ThSV Eisenach zieht mühelos in die nächste DHB-Pokalrunde ein

Der ThSV Eisenach wurde in der 1. Hauptrunde des DHB-Pokals seiner Favoritenrolle vollauf gerecht. Der Zweitbundesligist siegte bei Hessens Landesligist HSG VfR/Eintracht Wiesbaden leicht und locker mit 40:25 (18:11) und befindet sich damit im Lostopf für die am 21. September stattfindende 2. Hauptrunde (Auslosung am Dienstag ab 19.10 Uhr im Rahmen des Handball-Super Cup 2011).

Die Freude darüber war im Eisenacher Lager allerdings gedämpft. Rückraumspieler Daniel Luther kauerte nach der Partie in sich gekehrt auf seinem Sitz im Kleinbus. Was war passiert? Beim Stand von 40:24 für den ThSV Eisenach, knapp eine halbe Minute vor dem Ende, zettelten die übermotivierten Hessen ein völlig überflüssiges Handgemenge an. Eisenachs Linksaußen Nick Heinemann wurde ins Gesicht geschlagen und am Boden liegend getreten. Daniel Luther, 1,93 Meter, wollte dem kleinen nur 1,78 Meter großen Mitspieler zur Hilfe eilen, hatte allerdings seine Nerven nicht im Zaume, ließ sich zur Selbstjustiz hinreißen.
Nachdem die Streithähne getrennt waren, zeigten die Unparteiischen nach Beratung dem Auslöser des Handgemenges, Wiesbadens Danic Seiwert, und Daniel Luther, die rote Karte.
Folgenschwer, denn sie zieht eine erst noch festzulegende Spielsperre nach sich. «Bei allen Emotionen, eine solche Kurzschlussreaktion darf nicht passieren», befand ThSV-Kapitän Benjamin Trautvetter. «Völlig unverständlich die Härte der Gastgeber bei einem 16-Tore-Rückstand. Dennoch, Daniel Luther muss sich da besser im Griff haben», so Adalsteinn Eyjolfsson.
«Gegen wohl übermotivierte Hessen haben wir frühzeitig klar die Weichen gestellt und die Partie souverän kontrolliert», bilanzierte Eisenachs Trainer. «Wir wollten dem unterklassigen Pokalkontrahenten vom Beginn nicht das Gefühl einer möglichen Überraschung geben. Trotz einiger Konzentrationsschwächen in der Abwehr haben wir unser Vorhaben konsequent umgesetzt, von Beginn richtig Dampf gemacht. Die Partie war zugleich die Generalprobe für das erste Punktspiel. Und im Hinblick auf das Punktspielgeschehen in der neuen eingleisigen 2. Handballbundesliga müssen wir einfach abgebrühter werden, dürfen uns nicht von Schiedsrichterentscheidungen oder Zuschauerreaktionen beeinflussen lassen», lautete das Fazit von ThSV-Kapitän Benjamin Trautvetter.
Die Eisenacher machten nach einer Viertelstunde Nägel mit Köpfen, zogen ein von Tomas Sklenak initiiertes schwungvolles Angriffsspiel auf, vielfach von Girts Lilenfelds (insgesamt neun Treffer) mit präzisen Würfen abgeschlossen zur 18:11-Halbzeitführung. Der Underdog, der Aufsteiger in Hessens höchste Spielklasse, zeigte sich nach 36 Pflichtspielsiegen in Folge auch nach Wiederanpfiff kampfeslustig. Die Wartburgstädter blieben jedoch klar Chef vor knapp 500 Zuschauern in der Sporthalle Elsässer Platz in der hessischen Landeshauptstadt.
Sie bauten ihre Führung mit Handballfeinkost aus. Das 25:16 (40.) resultierte aus einem Kempa-Treffer. Tomas Sklenak bediente den fliegenden Adrian Wöhler. Überaus sehenswert das 30:17 (48.): Nick Heinemann legte von Rechtsaußen zu Philipp Lindner auf Linksaußen ab. Eisenachs Kombinationsspiel lief auf Hochtouren. Till Bitterlich netzte eine der Ballstafetten zum 34:19 (52.)ein. Nach Ballgewinnen wurde zum Tempogegenstoß angesetzt. Daniel Luther vollendete zum 34:19 (52.). ThSV-Coach Adalsteinn hatte für die Schlussphase sein gesamtes Wechselpersonal auf das Parkett geschickt. Die von Gastgeber-Seite in der Schlussphase praktizierte offene Manndeckung schien die Gemüter zusätzlich anzuheizen, die Nicklichkeiten nahmen zu.

Im «Spiel des Jahres» vor großer Kulisse begannen die Wiesbadener ohne Respekt, mit viel Biss ihrerseits. Linksaußen Yakub Kaplan, sich viele bissige Zweikämpfe mit Eisenachs Nick Heinemann liefernd, traf vom Punkt zum 4:3 für die Hessen (7.). Die Gäste aus Thüringen setzten auf ihr gut strukturiertes besonnenes Angriffsspiel. Ihre Angriffszüge zum Kreis konnten mehrfach nur auf Kosten eines Strafwurfes unterbunden werden. Tomas Sklenak versenkte zum 6:8 (12.) und 7:9 (14.). Der Landesligist nutzte seinerseits einige Schaltpausen in Eisenachs Deckungsverband. Den möglichen Ausgleichstreffer beim Stand von 8:9 (16.) verhinderte Radek Musil im ThSV-Kasten. Eryk Kaluzinski und Girts Lilienfelds (2) versenkten zum 8:12 (20.). Frühzeitig wechselten die Eisenacher durch. Alexander Schiffner kam auf Linksaußen, Philipp Lindner an der Kreismitte und Roel Adams im zentralen Rückraum. Eisenachs eingewechselter Keeper Stanislaw Gorobtschuk parierte einen Siebenmeter, den Abpraller sicherte Eryk Kaluzinski im Bodenkampf und Daniel Luther erhöhte per Schlagwurf auf 10:16 (25.). Der schnelle Girts Lilienfelds besorgte den Treffer zum 11:18-Halbzeitstand.
Die Thüringer kombinierten im zweiten Abschnitt selbstbewusst weiter. Girts Lilienfelds traf zur erstmaligen 10-Tore-Führung (11:21, 33.). Die Wiesbadener mit ihrem einst für die SG Wallau spielenden Luis Garbo auf der Regieposition zeigten, in einigen Szenen, dass sie handballerisch auch einiges auf dem Kasten haben. In der Abwehr kamen sie gegen Benjamin Trautvetter des Öfteren zu spät. Tomas Sklenak verwandelte vom Punkt (37.). Der Eisenacher Spielgestalter legte mehrfach für Girts Lilienfelds auf, der zum 19:32 einlochte (51.). Eigentlich war schon lange alles entschieden, doch dann brannten die Sicherungen durch…

Statistik

Eintracht Wiesbaden: Eisenach, Kaltwasser; Kaplan (9/6), Seiwert (3), Kellner (2), Garbo (2), Blume (1), Müller (1), S. Engel, L. Engel (3), Delnef (1), Dottorello (1), Dietz (2)

ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk; Trautvetter, Sklenak (7/5), Wöhler (3), Lilienfelds (9), Kaluzinski (5), Luther (8), Heinemann (4), Lindner (2), Bitterlich (1), Schiffner, Adams (1)

Siebenmeter: Wiesbaden 8/6 – Eisenach 6/5
Zeitstrafen: Wiesbaden 5 x 2 Min., Rot für Garbo nach 3. ZS (57.), Rot für Seiwert nach grober Unsportlichkeit (60.)
Eisenach 7 x 2 Min., Rot für Luther nach grober Unsportlichkeit (60.)

Anzeige