ThSV Eisenach mit Erfolg vor Geisterkulisse im Rheinland

Nein, das war nichts für Handballfeinschmecker! Vor der Geisterkulisse von 167 Zuschauern in der Ausweichhalle Ratingen-West erkämpfte sich der ThSV Eisenach ohne seinen verletzungsbedingt pausierenden Regisseur Tomas Sklenak in einer insgesamt niveauarmen Begegnung einen 27:24 (11:12)-Erfolg über die gastgebende HSG Düsseldorf. Der vierte Sieg in Folge ließ die Wartburgstädter auf Tabellenplatz 6 klettern.

«Kein schönes Handballspiel, dazu fehlten allerdings auch die Rahmenbedingungen», räumte Adalsteinn Eyjolfsson, der Coach des ThSV Eisenach, ein. Die Partie war von vielen Fehlern und viel Kampf, teilweise von den Gastgebern überzogen, geprägt. Eisenachs Girts Lilienfelds (Verdacht auf Gehirnerschütterung) und Daniel Luther (Fußverletzung) schieden im Spielverlauf aus. Nick Heinemann konnte nach einer ganz üblen Attacke von Düsseldorfs Andreas Feld bei einem Tempogegenstoß (52.) nach Behandlung weiter machen. Der Sünder, Andreas Feld, ansonsten im Vorwärtsgang als torgefährlicher Spielgestalter der HSG Düsseldorf eine ganz starke Leistung (12 Treffer), kam mit einer 2-Minuen-Strafe mehr als glimpflich davon.
Für unnötigen Zündstoff hatte das Kampfgericht gesorgt, dass kurz vor der Halbzeitpause einen Eisenacher Wechselfehler gesehen haben wollte und dadurch eine Zeitstrafe gegen Eisenach auslöste. In die Bredouille hatten sich die Wartburgstädter allerdings selbst gebracht, als sie eine 10:5-Führung (21.) leichtfertig vertändelten. Mit Angriffsaktionen zum Kreis hatten sie die Abwehr der Hausherren ausgehebelt, die sich mehrfach nicht regelkonform zu wehren wusste. Kaltschnäuzig versenkten Nick Heinemann und Benjamin Trautvetter die verhängten Strafwürfe. Doch dann luden die Eisenacher die Düsseldorfer mit simplen Zuspielfehlern zu Tempogegenstößen regelrecht ein. Aus einer 10:5-Führung wurde durch sieben Düsseldorfer Treffer in Folge ein 10:12-Rückstand (30.).
Erst Adrian Wöhler beendete die Eisenacher Flaute mit seinem Treffer zum Halbzeitstand. «Mit einer Vielzahl technischer Fehler haben wir Düsseldorf aufgebaut. In der ersten Halbzeit kassierten wir acht Treffer nach Tempogegenstößen. Wir haben einfach nicht unser spielerisches Niveau erreicht», zeigte sich Adalsteinn Eyjolfsson unzufrieden. So sehr sich Roel Adams auf der mittleren Aufbauposition mühte, Tomas Sklenak wurde als Spielgestalter schmerzlich vermisst. «Timing und Rhythmus fehlten. Wir spielten nicht in die Tiefe», befand Adalsteinn Eyjolfsson. Die HSG Düsseldorf schöpfte ihre derzeitigen Ressourcen nahezu optimal aus und bot den Thüringern auch im zweiten Abschnitt lange Zeit Paroli.
«Letztendlich fehlten uns im zweiten Abschnitt die Alternativen», resümierte Ronny Rogawka, der Coach der HSG Düsseldorf. Entscheidend für den Spielausgang, die Eisenacher stabilisierten sich mit viel Leidenschaft in der Abwehr, strahlten nach dem Seitenwechsel endlich Torgefahr aus dem Rückraum aus. Eryk Kaluzinski übernahm da Verantwortung, wurde zum Mann der Stunde, schmetterte im zweiten Abschnitt sechs Bälle in den Düsseldorfer Kasten. Im Schlussgang traute sich auch Duje Miljak zum (erfolgreichen) Torwurf. Nach dem 18:18 (43.) neigte sich die Waage ganz langsam zugunsten der Thüringer. Auf Zuspiel von Rechtsaußen Nick Heinemann versenkte Alexander Schiffner von Linksaußen zum 19:18 für den ThSV Eisenach (43.). Mit einer tollen Energieleistung versenkte Branimir Koloper zum 20:18 (45.). Per Doppelpack erhöhte Eryk Kaluzinski aus dem linken Rückraum zum 22:19 (47.). Von seinem Rückraumkollegen offensichtlich angestachelt, zog Duje Miljak zum 24:21 (53.) und 25:21 (57.) ab. Kurz zuvor hatte ThSV-Keeper Radek Musil im großen Stil Düsseldorfs Nils Artmann das Leder abgekauft.
Der Routinier im ThSV-Kasten war einmal mehr der große Rückhalt seines Teams. «Unsere Steigerung in der Abwehr sowie die Effizienz unserer Würfe aus dem Rückraum sprachen im zweiten Abschnitt für uns», fasste ThSV-Coach Adalsteinn Eyjolfsson zusammen. Über zwanzig mitgereiste ThSV-Anhänger bejubelten mit ihrem Team in trister Atmosphäre einen weiteren Doppelpunktgewinn.

Fünf-Tore-Führung leichtfertig aus der Hand gegeben
Offensichtlich, die Eisenacher brauchten Zeit der Findung in ungewohnter personeller Konstellation mit Roel Adams an den Schalthebeln. Bedächtiger Spielaufbau um Sicherheit zu erreichen, hieß zunächst die Devise. Ballstafetten zum Kreis waren das richtige Mittel. Benjamin Trautvetter versenkte einen an Nick Heinemann verwirkten Strafwurf zum 3:2 (5.), Nick Heinemann traf nach Regelwidrigkeit an Eisenachs Kapitän mit kaltblütigem Heber von der Siebenmeterlinie über Torwart-Altmeister Almantas Savonis zum 4:2 (8.). Roel Adams zirkelte das Leder platziert zum 5:3 (10.) in die Maschen. Dann scheiterte Düsseldorfs Ex-Nationalspieler mit einem Strafwurf an Eisenachs Keeper Radek Musil (17.). Der eingewechselte Girts Lilienfelds leistete die Vorarbeit zum 9:5 durch Roel Adams (18.). Nick Heinemann legte das Leder von Rechtsaußen zum Linksaußen lauernden Alexander Schiffner, der zum 10:5 einnetzte (21.). Der ThSV Eisenach schien beim Tabellenletzten auf sicherem Kurs, stellte sich dann aber selbst ein Bein. Missglückte Zuspielversuche zuhauf, zündeten den Kampfgeist der Gastgeber, die die Einladungen dankend annahmen. Der ThSV Eisenach hatte seiner Linie völlig verloren. «Tolle zehn Minuten», frohlockte HSG-Trainer Ronny Rogawka.

Eryk Kaluzinski übernimmt Verantwortung beim Torwurf aus dem Rückraum
Nach Wiederanpfiff hatten die Eisenacher gegen die 5:1-Deckung der Rheinländer das richtige Rezept parat. Zunächst sorgte Nick Heinemann für den schnellen Ausgleichstreffer. Branimir Koloper und seine Nebenleute schufteten mit Bravour in der Abwehr. In der Offensive übernahm Eryk Kaluzinski die Verantwortung beim Torwurf aus dem Rückraum. Seine Mitspieler brachten ihn vortrefflich in Position. Eine Freiwurfablage schmetterte der Schwarzschopf zum 18:16 für seine Farben ins Netz (40.). Doch die Rheinländer profitierten von den Qualitäten des Junioren-Auswahlspielers Alexander Feld (nächste Saison bei der DHfK Leipzig), der zum 18:18-Gleichstand traf (43.). Das Signal für die Thüringer zur Schlussoffensive. Duje Miljak, Roel Adams und Eryk Kaluzinski, die noch verbliebenen Eisenacher Rückraumspieler, erhöhten die Schlagzahl. Eine kurzzeitige Pressdeckung gegen Eryk Kaluzinski vermochte den Eisenacher Express nicht mehr zu stoppen. Eryk Kaluzinski und Duje Miljak trafen zum 24:21 (54.) für den ThSV Eisenach. Hinten war Keeper Radek Musil zur Stelle, zog den Rheinländern den letzten Zahn. Einer Dublette zwischen Eryk Kaluzinski und Duje Miljak entsprang das wichtige 25:21 (57.).

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Statistik
HSG Düsseldorf: Savonis, Schlingmann; Feld (12/4), M. Bauer, Zarnekow, Roscheck (2), Artmann (4), Quade (1), Biskamp (3), Behrends (2), T. Bauer

ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk; Trautvetter (3/1), Wöhler (1) Luther, Miljak (4), Kaluzinski (6), Adams (2), Schiffner (4), Heinemann (6/4), Lilienfelds, Koloper (1)

Siebenmeter: Düsseldorf 6/5 – Eisenach 6/5

Zeitstrafen: Düsseldorf 5 x 2 Min. – Eisenach 5 x 2 Min.