ThSV Eisenach II übernimmt nach Derbysieg die Tabellenführung

Zweitliga-Reserve bezwingt nach 21:24-Rückstand den SV Blau-Weiß Goldbach/Hochheim mit 32:29 (14:16)

Die Spieler des ThSV Eisenach II tanzten und sangen ausgelassen, die Spieler des SV Blau-Weiß Goldbach/Hochheim kauerten mit versteinerten Mienen auf ihrer Wechselbank.

Wir bieten unseren Zuschauern was für ihr Eintrittsgeld, frotzelte Eisenachs Qendrim Alaj. Dieses Spiel dürfen wir nicht verlieren, erklärte Goldbachs Daniel Bohrt, mit 7 Treffern bester Werfer seines Teams, einst beim ThSV Eisenach.

Auch die zahlreich mitgereisten Fans der Gäste blickten verständnislos drein. Bis Mitte der zweiten Halbzeit dominierte das Team aus der Handballhochburg des Landkreises Gotha, ging mit einer 24:21-Führung in die Schlussviertelstunde. Beim Abpfiff der sicher amtierenden Unparteiischen Norbert Niersberger und Jochen Willner leuchte zur Freude des Großteils der über 200 Zuschauer jedoch ein 32:29 für die Gastgeber auf der Anzeigetafel.

Als Marius Noack kam, Marko Oluic ging und Renato Pauli traf
Was war passiert? Da war zum einen der nie erlahmende Kampfgeist der Gastgeber.

Für den Erfolg in einem Derby ist das schon mal die Grundvoraussetzung, erklärte Qendrim Alaj, mit seinem Bruder Armend gemeinsam vor einigen Jahren für Goldbach (damals in der Mitteldeutschen Oberliga) am Ball.

Die Wende trug letztendlich drei Namen: Marius Noack und Renato Pauli (beide ThSV II) sowie – unfreiwillig – Marko Oluic (Goldbach). Nach 47 Minuten verließ Marko Oluic, der Kopf der Goldbacher Mannschaft, der Passgeber für Daniel Bohrt am Kreis, das Parkett. Dass dem 29-jährigen Rückraumspieler diese Auswechslung nicht gefiel, war offensichtlich. Er sollte auch Recht behalten. Seine Teamkollegen setzten ohne ihren Denker und Lenker nun auf Würfe aus der Distanz. Und da war der in der 35. Minute ins ThSV-Gehäuse eingewechselte Marius Noack zur Stelle, stimulierte seine Vorderleute und die eigene Anhängerschaft auf den Rängen. Es folgte ein 7:0-Tore-Lauf für den ThSV Eisenach II, eröffnet durch die Youngster Julius Brenner und Adrian Warlich „Wir haben unsere Chance über Außen gesucht. Das funktionierte nun bestens“, frohlockte ThSV-Keeper Marius Noack. Auf Rechtsaußen explodierte der im Sommer von der SG Suhl/Goldlauter gekommene Renato Pauli, lochte im Doppelpack ein. Noah Streckhardt versenkte zum 28:24 (54.). Das Goldbacher Trainerteam schickte Marko Oluic zurück auf das Parkett. Es wurde tatsächlich noch einmal spannend, als er selbst bis auf zwei Tore verkürzte (30:28, 59.). Zwölf Sekunden später zappelte ein Qendrim-Alaj-Ball zum 31:28 im Netz. Die Entscheidung!

Kein schönes Spiel, aber gewonnen, atmete Michael Stegner-Guillaume, der Eisenacher Coach, einst auch für die Gäste aktiv, durch.

Sein Team übernahm die Tabellenführung, Armend Alaj (mit 25 Treffern) die Führung in der Torjägerliste der Thüringenliga. Auch das soll erwähnt werden, nach dem Derby trafen sich Spieler und Trainer beider Teams zur Bratwurst und erfrischendem Getränk auf dem Freigelände vor der Werner-Aßmann-Halle.

Wir bleiben unserer Linie treu, bauen behutsam Spieler aus der eigenen A-Jugend ein, ließ Andreas Wagner aus dem Trainerteam des SV Blau-Weiß Goldbach/Hochheim wissen.

Goldbacher vernaschen Eisenachs Deckungs-Innenblock

Im ersten Abschnitt bekamen wir einfach keinen Zugriff, waren zu brav in der Abwehr, kassierten viele einfache Tore, konstatierte ThSV-Coach Michael Stegner-Guillaume. Aber auch im Angriff agierten wir fahrlässig, befand ThSV-Keeper Marius Noack.

Der SV Blau-Weiß Goldbach/Hochheim übernahm sofort das Zepter. Rückraumspieler Daniel Fekete bewies seine Shooter-Qualitäten, Fabian Vogtritter wurde rechts freigespielt, ließ John Martin im Eisenacher Kasten beim 2:6 keine Abwehrchance (9.). Im Verlauf der ersten Halbzeit glänzten die Keeper Janick Pillokat (Goldbach, zwei Mal gegen Qendrim Alaj) und Andreas Fehr (ThSV II, gegen Daniel Obst und Fabian Vogtritter) bei Siebenmeterduellen, blieben Sieger. Nach einer Umstellung, Armend Alaj rückte von Rechtsaußen in den rechten Rückraum, an die Seite seines Bruders Qendrim und Noah Streckhardt, nahm Eisenachs Spiel kurzzeitig Fahrt auf. Noah Streckhardt verwandelte zum 10:9 (19.).

Doch wir rieben uns immer wieder in Zweikämpfen mit den kantigen Daniel Fekete und Daniel Bohrt auf, statt mit viel Bewegung und schnellen Beinen die Abwehr auszumanövrieren, ärgerte sich ThSV-Coach Michael Stegner-Guillaume.

Die Gäste, inzwischen unter Leitung ihres „Chefs“ Marko Oluic, vernaschten immer wieder Eisenachs Deckungs-Innenblock. Daniel Fekete im Doppelpack und Marko Oluic selbst trafen zum 11:14 (26.). Mit purer Willenskraft markierte Eisenachs Armend Alaj den 14:16 Pausenstand (30.).

Eine Viertelstunde vor Ultimo wechselte der ThSV II auf die Überholspur
Selbstbewusst kehrten die Gäste aus den Kabinen zurück. Immer wieder vernaschten Marko Oluic und Daniel Bohrt Eisenachs (14:18, 33./16:20, 38.) Daniel Fekete traf per Gegenstoß zum 18:22 (42.). Schnell wurde aber auch klar, mit Marius Noack wurde ein Qualitätszuwachs ins ThSV-Gehäuse eingewechselt. Er angelte sich einen Siebenmeter-Heber von Marko Oluic, parierte gegen ihn kurz darauf aus dem Feld, wurde mit „Marius-Noack-Sprechchören“ aus dem blau-weißen Fanblock gefeiert. Die Wende war eingeleitet.

Trotz des Rückstandes haben wir an unseren Sieg geglaubt: Unser Fanblock hat uns dabei tatkräftig geholfen, vermerkte Marius Noack abschließend.

Statistik
ThSV Eisenach II: Martin, Fehr, Noack; Schunke, Bewie, Q. Alaj (4), Ukaj (4), Brenner (1), A. Alaj (7), Streckhardt (7/2), Pauli (6), Hennig (1), Warlich (1), Meyer (1)
SV BW Goldbach/Hochheim: Schneegaß, Pillokat; Sturz (2), Wellendorf (1), Fekete (6), Obst, Weißenborn, Bohrt (7/2), Oluic (6/2), Sülzenbrück (2), Stadelmann (2), Dreyße (1), Vogtritter (2/1)
Siebenmeter: ThSV II 2/5 – BW Goldbach/Hochheim 5/8
Zeitstrafen: ThSV II 4 x 2 Min. – BW Goldbach/Hochheim 5 x 2 Min.
Schiedsrichter: Norbert Niersberger/Jochen Willner
Zuschauer: 222

Th. Levknecht

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