ThSV Eisenach überrollt Torfabrik der Liga

Der ThSV Eisenach stimmte sich und seine Fans mit dieser Leistung bestens auf das DHB-Pokalspiel am Dienstag, 18.09.07 um 19.00 Uhr in heimischer Halle gegen Bayer Dormagen ein. «Klar, wir wollen dem Meisterschaftsanwärter im Pokal ein Bein stellen, selbst in die nächste Runde einziehen», so der Tenor im Lager der Eisenacher. (Tickets sind im Vorverkauf in Eisenach der ThSV-Geschäftsstelle in der Werner-Aßmann-Halle und in der HME-Tankstelle in der Langensalzaer Straße zum Preis von 9,00 €, ermäßigt 6,00 €, bei freier Sitzplatzwahl erhältlich.). Dauerkarten haben keine Gültigkeit!

Riesigen Beifall gab es bereits vor dem Anpfiff. Handball-Eisenach begrüßte Bundestrainer Heiner Brand in der Werner-Aßmann-Halle. Der Weltmeister von 1978 (als Spieler) und 2007 (als Trainer) stellte sich gemeinsam mit dem in Eisenach beheimateten Coach der Nationalmannschaft Österreichs Rainer Osmann und ThSV-Trainer Hans-Joachim Ursinus am Nachmittag einer Talkrunde rund um den Handball im Foyer. Walter Oppel, bis vor wenigen Tagen Geschäftsführer der ThSV-Marketing GmbH, hatte den Bundestrainer zur Stippvisite unter der Wartburg gewonnen. Die Moderatoren Kim Wenzel und Ady Rückewolt von Antenne Thüringen entlockten den drei Trainern viel Interessantes. Heiner Brand und Rainer Osmann stellten je ein Trikot ihrer Nationalmannschaften zur Versteigerung für den Eisenacher Handball-Nachwuchs zur Verfügung.

Heiner Brand erlebte dann das durch die Zuschauer erzeugte einzigartige Fluidum der Werner-Aßmann-Halle. Das ThSV-Team mit vielen jungen Eigengewächsen, damit eine Philosophie des Bundestrainers umsetzend, strotzte vor Selbstbewusstsein, Spielfreunde und körperlicher Fitness überrollte die Torfabrik der Liga der vergangenen Spielzeit. «Eisenachs Stärke, das Gegenstoßspiel, verunsicherte uns völlig», gestand Severin Englmann, der Coach der SG Bietigheim/Metterzimmern. «Wir wussten, die Partie war nur über die Abwehr zu gewinnen», hatte Eisenachs Trainer Hans-Joachim Ursinus im Vorfeld ausgemacht. Seine Schützlinge setzten die ausgegebene Marschroute im Zusammenspiel zwischen Abwehr und Torhüter vortrefflich um. Vornweg der überragender Keeper Timo Meinl, der nicht nur 26 Bälle abwehrte, sondern mit präzisen temperierten Vorlagen den durchstartenden Martin Hoffmann fütterte, der beim 32:22 (49.) für die erstmalige 10-Tore-Führung sorgte. Da schwappte dann auch die Lola-Welle durch das weite Rund, forderten die Fans im Überschwang «Timo Meinl für Deutschland». Kurzzeitig schien es, der Eisenacher Torhunger sei damit gestillt. Doch nach dem 33:26 (57.) drehten die Hausherren nochmals auf, schalteten blitzschnell gegen die demoralisierten Gäste von Abwehr auf Angriff. Christoph Jauernik legte zu Benjamin Trautvetter ab, der mit dem Schlusspfiff nicht nur den 37:26-Endstand sondern zugleich den 100. Saisontreffer für den ThSV Eisenach markierte.

Eisenach mit höllischem Anfangstempo
Ehe die Gäste aus dem Kreis Ludwigsburg um Jermias Rose, mit 265 Saisontreffern der Top-Shooter der Liga im vergangenen Jahr, richtig wach waren, führten die Eisenacher um ihren auf das Tempo drückenden Regisseur Till Riehn mit 7:2 (9.). «Trotz aller Warnungen, bis wir bemerkt hatten, dass das Spiel begonnen hat, lagen wir klar im Hintertreffen», bilanzierte der Gästetrainer. Engagierte auf Ballgewinne orientierte Abwehrarbeit und ein nahezu höllisches Angriffstempo war das Auftakterfolgsrezept der Eisenacher. Mit Ballstafetten brachten sie zunächst ihren Linkshänder Vladimir Bojinovic immer wieder in Position. Gegen dessen scharfe und platzierte Würfe hatten beide Gästetorhüter in der ersten Hälfte stets das Nachsehen. Robert Weiß löste für Abwehraufgaben den Rückraum-Recken wieder ab. Mit einem Wechsel auf der Spielmacherposition, Christian Löffler kam für Sandro Catak, bekam das Spiel der SG Bietigheim/Metterzimmern mehr Struktur.
ThSV-Coach Hans-Joachim Ursinus nutzte seine gut besetzte Bank, um frühzeitig zu wechseln. Daniel Luther löste Tomas Sklenak im Rückraum ab. Der die Regieposition übernehmende Christoph Jauernik, von seinem Trainer wegen mangelnder eigener Torgefahr kritisiert, zeigte an diesem Tag keinerlei Ladehemmung, zog mehrfach selbstbewusst, wie beim Treffer zum 14:8 (20.) ab. Die Angriffsbemühungen der Gäste endeten spätestens bei Timo Meinl. Aus einer Youngster Dublette entstand das 16:8. Daniel Luther passte zum gerade eingewechselten Adrian Wöhler (25.).

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Mit Kilian Kraft zusätzlich Feuer unter dem Hallendach
Nach Wiederanpfiff der sicher amtierenden Unparteiischen Knapp/Puchinger (Birkenau – Fürth/Odenwald) fielen die Treffer auf beiden Seiten zunächst im Sekundentakt. Der bei den Gästen eingewechselte Sandro Catak spielte seine Schnelligkeit bei Solis aus. Doch insgesamt war das Spiel der SG Bietigheim/Metterzimmern von zu vielen Einzelaktionen geprägt. «Die bessere Mannschaft war ganz klar Eisenach», respektierte SG-Trainer Severin Englmann die Überlegenheit der Thüringer. Beim Stand von 22:16 (36.) wechselten die Eisenacher Kilian Kraft ein. Erwartungsgemäß kam mit ihm noch mehr Feuer ins ThSV-Spiel. Kurz hintereinander konnte der Schwarzschopf zwei Mal nur regelwidrig gebremst werden. Karsten Wöhler versenkte vom Siebenmeterpunkt zum 24:17 (38.). Der während der gesamten Spielzeit äußerst diszipliniert agierende Linksaußen verwandelte auch drei weitere Strafwürfe schnörkellos und sicher. Es folgten die spektakulären des Eisenacher Schlussmannes. Rechtsaußen Martin Hoffmann bekam, schon zum gegnerischen Kreis durchgesprintet, präzise Vorlagen aus dem eigenen Torkreis sicher unter Kontrolle und traf zum 32:22 (49.). Die Phonzahl der Kulisse stieg an. Die Fans waren verzückt. Auf Gästeseite vermochte nur der eingewechselte Oldie Gerrit Winnen von Rechtsaußen erfolgreich zum Torwurf anzusetzen. Die so gefürchtete Rückraumreihe der SG Bietigheim/Metterzimmern baute kräftemäßig merklich ab (schleppte wohl auch einige Pfunde zuviel umher). Mit ständiger Hektik und Anzweifelns der Schiedsrichterentscheidungen wirkte die SG-Bank zudem keineswegs leistungsfördernd für die eigenen Reihen.
Eine kleine «Durstrecke» der Eisenacher zwischen der 49. (32:22) und 57. Minute (33:26) bewahrte die Gäste vor einem möglichen 40. Gegentreffer. In den Schlussminuten zogen die Eisenacher nochmals an, ihre athletische Hochform demonstrierend. Christoph Jauernik, Martin Hoffmann, Karsten Wöhler und Benjamin Trautvetter lösten neuerliche Beifallsstürme auf den Traversen aus.
Bundestrainer Heiner Brand dürfte mit guten Eindrücken die Heimreise angetreten haben. Die Aufbruchstimmung beim ThSV Eisenach blieb ihm nicht verborgen!

STATISTIK
ThSV Eisenach: Meinl, Nositschka; Hoffmann (6), Trautvetter (5), Kraft (3),
Sklenak (2), A. Wöhler (1), Weiß (1), Riehn (1), Luther, Mellack, K. Wöhler (7/5),
Bojinovic (7), Jauernik (4/1)

SG Bietigheim/Metterzimmern: Lenz, Gysin; Winnen (4), Grimm, Amann (2), Kolos (6), Hold, Pflugfelder (2), Henning (1), Rose (5), Catak (4), Löffler (2), Haller, Sauerland

Siebenmeter: Eisenach 6/6 – Bietigheim 1/0
Zeitstrafen: Eisenach 4 x 2 Min. – Bietigheim 7 x 2 Min.

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