ThSV Eisenach ohne Feuer im Abstiegskampf

«Das war eine Ansammlung von Individualisten, keine sich mit Herz gegen den drohenden Abstieg stemmende Mannschaft.» Starker Tobak von Hans-Joachim Ursinus, dem Trainer des ThSV Eisenach. Die Bitte auf Unterstützung, ein Eingreifen aus den Reihen der Leitungsebene, glich einem Hilferuf des erfahrenen Handballlehrers. Sein Co-Trainer Detlef Henkel, einst selbst Kapitän einer Eisenacher Mannschaft, die mit Herzblut und Kampfbereitschaft auch schier übermächtige Gegner ins Straucheln brachte, vermisste die Typen, die die Ärmel hochkrempeln. Gegen eine vor Selbstbewusstsein strotzende SG Ludwigsburg kassierten die Eisenacher eine 26:34 (13:16)-Heimniederlage. «Mit unserer pomadigen Spielweise brachten wir die Gäste nicht einmal ins Schwitzen», resümierte Hans-Joachim Ursinus stinksauer. Ludwigsburg hatte im finnischen Nationalspieler Jan Andreas Rönnberg einen spielintelligenten Regisseur, im 9-fachen Torschützen Gunnar Dietrich einen treffsicheren Rückraumkanonier und in Tobias Heger einen glänzenden Keeper hinter einer kompakt stehenden Abwehr. Und genau das alles hatte der ThSV Eisenach nicht!
Mit Goran Jerkovic, Stephan Mellack, Tomas Sklenak und Philipp Emmelmann versuchten sich vier Akteure bei den Wartburgstädtern auf der Schaltstelle im mittleren Rückraum. Den Turbo zu zünden, vermochte keiner! Der mit doppeltem Bänderriss im Knöchel pausierende Till Riehn wurde schmerzlichst vermisst. Ohne den verletzten Kristian Szep-Kis steht den Eisenachern kein Linkshänder im rechten Rückraum zur Verfügung. Die Torgefährlichkeit aus dem Fernwurfbereich gestaltete sich äußerst bescheiden. Tomas Sklenak tauchte nach gutem Start nahezu völlig unter. Auf Kilian Kraft (zuletzt jeweils 10 Tore) hat sich die Konkurrenz inzwischen eingestellt. Um entsprechend Wirkung zu erzielen, braucht der Schwarzschopf ein schnelles Spiel. Doch Nebenmann Goran Jerkovic tritt ständig auf die Bremse. Mit Anspielen zur Kreismitte sollte die fehlende Torgefahr aus dem Rückraum kompensiert werden. Die Art der Zuspiele (Kraft) waren jedoch zunächst Einladungen zu Tempogegenstößen der Gäste (3:8, 10.Min.). Kam per Bodenpässe das Leder zu Benjamin Trautvetter, brannte es vor dem Gästekasten. Doch das waren eben nur sporadische Feuer. Ludwigsburgs Abwehr hatte zumeist alles im Griff. Mit 20 abgewehrten Bällen ging das Torhüterduell zudem klar an Tobias Heger.
Der Halbzeitstand (13:16) ließ die Eisenacher noch hoffen. Kurzzeitig kam in der zweiten Halbzeit nach dem 17:23 (41.) sogar Stimmung im weiten Rund auf. Das Feuer flackerte in Abwehr und Angriff. Zwei Treffer von Zbynek Vesely und Kilian Kraft zum 19:23 (44.) ließen den Ludwigsburger Trainer Henk Groener zur grünen Karte greifen. Klaren Anweisungen während der Auszeit ließen die Gäste auf dem Parkett einen Zwischenspurt zum 22:30 (53.) folgen. Fassungslosigkeit auf den Traversen. Den Fans verschlug es kollektiv die Sprache. «Auch im Handball wird die Frage nach dem Sieger über die Zahl der gewonnenen Zweikämpfe mit entschieden. Doch wir gingen ja erst gar nicht in die Zweikämpfe», resümierte Hans-Joachim Ursinus. Einige jener, die derzeit das Trikot des ThSV Eisenach tragen, scheinen sich der Verantwortung für diesen Traditionsverein, mit all seinen vielen und erfolgreichen Nachwuchsteams, nicht bewusst! In Eisenach wird seit Jahrzehnten Handball gelebt, mit Herzblut und Leidenschaft. Nur mit diesen Tugenden ist der Klassenerhalt zu packen! Noch ist es möglich!

STATISTIK
ThSV Eisenach: Meinl, Nositschka (10.-25.); Hoffmann (1), Kraft (7/4), Sklenak (5), Weiß (1), Luther (n.e.), Emmelmann, Trautvetter (6), Mellack, Vesely (3), Kastelic (1), Jerkovic (2)

SG HBR Ludwigsburg: Heger, Krotz (bei einem Siebenmeter), Rönnberg (1/1), Brandt (5), Knierim (4), Klaus, Bauer (2), Pflugfelder, Freudl (3/1), Matschke (5), Dietrich (9), Abend, Haller (2), Morgant (3)

Siebenmeter: Eisenach 5/4; Ludwigsburg 2/2
Zeitstrafen: Eisenach 6 x 2 Min.; Ludwigsburg 4 x 2 Min.
Zuschauer: 1150

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