ThSV Eisenach jubelt im Fränkischen
Wartburgstädter siegen mit großem kämpferischem Einsatz beim HC Erlangen mit 28:24 (14:12)
„Ein klares Signal nach innen, ein klares Signal an die Konkurrenz“, betonte Eisenachs Handball-Legende Rainer Osmann. Der einstige Kapitän, spätere Aufstiegstrainer (1997), Auswahlcoach in Österreich und Deutschland, jetzt im fränkischen Lauf wohnend, war Augenzeuge in der Arena Nürnberger Versicherungen. Der ThSV Eisenach bejubelte hier einen 28:24 (14:12) -Erfolg über den gastgebenden HC Erlangen. Vor 5.376 Zuschauern, darunter eine stimmgewaltige blau-weiße Fanschar aus Thüringen, lieferten sich beide Teams eine kampfbetonte Partie. Nichts für Handball-Feinschmecker. Die Unparteiischen Thomas Kern und Thorsten Kuschel waren gefordert, verhängten – gleichmäßig verteilt – 28 Strafminuten. Sich von der Spielfläche lösende Werbeaufkleber sorgten für zusätzliche Unterbrechungen.
Über die 60 Minuten gesehen, der ThSV Eisenach, ohne den sich im Training eine Verletzung zuziehenden Rückraumspieler Fynn Hangstein, war die bessere Mannschaft. Er musste ab der 34. Minute ohne Stamm-Linksaußen Ivan Snajder auskommen, der sich bei einer Abwehraktion verletzte und vom Parkett musste. Ivan Snajder war erst gerade von einer langwierigen Verletzung zurückgekehrt. Rainer Osmann war ausgesprochen angetan von den jungen Rückraumspielern Marko Grgic und Simone Mengon.
„Es war kein Hochglanzspiel, das war auch nicht zu erwarten. Wir sind natürlich sehr froh, diese Hürde erfolgreich gemeistert zu haben. Wir haben gezeigt, wir können in dieser Liga erfolgreich mithalten. Alle wollten die zwei Pluszähler, das war spürbar. Der Sieg mit einer 4-Tore-Differenz geht völlig in Ordnung, zumal wir noch einige dicke Chancen ausgelassen haben“, konstatierte Eisenachs Geschäftsführer Rene Witte. Er dankte den etwa 150 mitgereisten Fans für die lautstarke Unterstützung. Jetzt gelte es zu regenerieren, um die anstehende Heimaufgabe am Donnerstag, 19.09.2024 erfolgreich zu lösen.
Franken bissen sich an der Thüringer Abwehr die Zähne aus
„Unser Teamzusammenhalt, unsere Emotionen und Leidenschaft, waren ganz wichtig. Wir haben uns konsequent an unseren Plan gehalten, fanden selbst gute Lösungen gegen die Abwehr der Gastgeber, nutzten deren Schwächen aus. Wir selbst haben gut verteidigt“, resümierte Eisenachs treffsicherer Rechtsaußen Moritz Ende.
Die Abwehrarbeit bildete die Grundlage zum Eisenacher Sieg. Im gebundenen Angriffsspiel bissen sich die Gastgeber die Zähne an der ThSV-Abwehr aus. Keeper Silvio Heinevetter parierte wichtige Bälle. Das Wiedermitwirken von Kapitän Peter Walz trug zur stabilen Defensive bei. Er kam kurz vor der Halbzeitpause und sicherte gleich mit einer Abwehraktion die 2-Tore-Führung seines Teams beim Gang in die Katakomben.
Coach Misha Kaufmann hatte seinem Team wieder einen perfekten Abwehranzug geschneidert. Er griff immer wieder ein, um die Abwehr neu einzustellen. Die Erlanger wurden fortwährend vor neue Aufgaben gestellt und fanden kaum Lösungen gegen die wechselnden Formationen. Als sie es im 7 gegen 6 versuchten, eroberten die Eisenacher das Leder und Abwehrchef Philipp Meyer zirkelte gleich mehrere Bälle aus der eigenen Hälfte in den verwaisten Kasten der Hausherren. Das schmeckte Johannes Sellin, dem Coach des HC Erlangen, überhaupt nicht. In den letzten Minuten, nach dem 24:25 (56.), wirkte sein Team geradezu hilflos. „Wir sind gehemmt, fast schon verängstigt in die Partie gestartet, und das zuhause. Wir hatten zu wenig Zug zum Tor, haben nicht effektiv genug gespielt. Wir müssen unbedingt an unserem Überzahlspiel arbeiten. In der zweiten Halbzeit waren wir nochmal dran, haben aber nach der Führung wieder den Faden verloren“, bilanzierte Johannes Sellin.
„Es war kein schönes Spiel. Wir haben – wie in der Vorsaison – mit Herz und Leidenschaft aufgetrumpft und sind stolz auf unsere zum verdienten Sieg führende Mannschaftsleistung“, erklärte Eisenachs Justin Kurch. Der Kreisspieler und Innenblocker trägt im zweiten Jahr auf Leihbasis des HC Erlangen das Trikot des ThSV Eisenach. Er traf fünf Minuten vor der Sirene zum wichtigen 23:25.
Kreativität im Angriff
Die Thüringer warteten im Angriff mit viel Kreativität auf, agierten zunächst ohne Kreismitte-Spieler, dafür mit vier Rückraumspielern. Wobei sich Linkshänder Malte Donker einige Male zum Kreis orientierte. Angriffszüge zur Rechtsaußenposition hieß eines der Erfolgsrezepte. Moritz Ende markierte von hier mit einer 100-Prozent-Wurfquote 7 Treffer. Marko Grgic übernahm im Rückraum viel Verantwortung, initiierte viele Angriffsaktionen, zog selbst unerwartet ab. Nachdem Gian Attenhofer zwei Siebenmeter nicht untergebracht hatte, schritt Marko Grgic beim Stand von 18:19 zum Strich und versenkte zum 18:20 (47.). Die Eisenacher ließen sich die Führung nicht mehr entreißen. Technisch gekonnt traf Peter Walz zum 20:22 (52.). Simone Mengon tankte sich zum 24:26 durch (58.). Moritz Ende eroberte das Leder, Philipp Meyer zirkelte dieses zum 24:27 ins Erlanger Gehäuse (58.). Die Wartburgstädter ließen sich die Punkte nicht mehr entreißen….
ThSV Eisenach mit 6:0-Tore-Lauf
Der 1:0-Führung der Gastgeber ließen die Eisenacher einen 6:0-Tore-Lauf zum 1:6 folgen (11.). Bei einem Kempa-Versuch roch ThSV-Keeper Silvio Heinevetter den Braten und wehrte das Leder ab. Filip Vistorop ließ sich auch durch ein Foulspiel nicht stoppen, versenkte zum 4:10 (15.). Die Gastgeber wechselten auf der Torwartposition. Neuzugang Khalifa Ghedbane kam, der mit abgewehrten Bällen seine Vorderleute zur Aufholjagd anstachelte. Antonio Metzner und Marek Nissen erhöhten die Schlagzahl beim Gastgeber. Nachdem Gian Attenhofer für den ThSV Eisenach zwei Siebenmeter verwandelt hatte, scheiterte er vom Strich (19. und später auch 29.). Die Eisenacher standen nun zumeist in Unterzahl auf dem Parkett. Philipp Meyer kassierte bereits seine zweite Zeitstrafe. Beim 10:11 (22.) waren die Gastgeber auf Tuchfühlung. Marko Grgic, in der Defensive nun vorzogen, und Ivan Snajder lochten zum 10:14 ein (26.). „Wir haben vorn zu viele Chancen weggelassen und dann hinten Tore kassiert“, ärgerte sich Philipp Meyer zur Halbzeitpause.
Der vom HC Erlangen ausgeliehene Justin Kurch mit wichtigem Treffer
Mit einem Aufreger startete die zweite Halbzeit. Nach Videoanalyse verhängten die Unparteiischen gegen Malte Donker eine Zeitstrafe. Die Gastgeber, nun im spürbaren Willen, die Partie zu drehen, glichen zum 14:14 aus (33.), gingen gar mit 16:15 (36.) und 17:16 (37.) in Führung. Nach dem Ausgleichstreffer von Dustin Kraus (38.) blieb Silvio Heinevetter im Siebenmeterduell Sieger gegen den jungen Timm Gömmel (39.). Erlangens Christoph Steinert stieg im Duell mit seinem Nationalmannschaftskollegen Marko Grgic zu ungestüm ein und musste für zwei Minuten auf die Bank. Moritz Ende und Marko Grgic lochten zum 17:19 ein (42.). Der HC Erlangen fabrizierte ein Stürmerfoul. Mit Marko Grgic, Simone Mengon und Malte Donker im Rückraum, Peter Walz am Kreis, Timothy Reichmuth auf Links- und Moritz Ende auf Rechtsaußen startete der ThSV Eisenach in die Schlussviertelstunde. Mit personellen und taktischen Veränderungen versuchte HCE-Trainer Johannes Sellin die drohende Niederlage abzuwenden. Das 7 gegen 6 spielte den Eisenachern in die Karten, die aus der eigenen Hälfte in den verwaisten Erlanger Kasten trafen. Nach einer Rudelbildung und Videobeweis verhängten die Unparteiischen gegen Erlangens Sandar Överjordet eine 2-Minuten-Strafe. In Unterzahl trafen die Gastgeber dennoch zum 23:24 (54.). Die Eisenacher antworteten ausgerechnet durch den vom HC Erlangen ausgeliehenen Justin Kurch zum 23:25 (55.). Die beiden Punkte wurden eingetütet.
Heimspiel gegen die SG BBM Bietigheim
Am Donnerstag, 19.09.2024, am Vorabend des Kindertages, in Thüringen gesetzlicher Feiertag, empfängt der ThSV Eisenach um 19.00 Uhr die SG BBM Bietigheim. (Eintrittskarten sind noch erhältlich online unter www.thsv-eisenach.de und in der Geschäftsstelle der ThSV-Marketing GmbH im Sportkomplex Katzenaue, Am Sportpark 4, im Multifunktionsgebäude neben dem Kunstrasenplatz.)
Statistik: HC Erlangen – ThSV Eisenach 24:28 (12:14)
HC Erlangen: Ferlin, Ghedbane; Olsson (4), Gömmel (3/3), Metzner (3), Nissen (3),
Øverjordet (3), Steinert (3), Bissel (2), Bauer (1), Scheerer (1), Svensson (1), Seitz,
Bialowas, Link, Wagner
ThSV Eisenach: Spikic, Heinevetter; Ende (7), Grgic (4/1), Mengon (3), Meyer (3), Attenhofer
(2/2), Kraus (2), Snajder (2), Donker (1), Kurch (1), Reichmuth (1), Vistorop (1), Walz (1),
Maric, Saul
Siebenmeter: HC Erlangen 3/4 – ThSV Eisenach 3/5
Zeitstrafen: HC Erlangen 7 x 2 Min. – ThSV Eisenach 7 x 2 Min.
Schiedsrichter: Kern/Kuschel
Zuschauer: 5.376
Th. Levknecht