ThSV Eisenach und seine Fans wie im Rausch

Bildquelle: © Frank Arnold • sportfotoseisenach / ThSV Eisenach
ThSV-Kapitän Peter Walz netzte 4 Bälle ein.
Über 2.300 Zuschauer bejubeln 31:23 (16:15)-Erfolg über den HC Elbflorenz • Als Zugaben: mit der Firma Kötter Security neuer Hauptsponsor, Vertragsverlängerung Malte Donker, Moritz Ende als erster Neuzugang
Der ThSV Eisenach hält Kurs, hat die Segel auf volle Fahrt Voraus gesetzt. Mit seinen über 2.300 Fans feierte das Team einen rauschenden Handballabend, bejubelte einen 31:23 (16:15)-Erfolg über den HC Elbflorenz.
Wir wurden von der Atmosphäre förmlich getragen, erklärte ein aufgekratzter Malte Donker. Vor solch einer stimmungsvollen Kulisse zu spielen, hat richtig Spaß gemacht, befand auch Rico Göde, der Coach des HC Elbflorenz.
Die Handballbundesligen legen aufgrund von Länderspielen eine kurze Punktspielpause ein. Für die ThSV-Spieler ist am Montag eine „knackige Hyrox-Einheit“ mit Athletiktrainer Alexander Nöthe angesagt, bevor es ein paar Tage frei gibt.

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Helmut von Moltke (Mitte), vor 30 Jahren den ThSV Eisenach als Präsident vor dem Kollaps rettend, bekam als Präsent ein aktuelles Trikot von THSV-Präsident Shpetim Alaj (li.) und ThSV-Geschäftsführer Rene Witte überreicht.
Ein rundherum gelungener Abend für den ThSV Eisenach! Das Szenario war genial. Der ThSV Eisenach ehrte seinen aus Baden-Württemberg angereisten ehemaligen Präsidenten Helmut von Moltke, der als ganz junger Mann den ThSV Eisenach vor 30 Jahren vor dem finanziellen und sportlichen Kollaps bewahrte. Mit ihm gekommen, allerdings aus dem Fränkischen, war Eisenachs Handball-Legende Rainer Osmann, einst Spieler, Kapitän und Trainer, unter dessen Leitung der ThSV Eisenach 1997 in die 1. Handballbundesliga aufstieg.

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Gemeinsam mit Zunftmeister Torsten Daut (Mitte) präsentierten ThSV-Präsident Shpetim Alaj (li.) und ThSV-Geschäftsführer Rene Witte (re.) das an diesem Tag von der Mannschaft getragene Sommergewinnstrikot.
ThSV-Geschäftsführer Rene Witte präsentierte gemeinsam mit Torsten Daut, Zunftmeister der für eines der größten deutschen Frühlingsfeste organisierenden Sommergewinnszunft, das eigens für diesen Tag angefertigte und vom Eisenacher Team getragene Sommergewinnstrikot, das nach dem Spiel „wie heiße Semmeln“ in den Verkauf ging. Der Sommergewinn mit Festzug und Volksfest findet am 18. und 19. März 2023 in Eisenach statt.

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Die Firma Kötter Security unterstützt den ThSV Eisenach in der nächsten Saison als Hauptsponsor. Rüdiger Haase, geschäftsführender Direktor der Firma Kötter Security, und ThSV-Geschäftsführer Rene (Witte) unterzeichneten den Vertrag. Rechts ThSV-Präsident Shpetim Alaj.
Riesenbeifall gab es für eine öffentliche Vertragsunterzeichnung. Die Firma Kötter Security wird in der nächsten Saison Hauptsponsor des ThSV Eisenach. ThSV-Geschäftsführer Rene Witte und Rüdiger Haase, geschäftsführender Direktor der Firma Kötter Security, setzten ihre Namenszüge unter die Vereinbarung.
Viel Beifall gab es auch für zwei Meldungen aus dem Bereich Personelles. Linkshänder Malte Donker (25 Jahre) und der ThSV Eisenach vereinbarten die Fortsetzung ihrer Zusammenarbeit bis zum Sommer 2025. Moritz Ende, 23-jähriger Rechtsaußen von den Füchsen Berlin, heuert im Sommer in der Wartburgstadt an. Er wurde mit einem 2-Jahres-Vertrag ausgestattet, soll die Position des nach Österreich abwandernden Ante Tokic übernehmen.

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Timmothy Reichmuth beim Tempogegenstoß.
ThSV Eisenach zeigt den Sachsen nach dem Seitenwechsel nur die Hacken
Zwischen der 37. und 56. Minute war es in diesem Mitteldeutschland-Duell um die Sachsen geschehen. Basierend auf einer Beton anrührenden Abwehr im Zusammenspiel mit Torhüter Johannes Jepsen zogen die Wartburgstädter von 20:18 auf 30:22 davon. Der HC Elbflorenz setzte durchgehend auf den zusätzlichen Feldspieler.
Wir waren darauf vorbereitet, setzten unseren Plan im ersten Abschnitt aber nicht so gut um, merkte Eisenachs Abwehrchef Philipp Meyer an.
Die hohe Zahl von 15 Gegentoren in der ersten Halbzeit war für die stärkste Abwehr der Liga schon ungewöhnlich.
Bis zur 20. Minute, bis zu unserer 12:7-Führung, setzten wir unser Konzept weitestgehend um, kassierten im ersten Abschnitt insgesamt zu viele Treffer über Außen. Nach der 20. Minute haben wir wohl im Rückzug geschlafen, kamen nicht mehr ins Verteidigen, mussten viele einfache Gegentreffer hinnehmen, konstatierte Philipp Meyer. Unser Coach hat uns zur Pausenbesprechung konkret gesagt, was wir besser machen müssen. Das haben wir dann auch umgesetzt. Wir standen nicht mehr so offensiv, haben die Gäste zu Würfen aus dem Rückraum provoziert, und da war Johannes Jepsen zur Stelle, skizzierte der im Sommer von den Wölfen Würzburg gekommene 26-jährige waschechte Bayer die zweiten 30 Minuten.

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Überragend: Eisenachs Keeper Johannes Jepsen, der hier eine seiner 15 Paraden bejubelt.
Wartburgstädter lassen im zweiten Abschnitt nur 8 Gegentreffer zu
Wir haben nach dem Seitenwechsel das 7 gegen 6 sehr gut verteidigt, aus Ballgewinnen resultierten Gegenstoßtreffer, bilanzierte Eisenachs Linksaußen Timmothy Reichmuth, dem zwei Ballgewinne gelangen, drei Treffer markierte.
Zwei Bälle des Schweizers landeten am Holz. Der ThSV Eisenach zog vom 19:18 (37.) auf 30:22 (55.) davon. Das konnte auch der beste Dresdner an diesem Tag, Keeper Marino Mallwitz, nicht verhindern.
Wir trafen keine guten Entscheidungen mehr, ärgerte sich Rico Goede.
Die Dresdner, ohne ihren verletzten Regisseur Sebastian Greß angereist, hatten Mindaugas Dumcius frühzeitig durch Verletzung verloren. Die Rückraumkollegen Rene Zobel und Oskar Emanuel werden wohl in der Nacht zum Sonntag Albträume von Eisenachs Keeper Johannes Jepsen gehabt haben. Beiden gelangen aus jeweils 7 Würfen jeweils nur 2 Treffer. Dresdens Außen Lukas Wucherpfennig, vor Wochenfrist noch 9 Siebenmeter verwandelnd, brachte die zwei an diesem Abend seinen Farben zuerkannten Strafwürfe nicht unter. Johannes Jepsen (15 Paraden) wehrte nahezu 40 Prozent aller Bälle ab.
Er hat einen Super-Job gemacht, zollte ihm auch sein Trainer Misha Kaufmann ein dickes Lob.
Dessen Dresdner Kollege Marino Mallwitz kam mit 12 parierten Bällen auf eine Fangquote von knapp 31 Prozent. Dessen Torwart-Kollege, der Ex-Eisenacher Marius Noack, kam an seiner einstigen Wirkungsstätte nur zu einem Siebenmeter auf das Parkett.
Na klar, ich hätte gern mehr gespielt, doch Marino hat stark gehalten, so der 22-Jährige. Letztendlich hat das konstantere Team gewonnen, dessen Selbstvertrauen im zweiten Abschnitt von Minute zu Minute stieg. Uns unterliefen unnötige Ballverluste, wodurch die Niederlage überaus deutlich ausfiel, bilanzierte Marius Noack.
Er freute sich über die Einlaufkinder des Abends, diese stammten nämlich aus seinem Heimatort Oberdorla im Unstrut-Hainich-Kreis. Marius Noack tauchte mit ehemaligen Eisenacher Mannschaftskameraden in das rauschende Eisenacher Handballfest ein, bevor er am nächsten Tag seine Eltern in Oberdorla besuchte. Am Montag riefen Training beim HC Elbflorenz und Philosophie-Studium an der Uni in Dresden.
Dresden greift im 7gegen 6 an, Eisenach verteidigt im 5:1-System
Der ThSV Eisenach startete mit seiner 5:1-Abwehr, der HC Elbflorenz setzte von Beginn beim 7 gegen 6 auf den zusätzlichen Feldspieler. Nach der „Beschnupper-Phase“ (3:3, 7.) zogen die Eisenacher auf 10:5 (17.) davon. Ivan Snajder traf nach Ballgewinn von Jannis Schneibel, Fynn Hangstein täuschte ein Abspiel an, vollendete aber selbst, Johannes Jepsen parierte gegen den freien Rene Zobel, Jannis Schneibel war wieder zu schnell für die Dresdner Abwehr. Malte Donker erhöhte auf 12:7 (20.). Die Gäste initiierten, ihre Überzahl durch den zusätzlichen Feldspieler nutzend, Spielzüge zu beide Außenpositionen. Marec Vanko und Lukas Wucherpfennig netzten ein, verkürzten den Rückstand. Ihr Keeper Marino Mallwitz sendete aufmunternde Signale. Lukas Wucherpfennig verkürzte auf zwei Treffer (14:12, 26.). Die Eisenacher antworteten prompt. Fynn Hangstein versenkte – nach Regelwidrigkeit an Jannis Schneibel – vom Strich zum 16:13 (28.). Die Gäste markierten durch zwei Treffer von Kreisspieler Michael Schulz den Anschlusstreffer vor dem Gang zu den Pausengetränken.

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Fynn Hangstein zirkelt das Leder in den verwaisten Kasten der Gäste, die ihren Torwart für einen zusätzlichen Feldspideler vom Parkett geholt hatten.
Ante Tokic und Fynn Hangstein mit Kempa-Treffer
Im Nachwurf eines Siebenmeters lochte Fynn Hangstein zum 18:15 ein (33.). „Unterzahlspezialist“ Jonas Ulshöfer „vernaschte“ die Elbflorenz-Abwehr zum 19:16 (35.). Der ansonsten blasse Rene Zobel und Lukas Wucherpfennig besorgten noch einmal den Dresdner Anschlusstreffer (19:18, 35.). In den verbleibenden 25 Minuten gelangen ihnen gar nur noch 5 Treffer. Peter Walz leitete mit dem 20:18 das „Eisenacher Feuerwerk“ ein. Die Sachsen hatten kein Löschwasser dabei. Timmothy Reichmuth stibitzte sich das Leder und vollendete selbst zum 21:18 (37.). Dresdens Innenblock mit viel körperlicher Präsenz (Kretschmer, Stavast) meldete „Land unter“. Malte Donker bediente Marko Grgic zum 24:19 (46.). Nach einem Ballgewinn in der Abwehr hatte Ante Tokic keine Mühe das Leder zum 26:21 in den verwaisten den Dresdner Kasten zu zirkeln (49.). Dresdens Angriffsbemühungen zerschellten an der Eisenacher Abwehr oder spätestens bei Keeper Johannes Jepsen war Endstation, der seinen Kasten schier vernagelte. Als sich Ante Tokic und Fynn Hangstein zum Kempa fanden (27:21, 50.) war das 10. Aufeinandertreffen beider Mannschaften entschieden. Der Rest glich „Schaulaufen“. Mit stehenden Ovationen begleitete die blau-weiße Anhängerschaft die Schlussminuten, bevor – mal wieder – inbrünstig Thüringens Nationalhymne, das „Rennsteiglied“, intoniert wurde. Minuten später tanzte das Eisenacher Team vor dem eigenen Fanblock, läutete eine feucht-fröhliche Nacht in und um den Thüringer Handballtempel ein….

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Ausgelassener Jubel nach dem Abpfiff.
Statistik
ThSV Eisenach: Jepsen (15 Paraden), Gorobtschuk; Reichmuth (3), Hübke, Hangstein (9/1), Ulshöfer (1), Walz (4), Grgic (1), Hideg, Tokic (3), Meyer, Donker (1), Schneibel (4), Snajder (3/1), Weyhrauch, Saul (2)
HC Elbflorenz: Mallwitz (12 Paraden), Noack (bei 1 Siebenmeter/0 Paraden), Mohs; Zobel (2), Wucherpfennig (4), Emanuel (2), Buschmann, Dumcius, Kretschmer (2), Stavast (2), Vanco (3), Klepp (1), Mylonas (1), Schulz (3), Wellner (3)
Siebenmeter: ThSV Eisenach: 2/4 (Snajder verwandelt 1 x gegen Mallwitz, Hangstein verwandelt 1 x gegen Noack, Hangstein scheitert 2 x an Mallwitz) – HC Elbflorenz: 0/2 (Wucherpfennig wirft 1 x gegen Jepsen ans Holz u. scheitert 1 x an Jepsen)
Zeitstrafen: ThSV Eisenach 3 x 2 Min. (Hangstein, Meyer, Weyhrauch je 2 Min.) – HC Elbflorenz 2 x 2 Min. (Mylonas u. Schulz je 2 Min.)
Schiedsrichter: Cesnik/Konrad
Zuschauer: 2.323
Beste Spieler: ThSV Eisenach: Jepsen, Meyer, Schneibel, Hangstein – HC Elbflorenz: Mallwitz
Spielfilm: 10:5 (17.), 12:9 (21.), 16:15 (30.), 20:18 (37.), 26:21 (49.), 30:22 (56.), 31:23 (60.)
Th. Levknecht