ThSV Eisenach meisterte finanziellen Tanz auf der Rasierklinge

Klare Worte zur turnusmäßigen Mitgliederversammlung

Die Saison 2018/2019 war für den ThSV Eisenach ein erfolgreiche. Vor allem für die 1. Männermannschaft. Sie kehrte nach einem Jahr Drittklassigkeit auf die Bundesligabühne zurück, geht ab August dieses Jahres wieder in der 2. Handballbundesliga auf Punkte- und Torejagd. Finanziell war es indes der berühmte Tanz auf der Rasierklinge.

ThSV-Vereinsvize Peter Krauß redet Klartext
Welche Ausmaße der wirtschaftliche Kraftakt annahm, sickert erst jetzt, nach der Saison, an die Öffentlichkeit.

Wir haben eine erbärmliche finanzielle Situation vorgefunden. Jeder mittelständige Betrieb wäre wohl zum Insolvenzgericht gegangen, erklärte ThSV-Vizepräsident Peter Krauß zur Mitgliederversammlung zu Beginn der Woche.

(Rene Witte, seit August des Vorjahres Manager und inzwischen auch Geschäftsführer der ThSV-Marketing GmbH, hatte in einem Interview Tage zuvor von einem finanziellen Loch im mittleren sechsstelligen Bereich gesprochen.) Es wurde mucksmäuschen still im Foyer der Werner-Aßmann-Halle, als Peter Krauß, auch einer der maßgeblichen finanziellen Unterstützer des Vereins, das Mikrofon ergriff und selbst die Frage, woher sind wir gekommen, beantwortete. Er stellt mit Shpetim Alaj die neue Vereinsspitze, die das leckgeschlagene ThSV-Schiff zu Beginn des Vorjahres übernahm.

Es war nicht die Zeit des Aufgebens, es war die Zeit Kante zu zeigen. Der ThSV Eisenach ist es wert, blickte der Geschäftsführer der Hasselmann GmbH zurück. Viele, ganz viele, hätten mit angepackt. Ein einst Verantwortlicher diskreditiere nun den Verein. Das sei nicht hinnehmbar. Peter Krauß spann den Bogen zum Heute:

Die HBL (Handballbundesliga) hat alles bei uns alles überprüft und hinterfragt. Wir haben die Lizenz erhalten.

Die Mannschaft mit ihrem im Sommer des Vorjahres verpflichteten Coach habe beste Arbeit abgeliefert. Präsident Shpetim Alaj hatte zuvor bereits betont,

Trainer Sead Hasanefendic hat unserer ersten Mannschaft wieder Siegermentalität vermittelt.

Peter Krauß unterstrich mit Nachdruck:

Wir brauchen jeden Euro. Wir brauchen jede Hilfe. Sponsoren sind das Wichtigste, für den normalen Geschäftsbetrieb, für ausreichende Liquidität. Große Firmen der Region müssen für den ThSV Eisenach begeistert werden.

Der ThSV käme aus Eisenach, doch er werde überwiegend von Firmen außerhalb der Stadt finanziert. Peter Krauß forderte alle zur Unterstützung auf. Um zukunftsfähig zu sein, müsse eine neue zeitgemäße bundesligataugliche Spielstätte entstehen.

Bürgermeister Uwe Möller erläuterte Stand des „Zukunftsprojektes“
Eisenachs Baubürgermeister Uwe Möller hatte zuvor erklärt, für das Berufsschul- und Sportzentrum im AWE-Industriedenkmal sei die Leistungsphase 2 in Angriff genommen. Die Gesamtfinanzierung müsse für das „Zukunftsprojekt“, aber erst einmal abgesichert werden. (Das Land Thüringen hatte schon vor sechs Jahren zugesagt, den Bau einer erstbundesligatauglichen Spielstätte in Eisenach mit 9 Mio. Euro zu unterstützen.) Die Fusion mit dem Wartburgkreis sei, so Uwe Möller, Grundvoraussetzung für die Gesamtfinanzierung. Der Wartburgkreis habe seine Bereitschaft signalisiert.

Nach der letzten Preisschätzung für das Gesamtprojekt ist die Finanzierung noch nicht abgesichert, ließ Eisenachs Baubürgermeister wissen.

Rainer Lehmann, seit 50 Jahren Mitglied beim ThSV und vormals Motor Eisenach, lange Jahre erfolgreicher Torhüter in der Erstligamannschaft von Motor Eisenach, wollte wissen, wann denn nun mit einer Fertigstellung zu rechnen sei. Die reine Bauphase bezifferte Uwe Möller auf 22 Monate. Die Frage, „wie können wir weiter optimieren“, sei zu beantworten. Letztlich liege der Fortgang an den Finanzen.

Steiniger Weg
Auf der Tagesordnung der Mitgliederversammlung des ThSV Eisenach e.V. stand die Bilanz für das Geschäftsjahr 2018. Präsident Shpetim Alaj tat dies in einer emotional geprägten Rede. Er sprach von „keiner ordnungsgemäßen Geschäftsübergabe“ in Verein. Der plötzliche Tod von Knut Schauer habe alle im Sommer vor große Probleme gestellt. Zudem habe der in den Vorstand gewählte und hier insbesondere für die zweite Mannschaft zuständige Benjamin Trautvetter den ThSV Eisenach aus privaten Gründen verlassen. Der als Vereins-Geschäftsführer gewählte Roberto Trautmann wurde länger krank.

Akribisches Arbeiten begann für uns, berichtet Shpetim Alaj.

Besonders Alexander Nöthe und Dorothee Schwertfeger hätten sich stark eingebracht. Er beleuchtete die Zeit von der Neuwahl des Vorstandes zu Beginn des Jahres 2018 in allen Facetten. Er sprach von der seinerzeitigen Abstiegsangst, von großen offenen Verbindlichkeiten in der Marketing GmbH, an der der Verein 51 Prozent Gesellschafteranteile halte.

Peter Krauß und ich waren täglich unterwegs, trafen auf positiv gestimmte Sponsoren, so Shpetim Alaj.

Er stufte als wichtigen Baustein für die Zukunft die Einstellung von Rene Witte ein. Mit jungen Kräften reformiere dieser die Marketing GmbH, um sie zeitgemäß aufzustellen. Als ganz wichtige Stütze bezeichnete der ThSV-Präsident das Fanprojekt, das mit vielfältigem Einsatz, beispielsweise bei einem Versorgungs- und Infostand des ThSV Eisenach beim Sommergewinn, ganz praktische Hilfe geleistet habe.

Shpetim Alaj sprach auch offen über die Lage im Nachwuchsbereich, dem seit einigen Jahren nicht die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Der Niedergang des Sportinternates und der zur WG umgewandelten Unterkunft in Eisenach-Nord sei ein trauriger Beleg. Mit Hilfe der Stadt Eisenach können nun junge Handballtalente im neuen modernen Lehrlingswohnheim Quartier beziehen. Till Bitterlich, der sportliche Leiter des Vereins, stellte die Bilanz der Teams im Amateurbereich – der ohne Jugendkoordinator auskommen musste – vor, gab zudem einen Ausblick in die Zukunft, mit 12 Übungsleitern, Unterstützung durch FSJler, mit positiven Veränderungen, wie der Verstärkung der Schul-AG`s. Für Verbesserungen im Nachwuchsbereich werde jeder Cent gebraucht.

Das Vereinsleben erwacht Dank der Initiativen von Roberto Trautmann wieder, betonte Shpetim Alaj.

Er wünsche sich zudem eine steigende Mitgliederzahl. Mit kleinen Präsenten dankte der Vorstand – unter starkem Beifall – Frank Arnold, Frank Schlosser und Uwe Hensch aus der Gilde der ehrenamtlichen Mitstreiter des Vereins.

Geordnete Finanzen
Dorothee Schwertfeger, das für Finanzen zuständige Vorstandsmitglied, legte die Finanzen des Vereins offen, erläuterte die Einnahme- und Ausgangsstruktur.

Wir konnten Spenden in Höhe von 72.000 € verzeichnen, ein Plus von 14.000 € gegenüber dem vorherigen Geschäftsjahr, betonte Dorothee Schwertfeger. Ohne diese sei der Spielbetrieb nicht möglich gewesen, ergänzte Shpetim Alaj.

Die Kassenprüfer Kai Paul und Ulrich Lorenz bestätigten eine korrekte Buchhaltung. Die anwesenden 51 Vereinsmitglieder erteilten dem Vorstand für das Geschäftsjahr einstimmig die Entlastung. In ganz persönlichen Worten und einer besonderen Geste dankte Vereinsmitglied Andreas Kirbes Präsident Shpetim Alaj für dessen nimmermüden Einsatz.

Aufmunternde Grußworte

Glückwunsch zum Aufstieg in die 2. Handballbundesliga, wir freuen uns auf die Spiele in der nächsten Saison. Mein Dank geht an alle, die Verantwortung übernommen haben. Mein Dank geht zugleich an alle Ehrenamtler, erklärte Raymomd Walk, Generalsekretär der Thüringer CDU, Landtagsabgeordneter, Chef der CDU Eisenach und Vereinsmitglied beim ThSV Eisenach.

Auch Volker Schrader, Präsident des Kreissportbundes ergriff das Wort:

Mein Dank geht an Shepitm Alaj und Peter Krauß, die sich ins Geschirr geworfen haben. Der KSB steht an der Seite des ThSV Eisenach.

Der Thüringer Handballverband hatte keinen Vertreter entsandt.

Th. Levknecht