch weit nach dem Tor nicht verebbte, weil Gästetrainer Misha Kaufmann spontan eine Auszeit nahm. Patrick Wiencek bedankte sich bei Misha Kaufmann für diese Geste. Die Spieler beider Mannschaften applaudierten Patrick Wiencek, der von seinen Teamkollegen in den Mittelkreis geschoben wurde, der vielleicht erst in diesem Moment wirklich begriff, dass die herausragende Karriere nun dem Ende mit dem Abschiedsspiel am 25. Juli entgegen geht. Eisenachs Kapitän Peter Walz überreichte während der Verabschiedung nach der Partie ein Geschenk des ThSV Eisenach an Patrick Wiencek. Auch dafür gab es tosenden Beifall von den Rängen. 

sportfotoseisenach – Simone Mengon brillierte in seinem letzten Pflichtspiel für den ThSV Eisenach bei seinen 7 Treffern mit einer einer hundertprozentigen Wurfquote

ThSV Eisenach kassiert 20 Gegentore bis zur Pause

„In der ersten Halbzeit sind uns zu viele technische Fehler unterlaufen, brachten wir zudem den Ball aus guten Positionen nicht unter“, blickte Eisenachs Kapitän Peter Walz auf die ersten 30 Minuten. Die Hausherren, natürlich mit Patrick Wiencek am Kreis beginnend, mit Domagoj Duvnjak und Emil Madsen im Rückraum, übernahmen recht schnell die Spielkontrolle. Die Gäste von der Wartburg, ohne den verletzten Moritz Ende, setzten auf einen 4-Mann-Rückraum, mit Marko Grgic, Simone Mengon, Filip Vistorop und Peter Walz. Der THW Kiel netzte ein, der ThSV Eisenach verhaspelte sich oder scheiterte an Keeper Tomas Mrkva, der bis zur Pause 7 Bälle parierte. Ihm drohte die meiste Gefahr, wenn Simone Mengon durchstartete. Der Italiener beeindruckte bei seinen 7 Treffern mit einer 100-Prozent-Wurfquote! Der THW Kiel traf durch Erik Johannson zum 8:4 (12.). Silvio Heinevetter kam für Matija Spikic ins ThSV-Gehäuse und konnte sofort das Leder parieren. Die Abwehr vor ihm ließ sich immer wieder ausmanövrieren. Die Gäste versuchten es mit Philipp Meyer und Malte Donker vorgezogen. Zumindest weiter enteilen konnten die Gastgeber nicht. Deren Defensive stellte Marko Grgic frühzeitig. ThSV-Kapitän Peter Walz kassierte in der 18. Minute seine zweite Zeitstrafe. In Überzahl netzte der THW Kiel zum 13:8 ein (19.). Dann Schock für den THW Kiel. Abwehrchef Hendrik Pekeler zog sich eine schwere Verletzung ohne gegnerische Einwirkung zu. Wenige Schritte nach einem Ballgewinn war er auf dem Parkett zusammengesackt, blieb liegen und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den linken Fuß. Wenig später humpelte der Kieler Kreisläufer, gestützt von Keeper Tomas Mrkva und Physiotherapeut Julian Poltrock, in die Kabinen. Befürchtet wird ein Achillessehnenriss. Sollte sich die Prognose bewahrheiten, wäre es besonders bitter für den 33-Jährigen, der im vergangenen Jahr bereits einen Achillessehnenriss erlitten und fast ein Jahr Pause einlegen musste.  Kurz darauf stand der ThSV Eisenach nach einer weiteren Zeitstrafe erneut dezimiert auf dem Parkett. Patrick Wiencek verwertete ein präzises Zuspiel zum 16:9 (24.). Elias á Skipagötu übernahm die Regieposition bei den „Zebras“. Magnus Landin erhöhte auf 20:13 (29.). Im 7 gegen 6 trafen Simone Mengon und Malte Donker noch für den ThSV Eisenach zum 20:15-Pausenstand. Da erahnte wohl keiner ein Herzschlagfinale im zweiten Abschnitt. 

sportfotoseisenach – ThSV-Keeper Silvio Heinevetter parierte auch gegen die Kieler Oldies Domagoj Duvnjak und Patrick Wiencek

ThSV Eisenach: vom 6-Tore-Rückstand zur 2-Tore-Führung

„Im ersten Abschnitt haben wir einfach zu viele Gegentore kassiert. In der Halbzeitpause haben wir gesagt:  Entweder wir werden überrollt oder wir kämpfen uns nochmal rein“, berichtete Marko Grgic. Letzteres taten die Thüringer mit ganz viel Herzblut, setzten die wohl zu selbstsicheren Gastgeber nach dem 22:16 (33.), einer Duvnjak-Fackel, die Silvio Heinevetter keine Abwehrchance ließ, mächtig unter Druck. Mit der Kieler Treffsicherheit war es vorbei: Wiencek verpasste, Madsen produzierte einen technischen Fehler, Johansson verzog. Außerdem krachten Duvnjak und Överby mit ihren Köpfen zusammen, erholten sich aber, spielten weiter. Eisenach kam dennoch ins Laufen, holte Tor um Tor auf. Mengon erzielte in der 38. Minute den Anschluss zum 22:23, Heinevetter nagelte seinen Kasten zu, parierte gegen Eric Johansson, im Gegenzug traf Filip Vistorop zum 23:23-Ausgleich (38.). Binnen knapp 6 Minuten hatten die Eisenacher die 6-Tore-Führung egalisiert! Und sie blieben am Drücker. Der auf Rechtsaußen erneut auftrumpfende Gian Attenhofer (6 Treffer aus 8 Versuchen) traf zum 25:25. Marko Grgic wuchtete zum 25:26 ein (41.). Silvo Heinevetter kaufte im großen Stil Patrick Wiencek das Leder ab (42.). Sekunden später lag ein Attenhofer-Ball zum 25:27 im Kieler Kasten. Den 999.-Bundesligatreffer von Patrick Wiencek beantwortete Malte Donker im Fallen zum 26:28 (43.). Der in der 39. Minute ins THW-Gehäuse gerückte Andreas Wolff war machtlos. Es wurde merklich ruhig im weiten Rund. Der große THW Kiel geriet gegen den Underdog aus Thüringen ins Wanken! Nach einer erneuten Heinevetter-Parade versäumte es der ThSV Eisenach auf 3-Tore zu erhöhen. Ivan Snajder scheiterte an Andreas Wolf. Der Auswahlschlussmann sollte zu einem entscheidenden Faktor im Herzschlagfinale werden.  

Anzeige

Andi Wolf bewahrt den THW Kiel vor einer bösen Überraschung 

Pech für Silvio Heinevetter, dass ein Johansson-Ball von seinem Bein abgelenkt noch zum 28:28 die Torlinie überquerte. Ivan Snajder scheiterte an Andreas Wolff (48.). Die Schlussphase war nichts für schwache Nerven. Den Kieler Führungstreffer glichen die Männer aus der Werner-Aßmann-Halle immer wieder aus. Marko Grgic egalisierte zum 29:29 (49.). Beim THW Kiel lochte nun Eric Johansson ein, markierte wichtige Treffer, wie das 31:29 (50.). Gian Attenhofer markierte den Anschlusstreffer (31:30/ 51.). Silvo Heinevetter kaufte Domagoj Duvnjak das Leder ab (52.). Ein Grgic-Ball landete am Holz des THW-Kastens. Ein Herzschlagfinale war eingeläutet. Simone Mengon und Marko Grgic überlisteten Andreas Wolff zum 33:33 (57.). Dazwischen lag eine Heinevetter-Glanzparade gegen den freien Patrick Wiencek. Per Distanzwurf markierte Emil Wernsdorf das 34:33(58.). Peter Walz brachte das Leder nicht Andreas Wolff vorbei. Kurz darauf traf Patrick Wiencek zum 1000. Mal in einem Handballbundesliga-Spiel, brachte den THW mit 35:33 nach vorn (59.). Malte Donker ließ den THW-Anhang noch einmal zittern, ehe Emil Madsen 30 Sekunden vor Ultimo mit seinem Treffer zum 36:34 den Deckel auf den letzten THW-Saisonsieg schraubte. Gian Attenhofer beendete den Trefferreigen zum 36:35. „Im zweiten Abschnitt haben wir den großen THW Kiel unter Druck gesetzt, es lief für uns deutlich besser. Zuletzt war es wieder eine Partie Spitz auf Knopf. Es sollte leider wieder kein Punkt für uns herausspringen“, befand ThSV-Kapitän Peter Walz. „Die ersten Sekunden nach der Schlusssirene war ich richtig sauer. Wieder knapp verloren gegen so einen Weltverein, das tut weh“, gab Marko Grgic offen zu. 

Statistik

DAIKIN Handball-Bundesliga, 33. Spieltag: THW Kiel – ThSV Eisenach 36:35 (20:15)

THW Kiel: Mrkva (1.-39., 7/1 Paraden), Wolff (39.-60., 6 Paraden); Duvnjak (4), Landin (3), Överby (1), Wiencek (6), Pabst, Johansson (6), Dahmke (1), Zerbe, Kutz (n.e.), Madsen (8), Bilyk, Pekeler (1), á Skipagötu (3), Imre (3/1); 

Trainer: Jicha
ThSV Eisenach: Spikic (1.-12., keine Parade), Heinevetter (12.-60., 11 Paraden); Vistorop (5), Reichmuth (2), Hangstein, Attenhofer (6), Walz (1), Mengon (7), Grgic (9/2), Meyer, Maric, Donker (4), Kurch, Snajder (1), Saul;

 Trainer: Kaufmann


Zeitstrafen: THW: 1 (Wiencek (45.)) / ThSV: 5 (2x Snajder (11., 41.), Walz (14., 18.), Grgic (23.))
Siebenmeter: THW: 1/1 / ThSV: 3/2 (Grgic scheitert 1 x an Mrkva, verwandelt aber den Nachwurf (6.)

Schiedsrichter: Nils Blümel / Jörg Loppaschewski

Zuschauer: 10.285 (ausverkauft) (Wunderino Arena, Kiel)

Spielfilm: 1.Hz.: 0:1, 1:2 (3.), 4:2 (5.), 5:4 (7.), 8:4 (11.), 8:6, 10:6 (15.), 11:8, 14:8 (20.), 16:9 (23.), 18:11 (26.), 20:13 (29.), 20:15;
2. Hz: 22:16 (33.), 22:20 (36.), 23:23 (38.), 25:24, 25:27 (42.), 26:28, 29:28 (48.), 31:29 (50.), 33:31 (54.). 33:33 (57.), 35:33 (59.), 36:34 (60.), 36:35 

Th. Levknecht