ThSV Eisenach wieder mit zu viel Respekt vor großen Namen 

Wartburgstädter unterliegen bei der SG Flensburg-Handewitt 28:35 (11:19)

Auch im 21. Aufeinandertreffen um Erstbundesliga-Zähler zwischen dem ThSV Eisenach und der SG Flensburg-Handewitt gab es keinen Sieg für die Wartburgstädter. In der heimischen Campushalle wurden die Norddeutschen in einer beiderseits ausgesprochen fair geführten Partie ihrer Favoritenrolle vollauf gerecht, bejubelten mit 6.225 Zuschauern einen 35:28 (19:11) -Erfolg und behaupteten mit nunmehr 16:6 Punkten ihren Platz in der Spitzengruppe der Tabelle. „Wir müssen den Respekt vor großen Mannschaften und großen Hallen endlich ablegen“, erklärte Eisenachs junger Rückraumspieler Niclas Heitkamp. Der Aufsteiger von der Wartburg vermochte auswärts erneut nicht an die Leistungen in heimischer Halle anzuknüpfen. Daran konnte auch Manuel Zehnder mit 13 Treffern nichts ändern. Die Eisenacher verharren bei ihren 7 Pluszählern. 

Gedenken des verstorbenen langjährigen Geschäftsführers „Manni Werner“

Unmittelbar nach dem Anpfiff wurde die Partie unterbrochen. Hoch emotional wurde des am Mittwoch verstorbenen langjährigen Geschäftsführers der SG Flensburg-Handewitt Manfred Werner gedacht. Noch einmal erschollen „Manni-Werner“- Sprechhöre durch das Rund. Das ging allen unter die Haut!

ThSV-Coach Misha Kaufmann: Wir zeigen keinen Mut

Geschäftsführer Rene Witte und Trainer Misha Kaufmann sparten nicht mit deutlicher Kritik an ihrer Mannschaft.  Es gelte, die Diskussion auswärts und daheim, endlich abzulegen, zu beenden. „Wir müssen aufhören, auswärts bei Top-Teams vor Ehrfurcht zu erstarren. Wir müssen in fremden großen Hallen endlich genauso wie in heimischer Halle auftreten. Unsere Jungs müssen an sich glauben, das Unmögliche schaffen zu können“, erklärte Rene Witte. „Ich glaubte, nach der Partie in der Berliner Max-Schmeling-Halle vor 9.000 Zuschauern sei der Groschen gefallen, wir hätten den Respekt vor großen Namen und großen Hallen abgelegt“, sinnierte ThSV-Torhüter Dominik Plaue. Trainer Misha Kaufmann hat gar die „Gier auf das Tor“ gefehlt. „Wir bestritten unsere Zweikämpfe mit zu wenig Herz, laufen quer, zeigen keinen Mut, gehen nicht in die Tiefe“, analysierte der Eisenacher Trainer. „Wir lagen rasch mit 1:6 und 3:8 hinten, die Köpfe gingen schnell runter“, bekannte Eisenachs Linksaußen Ivan Snajder. „Mit der schnellen Führung ging alles leichter“, betonte Nicolej Krickau, der Coach der SG Flensburg-Handewitt. Gute Phasen seien schnell von schlechten abgelöst worden, resümierte Ivan Snajder.  „Wenn wir ins Verteidigen kommen, haben wir die Gastgeber vor Probleme gestellt“, konstatierte Misha Kaufmann. Mit Zuspielfehlern luden seine Schützlinge allerdings die Hausherren zum Gegenstoß ein, wie vom 10:7 (17.) zum 19:11 (30.). Einen der Höhepunkte lieferte Flensburgs Abwehrspezialist Blaz Blagotinsek. Ohne Blickkontakt spielte der Slowene einen Pass auf Rechtsaußen Aksel Horgen, der per Tempogegenstoß zum Pausenstand traf. 

Zu wenig Torhüterparaden

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Als klares Manko bezeichnete Misha Kaufmann die Torhüterleistung. Die Quote der Paraden hätten bis zur 50. Minute gerade einmal bei 10 Prozent gelegen. Der Eisenacher Coach versuchte es mit Wechseln, doch Matija Spikic und Dominik Plaue bekamen lange Zeit keine Hand ans Leder. „Das ist zu wenig für diese Liga. Das müssen wir schleunigst ändern. Abwehr und Torwart sind da gefragt“, betont Misha Kaufmann. „Uns Torleuten fehlt derzeit auch etwas das Glück. Da rutscht der Ball vom Bein dann doch noch über die Torlinie“, so Dominik Plaue, für den die Statistik 6 Paraden aufweist. Aber eben die meisten erst dann, als alles entschieden war, beim Gastgeber auch etwas die Konzentration nachließ.  Der zuletzt wegen Adduktorenproblemen fehlende Keeper Mateusz Kornecki kehre ins Mannschaftstraining zurück, informierte Misha Kaufmann. 

Gegentreffer ins leere Tor 

 „In der zweiten Halbzeit waren wir bis auf vier Treffer ran, kassierten dann aber zwei Treffer ins leere Tor. Das tat schon weh“, bekannte Niclas Heitkamp. Im 7 gegen 6 gelangen den Wartburgstädtern einige erfolgreiche Angriffszüge, zu denen auch ein sehenswerter Kempa zwischen Alexander Saul und Manuel Zehnder gehörten, aber eben auch Gegentreffer ins leere Tor. Die Hausherren, bei denen der verletzte Simon Pytlick und der am Auge operierte Teitur Einarsson im Rückraum fehlten, zogen vom 27:23 (48.) auf 33:25 (54.) davon. „Im zweiten Abschnitt ging uns etwas die Konzentration verloren, wodurch wir einige unnötige Gegentreffer kassierten. Der Sieg geriet freilich nicht in Gefahr. Wir gehen mit einem positiven Gefühl in die Nationalmannschaftspause“, erklärte Kay Smits, der wie Lukas Joergensen 8 Treffer für die Hausherren markierte. SG-Trainer Nicolej Krickau freute sich über einen erfolgreichen Abschluss zahlreicher eng terminierter Spiele hintereinander, in der Liga und international.

Norddeutsche von Beginn mit „volle Kraft voraus“

Die Gastgeber starteten selbstbewusst im Stil einer im Leistungshoch befindlichen Spitzenmannschaft, kompakt in der Abwehr, konsequent im Angriff. Die Norddeutschen legten ein 8:3 vor (11.). Allein Manuel Zehnder agierte mutig, narrte leichtfüßig und mit variantenreichen Würfen die Hausherren. Die ersten sechs Eisenacher Treffer gingen auf sein Konto (10:6,15.). Mit verschiedenen personellen Wechseln und taktischen Veränderungen versuchte Eisenach Coach Misha Kaufmann einzuwirken. Marko Grgic und Niclas Heitkamp kamen im Rückraum, Timothy Reichmuth auf Linksaußen. Streckenweise agierte der ThSV Eisenach mit einem 4:2-Deckungssystem. Der Deckungsinnenblock der Norddeutschen riegelte zumeist ab. Lukas Joergensen leitete mit seinem Treffer zum 14:8 (25.) Flensburgs Schluss-Spurt der ersten Halbzeit ein. 

Mit Simone Mengon, Manuel Zehnder und Malte Donker im Rückraum starteten die Wartburgstädter in den zweiten Abschnitt. Die Gastgeber waren drauf und dran, ihren Vorsprung in den zweitstelligen Bereich zu erhöhen (22:13, 34.). Das zumindest konnten die Männer aus der Werner-Aßmann-Halle mit verbesserter Abwehrarbeit verhindern. Justin Kurch, Timothy Reichmuth und Peter Walz verkürzten bis auf 6 Treffer (24:18, 39.). Kurz darauf folgte durch Nationalmannschaftskapitän Johannes Golla der zweite Treffer aus der Flensburger Hälfte in den leeren Eisenacher Kasten zum 26:19 (42.). Beide Teams ließen gute Torchancen aus, verfehlten mit ihren Würfen das Gehäuse des Kontrahenten. Alexander Saul und der sich von Fehlwürfen nicht entmutigen lassende Manuel Zehnder verkürzten bis vier Treffer (27:23, 48.). Doch das fand keine Fortsetzung. Jin Gottfridsson tankte sich zum 30:24 durch (51.). Lukas Joergensen ließ sich nicht stellen, erhöhte im Dreierpack auf 33:25 (54.). Auf Eisenacher Seite kam der aus der Flensburger Nachwuchsabteilung gekommene Torben Hübke für die Schlussphase an den Kreis. 

Liga mit kurzer Punktspielpause

Aufgrund von Länderspielen pausiert die 1. Handballbundesliga am kommenden Wochenende. Für den ThSV Eisenach geht es am Freitag, 10.11.2023 mit einem wichtigen Heimspiel gegen die HSG Wetzlar weiter.