ThSV Eisenach klettert wieder auf den dritten Tabellenplatz

Der ThSV Eisenach rückte mit einem 31:30 (14:13)-Erfolg über den ASV Hamm-Westfalen wieder auf den dritten Tabellenplatz der 2. Handballbundesliga der Männer, verdrängte die HSG Nordhorn, die bei der SG Bietigheim nicht über ein 30:30-Remis hinauskam.

Der Doppelpunktgewinn der Wartburgstädter hing allerdings bis zur Schlussminute am berühmten seiden Faden, weder eine 10:6-Führung (18.), noch ein 26:21 (47.) konnten konserviert werden. «Wir gingen mit diesen Führungen nicht clever genug um, agierten teilweise zu hektisch. In der Abwehr fehlte uns die sonstige Aggressivität», konstatierte Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson, der seinem Rückraum, insbesondere Duje Miljak, die beste Angriffsleistung der Saison attestierte.
Diese war aber auch nötig, um ungewohnte Deckungsschwächen zu kompensieren. Björn Wiegers, der bärenstarke Kreisspieler der Gäste (8 Treffer), ließ sich einfach nicht ausbremsen. Die Westfalen durften auf der Zielgeraden (29:28, 56.) auf einen Zähler hoffen. Auf Zuspiel von Tomas Sklenak versenkte Benjamin Trautvetter zunächst vom Kreis zum 30:28 für die Thüringer (57.). Beide Trainer griffen kurz hintereinander zur grünen Karte, riefen ihr Team zur Besprechung zusammen. Die Gäste tauschten ihren Torhüter für einen weiteren Feldspieler (Sebastian Paul). «Dieses Mal waren wir auf den siebenten Feldspieler gut vorbereitet», betonte Adalsteinn Eyjolfsson. Doch es wurde noch einmal ganz eng. Für den ASV Hamm-Westfalen traf Sebastian Schneider 38 Sekunden vor der Sirene zum Anschlusstreffer. Die Antwort der Eisenacher: eine Ballstafette mit einem Zuspiel von Daniel Luther zu Benjamin Trautvetter an der Kreismitte, das der Kapitän zum alles entscheidenden 31:29 verwandelte. Die Erlösung für das Team und die erneut knapp 2000 Zuschauer auf den Traversen. Der Treffer von Sebastian Schneider zum Endstand änderte nichts an der Punktevergabe. Der achte Saisonsieg im zwölften Punktspiel war für den ThSV Eisenach unter Dach und Fach!

Der ASV Hamm-Westfalen, der noch immer an den «Einschlägen» eines einjährigen Erstligaabenteuers (Saison 2010/2011) arbeitet, kürzlich mit dem israelischen Nationalspieler Chen Pomeranz den Kopf der Mannschaft verlor, gefiel mit einer jungen Mannschaft mit Qualität und viel Herz. «Eigentlich haben wir fast alles richtig gemacht, im Angriff lange und diszipliniert gespielt, Rückstände immer wieder aufgeholt. Das ist aller Ehren wert. Ich muss den Hut vor der Mannschaft ziehen. Nur Kleinigkeiten gaben den Ausschlag für Eisenach. Andreas Simon überzeigte auf der mittleren Aufbauposition. Sebastian Schneider und auch Lars Gudat gelangen wichtige Tore. Die Partie wird uns Selbstvertrauen für die anstehenden Aufgaben geben. Wenn man in der Tabelle unten steht, ist einen das Glück nicht hold. Ich bin mir jedoch sicher, wir werden auch bald belohnt», zog Kai Rothenpieler Trainer und Manager des ASV Hamm-Westfalen, trotz der hauchdünnen Niederlage ein positives Grundfazit.

Zuspruch bekamen die Gäste auch von Eisenacher Seite. «Auch wenn mit Chen Pomeranz ein wichtiger Spieler gegangen ist, im jungen Team steckt viel Qualität, um aus dem Tabellenkeller herauszukommen», unterstrich Adalsteinn Eyjolfsson, der Coach der Wartburgstädter.

Die Referees Lars Schaller/Tobias Küsters waren zwei vorzügliche Spielleiter.
Für die im Stau auf der Autobahn festsitzenden Hansgeorg Hartmann und Gabriele Trogisch sprangen kurzfristig Volker Krempel und Florian Gerhard als Sekretär und Zeitnehmer ein.

Wie gewonnen so zerronnen: Der ThSV Eisenach verspielt Führungen
Der ThSV Eisenach begann mit Adrian Wöhler auf Links- und Nick Heinemann auf Rechtsaußen, Daniel Luther im linken und Duje Miljak im rechten Rückraum, Tomas Sklenak als Regisseur, Benjamin Trautvetter am Kreis (in der Abwehr von Branimir Koloper abgelöst) und Stanislaw Gorobtschuk im Tor. So richtig Abwehrarbeit fand zunächst auf beiden Seiten nicht statt. Auch der Hünen-Deckungsinnenblock auf Seiten der Hausherren mit Branimr Koloper, Duje Miljak und Daniel Luther gab sich Blößen. Vorne scheiterten zunächst Tomas Sklenak und Adrian Wöhler noch an Gästekeeper Felix Storbeck, doch nach dem 2.3 (Andreas Simon, 4.) stachen die Offensivtrümpfe der Eisenacher: Kombinationen unter Einbeziehung aller drei Kreisspieler, Torgefahr aus dem Rückraum. ThSV-Keeper Stanislaw Gorobtschuk war mehrfach zur Stelle. Eine Luther-Fackel schlug zum 4:3 (6.) ein. Duje Miljak schloss einen Tempogegenstoß zum 6:3 (10.) ab, wurde wenig später ganz rüde gefoult. Die Unparteiischen zeigten dem Sünder (Jacob Macke) die rote Karte. Nick Heinemann verwandelte den fälligen Siebenmeter zum 10:6 (18.). Doch damit war zunächst das große Feuer aus den Eisenacher Reihen raus. Deren Spiel verflachte. ThSV-Trainer Adalsteinn Eyjolfsson versuchte neue Impulse mit Girts Lilienfelds (Rückraum rechts), Eryk Kaluzinski (Rückraum links) und Alexander Schiffner (Linksaußen) zu setzen. Die Gäste suchten und fanden immer wieder ihr «Kraftpaket» Björn Wiegers, der vom Kreis zum 10:10-Ausgleich vollendete. Ein Sklenak-Zuspielfehler war vorausgegangen. Ballstafetten zur Kreismitte hieß auch beim ThSV Eisenach eines der Erfolgsrezepte. Nick Heinemann verwandelte nach Regelwidrigkeit an Benjamin Trautvetter von der Siebenmeterlinie zum 11:10 (26.). Die Westfalen um Regisseur Andreas Simon waren um Antworten nicht verlegen. Björn Wiegers lochte zum 13:13 ein. Eryk Kaluzinski sorgte mit seinem Treffer für eine hauchdünne Gastgeberführung beim Gang zu den Pausengetränken.

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Unnötiges Nervenkitzeln in der Schlussminute
Der ASV Hamm-Westfalen kam selbstbewusst aus der Kabine. Doch zunächst bediente Eisenachs Eryk Kaluzinski seinen Kapitän, der 32 Sekunden nach Wiederanpfiff zum 15:13 traf. Eisenachs Branimir Koloper kassierte seine zweite Zeitstrafe, die Gäste trafen zum 15:16 (33.). Doch das war nur eine kurze Momentaufnahme. Nick Heinemann blieb auch gegen den ins Gästegehäuse eingewechselten Torhüter-Oldie Torsten Friedrich (41 Jahre) im Siebenmeterduell erfolgreich (17:16, 35.). Eine gekonnte Ballverlagerung ging dem Treffer zum 18:17 durch Adrian Wöhler von Linksaußen voraus (36.). Dann sorgte Eisenachs Torhüter-Routinier Radek Musil für ein Ausrufezeichen. Zum Siebenmeterduell eingewechselt, kaufte der 39-Jährige Andreas Simon das Leder ab (39.). Tomas Sklenak zog platziert zum 20:18 (40.) ab. Daniel Luther eroberte sich das Leder und vollendete zum 21:18 (41.). Die Wartburgstädter erhöhten die Schlagzahl. Duje Miljak zog trocken zum 23:20 ab (44.), drückte eine Sklenak-Vorlage zum 25:20 in die Maschen (46.). Das Eisenacher Team und wohl auch die Kulisse glaubten an eine Entscheidung, nickten ein wenig ein. Nach dem 26:21 (47.), einem Lupfer der Marke Nick Heinemann, brachten die Gäste ihre Qualitäten mit Nachdruck ein. In Unterzahl traf Björn Wiegers (49.), Regisseur Andreas Simon lochte per Tempogegenstoß gar zum Anschlusstreffer (28:27, 53.) ein. Glück für die Gastgeber, ein Sebastian-Schneider-Ball ging am Kasten vorbei (54.). Der beim ThSV Eisenach im rechten Rückraum gekommene Girts Lilienfelds übernahm Verantwortung, versenkte zum 29:27 (55.). Björn Wiegers antwortete für die Gäste (29:28, 56.). Eine dramatische Schlussphase war eingeläutet, mit den entscheidenden Treffern durch Eisenachs Spielführer Benjamin Trautvetter.

Zum «Vier-Punkte-Spiel» in die Grafschaft
Der ThSV Eisenach gastiert am kommenden Wochenende, am Sonntag, 02.12.2012, im Aufeinandertreffen mit einem direkten Mitkonkurrenten um Platz 3, bei der HSG Nordhorn. «Ein 4-Punkte-Spiel», hebt Adalsteinn Eyjolfsson schon einmal die Wertigkeit hervor. Der ASV Hamm-Westfalen will im Heimspiel gegen den EHV Aue (Samstag, 01.12.2012) den bisherigen acht Pluszählern unbedingt zwei weitere hinzufügen.

Statistik

ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk; Trautvetter (5), Sklenak (3), Wöhler (3), Luther (4), Miljak (4), Kaluzinski (3), Hansen, Singwald, Schiffner (1), Heinemann (7/4), Lilienfelds (1)

ASV Hamm-Westfalen: Storbeck, Friedrich; Struck (3), Huesmann (3), Vrany, Simon (6/2), Wiegers (8), Schneider (4), Gudat (5), Paul, Orlowski (1), Dahlhaus

Siebenmeter: ThSV Eisenach 4/4; ASV Hamm-Westfalen 3/2
Zeitstrafen: ThSV Eisenach 3 x 2 Min.; ASV Hamm-Westfalen 2 x 2 Min./ Rot für Macke nach grobem Foulspiel, 17.