ThSV Eisenach mit bärenstarker Abwehr zum 24:21 (11:9)- Erfolg beim Post SV Schwerin

Eine zentnerschwere Last fiel! Dem ThSV Eisenach gelang der so ersehnte zweite Auswärtssieg der Saison. Die Thüringer, ohne die verletzten Daniel Luther und Alexander Schiffner, bejubelten in der Schweriner Sport- und Kongresshalle ein 24:21 (11:9) über den gastgebenden Post SV Schwerin.

«Die mentale Blockade ist gelöst. Wir können auch auswärts gewinnen», war für Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyolfsson die wichtigste Erkenntnis. Den Grundstein zum Erfolg legten seine Schützlinge mit einer bärenstarken Defensivleistung, vorzüglicher Abwehrarbeit im Zusammenspiel mit einem zur Hochform auflaufenden Schlussmann Radek Musil, der zwanzig Bälle (darunter zwei Siebenmeter) abwehrte. Am Deckungsblock mit Branimir Koloper, Duje Miljak und Eryk Kaluzinski bissen sich die Hausherren die Zähne aus. «Wir agierten zudem im Angriff sehr diszipliniert», betonte ThSV-Coach Adalsteinn Eyolfsson und lobte ausdrücklich die Spielsteuerung. Seine Mannen bestimmten das Tempo und kontrollierten spätestens nach dem Sklenak-Treffer zum 6:7 (19.) klar das Geschehen, gaben bis zum Abpfiff die Führung nicht mehr aus der Hand. Christian Prokop, der Trainer des Post SV Schwerin, gestand offen und fair, dass die bessere Mannschaft verdient beide Zähler verbucht habe. Mit Grausen wird er freilich an die Phase zwischen der 33. und 35. Minute denken. Diese ging trotz doppelter Schweriner Überzahl (Nick Heinemann und Duje Miljak kassierten nahezu zeitgleich eine 2-Minuten-Strafe) mit 2:0 Toren an den ThSV Eisenach! Hinten wurde einfach brillant verteidigt und vorn exzellent kombiniert, bis Eryk Kaluzinski gleich zweifach zum 10:14 abzog (35.). Der Routinier überzeugte einmal mehr in Abwehr und Angriff. Einen Musterpass von Tomas Sklenak verwertete der seine Hochform erneut dokumentierende Nick Heinemann zum 10:15 (37.). Das Schlitzohr traf sogar aus dem Rückraum. Von einer Manndeckung gegen ihren Regisseur Tomas Sklenak ließen sich die Eisenacher nicht aus der Ruhe bringen, trumpften weiter selbstbewusst auf. Sie wucherten erneut mit dem Luxus von zwei so unterschiedlichen Linkshändern für den rechten Rückraum. Duje Miljak und im Schlussgang Girts Lilienfelds brachten ihre Qualitäten vorzüglich zur Geltung. Der schnelle leichtfüßige Girts Lilienfelds traf zum 17:20 (53.). Die Hausherren, gehandicapt durch einige Verletzungen (Heinze, Zisler, Jacub Vanek), bäumten sich auf, mobilisierten die letzten Kräfte. Ihre leise Hoffnung wurde genährt, als ThSV-Kapitän Benjamin Trautvetter einen Strafwurf nicht unterbrache (51.). Moritz Weltgen initiierte den Schlussspurt des Post SV Schwerin. Er selbst und der junge Tom Koop trafen zum 19:20-Anschluß (53.). Mehr gelang freilich nicht. Die Eisenacher behielten kühlen Kopf und konnten auf ihren «Teufelskerl» im Tor bauen. Eryk Kaluzinski übernahm Verantwortung beim Torwurf (19:21, 55.) und glänzte mit vorzüglichem Zuspiel zu Girts Lilienfelds (19:22, 57.). Da intonierten die dreißig mitgereisten ThSV-Fans im hohen Norden das Rennsteiglied. Der zweite Auswärtssieg war perfekt. Und unmittelbar nach dem Abpfiff bekam ThSV-Edelfan Elke Schuchardt im Kreise der Mannschaft ein Geburtstagsständchen auf dem Parkett. Ehrensache, dass die Wirtin der Gaststätte und ThSV-Ticket-Vorverkaufstelle «Friedenstein» in Waltershausen an ihrem Ehrentag in Schwerin dabei war.

Nach einer Viertelstunde übernahmen Sklenak & Co. das Zepter
Die Gastgeber wollten Revanche für das letzte Aufeinandertreffen beider Teams an gleicher Stelle vor über 11 Jahren (29:19-Sieg des ThSV Eisenach um Punkte in der 1. Bundesliga) und für die Hinrundenpartie im September 2011 in Eisenach (30:22 für den ThSV), durften sich beim 3:2 (6.), 5:4 (18.) und 6:5 (16.) auch über drei Führungen freuen, doch das waren nur Momentaufnahmen. Die Eisenacher, schon am Vortag in den Norden gereist, wollten den Auswärtsbock umstoßen, ihre gewachsene Stabilität endlich auch auswärts mit dem entsprechenden Schlussresultat beweisen. Sie setzten von Beginn auf ihre Trümpfe, vornweg ihre Abwehr. Das Duell der Routiniers auf der Torhüterposition entschied der Eisenacher Radek Musil um Längen gegen Schwerins Igor Levshin für sich. «Wir hatten uns auf die Schweriner Rückraumspieler Moritz Weltgen und Konstantin Chantziaras gut vorbereitet und dies auch gut umgesetzt», freute sich ThSV-Coach Adalsteinn Eyjolfsson. Damit war Schwerins Schaltzentrale doch ziemlich stromlos. «Kontrollierte Offensive» hieß die Devise im Vorwärtsgang, ruhiger Spielaufbau und dann plötzlich explodierend. Branimir Koloper, von einer Grippe genesen, löste Kapitän Benjamin Trautvetter für Abwehraufgaben ab, marschierte bei Tempogegenstößen allerdings auch in Richtung Post-Kasten. Nach Regelwidrigkeit an ihm, versenkte Nick Heinemann den fälligen Strafwurf zum 3:3 (8.). Als der kleine ThSV-Außenb dann nicht regelkonform ausgebremst wurde, übernahm Benjamin Trautvetter die Aufgabe von der Siebenmeterlinie (3:4, 9.). Adrian Wöhler wurde mehrfach auf Linksaußen in Szene gesetzt, doch diesem klebte an diesem Tag das Wurfpech an den Händen. Er wurde zwischenzeitlich durch Philipp Lindner ersetzt, der ein Zuspiel von Rechtsaußen (Heinemann) von Linksaußen zum 5:5 versenkte (15.). Bei der «Neuauflage» roch allerdings Schwerin Torhüter Igor Levshin den Braten und machte sich ganz groß (28.). Ab der 16. Minute übernahmen die Eisenacher die Chefrolle, trafen vom 6:5 (16.) zum 7:10 (22.). Benjamin Trautvetter ließ sich gleich von drei Schwerinern nicht abschütteln. Nick Heinemann verwandelte den daraus resultierenden Strafwurf (7:10, 22.). Die Eisenacher versäumten es, das eigene Torepolster weiter aufzustocken, «geizten» mit eigenen Treffern bis zur Halbzeitsirene, sodass es «nur» mit einem 9:11 in die Kabinen ging

Manndeckung gegen Tomas Sklenak- kein probates Mittel mehr
Die Eisenacher starteten auch in den zweiten Abschnitt überaus selbstbewusst. Tomas Sklenak, der überaus mannschaftsdienlich agierende Spielgestalter legte für Duje Miljak Auf; der das Leder zum 9:12 in die Maxchen zirkelte (32.). Es folgten die big pints der Eisenacher in doppelter Unterzahl zum 10:14 (35.). Christian Prokop, der Schweriner Coach, sah frühzeitig sämtliche Felle wegschwimmen und rief sein Team zur «Dienstbesprechung» (37.), beorderte Johannes Prothmann auf die mittlere Aufbauposition und zugleich als Sonderbewachung für Eisenachs Regisseur Tomas Sklenak. Der Spielfluss der Wartburgstädter blieb davon kaum betroffen. Nick Heinemann netzte zum 12:16 (39.) ein. ThSV-Keeper Radek Musil parierte mit all seiner Routine einen Weltgen-Siebenmeter (39.). Schwerin Rückraumspieler Sven Thormann zerrte an den Ketten, suchte den Zweikampf. Das Schweriner Kreisspiel hatten die Eisenacher von Beginn erfolgreich unterbunden. Als dann auch noch Eisenachs Kleinster, Nick Heinemann, aus dem Rückraum traf (15:18, 47.) schienen die Hausherren völlig konsterniert. Dann spielte der eingewechselte Girts Lilienfelds die für ihn typischen Qualitäten aus, traf zum 16:19 (49.) und 17:20 (50.). Trotz mancher Stockfehler, die Hausherren bäumten sich gegen die drohende Niederlage auf. Kurzzeitig wankten die Eisenacher. Beim 19:20 (53.) geriet der sicher geglaubte Sieg noch einmal in Gefahr. Schwerins Alexander Rauch hatte den Ausgleichstreffer auf der Hand, doch sein Ball landete über den Eisenacher Kasten (54.). Die Wartburgstädter verfielen nicht in Hektik, setzten auf ruhigen gut strukturierten Spielaufbau mit erfolgreichen Abschlusshandlungen durch Eryk Kaluzinski und Girts Lilienfelds zum 19:22 (57.) Nick Heinemann und Benjamin Trauvetter fanden sich zum Duett (20:23, 58.). Ein mustergültiges Zuspiel von Tomas Sklenak verwertete Eisenachs Kapitän zum 20:24 (59.). Der zweite Auswärtssieg war unter Dach und Fach, wurde vom Team und den mitgereisten Fans ausgiebig bejubelt. Eine zentnerschwere Last war gefallen….
Statistik

Post SV Schwerin: Levshin, Wetzel; Riediger, Weltgen (5/1), Rauch (1), Frohmann (2), Riha (1), Murawski (2), Prothmann (2), Thormann (4), Chantziaras (5), Anclais; Kopp (1)

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ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk; Trautvetter (4/2), Sklenak (1), Wöhler, Miljak (2), Kaluzinski (6), Adams, Heinemann (7/2), Lilienfelds (3), Koloper, Lindner (1)

Siebenmeter: Schwerin 3/2 – Eisenach 6/4

Zeitstrafen: Schwerin 4 x 2 Min. – Eisenach 6 x 2 Min.

Schiedsrichter: Dedens/Geckert

Zuschauer: 1685

Beste Spieler: Schwerin: Chantziaras, Weltgen
Eisenach: Musil, Kaluzinski, Koloper, Heinemann