ThSV Eisenach: Zwei Zähler waren greifbar nahe

Mit einem Auswärtszähler startete der ThSV Eisenach in das Punktspielgeschehen 2007/2008. Doch so richtige Freude wollte nach dem 27:27-Remis bei Tuspo Obernburg in den Eisenacher Reihen nicht aufkommen. «Vor dem Anpfiff wäre ich mit einem Punkt mehr als zufrieden gewesen», gestand ThSV-Coach Hans-Joachim Ursinus. Nach dem Abpfiff ließ der Großteil der Spieler und der mitgereisten Fans jedoch die Köpfe hängen. «Die junge Mannschaft hat bis zur 50. Minute eindrucksvoll gezeigt, welch Potenzial in ihr steckt», hatte Hans-Joachim Ursinus ausgemacht. Seine Schützlinge führten nach 41 Minuten 19:12 und lagen auch noch zehn Minuten vor der Sirene mit 24:18 vorn. Ein klar strukturiertes temposcharfes Angriffsspiel unter Einbeziehung aller Akteure mit Till Riehn als Denker und Lenker sowie eine kompromisslose leichtfüßige Abwehrarbeit, in der der Innenblock mit Stephan Mellack, Robert Weiß und Till Riehn das Paradestück war, sorgten für eine klare Überlegenheit der Wartburgstädter. Umso beachtlicher, da mit Benjamin Trautvetter der torgefährliche Kreisspieler verletzungsbedingt ebenso wie Rückraumspieler Kilian Kraft (Trainingsrückstand) bis in die Schlussphase neben der Wechselbank saß. Da zeigte sich selbst der Co-Trainer der österreichischen Nationalmannschaft Andreas Schwabe, viele Jahre selbst im Trainerstab des ThSV Eisenach, verzückt. Einige der Youngster hatte er einst selbst unter seinen Fittichen.

In der hektischen Schlussetappe fehlte jedoch den Eisenachern der Ruhepool auf dem Parkett. «Wir stellten uns ausgesprochen dumm an. Deplatzierte Fouls brachten Obernburg in Ballbesitz», zeigte sich Ursinus verärgert. Durch eine Vielzahl von Zeitstrafen dezimierten sich die Eisenacher. Das stachelte die Hausherren regelrecht an, weckte sogar die Kulisse. «Plötzlich erwachten Leidenschaft und Willen», freute sich der erst 36-jährige Obernburger Trainer Thorsten Schmid. Sein Keeper Milos Hacko lief nun zu großer Form auf. Der ehemalige Torhüter der SG Werratal setzte wie beim Eisenacher Gastspiel Ende April die Bigpoints für seine Farben. Bekam der 32-Jährige bis zur 50. Minute das Leder zumeist erst hinter der Linie zu fassen, kaufte er nun dem eingewechselten Kilian Kraft (völlig ausgepumpt hatte Tomas Sklenak seinen Platz im linken Rückraum geräumt) das Leder aus der zweiten Reihe ab, stand er bei den Würfen von Karsten Wöhler von Linksaußen stets goldrichtig. Der aus Melsungen zum ThSV Eisenach zurückgekehrte Blondschopf hatte sich augenscheinlich übernommen, stand zu sehr unter Dampf. Anders die Gastgeber, die kaltblütig abschlossen und nach einem Treffer von Bastian Schüßler in der 59. Minute gar mit 27:26 in Führung lagen. Till Riehn sicherte mit seinem 5. Treffer zum 27:27 seinem Team wenigstens einen Zähler.

Für den am Finger verletzten Benjamin Trautvetter übernahm zunächst Philipp Emmelmann die Aufgaben am Kreis. ThSV-Coach Hans-Joachim Ursinus betraute Till Riehn mit der Spielmacherrolle und lag damit goldrichtig. Die Obernburger begannen mit bekannter Härte. Vladimir Bijonovic hatte etliche Attacken zu verdauen. Nach Freiwurfablagen zischten die Bälle des aus Athen ins Thüringische gekommenen Serben jedoch immer wieder ins Obernburger Gehäuse, wie bei seinem Treffer zum 5:5 (12.). Der ThSV Eisenach drückte noch mehr auf das Tempo. Die Hausherren waren ob des couragierten Auftrittes ihrer Gäste ziemlich überrascht. Diese bauten nun ihrerseits ein kompromissloses Abwehrbollwerk auf, stoppten selbst den bulligen Martin Justus. Erfolge im Abwehrverband erhöhten das Selbstvertrauen im Vorwärtsgang. Da wagte selbst der überwiegend für Defensivaufgaben eingewechselte junge Robert Weiß einen Aufsetzer gegen Milos Hacko. Mit Erfolg: 7:5 für Eisenach (16.). Eine Augenweide das Deckungsverhalten der Eisenacher in Unterzahl. Ballgewinn, Zuspiel des eingewechselten Christoph Jauernik zu Adrian Wöhler, der zum 9:6 (19.) versenkte. Die Eisenacher hatten die richtige Betriebstemperatur und das richtige Motoröl. Wie geschmiert lief das Kombinationsspiel. Ein Doppelschlag an vorjähriger Wirkungsstätte; der aus Obernburg «heimgekehrte» Christoph Jauernik erhöhte auf 12:8 (25.). Nahezu kopflos agierte Obernburg. Eisenachs Abwehr ließ ganze zwei Gegentore in den letzten zehn Vorpausenminuten zu! Stephan Mellack setzt energisch nach: 13:8 (27.). Einen Tag nach seinem 20.Geburtstag parierte der eingewechselte Andreas Nositschka einen Strafwurf des von Erstligaufsteiger Hildesheim zu den Römerstädtern gewechselten Otto Fetser.
Durch den Gang zum Pausentee wurde die Eisenacher Souveränität nicht unterbrochen. Die Abwehr stand kompakt. Torhüter Timo Meinl machten bei Würfen von den Außenpositionen dicht. Tomas Sklenak ließ es binnen 100 Sekunden gleich zweifach zum 17:11 krachen (38.). Karsten Wöhler tankte sich regelrecht zum 19:12 (41.) durch. Doch dann kaufte Tuspo-Torhüter Milos Hacko Eisenachs Rechtsaußen Martin Hoffmann das Leder ab. Ein Signal an seine Teamgefährten, die beim 21:18 (47.) erstmals Morgenluft witterten. Noch hatten die Thüringer die richtige Antwort parat. Karsten Wöhler und Martin Hoffmann trafen zum 24:18 (50.). Doch die Unruhe nahm zu. Hans-Joachim Ursinus versuchte während einer Auszeit zu beruhigen und neu zu ordnen. Seine Heißsporne (Karsten Wöhler, Kraft) abzukühlen, gelang nicht. Als letzte mögliche Trumpfkarte schickte Eisenachs Coach nun den fingerverletzten Benjamin Trautvetter ins Getümmel. Der Schwarzschopf wurde gleich am Kreis von seinen Mitspielern gesucht, aber auch von den Obernburgern abgeschirmt. Zu ungestüm handelte sich Karsten Wöhler eine Zeitstrafe ein. Obernburg kommt immer näher. Anschlusstreffer (25:24, 57.). Till Riehn wird regelwidrig gestoppt. Nervenstark verwandelt er selbst den fälligen Siebenmeter (26:24, 57.). Hektik pur. Während einer Spielunterbrechung stand ein Eisenacher Spieler zu viel auf dem Parkett. Wechselfehler. Erneute Zeitstrafe gegen Eisenach. Viel Platz. Auch Obernburg hat nach Zeitstrafen nur noch vier Spieler auf dem Parkett. Die erfolglosen Duelle (aus Eisenacher Sicht) zwischen Karsten Wöhler und Milos Hacko lässt Obernburg den Ausgleichs- und Führungstreffer folgen. Fast hätte der ThSV Eisenach mit völlig leeren Händen da gestanden. Stinksauer war nach dem Abpfiff zunächst ThSV-Torhüter und Kapitän Timo Meinl, ob des vergeigten Doppelpunktgewinnes. Doch dann stimmte auch ihn die Leistung seines Teams über 50 Minuten ausgesprochen optimistisch für die noch ausstehenden 33 Saisonspiele.
Am Samstag, 08.09.07 gastiert um 19.30 Uhr das hoch gehandelte Team der TSG Friesenheim in der Werner-Aßmann-Halle. Tickets sind in den bekannten Vorverkaufstellen erhältlich. Reservierungen möglich unter Telefon 03691/82800 bzw. 72360.

STATISTIK
Tuspo Obernburg: Hacko, Nießner (n.e.); Schuster, Milde, S. Schulz (4/1), Schmid (3), Niznan (1), Fetser (6/2), Justus (5), Hain, Schüßler (4), Müller (3), Reuter (1), Schmittner

ThSV Eisenach: Meinl, Nositschka (bei drei Strafwürfen); Hoffmann (3), Sklenak (5), A. Wöhler (1), Weiß (1), Riehn (5/2), Emmelmann, Mellack (1), K. Wöhler (4), Bojinovic (4), Jauernik (2), Trautvetter, Kraft (1)

Zeitstrafen: Obernburg 4 x 2 Min. – Eisenach 9 x 2 Min.
Siebenmeter: Obernburg 5/3 – Eisenach 2/2
Schiedsrichter: Hilfinger/Kroner (Ulm/Senden)
Zuschauer: 1100 in der Sparkassen-Arena Elsenfeld

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