ThSV Eisenach weiterhin nicht abgezockt genug

«Wir sind mit großer Leidenschaft dabei. In hitzigen, in entscheidenden Phasen unterlaufen uns zu viele einfache Fehler, die etablierten Mannschaften nicht passieren», traf Adalsteinn Eyjolfsson, der Coach des ThSV Eisenach, in der Analyse des hessisch-thüringischen Nachbarschaftsvergleiches den Nagel auf den Kopf.
Im Aufeinandertreffen zwischen zwei Teams aus dem unteren Tabellen-Drittel verzeichnete die HSG Wetzlar einen 28:23 (14:10)-Erfolg über die Wartburgstädter, die weiterhin drei wichtige Stammkräfte (Lilienfelds, Hansen, Koloper) verletzungsbedingt nicht zur Verfügung hatten.

«Ein big-points-Spiel», hatte Kai Wandschneider, der Coach der Mittelhessen, die Latte für sein Team sehr hoch gelegt. Die HSG Wetzlar, nach der erfolgreichsten Saison der Vereinsgeschichte (Platz 8), fand sich (doch etwas überraschend), der Aufsteiger aus Thüringen (wohl nicht so überraschend), nach neun Spieltagen im Tabellenkeller wieder. Den Hessen, seit 1998 ohne Unterbrechung im Oberhaus, zuletzt auf dem Transfermarkt kräftig zulangend, unterliefen nicht so viele Fehler. Von der Spielanlage war der ThSV Eisenach mindestens ebenbürtig. «Wir boten 45 Minuten die beste Abwehrleistung der Saison», unterstrich Eisenachs Coach Adalsteinn Eyjolfsson. Er hätte sich hierbei eine noch bessere Torwartleistung gewünscht. Stammkeeper Rene Villadsen ist allerdings durch eine Aduktorenverletzung gehandicapt. Bis zur 26. Minute hütete Stanislaw Gorobtschuk das ThSV-Gehäuse.

«Im Angriff unterliefen uns zu einfache Fehler, war die Wurfquote aus dem 9- und 8-Meter-Bereich nicht zufrieden stellend», konstatierte Adalsteinn Eyjolfsson. Die HSG Wetzlar um Weltstar Ivano Balic, die mit Championsleague-Sieger Carlos Prieto in der Partie gegen den ThSV Eisenach ihren elften (!) Neuzugang präsentierte, konnte auf die Klasse eines «Feuerwehrmannes» im Tor bauen. Torwart-Legende Jose Hambrados (bis zum Frühjahr bei Atletico Madrid), war aufgrund des Ausfalls von Keeper Magnus Dahl für sechs Spiele verpflichtet worden. Der 41-Jährige, von dessen aktuellem drittklassigen Heimatverein BM Safa ausgeliehen, war mit sechzehn abgewehrten Bällen der große Rückhalt. Er wurde nach dem Abpfiff in der mit 4300 Zuschauern ausverkauften RITTAL-Arena beifalls umrauscht wieder verabschiedet.

Adalsteinn Eyjolfsson und Karsten Wöhler, der Geschäftsführer der ThSV-Marketing GmbH, verwiesen in der Beurteilung der Partie auch auf die doch gravierend unterschiedliche personelle Besetzung; hier der mit DHB-Auswahlspielern (Kevin Schmidt, Steffen Fäth, Jens Tiedtke) und internationalen Top-Stars (Ivano Balic, Carlos Prieto, Jose Hombrados) gespickte etablierte Erstbundesligist, da der von Verletzungen und Krankheit gebeutelte Aufsteiger.

Daniel Luther und Hannes Jon Jonsson konnten krankheitsbedingt nicht trainieren. Ihr Einsatz entschied sich erst unmittelbar vor dem Anpfiff. Die Verletzungs- und Krankheitsseuche scheint bei den Wartburgstädtern kein Ende nehmen zu wollen. Ein enormes Handicap! «Trotz aller Widrigkeiten haben wir bis zum Schluss nicht locker gelassen, haben uns bis auf drei Tore herangekämpft», betonte Karsten Wöhler. Dessen Bruder Adrian Wöhler sah nach einer ungeschickten und unabsichtlichen Abwehraktion die rote Karte (44.). Beim 22:19 durch eine Energie-Leistung von Daniel Luther (52.) keimte kurzzeitig leise Hoffnung im Lager des ThSV Eisenach, im Team und der über einhundert mitgereisten Fans, auf. «Das Hinterherlaufen hat natürlich Kraft gekostet», fügte Karsten Wöhler hinzu. Die HSG Wetzar traf von Linksaußen (Kevin Schmidt) und Rechtsaußen (Tobias Reichmann) binnen weniger Sekunden zum aus ihrer Sicht beruhigenden 24:19 (52.) und beseitigte mit von der Kreismitte zum 27:21 abgeschlossenen Ballstafetten letzte Zweifel an der Punktvergabe.

«Ein extrem wichtiges Spiel haben wir für uns entschieden. Gegen die aggressive bissige Abwehr haben wir nicht zurückgesteckt, die Mannschaft hat sich durchgebissen. Durch Gegenstoßtore kam Eisenach im zweiten Abschnitt noch einmal heran. Torhüter Jose Hombrados hat nicht nur in dieser Partie mit seiner Routine für Ruhe in den eigenen Reihen gesorgt. Es gilt zu beachten, auf zwei Königspositionen des Angriffs agieren bei uns junge Spieler», resümierte Kai Wandschneider, der Coach der HSG Wetzlar, nach zwei Siegen in Folge sichtlich erleichtert. HSG Teammanager Arno Jung sprach von einer «bestandenen Nervenprobe» und einem «in souveräner Art und Weise, mit kleinen Holpereinlagen, erreichten Sieg gegen gut eingestellte Eisenacher». Wetzlar stockte sein Pluskonto auf sieben Zähler auf, der ThSV Eisnach verharrt auf drei Punkten auf der Habenseite.

Auftakt durchaus verheißungsvoll
Da ist ein Team, das gemeinsam kämpft und fightet, wo in der Abwehr jeder dem anderen hilft. Das spürten die über 100 mitgereisten ThSV-Anhänger, die ihre Mannschaft unüberhörbar unterstützten. In der Besetzung mit Bjarki Elisson auf Links- und Nick Heinemann auf Rechtsaußen, Aivis Jurdzs im linken und Dener Jaanimaa im rechten Rückraum (in der Abwehr von Daniel Luther abgelöst), Tomas Sklenak auf der zentralen Aufbauposition, Peter Pucelj am Kreis und Stanislaw Gorobtschuk im Tor zeigten sich der Aufsteiger ohne Respekt vor den großen Namen auf der Gegenseite, spielte frisch, munter und beherzt auf. Tomas Sklenak dirigierte und traf selbst mit «trockenen» Würfen, wie beim 2:2 (5.). Einen Holzabpraller angelte sich Nick Heinemann, bediente den am Kreis lauernden Tomas Sklenak, der zum 2:3 einnetzte (7.). Nach einer Gorobtschuk-Parade zog Aivis Jurdzs im Gegenzug zum 2:4 ab (8.). Beide Teams bedienten sich Angriffs- und Deckungswechseln. Superstar Ivano Balic traf zwar zum 5:5-Gleichstand (11.). doch die Eisenacher gefielen mit erfrischendem Handball, bezogen ihre Außen allerdings zu wenig ein. Ihr Manko, gute Tormöglichkeiten blieben ungenutzt. Die Hessen trafen hingegen vom 5:6 (11.) zum 8:6 (15.). Torwart-Oldie Jose Hombrados stand bei Würfen aus dem Eisenacher Rückraum goldrichtig. Abschütteln ließen sich die Wartburgstädter nicht.
Zwei Treffer des nicht immer glücklich abschließenden Dener Jaanimaa ließen den ThSV Eisenach auf Tuchfühlung bleiben (10:9, 22.). ThSV-Coach Adalsteinn Eyjolfsson veranlasste einige personelle Veränderungen. Hannes Jon Jonsson löste Tomas Sklenak bei der Spielführung ab. Dann sorgten die Referees Immel/Klein nicht zum letzten Mal für Entsetzen in den Eisenacher Reihen, als sie kurz hintereinander gegen Benjamin Trautvetter und Faruk Vrazalic zumindest fragwürdige Zeitstrafen verhängten. Doppelte Überzahl für die Gastgeber, die diese zum 12:9 nutzten (24.), durch Steffen Fäth und Kent Tönnesen im Anschluss auf 14:9 erhöhten (28.). Deiner Jaanimaa erobert sich das Leder, steuerte den Kasten der Hessen an. Den Versuch, sich aus der Umklammerung durch die Gegenspieler zu lösen, bedachten die Spielleiter mit einer Zeitstrafe für den Eisenacher Linkshänder (30.).

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Hessen auch im Schlussgang kaltschnäuziger
In Unterzahl und dennoch mit frischem Mut starten die Thüringer in die zweite Halbzeit. Adrian Wöhler hob das Leder überlegt von Linksaußen ins Netz (14:11, 32.). Doch dann scheiterte der ständig Torgefahr ausstrahlende Eisenacher Rückraumspieler Aivis Judzs am Torhüteroldie der Hausherren, landete ein Jonson-Strafwurf (nach Regelwidrigkeit an Jurdzs) nur an der Lattenunterkante (35.). Positiv: In Unterzahl passte Hannes Jon Jonssson zum von Außen zur Kreismitte eingelaufenen Faruk Vrazalic, der zum 13. Eisenacher Treffer einnetzte (17:13, 18.). Negativ: Beim Tempogegenstoß landete das Leder in den Reihen der Hessen, die den Ballbesitz durch Kevin Schmidt zum 19:14 nutzten (41.). Wenig später zückten die Spielleiter nach Wöhlers`s ungeschickter Abwehraktion Rot. Kent Tönnesen nutzte die Überzahl aus dem rechten Rückraum zum 20:15 (44.). «Ich musste zu zwei Angriffs- und Deckungswechseln greifen. Wir strauchelten etwas. Eisenach kam zu Gegenstoßtoren», skizzierte HSG-Trainer Kai Wandschneider die Phase Mitte der zweiten Halbzeit. Der ThSV Eisenach kam vornehmlich durch Treffer von Daniel Luther wieder auf Tuchfühlung (22:19, 52.). Die Eisenacher Deckung konnte im Schlussgang aber nicht mehr die sie zuvor auszeichnende Kompaktheit aufbieten. Die HSG Wetzlar sorgte mit den Treffern zum 24:19 (52.) und 27:21 (56.) für die Entscheidung.

Am Samstag nächster thüringisch-hessischer Nachbarschaftsvergleich
Am Samstag, 26.10.2013 empfängt der ThSV Eisenach zu einem weiteren hessisch-thüringischen Nachbarschaftsvergleich die MT Melsungen. Anwurf ist um 19.00 Uhr in der Werner-Aßmann-Halle. Der Ticketvorverkauf läuft auf Hochtouren. Eintrittskarten sind erhältlich im Vorverkauf in Eisenach in der ThSV-Geschäftstelle und ThSV-Sportlerklause, HME-Tankstelle (Langensalzaer Straße), 02-Shop (Querstraße) und Bäckerei Rabe (Marienstraße) sowie in Waltershausen in der Gaststätte «Friedenstein» (Ibenhainer Strtaße).

Statistik

HSG Wetzlar: Hombrados, Wolff; Schmidt (5/2), Prieto, Tiedtke (5), Rompf (1), Tönnesen (4/1), Reichmann (5), Laudt, Fäth (4); Bliznac, Balic (3), Klesniks (1),

ThSV Eisenach: Gorobtschuk, Villadsen; Trabert; Trautvetter, Elisson (1), Sklenak (3), Wöhler (2), Jurdzs (4), Jonsson (4/1), Luther (4), Pucelj (1), Jaanimaa (2), Vrazalic (2); Heinemann

Siebenmeter: HSG Wetzlar 4/3 – ThSV Eisenach 2/1

Zeitstrafen: HSG Wetzlar 3 x 2 Min. – ThSV Eisenach 5 x 2 Min., Rot für Wöhler (44.)

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