ThSV Eisenach II siegt trotz enttäuschender zweiter Halbzeit

„Trabbi“ hätte seinem einstigen Team fast den Feiertag vermiest

In der Meisterschaftsrunde der Handball-Thüringenliga der Männer bezwang der ThSV Eisenach II den HSV Ronneburg mit 28:26 (20:14). ThSV-Coach Daniel Hellwig war dennoch stinksauer. Insbesondere über die zweite Spielhälfte.

Das war nicht mein Anspruch und auch nicht der Eigenanspruch meiner Spieler, so Daniel Hellwig. Sein Team zitterte sich über die Ziellinie. Angst, das Spiel noch zu verlieren, hatte ich nicht. Mit Ruhm haben wir uns allerdings nicht bekleckert, vermochten unser gutes Training der letzten drei Wochen nicht zu einer überzeugenden Leistung zu nutzen, resümierte auch Qendrim Alaj.

Als der Sieg wackelte, verwandelte der Kapitän seinem Team zuerkannte Siebenmeter gegen Ronneburgs Keeper Christian Trabert. Christian Trabert? Der zu Erstbundesligazeiten zum Torhüterteam des ThSV Eisenach zählende Torhüter, später im Kasten der zweiten Eisenacher Mannschaft, seit einigen Jahren nicht mehr aktiv, hilft beim HSV Ronneburg aus.

Ein Freundschaftsdienst, den Christopher Stölzner eingefädelt hat, klärt der 30-Jährige auf.

Bei seinem letzten Einsatz für den ThSV Eisenach II hatte er eine rote Karte mit anschließender Sperre kassiert. Ausgerechnet gegen den HSV Ronneburg, weil er dessen Torjäger Mirko Alexy den Stinkefinger gezeigt haben soll. Am Sonntag standen beide gemeinsam auf dem Parkett. „Trabbi“ hätte seiner einstigen Mannschaft fast noch den Feiertag vermiest.

Nach 6-Tore-Führung noch ins Straucheln gekommen
Zur Halbzeitpause schien der ThSV Eisenach II mit einer 20:14-Führung einem lockeren Sieg über den HSV Ronneburg entgegenzusteuern. Die Gäste hatten nach knapp 7 Minuten schon Silvio Stölzner nach grobem Foulspiel mit Rot verloren. Christopher Stölzner, in jungen Jahren beim ThSV Eisenach und kurz vor dem Sprung ins Bundeligateam stehend, schied nach 21 Minuten mit einer Oberschenkel-Verletzung aus. Die Gäste waren schon nur mit 11 Akteuren angereist.

Was wir mit dieser Rumpfmannschaft in der zweiten Halbzeit leisteten, verdient höchste Anerkennung. Aus meiner Sicht bot der ThSV Eisenach II eine beschämende Vorstellung nach dem Seitenwechsel. Die einzige konstante Größe war Qendrim Alaj, hielt der inzwischen 28-jährige Christopher Stölzner mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg.

Den 20 Treffern der ersten 30 Minuten ließ der ThSV Eisenach II ganze 8 nach dem Seitenwechsel folgen.

Unsere Abwehr gewann zusehends an Stabilität, sodass ich immer wieder parieren konnte, so Christian Trabert, der nach seiner Einwechslung nach einer Viertelstunde mit 12 abgewehrten Bällen notiert wurde.

Nur gut aus Eisenacher Sicht, die zuletzt in der Kritik stehenden Torhüter Maximilian Steppan und Aron Büchner waren gut drauf, zur Stelle, als die Partie zu kippen drohte. Beim Stand von 23:21 fischte Aron Büchner einen Heber von Richard Vogel herunter (50.), parierte wenig später auch gegen Torjäger Mirko Alexy, der dennoch gewohnt zweistellig traf, 13 Bälle versenkte.

Wir gingen nicht mehr in die Tiefe, nahmen das Tempo heraus, ließen uns regelrecht einlullen, brachten uns mit unvorbereiteten erfolglosen Würfen in die Bredouille, ärgerte sich Daniel Hellwig.

Gute Noten verteilte er an die jungen Außen Florian Müller (17 Jahre) und Bastian Kemmler (20). Der stark startende Julius Brenner sei unter Zurücknahme des Tempos nicht mehr zum Zuge gekommen. Der Jugendbrigade, die phasenweise komplett auf der Spielfläche stand, fehle es verständlicherweise noch an Erfahrung. Glück für den ThSV Eisenach II, dass Ronneburgs Christian Lange beim Stand von 27:25 das Leder völlig frei über das Gehäuse setzte (59.), Qendrim Alaj eine unübersichtliche Situation zum 28:25 nutzte (59.) und Ronneburgs Shooter Mirko Alexy wegen Reklamierens eine Zeitstrafe erhielt. Überhaupt, die Gäste aus dem Landkreis Greiz haderten mit der Leistung der Schiedsrichter Robin Arnold und Johannes Kunze. Die frühe rote Karte gegen Silvio Stölzner betrachteten sie als „völlig überzogen“.

Nach furiosem Start runter vom Gas
Die Schützlinge von Daniel Hellwig, mit den jungen Bastian Kemmler (links) und Florian Müller (rechts) auf den Außenbahnen beginnend, im Rückraum in der Stammbesetzung mit Ole Gastrock-Mey, Qendrim Alaj und Julius Brenner, sowie Patrick Cuturic am Kreis und Maximilian Steppan im Tor, starteten temposcharf und fokussiert. Julius Brenner zog aus der Bewegung zum 7:3 (10.) und 11:4 (14.) ab. Der HSV Ronneburg war heillos überfordert. Der wuchtige Christopher Stölzner kam auf Rückraum Mitte und Christian Trabert ins Tor. Das Spiel der Gäste wurde besser. Christopher Stölzner tankte sich trotz Foulspiel durch, verkürzte bis auf drei Treffer (12:9, 19.), schied aber kurz darauf verletzt aus. Beim Gastgeber setzte der Schlendrian ein.

Wir hätten an diesem Tag ein Team, das jährlich um die Medaillen mitspielt, mal deklassieren können, ärgerte sich Daniel Hellwig.

Der Schlussspurt der ersten Halbzeit, mit Treffern der „Jungspunde“ Bastian Kemmler, Florian Müller und Karl-Marius Schnell, führte noch einmal zu einem 6-Tore-Polster zur Halbzeitpause.

HSV Ronneburg lullt ThSV II ein und schnuppert noch am Punktgewinn
Nach Wiederanpfiff stand beim Gastgeber nahezu die komplette Jugendbrigade auf dem Parkett. Der erst 17-jährige Joel Stegner übernahm die Regierolle. Dank der Treffer ihres Torjägers Mirko Alexy blieben die Gäste dran, verkürzten vom 22:15 (35.) auf 23:20 (47.). Die das Tempo – zur Freude der Gäste – reduzierenden Hausherren, ließen gute Torchancen aus. Daniel Hellwig beorderte den Großteil seines Stammpersonals zurück auf das Parkett, doch auch das schien eingeschläfert. Mit einer etwas offensiveren Deckung gegen Mirko Alexy versuchten die Eisemnacher den Gästen etwas Wind aus den Segeln zu nehmen. Doch dessen Nebenleute witterten die Chance, die Partie noch zu kippen, wie beim 23:21 (49., Seime). Einen Steilpass von Keeper Aron Büchner aufnehmend traf Philipp Urbach über Rechtsaußen zum 25:22 (54.). Doch der Sieg des ThSV Eisenach II stand weiter auf wackligen Füßen. Zum Jubeln war nach dem Abpfiff kaum einem im Eisenacher Lager zu Mute…

Statistik
ThSV Eisenach II: Steppan, Büchner; Gastrock-Mey (4), Brenner (4), Schnell (2), Cutuirc (3), Urbach (2), Kemmler (3), Müller (3), Schlotzhauer, Ukaj, Hennig, Q. Alaj (7/4), J. Stegner
HSV Ronneburg: Weihrauch, Trabert; Dietsch (1), Lange, S. Stölzner (1), C. Stölzner (1), Alexy (13/1), Vogel (4), Stein (3/1), Högel, Selme (3)
Zeitstrafen: ThSV Eisenach II: 3 x 2 Min. – HSV Ronneburg: 1 x 2 Min., Rot für S. Stölzner nach grobem Foulspiel (7.)
Siebenmeter: ThSV Eisenach II: 4/5 – HSV Ronneburg: 2/2
Schiedsrichter: Arnold/Kunze
Zuschauer: 111

Th. Levknecht

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