ThSV Eisenach freut sich auf den nächsten Klassiker

Auf Platz 4 gekletterte Wartburgstädter treffen am Dienstag zum 65. Mal auf den Dessau-Roßlauer HV und wollen weiter punkten

In der 65. Auflage eines Handball-Klassikers stehen sich am Dienstag, 10.05.2022 um 19.30 Uhr in der Eisenacher Werner-Aßmann-Halle der auf Tabellenplatz 4 vorgepirschte ThSV Eisenach und der mit einem 30:26-Erfolg bei TuSEM Essen dem Klassenerhalt ein gehöriges Stück näher gerückte Tabellen-Fünfzehnte Dessau-Roßlauer HV in einem Nacholspiel gegenüber. (Tickets sind vorab erhältlich online unter www.thsv-eisenach.de und in der ThSV-Geschäftsstelle sowie am Dienstag ab 18.15 Uhr an der Tageskasse. Eintrittskarten im Vorverkauf werden auch für das Heimspiel am Samstag, 14.05.2022 gegen die HSG Nordhorn-Lingen angeboten.)

Dessau-Roßlauer HV – das Team mit den zwei Gesichtern
Den Gästen aus Sachsen-Anhalt eilt der Ruf als „das Beste was die Liga in punkto schneller Mitte hat“ voraus, sie sind zugleich das Team mit zwei Gesichtern. Das belegten sie in den vergangenen drei Spielen. Einem 33:32-Erfolg über Ligaprimus VfL Gummersbach folgte eine herbe 27:36-Schlappe gegen den TV Hüttenberg. Beides in der heimischen Anhalt-Arena. Am Freitagabend dann der Auswärtserfolg im Ruhrpott beim Erstliga-Absteiger. Vom vorzeitigen Klassenerhalt will Uwe Jungandreas, Trainer-Haudege auf der Bank des Dessau-Roßlauer HV, aber noch nichts hören.

Ich glaube, 27 Punkte reichen noch nicht. Wir brauchen noch ein paar Zähler. Unser Ziel ist es, weiter zu punkten. Auf uns wartet noch ein anspruchsvolles Programm, zu dem die Derbys gegen Eisenach, Dresden und Aue gehören.

Uwe Jungandreas profitiert immer wieder von seinen guten Kontakten zum SC Magdeburg und SC DHfK Leipzig, die er einst selbst trainierte. Junge talentierte Spieler kommen von diesen Erstligavereinen nach Dessau, „um bei uns den nächsten Schritt zu vollziehen“, so der kürzlich seinen 60. Geburtstag feiernde Handball-Lehrer. Er wird vermutlich am Dienstagabend das erfolgreiche Aufgebot vom Sieg in Essen aufbieten können. Eventuell steht auch Kreisspieler Tillmann Leu wieder zur Verfügung. Vincent Sohmann ist der Dreh- und Angelpunkt auf Rückraum-Mitte. Der vom SCM im Januar gekommene 22-jährige Luca Baumgart gehört zu den Stabilisatoren der Abwehr.

Ich erwarte ein anspruchsvolles Spiel vor einer gewohnt stimmungsvollen Kulisse in der Werner-Aßmann-Halle, geprägt von Emotionalität und Taktik. Auf ein Team mit dem Abwehrverhalten Eisenachs trifft man nicht alle Tage, erklärt Uwe Jungandreas mit Blick auf den Dienstagabend.

ThSV-Coach Kaufmann: Unsere Mentalität ist die Basis unserer Erfolge
Der ThSV Eisenach schwebt auf „Wolke sieben“. Zuletzt wurde Erstbundesliga-Absteiger Eulen Ludwigshafen in dessen Eberthalle mit 27:16 regelrecht demontiert. ThSV-Trainer Misha Kaufmann sieht die erreichten 37:27 Punkte als das Ergebnis der Entwicklung der Mannschaft, die er bei 2:10-Punkten übernommen hat.

Wir haben nahezu jeden Stein umgedreht, erklärt der Schweizer immer wieder.

Die Umstellung auf eine 5:1-Deckung bildete der Schlüssel zum Erfolg. Daniel Dicker hat sich zum Abwehrchef gemausert. In der aktuellen Verfassung gehören die Wartburgstädter zu den stärksten Teams der Liga.

Unsere Mentalität ist die Basis für unsere Erfolge. Ist diese nicht zu 100 Prozent da, setzt es Niederlagen wie gegen Großwallstadt und Dormagen. Es geht darum, wieviel bin ich bereit, zu investieren. Erfolg zahlt Miete. Die müssen wir jeden Tag zahlen. Wir haben noch 6 Punktspiele, 4 davon in heimischer Halle. Wir wollen zeigen, dass wir aus unseren Fehlern gelernt haben. Wir sind noch lange nicht am Optimum, unterstreicht Misha Kaufmann.

Über weite Strecken der Saison setzte er auf sein Stammpersonal, voran die jungen Rückraumspieler Jannis Schneibel (21) und Fynn Hangstein (22). Mit 237 Treffern führt Fynn Hangstein die Torjägerliste der Liga an. Der saarländische Polizeikommissar und ehemalige Ringer Peter Walz ist ein Kapitän par excellence, einer der Protagonisten im Angriff am Kreis und im Innenblock der Deckung. Ivan Snajder, der seine Wechselabsichten ad acta legte, überzeugt im Angriff (auf Linksaußen), aber auch in der Defensive.

Was er in den letzten Wochen für diesen Verein geleistet hat, verdient allerhöchste Anerkennung, unterstreicht Misha Kaufmann.

Das junge Torwartduo Johannes Jepsen (22) und Fran Lucin (21) pusht sich gegenseitig zu guten Leistungen, ergänzt sich bestens.

Mehr Rotation im Rückraum
Zum Ende der Saison lässt der 38-jährige Eisenacher Coach auch mehr rotieren. Malte Donker gefiel in Ludwigshafen als „Alexander-Saul-Ersatz“ im rechten Rückraum. Martin Potisk und Jonas Ulshöfer kommen zu längeren Einsatzzeiten, nicht nur zu „Spezialaufträgen“ auf das Parkett.

Wenn ich das Gefühl habe, auf Rückraum links oder rechts reagieren zu müssen, bringe ich die angesprochenen Spieler, um neue Akzente zu setzen. Von Anfang an habe ich der Mannschaft und dem Umfeld erklärt, meinen Betrachtungsstand erläutert, dass ich zunächst auf die Stammkräfte setze, um diese zu guten Leistungen zu entwickeln, zu wichtigen Automatismen zu führen, nicht so viel rotiere. Unser Stammpersonal sollte sich erst einmal einspielen. Unsere Mannschaft ist inzwischen gefestigt, weiß, wie es erfolgreich geht. Dadurch ist es leichter, neue Kräfte zu bringen. Die Belastung über die Saison in unserer körperkontaktintensiven Sportart ist sehr hoch. Ich neige nun auch deshalb dazu, zu rotieren. Unsere Spieler nutzen dies mit guten Leistungen, wodurch das für mich einfacher wird. Als neuer Trainer, der ich ja bin, muss ich auch erst Vertrauen in unsere Spieler finden. Auch das braucht seine Zeit, erläutert Misha Kaufmann.

Er wird wahrscheinlich die Formation vom Erfolg in Rheinland-Pfalz am Dienstagabend aufbieten. Ohne den Langzeitverletzten Daniel Hideg und wohl auch erneut ohne den erkrankten Alexander Saul.

Wir wollen zeigen, dass wir zuhause reifer geworden sind. Ich erwarte ein schweres Spiel. Dessau kommt viel über die erste Welle, profitiert von einem starken Mittelmann, setzt auf eine aggressive Verteidigung. Die Gäste aus Sachsen-Anhalt werden uns alles abverlangen. Wir müssen viel investieren, wollen unseren Fans was bieten und als Sieger das Parkett verlassen, lässt der Eisenacher Coach seine Blicke gen Dienstagabend schweifen.

Dass er am Dienstagabend bis auf einen Zähler an die 40-Punkte-Marke heran will, daran lässt er keinen Zweifel!

Th. Levknecht

Anzeige