ThSV Eisenach mit dem Championsleague-Sieger auf Augenhöhe

In der riesigen 02 World Hamburg standen sich zwei Teams aus verschiedenen Handball-Welten gegenüber. Auf der einen Seite der aktuelle Championsleague-Sieger, noch mit dem nationalen Meistertitel liebäugelnd, mit einem Etat von 9 Millionen Euro, und auf der anderen Seite der in argen Abstiegsnöten schwebende Underdog von der Wartburg mit einem Etat von etwa 1,6 Millionen Euro. Ein Klassenunterschied wurde auf dem Parkett allerdings nicht sichtbar! Die 8.500 Zuschauer rieben sich verwundert die Augen. Der ThSV Eisenach sorgte für Raunen auf den Rängen. Der HSV Handball kam am Ende zu einem mühevollen 27:23 (13:12)-Arbeitssieg. Der ThSV Eisenach wurde vom kleinen, im Spielverlauf aber unüberhörbaren Anhang, nach dem Abpfiff lautstark gefeiert.
«Bei etwas mehr Cleverness wäre sogar eine Überraschung möglich gewesen. Diese fehlende Abgeklärtheit zieht sich allerdings wie ein roter Faden durch unseren gesamte Saison. Letztendlich unterliefen uns in Hamburg fünf technische Fehler zu viel», konstatierte Adalsteinn Eyjolfsson. Beim Trainer des ThSV Eisenach und auch bei Karsten Wöhler, dem Marketing-Geschäftsführer, überwog jedoch das Lob für den Auftritt der Crew. «Wir haben uns sehr gut präsentiert, sehr gut verkauft» Trainer Adalsteinn Eyjolfsson verwies auf ein neues, ein verändertes Abwehrsystem. «Ein 6:0-System übergehend in eine neue 3:2:1 Variante war doch recht vielversprechend.»

Victor Eiser: Alte Liebe rostet nicht!
Nach der Partie folgte das ThSV-Team einer Einladung des einstigen Eisenacher Erstliga-Spielers Victor Eiser in dessen «Victors Bratkartoffel Restaurant» in Hamburg-Niendorf (Quedlinburger Weg 84) und ließ es sich in der gemütlichen Kaminstube munden. Vor mehr als 35 Jahren wirbelte Victor Eiser im Trikot von Motor Eisenach auf der Außenposition, fühlt sich seinen Nachfolgern sehr verbunden. Alte Liebe rostet eben nicht!

Johannes Bitter und Rene Villadsen – zwei ganz starke Torhüter
Die individuellen Qualitäten der HSV-Stars um Kapitän Pascal Hens und Nationalmannschafts-Schlussmann Johannes Bitter führten zum erwarteten Spielausgang. Zwei ganz starke Torhüter drückten der Partie ihren Stempel auf. Für Johannes Bitter (HSV) und Rene Villadsen (ThSV Eisenach) wurde eine Quote von etwa 40 Prozent parierter Bälle notiert. Der Eisenacher Keeper, noch immer durch ein blaues Auge lädiert, parierte in Serie Bälle aus Nahdistanz. Er brachte die Hamburger mehrfach schier zur Verzweiflung, wehrte gleich in der 2. Minute einen Strafwurf von Joan Canellas ab. Als die Gastgeber nach dem 13:9 für eine Vorentscheidung sorgen wollten, lief Rene Villadsen zur Hochform auf. «Ich bin verärgert, weil wir nicht frühzeitig in ruhiges Fahrwasser kamen, uns in der ersten Halbzeit allein fünf Fehlwürfe aus Nahdistanz leisteten, was natürlich auch mit der Klasse des Eisenacher Torhüters zu tun hatte», resümierte HSV-Coach Martin Schwalb. Seine Mannen retteten ein glückliches 13:12 in die Halbzeitpause. Die Eisenacher hatten im ersten Abschnitt auch im Angriff mit Kreativität überzeugt. Benjamin Trautvetter konnte mehrfach nur regelwidrig gestoppt werden. Faruk Vrazalic verwandelte von der Siebenmeterlinie insgesamt vier Bälle. Bei Würfen von Benjamin Trautvetter (von der Kreismitte) und Faruk Vrazalic (von Rechtsaußen) kurz vor der Halbzeitsirene verhinderte HSV-Keeper Johannes Bitter den möglichen Ausgleichstreffer der Thüringer. Für die HSV-Stars gab es zur Halbzeit Pfiffe von den Rängen.

Auf beiden Seiten fehlten etliche Stammkräfte
Beide Trainer mussten auf Leistungsträger verzichten. Bei den Hansestädten fehlten beispielsweise Hans Lindberg, Adrian Pfahl und der «aufsteigende Stern» Petar Djordic. Beim ThSV Eisenach standen Hannes Jon Jonsson, Daniel Luther, Girts Lilienfelds und auch Keeper Stanislaw Gorobtschuk nicht zur Verfügung. Letzter erkrankte kurzfristig; Christian Trabert, der Schlussmann der Zweiten des ThSV Eisenach, lief dadurch nicht in der Thüringenliga in Jena sondern in der 02 World in Hamburg auf. Zu einem Einsatz kam er allerdings nicht. Kollege Rene Villadsen präsentierte sich in Glanzform.
HSV-Trainer Martin Schwalb, setzte nahezu durchgängig auf einen. Angriffs- und Deckungswechsel. Davor Dominikovic und Blazenko Lackovic kamen zumeist für Abwehraufgaben. Beim ThSV Eisenach war Branimir Koloper der Mann für die Defensive.

ThSV Eisenach lässt sich nicht abschütteln
Zu Beginn des zweiten Abschnittes drängte der HSV auf eine Vorentscheidung. Regisseur Joan Cabellas forcierte das Tempo und den Druck Richtung Eisenacher Kasten. Eine Ballstafette zu Stefan Schröder führte zum 18:13 von Rechtsaußen (37.). Domagoi Duvniak nahm kurz vor dem Eisenacher Kreis lauernd eine Steilvorlage auf und netzte zum 19:14 ein (39.). Die Männer von der Wartburg gaben jedoch nicht klein bei. Dener Janimaa taute aus dem rechten Rückraum auf, setzte Johannes Bitter im zweiten Abschnitt gleich sechs Bälle ins Netz. Nicolai Hansen behauptete sich am Kreis, konnte eine 100-prozentige Quote aufweisen: 4 Würfe – 4 Treffer. Beide trafen zum 19:15 (42.). Tomas Sklenak und Mikel Aguirrezabalaga begleiteten wechselweise beim ThSV Eisenach die mittlere Aufbauposition. Dener Jaanimaa ließ es immer wieder krachen, die Kulisse raunte bei den Würfen des blonden Linkshänders. Auf Tuchfühlung kamen die Wartburgstädter allerdings nicht heran. Beim HSV demonstrierte Zarko Markovic aus dem Rückraum seine individuelle Klasse, netzte zum 22:17 (49.) und mit seinem fünften Treffer zum 25:20 (54.) ein. Der ThSV Eisenach steckte, sicherlich vom Fluidum inspiriert, keineswegs den Kopf in den Sand. Nicolai Hansen vollendete per Tempogegenstoß (55.). Eisenachs Dener Jaanimaa demonstrierte seine Shooter-Qualitäten (58./59.), war mit insgesamt 8 Treffern (bei 12 Versuchen) erfolgreichster Werfer der Partie insgesamt. Für den Verlierer der Partie gab es nach dem Abpfiff vom eigenen Anhang reichlich Beifall….

Heimspiel gegen die HSG Wetzlar erst am Dienstag, 25. März 2014
Trotz der couragierten und auch spielerisch überzeugenden Leistung in der Hansestadt, der Abstieg wird für den ThSV Eisenach nicht mehr zu vermeiden sein. «Wir wollen uns weiterhin gut verkaufen und noch zwei bis drei Spiele gewinnen», lautet die Marschrichtung der Eisenacher.
Das nächste Heimspiel des ThSV Eisenach in der DKB Handball-Bundesliga steigt erst am Dienstag, 25.03.2014. Im thüringisch-hessischen Nachbarschaftsvergleich erwarten die Wartburgstädter um 19.00 Uhr in der heimischen Werner-Aßmann-Halle die HSG Wetzlar mit Weltstar Ivano Balic.
Der Ticketverkauf für diese Partie läuft bereits auf Hochtouren. Eintrittskarten sind im
Vorverkauf erhältlich in Eisenach in der ThSV-Geschäftstelle und ThSV-Sportlerklause (jeweils in der Aßmann-Halle), HME- Tankstelle (Langensalzaer Straße), O2-Shop (Querstraße 1) und Bäckerei Rabe (Marienstraße) sowie in Waltershausen in der Gaststätte «Friedenstein» (Ibenhainer Straße).Verbindliche Reservierungen sind unter Tel. 03691/82800 möglich.

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Statistik

HSV: Bitter, Cleverly; Schröder (5), Duvnjak (4), Jansen (1), Lackovic (1), Flohr, Canellas (4), Hansen (4), Nilsson, Mahe, Hens (3), Dominikovic, Markovic (5),

ThSV Eisenach: Villadsen. Trabert; Trautvetter, Elisson (2), Sklenak, Wöhler (1), Jurdzs (3), Jaanimaa (8), Hansen (4), Aguirrezabalaga (1), Vrazalic (4/4), Heinemann, Koloper

Zeitstrafen: HSV 4 x 2 min. – ThSV 7 x 2 Min.

Siebenmeter: HSV 2/0 – ThSV 5/4

Schiedsrichter: Behrens/Fasthoff

Zuschauer: 8.483

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