ThSV Eisenach: Pleite beim Tabellen-Vorletzten
«Diese Niederlage ist ein Rückschlag, ja ein heftiger Rückschritt», zeigte sich Maik Handschke, der Coach des ThSV Eisenach, nach dem Auftritt seiner Schützlinge am Freitagabend beim Leichlinger TV zutiefst enttäuscht. Der Tabellen-Vorletzte, mit bisher 34 Gegentoren im Schnitt fernab von Abwehrstabilität, feierte vor nur 350 Zuschauern mit dem 26:24 (12:11) über die Gäste aus Thüringen an diesem 22. Spieltag seinen erst vierten Saisonsieg. Der ThSV Eisenach verpasste es, zwei wichtige Zähler mit Blick einstelligen Tabellenplatz zu verbuchen, wurde stattdessen wieder einmal seinem Ruf gerecht, ein gern gesehener Gast bei von Abstiegssorgen geplagten Kontrahenten zu sein.
«Wir hatten uns im Training gezielt auf die von Leichlingen bereits in der Partie bei Ligaprimus Düsseldorf praktizierten offensiven Abwehrvarianten vorbereitet, doch mit dem Anpfiff schienen alle Absprachen vergessen», schüttelte ThSV-Coach Maik Handschke verständnislos den Kopf. Leichlingen streute kräftig Sand in das ThSV-Getriebe. Raimo Wilde und Chrischa Hanawald, Trainer und Torhüter des Bergischen HC, am 14. März Gastgeber für die Eisenacher, werden es notiert haben. Die Gastgeber waren mit viel Feuereifer bei der Sache, übertrieben vielfach den Einsatz und kassierten zehn Zeitstrafen (Eisenach hingegen nur fünf). Kapital vermochten die Eisenacher aus den mehrfachen Überzahlsituationen freilich nicht zu schlagen. «Warum wohl? Weil die taktischen Vorgaben nicht eingehalten wurden. Wir haben uns in einer gesonderten Trainingseinheit noch am Donnerstag mit dem Überzahlspiel beschäftigt, weil wir bereits beim Heimsieg gegen Groß-Bieberau in Überzahl uneffektiv agierten. Die Umsetzung im Wettkampf am Freitagabend fand allerdings nicht statt», konstatierte Maik Handschke. Die couragiert auftrumpfenden Gastgeber lagen mehrfach mit vier Treffern vorn (11:7, 23.; 15:11, 33.). ThSV-Schlussmann Radek Musil verhinderte mit 14 abgewehrten Bällen, darunter zwei Strafwürfe, Ärgeres.
Schwang da gar eine Portion Überheblichkeit gegen eine Freizeittruppe mit, fragte sich mancher im Eisenacher Tross. Beim Stand von 21:17 (47.) entfachte der eingewechselte Kapitän Karsten Wöhler den zuvor so vermissten Kampfgeist. Ein spürbarer Ruck ging durch die Eisenacher Reihen, mit vier Treffern in Folge zum 21:22 (53.). Die besseren Karten schienen nun die Männer von der Wartburg zu haben, die nach dem 23:24 (55.) aber keinen Treffer mehr markierten, zumindest keinen, den die Unparteiischen anerkannten. «Das war schon ärgerlich, wurden uns bei drei Treffern die Anerkennung versagt. Letztendlich müssen wir uns bei der Ursachenforschung an die eigene Nase fassen», erklärte Karsten Wöhler. Den Hausherren gelangen noch drei Treffer zum, so deren Trainer Frank Lorenzet, «glücklichen aber letztendlich wohl verdienten Sieg». Aus diesem dürfte Leichlingen neue Hoffnung in Sachen Klassenerhalt schöpfen.
Couragierte Gastgeber mit offensiver Deckungsarbeit erfolgreich
Die Eisenacher begannen mit Alexander Schiffner auf Linksaußen, ansonsten in ihrer Stammformation. Die offensive 3:2:1 Deckung der Gastgeber schmeckte der ThSV-Crew nicht. Die Hausherren unterstrichen von Beginn, sie sind nicht gewillt, «Kanonenfutter» zu sein, gingen selbst mit 5:2 (9.) in Führung. Zunächst fand auf Eisenacher Seite nur Girts Lilienfelds mit seinen Würfen das richtige Rezept. Die drei ThSV-Treffer zum 5:3 (12.) kamen ausschließlich aus seiner Hand. In der Abwehr war der lettische Nationalspieler hingegen ein großer Unsicherheitsfaktor, kassierte zudem eine völlig unnötige Zeitstrafe. Maik Handschke betreute fortan seinen Oldtimer Krisztian Szep-Kis mit der Aufgabe im rechten Rückraum. Philipp Emmelmann löste den Linkshänder für Abwehraufgaben ab. Eisenachs Angriffsspiel kam aber nicht auf Touren. Mal wurden Eisenachs Rückraumspieler Tomas Sklenak und Pavel Prokopec von Leichlingens Defensive zusammen, manchmal einzeln in «persönliche Pflege» genommen. Pavel Prokopec vermochte nicht wie gewohnt, die Spielfäden zu knüpfen, traf aber zum Anschlusstreffer (6:5, 18.), als er seinen Sonderbewacher an der Mittellinie abschüttelte. Nach dem 7:6 (19.) waren abgeblockte Sklenak-Würfe Ausgangspunkt für Tempogegenstöße der Gastgeber zum 11:7 (23.), wobei Leichlingens Torjager Eryk Kaluzinksi binnen 40 Sekunden gleich doppelt traf. In der Folge wurde der Rückraum-Shooter jedoch zumeist gut abgeschirmt. Alexander Schiffner rückte auf die mittlere Aufbauposition, Adrian Wöhler kam auf Linksaußen. Zwei Hoffmann-Treffer vor dem Seitenwechsel ließen die Eisenacher hoffen (Halbzeitstand 12:11).
Der eingewechselte Karsten Wöhler zündet die Fackel
«Fahrkarten» von Benjamin Trautvetter und dem wieder auf Linksaußen spielenden Alexander Schiffner beantwortete Leichlingen mit dem raschen 15:11 (Schumacher, 33.). Nach dem 17:13 (Born, 35.) streifte sich Karsten Wöhler das Trikot über. Auch Tomas Sklenak taute endlich auf (18:17, 42.). Doch mit vielen technischen Fehlern (insgesamt 16) stoppten sich die Eisenacher immer wieder selbst. Leichlingen «dankte» durch Andre Niese zum 21:17 (46.). Das Signal für Karsten Wöhler, zur Aufholjagd zu blasen! Leichlingens Andre Niese handelte sich zudem eine doppelte Zeitstrafe ein. Daniel Luther, nur in der Defensive eingewechselt, blockte zwei Kaluzinski-Bälle. Tomas Sklenak und Karsten Wöhler sorgten jeweils im Doppelpack für den 21:21-Gleichstand (52.). Wenige Augenblicke später eroberte Karsten Wöhler das Leder, bediente den sprintenden Martin Hoffmann, der zum 21:22 (53.), der ersten Eisenacher Führung, versenkte. Den Ausgleichstreffer per einzigen (von vier) verwandelten Strafwurf beantwortet Karsten Wöhler in seiner unnachahmlichen Art von Linksaußen zum 22:23 (54.). Auch beim 23:24 (Trautvetter, 55.) liegen die Thüringer noch knapp vorn. Leichlingens Dirk Schumacher zeichnet sich mit seinem 5. Treffer von Linksaußen für das 24:24 verantwortlich (56.). Dann erkennen die Unparteiischen bei Martin Hoffmann auf Stürmerfoul, versagen einem weiteren Treffer des ThSV-Rechtsaußen die Anerkennung (59.). Im Gegenzug trifft Andre Niese zum 25:24 (60.). Den schnellen Anwurf der Eisenacher verhindert Bruno Scherer regelwidrig und wird statt mit einer roten Karte, die eine Spielsperre nach sich gezogen hätte, nur mit einer Zeitstrafe belegt. Krisztian Szep-Kis zieht aus dem Rückraum ab, doch sein Ball wird eine Beute von Leichlingens Schlussmann Stefan Nippes. In den verbleibenden 30 Sekunden versuchten die Eisenacher erfolglos nochmals in Ballbesitz zu kommen. Der erst kürzlich von Tabellenführer HSG Düsseldorf gekommene Andre Niese sorgt mit seinem 5. Treffer fünf Sekunden vor Ultimo für den Endstand.
«Ich hoffe, wir lernen aus dieser Partie, damit diese Niederlage nur ein Ausrutscher, wenn auch ein schmerzlicher, bleibt. Am kommenden Samstag, im Heimspiel gegen die SG Bietigheim, wollen wir unser wahres Gesicht zeigen, einen vollen Erfolg einfahren und versuchen, die Scharte Leichlingen auszuwetzen», gibt sich Eisenachs Kapitän Karsten Wöhler kämpferisch.
Statistik
Leichlinger TV: Roos, Nippes; Schlierkamp (1), Korte (1), Schumacher (5), Kaluzinski (5), Jansen, Scherer (2), Niese (5), Zarnekow, Staub, Born (3), Kreckler (4/1)
ThSV Eisenach: Musil, Krüger; Hoffmann (4), Trautvetter (4), Sklenak (6/1), A. Wöhler, Lindner, Luther, Emmelmann, Schiffner, Lilienfelds (3), Prokopec (2/1), Szep-Kis (1), K. Wöhler (4)
Zeitstrafen: Leichlingen 10 x 2 Min. (Rot gegen Scherer nach 3.ZS, 60.); Eisenach 5 x 2 Min.
Siebenmeter: Leichlingen 4/1 – Eisenach 2/2