ThSV Eisenach verblüffte mit offensiver Abwehrvariante

Bis zur Ziellinie auf Augenhöhe mit dem Erstbundesligaabsteiger und Titelfavoriten; so präsentierte sich der ThSV Eisenach bei der HSG Düsseldorf. Vor der Geisterkulisse von 576 Zuschauern im modernen «Burg-Wächter-Castello» in Düsseldorf-Reisholz lieferten die Wartburgstädter einen beherzten Fight, überzeugten kämpferisch und gefielen auch spielerisch. Die klar favorisierten Hausherren waren am Ende froh, durch ein knappes 32:29 (14:13) beide Zähler behalten zu haben. Mit einer offensiven Abwehrvariante, Karsten Wöhler und Benjamin Trautvetter als «Indianer» vor der Deckung, gaben die Wartburgstädter ihrem Kontrahenten viele Rätsel auf. Daran hatte die HSG Düsseldorf über die gesamte Distanz zu knabbern. Ballgewinne und schnelle Tempogegenstöße waren der Lohn für die laufaufwendige und zugleich couragierte Abwehrarbeit. Sicherlich ein Fingerzeig für die kommende Aufgaben. Um die defensiv ausgerichtete Abwehr der Düsseldorfer zu knacken, hatte Eisenachs Trainer Hans-Joachim Ursinus auf seinen Rückraum-Hünen Vladimir Bojinovic gebaut. Doch der Linkshänder blieb in den Duellen mit dem wohl besten Torhüter der Liga, Almantas Savonis, stets zweiter Sieger. «Halbhohe Würfe waren genau das falsche Rezept», bilanzierte der Eisenacher Trainer. So mussten Tomas Sklenak und Kilian Kraft allein für Torgefahr aus dem Rückraum sorgen. Von der Regieposition, von Till Riehn und Christoph Jauernik, war die individuelle Torgefährlichkeit sehr bescheiden. Da hatten die Hausherren in ihrem Kapitän und Spielmacher Jens Sieberger (8 Tore) ein klares Plus. Der startete explosionsartig in Richtung ThSV-Kasten, war bei Abprallern den berühmten Bruchteil der Sekunde schneller am Leder. Insgesamt kennzeichneten viele Ungereimtheiten das Spiel der Düsseldorfer, sicherlich auch ein Resultat des unerwartet selbstbewussten Auftretens der Thüringer. «Wir verfielen zu oft in Hektik», gestand Düsseldorfs Trainer Georgi Sviridenko. Nach dem Punktverlust am Tag der deutschen Einheit in Wallau stand er mit seinen Schützlingen gewaltig unter Erfolgsdruck. Denn die Rückkehr in die Beletage ist Pflicht. Die professionellen (kostenintensiven) Erstliga-Rahmenbedingungen sind nur auf ein kurzes Intermezzo im «Unterhaus» ausgerichtet.

Von wegen, Punkte brav abliefern!
Die HSG Düsseldorf reagierte zunächst völlig konsterniert auf das offensive Abwehrsystem der Eisenacher. Benjamin Trautvetter «legte» nach einem Tempogegenstoß das Leder zum 1:3 ins Netz (7.). Doch nach nicht einmal 8 Minuten musste «Indianer» Karsten Wöhler bereits zum zweiten Male auf die Strafbank. Vorsicht war für den Heißsporn angesagt, sollte die Partie für ihn nicht frühzeitig beendet sein. Um es vorweg zu nehmen: Karsten Wöhler stand auch beim Abpfiff auf dem Parkett. Doch die Anfangsminuten zeigten, der ThSV Eisenach war nicht angereist, um die Punkte brav abzuliefern! Doch schnell wurde klar, das Pulver war bei Vladimir Bijonovic nass. «Der Mann mit den tausend Händen», so der vom Hallensprecher angepriesene Torhüter Almantas Savonis, brauchte bei den unplatzierten Würfen nicht zur Hochform auflaufen. Kapitän Jens Sieberger blies für die Hausherren zur Attacke, powerte sich zum 4:3 (12.) durch. Es folgte eine Kurzzeit-Gala des Eisenacher Tomas Sklenak. Beeindruckend, wie er aus dem linken Rückraum explodierte, vier Treffer in Folge zum 6:7 (17.) versenkte. Nach der fünften «Fahrkarte» wurde Vladimir Bojinovic auf die Bank beordert. Kilian Kraft, Tomas Sklenak und Till Riehn bildeten nun die Aufbaureihe, rotierend auf den verschiedenen Positionen. Martin Hoffmann räumte angeschlagen die Rechtsaußenposition für Adrian Wöhler. Somit saßen beide Linkshänder auf der Bank! Düsseldorfs Maik Makowka tat es nun Eisenachs Tomas Sklenak gleich, schmetterte das Leder zum 11:8 für seine Farben ins Netz. Die rechte Angriffsseite der Eisenacher mit Kilian Kraft und Adrian Wöhler machte Dampf. Kess überlistete der 20-Jährige Adrian Wöhler den 37-jährigen Altmeister Almantas Savonis im Düsseldorfer Kasten. Beim Gang in die Kabinen (14:13) war alles offen.

«Wir nehmen viel Positives mit!»
Die Eisenacher setzten auch nach Wiederanpfiff auf ihre offensive Abwehrvariante. Mit Erfolg! Einen der Ballgewinne versenkte Benjamin Trautvetter zum 15:15-Ausgleich (34.). Viel Bewegung mit und ohne Ball war angesagt. Düsseldorf setzte auf seine Trumpfasse Jens Sieberger und Österreichs Nationalspieler Patrick Fölser. Der war natürlich besonders motiviert, saß doch sein Auswahltrainer Rainer Osmann unter den Zuschauern. Düsseldorf ging zwar mit 19:17 (38.) in Führung, nach einer Parade ihre Torhüters Timo Meinl schloss Stephan Mellack einen Tempogegenstoß zum 20:20-Ausgleich ab (42.). Dem 21:21 einer Doublette der Wöhler-Brüder, folgten fünf erfolglose Eisenacher Angriffszüge. Der eingewechselte Düsseldorfs «Ersatzkeeper» Matthias Puhle sammelte die Big Points für seine Farben, kaufte Benjamin Trautvetter und Karsten Wöhler das Leder ab. Auf der Gegenseite nutzte Jens Sieberger eine kleine Unaufmerksamkeit in der ThSV-Defensive, um zum 25:21 zu verwandeln (48.) und wenig später das 27:22 (52.) zu markieren. Die Entscheidung? Mitnichten! Endlich zappelte ein Riehn-Ball im Netz, zeigte der eingewechselte Daniel Luther keinerlei Respekt, ließ es gleich doppelt aus dem linken Rückraum zum 29:27 (57.) krachen. Tomas Sklenak tankte sich zum 28. ThSV-Treffer durch. Entsetzen auf der Eisenacher Bank! Die Unparteiischen Kuntz/Schmitt versagen ihm die Anerkennung. Statt 29:28 steht es Sekunden später 30:27 (58.). Alles Aufbäumen half nichts mehr.
«Wir nehmen dennoch viel Positives mit. Wir gehen gestärkt aus der Partie», so das Resümee von Hans-Joachim Ursinus. Der Trainer des TV Korschenbroich, Olaf Mast, war Augenzeuge. Am kommenden Samstag, 13.10.07 empfängt der ThSV Eisenach den Aufsteiger und will nach drei Niederlagen wieder einen Doppelpunktgewinn verbuchen….

STATISTIK
HSG Düsseldorf: Savonis, Puhle (ab 42.); von Gruchalla (3), Heinrichs, Berblinger (6/2), Makowka (4), Sieberger (8), Ramota, Fölser (4), Kogut, Wernicke (5), Sulc (2)
ThSV Eisenach: Meinl, Nositschka (ab 51.); Hoffmann, Trautvetter (5), Kraft (5), Sklenak (5), A. Wöhler (4), Weiß, Riehn (2/1), Luther (3), K. Wöhler (4/1), Bojinovic, Jauernik
Zeitstrafen: Düsseldorf 2 x 2 Min. – Eisenach 4 x 2 Min.
Siebenmeter: Düsseldorf 3/2 – Eisenach 3/2

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