ThSV Eisenach mit zwei Gesichtern

Deftige Niederlage bei Neubelebung eines alten Derbys in Dessau

Eine famose Wurfeffektivität von 71 Prozent bildete den Grundstein des 36:30-Heimerfolges des ThSV Eisenach über den ASV Hamm-Westfalen. Zwei Tage später, beim zweiten Teil des Doppelspieltages, waren die Wartburgstädter von dieser Effizienz meilenwert entfernt. In der Neubelebung eines alten Derbys, im Aufeinandertreffen zwischen einem Zweitliga-Aufsteiger und einem Erstliga-Absteiger kassierten die Wartburgstädter eine unerwartet klare 20:28 (13:10)- Niederlage. Aus 42 Würfen resultierten 20 Treffer, was einer Wurfeffektivität von unter 50 % entspricht. Auf dem Statistikbogen stehen 22 nicht im Gastgeberkasten gelandete Würfe. Matchwinner war der mit Ovationen bedachte Philip Ambrosius, Keeper der Gastgeber, der selbst aus Nahdistanz parierte, den Eisenachern den Zahn zog.  Eisenachs Schlussmann Stanislaw Gorobtschuk stand ihm in der Zahl gehaltener Bälle (beide 16) nichts nach, doch die spektakulären und richtungweisenden Paraden zeigte Philip Ambrosis.

Wir bekamen einfach keine Ruhe in unser Spiel, konstatierte Eisenachs Co-Trainer Arne Kühr.

Beleg dafür ein in der Handballstatistik nicht geführtes Eigentor im ersten Abschnitt. Arne Kühr  hatte insgesamt 11 technische Fehler notiert, ein Durchschnittswert.

Unsere Chancenverwertung müssen wir kritisch sehen. Am Ende waren wir nur die zweitbeste Mannschaft, gab ThSV-Coach Christoph Jauernik unumwunden zu.

Uwe Jungandreas, der Trainer-Haudegen des Dessau-Roßlauer HV, strahlte: „Wir haben alles richtig gemacht, unsere Marschroute konsequent eingehalten, in der Abwehr auch gegen den 7. Feldspieler der Eisenacher die Vorgabe exzellent umgesetzt. Im Positionsangriff warteten wir geduldig auf unsere Wurfchance“. Uwe Jungandreas hob seinen Torhüter und die Flügelzange hervor. Rechtsaußen Tomas Pavlicek, auch der kaltblütig vollende Tempogegenstoßspezialist, markierte 12 Treffer. Seine köperlich unterlegenen Schützlinge.

Wir vermochten unser 7 gegen 6-Spiel nicht auf den Punkt zu bringen. Mit zunehmender Spieldauer ließen die Kräfte nach, sodass der verdiente Dessauer Sieg zu hoch ausfiel, erklärte Eisenachs Manager Karsten Wöhler.

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Nach dem 19:16 (50.) und einem misslungenen Gegenstoß wurden die Eisenacher von in Kopf und Beinen frischeren leichtfüßigeren Hausherren überrollt. „Am Ende ließen wir die Köpfe hängen“, konstatierte Christoph Jauernik. Die Gastgeber enteilten vom 19:16 (50.) auf 23:17 (53.) und 28:19 (59.).  Der verletzte Torjäger Matthias Gerlich wurde schmerzlich vermisst. Routinier Nicolai Hansen feierte sein Comeback, A-Jugend-Spieler Jan Minas in den Schlussminute seinen Zweitbundesliga-Einstand.

Oh wie ist das schön, sangen die 1.500 einheimischen Zuschauer, skandierten völlig losgelöst Derbysieg! Derbysieg!

Die über 100-köpfige Anhängerschar aus Thüringen, die ihre Mannschaft über die gesamte Distanz lautstark angefeuert hatte, verließ bedeppert die Anhalt-Arena. Die Gastgeber freuten sich zudem über die Saison-Rekordkulisse von 1.612 Zuschauern. Die Eisenacher Fans wurden vor der Halle von einer Gruppe teilweise Vermummter (und wohl teilweise auch Nicht-Handballbesucher) angegriffen. Beide Fanlager nahmen am Montag Kontakt auf, sind um Schadensbegrenzung bemüht.

Auswärts nicht sattelfest
Handball ist ein Ergebnissport. Der ThSV Eisenach hat belegt aktuell mit 16:10 Punkten Tabellenplatz 7, hat gerade einmal zwei Zähler mehr auf der Habenseite wie die Aufsteiger Dessau-Roßlauer HV (Platz 8) und die SG Leutershausen (Platz 9). Die SG Leutershausen gastiert am Samstag, 26.11.2016 um 19.30 Uhr in der Werner-Aßmann-Halle. Der ThSV Eisenach strebt im 7. Heimspiel den 7. Heimsieg an. Doch auswärts präsentierte sich das Team überwiegend als nicht sattelfest; da stehen schon 5 Niederlagen zubuche.

Hochkarätige Torchancen zuhauf ausgelassen
Eisenachs Coach Christoph Jauernik überraschte mit einer taktischen Maßnahme, operierte von Beginn mit dem siebten Feldspieler, brachte teilweise mit Hannes Iffert, Nicolai Hansen und Marcel Niemeyer drei Kreisläufer. Die Wartburgstädter erarbeiteten sich eine Vielzahl hochkarätiger Torchancen, doch sie brachten das Leder nicht an Philip Ambrosius, dem Torhüter der Hausherren vorbei.  Marcel Schliedermann (8.), Hannes Iffert (11.) und Marcel Niemeyer (27.) scheiterten aus Nahdistanz. Die Hausherren nutzten zudem die Möglichkeiten, nach ausgelassenen Eisenacher Torchancen ihrerseits das Leder in den verwaisten Kasten zu setzen. Nach dem 4:3 (8.) gaben sie bis zum Ende die Führung nicht mehr aus der Hand, auch wenn die Gäste von der Wartburg leidenschaftlich fighteten. Die Hausherren standen mehrfach vor dem Zeitspiel, doch dann landete das Leder doch noch im Eisenacher Kasten. ThSV-Kapitän Daniel Luther fand zu alter Offensivstärke zurück (5 Treffer), doch er bekam von seinen Nebenleuten zu wenig Unterstützung in punkto Torgefahr. Marcel Niemeyer sah sich am Kreis ständig mehreren Gegenspielern gegenüber. Die Gastgeber trafen zum 10:6 (21.). Personelle Veränderungen fruchteten auf Eisenacher Seite, der Anschlusstreffer (10:9, 24.) war das Resultat. DRHV-Trainer  Uwe Jungandreas brachte nun seinerseits frisches Personal, die für eine 13:10- Pausenführung sorgten.

Mit neuem Schwung kamen die Eisenacher aus den Kabinen, waren beim 14:12 (34.) wieder auf Tuchfühlung. Die Hausherren nutzen eine doppelte Überzahl um auf 17:13 (43.) davon zu ziehen. Auf mehr als 3 Treffer kamen die Eisenacher nicht mehr heran. Nach dem 19:16 wurde es noch ganz deutlich…

Statistik
Dessau-Roßlauer HV: Ambrosius, Döhler; Pavlicek (12/3), Hensen, Donath, Wassielewski, Vanco (5), Sohmann (1). Sliwka (1), Pfeiffer (4)Schmidt, Hönicke, Schade (2), Hanner (3)
ThSV Eisenach: Gorobtschuk, Redwitz; Iffert, Minas, Wöhler 2, Luther 5, Ragnarsson, Miljak 5,  Schliedermann 2, Hansen 1, Urban 3, Heinemann, Niemeyer 2
Siebenmeter: Dessau: 4/ 3 / Eisenach: 2/2
Zeitstrafen: Dessau: 6 x 2 Minuten / Eisenach: 5 x 2 Minuten
Schiedsrichter: Geipel/Helbig
Zuschauer: 1.617

Foto: Trainer Christoph Jauernik versuchte seine die Köpfe hängen lassenden Spieler aufzumuntern.

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