ThSV Eisenach will den Bann brechen

Wartburgstädter gastieren im direkten Aufeinandertreffen von zwei heißen Aufstiegskandidaten beim Dessau-Roßlauer HV, bei dem der letzte Sieg vor 50 Jahren gelang

Der 31. Spieltag der 2. Handballbundesliga der Männer hält das direkte Aufeinandertreffen der vier heißesten Anwärter auf die beiden Aufstiegsplätze bereit. Tabellenführer HBW Balingen-Weilstetten empfängt am Samstag, 22.04.2023 den Zweiten TuS Nettelstedt-Lübbecke. In einem echten Derby, in einem Mitteldeutschland-Duell, treffen am Sonntag, 23.04.2023 um 17.00 Uhr der Tabellen-Vierte Dessau-Roßlauer HV und der Tabellen-Dritte ThSV Eisenach aufeinander, beide mit der gleichen Zahl an Minuspunkten.

Die 3.300 Zuschauer fassende Anhalt-Arena Dessau sieht am Sonntagnachmittag einen Klassiker, das 59. Aufeinandertreffen zwischen dem ThSV (vormals Motor) Eisenach und dem Dessau-Roßlauer HV (vormals ZAB Dessau). Vor exakt 50 Jahren, in der Saison 1972/73, gelang den Eisenachern mit einem hauchdünnen 24:23 der letzte Punktspielsieg in Dessau.

Das waren stets heiße Duelle vor voller Halle mit einem zumeist knappen Spielausgang. Aber eben für die Hausherren. Ich hoffe, unsere Mannschaft kann den Bann brechen, mit einem Sieg in Dessau einen gehörigen Schritt in Richtung Erstbundesligaaufstieg vollziehen, erklärt Lutz Sinke, vielleicht der beste Linkshänder aus der Zeit von Motor Eisenach, auch beim erwähnten 24:23-Auswärtssieg dabei, kürzlich in die Halle of Fame des ThSV Eisenach aufgenommen.

Die Ergebnisstatistik weist für die Nachwende-Zeit ein 25:25-Remis am 13. Mai 2018 zwischen beiden Mannschaften in der Anhalt-Arena auf.

ThSV-Keeper Jepsen: Wir wollen den Bock umstoßen!

Ich freue mich auf einen Klassiker zwischen zwei Vereinen aus Mitteldeutschland, die eine fantastische Saison spielen, so Rene Witte, der Geschäftsführer des ThSV Eisenach, mit Blick auf den Sonntagnachmittag. Ich weiß, der Dessau-Roßlauer HV profitiert seit Jahrzehnten in den Duellen mit dem ThSV Eisenach von seinem Heimrecht, doch unsere Jungs werden alles raushauen, um einen Sieg mitzunehmen. Ich hoffe auf viele unsere Mannschaft unterstützende Fans, ergänzt Rene Witte.

Es ist lange Zeit her, dass eine Eisenacher Mannschaft in Dessau gewonnen hat. In sicherlich hitziger Atmosphäre wollen wir den Bock umstoßen, mit einem Erfolg die Chance auf den Aufstieg aufrechterhalten, blickt ThSV-Keeper Johannes Jepsen auf den Sonntagnachmittag.

Er befindet sich auf Abschiedstour vom Profi-Handball, widmet sich ab dem Herbst ausschließlich einem Medizinstudium, kann sich durchaus vorstellen, später mit einer eigenen Praxis als Landarzt tätig zu sein.

Der Dessau-Roßlauer HV liebäugelt nun auch mit der 1. Liga

Lange Zeit habe ich mich mit dem Thema Aufstieg in die 1. Liga nicht beschäftigt. Jetzt bin ich gezwungen, mich damit zu beschäftigen. Es ist was anderes, ob man am 4. Spieltag oder 8 Partien vor Saisonende in einem Spitzenspiel steht. Das hat schon eine andere Aussagekraft. Wir wollen als Mannschaft jedes Spiel gewinnen und werden schauen, was am Ende herauskommt, lässt Uwe Jungandreas, seit 2014 der Coach des Dessau-Roßlauer HV, vor etlichen Jahren mit Concordia Delitzsch in die 1. Handballbundesliga aufgestiegen, wissen.

Der heute 61-Jährige war auch Trainer bei den Erstligisten SC DHfK Leipzig und SC Magdeburg. Bis auf Kreisspieler Tillmann Leu und dem Rückraum-Rechten Lennart Gliese hat er vermutlich alles an Deck.

Eisenachs Coach Misha Kaufmann, am Dienstag seinen 39. Geburtstag feiernd, blickt mit Vorfreude und Anspannung auf die Partie.

Ich freue mich auf dieses Highlight. Beide Mannschaften haben 8 Spieltage vor Saisonende gute Chancen, in die 1. Liga aufzusteigen. Beide haben demzufolge sehr viel richtig gemacht, befindet Misha Kaufmann.

Seinem Kollegen Uwe Jungandreas attestiert er einen „überragenden Job“. Er habe das Maximum aus der Mannschaft herausgeholt. Der Dessau-Roßlauer HV könne die Situation genießen und frei aufspielen.

Stärkster Angriff trifft auf stärkste Abwehr
Der stärkste Angriff (mit 30,1 Toren) empfängt das Team mit der stärksten Abwehr (im Schnitt nur 24,9 Gegentore). Was wird den Ausschlag geben?

Das wird der Sonntag zeigen. Eisenach setzt auf eine außergewöhnliche Abwehr, praktiziert das hervorragend. Wir müssen unser Spiel durchziehen. Damit sind wir in den letzten Wochen und Monaten gut gefahren, antwortet Uwe Jungandreas.

Der Dessau-Roßlauer HV setzt auf extrem schnellen Handball, das müssen wir kontrollieren. Ausschlaggebend aus meiner Sicht, wie unsere Spieler mit der Situation umgehen, wie cool sie im Kopf bleiben. Es wird ein Kopfspiel, so Eisenachs Coach Misha Kaufmann.

Es gelte, die Achse Torhüter, Mittelmann und Kreisspieler bei den Gastgebern besonders im Blick zu haben. Aber auch auf den Flügeln sei der Dessau-Roßlauer HV sehr gut besetzt. Mit Timo Löser steht der beste Werfer der Liga aus dem Feld im Team von Uwe Jungandreas. Der linke Rückraumspieler markierte bisher 183 Feldtore Im Angriff läuft nahezu alles über den stetig das Tempo forcierenden und selbst den erfolgreichen Abschluss sorgenden nur 1,78 Meter großen Regisseur Vincent Sohmann. Ausgesprochen torgefährlich präsentiert sich Linksaußen Jakub Hrstka. Keeper Philip Ambrosius gehört zu den besten seines Fachs im Handballunterhaus.

Wir haben uns wie stets intensiv auf die Partie vorbereitet, berichtet Misha Kaufmann.

Welche Taktik er auserkoren hat, darüber schweigt er natürlich im Vorfeld.

Wir werden am Sonntag zeigen, wozu das reicht, so der Schweizer in Diensten der Thüringer.

Personell hat er alles an Deck.

Jede Serie reißt einmal, schiebt er schmunzelnd hinterher.

Auch der zuletzt verletzungsbedingt pausierende Ante Tokic ist wieder dabei. Der ThSV Eisenach kann seine Erfolgsformation der letzten Wochen und Monate mit ausreichend Alternativen auf der Bank aufbieten. Der Top-Torjäger der Liga, Fynn Hangstein, Regisseur Jannis Schneibel und Alexander Saul dürften im Rückraum beginnen. Kapitän Peter Walz ist am Kreis erste Wahl. Ivan Snajder (links) und Willy Weyhrauch (rechts) werden vermutlich auf den Außenpositionen beginnen. Beim jüngsten 33:24-Erfolg über Liga-Schwergewicht HSG Nordhorn-Lingen überzeugten Philipp Meyer und Daniel Hideg als Abwehrchefs.

Dass wir zum Saisonende personell aus dem Vollen schöpfen können, ist auch ein Verdienst der medizinischen Abteilung, unterstreicht Athletik-Trainer Alexander Nöthe.

Th. Levknecht

Anzeige
Anzeige