ThSV Eisenach zwischen Sommergewinnsfest und Handballparkett 

Bildquelle: sportfotoseisenach – Eisenachs Keeper Silvio Heinevetter beim Blütendrehen im Domizil der Sommergewinnszunft

Demut steht weiterhin oben an/ Jannis Schneibel kehrt zurück/ Kein Verkauf von Marko Grgic

In Eisenach wurde am vergangenen Wochenende der Sommergewinn, Deutschlands größtes Frühlingsfest, gefeiert. Mit der Sommergewinnszunft und dem ThSV Eisenach arbeiten zwei Eisenacher Traditionsvereine zusammen. Die Bundesliga-Handballer besuchten zu Beginn der Vorwoche die Sommergewinnszunft in deren Domizil, in dem viele fleißige Helfer bereits seit Monaten an den Wagen zum Festumzug werkeln, die Blütenfrauen aus Krepppapier tausende Blüten drehen. Die ThSV-Männer reihten sich bei den Blütenfrauen ein. Torhüter Silvio Heinevetter bewies viel Geschick. Rückraumspieler Alexander Saul, seit 2017 beim ThSV Eisenach und damit nicht das erste Mal im Zunfthaus, brauchte das Blütendrehen nicht erklärt werden. Zum Heimspiel am Sommergewinns-Wochenende, gegen die Rhein-Neckar Löwen, lief der ThSV Eisenach im eigens kreierten Sommergewinnstrikot auf. Auch im Vorjahr trug der ThSV Eisenach zum Sommergewinn ein Sondertrikot. Der Erlös des Trikotverkaufs vom Vorjahr in Höhe von 1.400 Euro wurde am Freitagabend an Zunftmeister Torsten Daut übergeben. Tags darauf gehörte der ThSV Eisenach, von der E-Jugend bis zum Bundesligateam, Vorstandsmitgliedern und Legenden des Eisenacher Handballs, zu den Teilnehmern des Sommergewinn- Festumzuges unter dem Motto „Seltenes Handwerk in Thüringen“, der von mehreren Zehntausend Menschen bejubelt über die Straßen der Stadt rollte. „Auch wir verstehen unser Handwerk“ stand auf dem Banner vor dem ThSV-Block. 

sportfotoseisenach – Jannis Schneibel, hier im Oktober 2022 beim Torwurf, kehrt im Sommer zum ThSV Eisenach zurück

Jannis Schneibel kehrt zurück

Traditionelles mit Modernem verknüpfen steht auf der Agenda des ThSV Eisenach. Er wollte mit einem Sieg über die Rhein-Neckar Löwen das Sommergewinnsfest einläuten. Stimmungsvoll ging es schon vor dem Anpfiff zu. ThSV-Nachwuchsspieler Vincent Oelschläger wurde als DAIKIN- Torschütze des Monats Februar geehrt. Über 40 Prozent hatten sich für dessen Rückhandtreffer nach einem Tempogegenstoß unter Bedrängnis in einem A-Jugend-Regionalliga-Spiel entschieden. Lutz Sinke, den besten Linkshänder den Motor Eisenach in der 1. Liga der ehemaligen DDR hatte, wurde zum 75. Geburtstag gratuliert. Donnernden Applaus der 2.800 Zuschauer in der ausverkauften Werner-Aßmann-Halle gab es für die Nachricht, dass der persönlich anwesende Jannis Schneibel, einer der Aufstiegshelden der Saison 2022/2023, im Sommer von der HBW Balingen-Weilstetten zum ThSV Eisenach zurückkehrt. Per Zweitspielrecht war er bei den Galliern von der Alb. Im Januar zog er sich eine schwere Verletzung (Kreuzbandriss zu), hofft ab Januar 2026 auf die Rückkehr auf das Handballparkett. 

sportfotoseisenach – ThSV-Nachwuchsspieler Vincent Oelschläger (li.) wurde zum DAIKIN-Torschütze des Monats Februar gewählt. Shpetim Alaj und Thomas Levknecht gratulieren im Namen des ThSV Eisenach

Rhein-Neckar Löwen jubeln in Eisenach 

Mit einem Sieg über das hochkarätig besetzte Team aus Mannheim wurde es dann nichts. Nach einer 18:17-Führung entschied in der zweiten Halbzeit die bessere Abwehrarbeit und die bessere Effizienz im Angriff für die Rhein-Neckar Löwen um Juri Knorr, Jannik Kohlbacher, Patrick Groetzki, David Späth und Olle Forsell Schefvert, die einen 35:30-Erfolg frenetisch bejubelten. Zuletzt hatten sie gegen die Wartburgstädter 3 Punktspielniederlagen in Folge kassiert. Ihr Coach Sebastian Hinze befand sich zwischen Gegenwart und Zukunft. Er übernimmt zum 01.072025 das Traineramt beim ThSV Eisenach. Dessen Coach Misha Kaufmann wechselt von Thüringen nach Baden-Württemberg, zum TV Bittenfeld Stuttgart. Mit dem Schweizer im Schlepptau die Spieler Ivan Snajder und Simone Mengon sowie Jugendkoordinator Danijel Grgic, der beim TVB Stuttgart Co- und Nachwuchstrainer wird. 

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Kapitän Peter Walz legt die Messlatte hoch

Die Wartburgstädter absolvieren eine überaus erfolgreiche Saison, weisen nach 23 Spieltagen 21 Punkte auf, rangieren auf dem 11. Tabellenplatz in der stärksten Liga der Welt. Wer hätte das vor noch nicht allzu langer Zeit gedacht, als Misha Kaufmann das Team in den Niederungen der 2. Liga übernahm (Herbst 2021). Das Anspruchsdenken ist im Eisenacher Umfeld gerade in jüngster Zeit enorm gestiegen. Misha Kaufmann und auch Geschäftsführer Rene Witte appellieren immer wieder, demütig zu bleiben. „Bei uns muss gegen jede Mannschaft der Liga alles passen, um zu gewinnen. Wir liegen deshalb auf Platz 11, weil wir stets an unser Optimum gegangen sind“, unterstrich Misha Kaufmann vor dem Heimspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen. 

sportfotoseisenach – ThSV-Rückraumspieler Filip Vistorop markierte gegen die Rhein-Neckar Löwen 9 Treffer

„Wir wollen in den verbleibenden 11 Spielen alles raushauen, um die beste Platzierung des ThSV Eisenach im deutschen Oberhaus zu erreichen“, legt Kapitän Peter Walz die Latte sehr hoch. Unter Peter Rost schloss der ThSV Eisenach die Saison 2001/2002 mit 34:34 Punkten auf Platz 10 ab. Für das sehr anspruchsvolle Restprogramm fordert der „Capitano“ von seinen Teamkollegen, „im Training und im Wettkampf noch einmal alles zu mobilisieren“. Er fügt hinzu: „Das klappt nur, wenn wir nicht als Einzelkämpfer auf der Platte stehen. Diesbezüglich waren wir schon mal besser.“ Ein klarer Kopf sei die Grundvoraussetzung. „Wir wollen uns für eine starke Saison belohnen, Fans und Sponsoren weiterhin viel Freude bereiten“, erklärt Geschäftsführer Rene Witte. „Nächstes Jahr erwartet uns viel Neues, ein neuer Trainer, neue Spieler. Alle dürfen sich darauf freuen. Wir wollen weiter an unseren Strukturen arbeiten, damit der ThSV Eisenach in der stärksten Liga der Welt bleibt“, fügt Rene Witte hinzu. 

sportfotoseisenach – Marko Grgic, der Toptorjäger der 1. Handballbundesliga, im Sommergewinns-Trikot am Siebenmeter-Strich

Kein Verkauf von Marko Grgic

Einen wesentlichen Anteil an der so überaus erfolgreichen aktuellen Saison hat Rückraumspieler Marko Grgic, im Trikot des ThSV Eisenach zum Nationalspieler gereift, mit 199 Treffern die Torjägertabelle der 1. Bundesliga anführend. Das weckt Begehrlichkeiten andernorts. Der in Eisenach geborene 21-Jährige besitzt einen Vertrag bis zum Sommer 2027. Dem Werben der TSV Hannover-Burgdorf haben die Verantwortlichen unter der Wartburg einen Riegel vorgeschoben. „Wir wollen uns in der Bundesliga etablieren. Dabei ist Marko Grgic ein wichtiger Baustein. Erst im Sommer nächsten Jahres besitzt er eine Option, uns zu verlassen. Wir haben lange abgewogen.  Das Sportliche ist für uns das Entscheidende, wir laufen nicht dem Geld hinterher. Der Entschluss ist gefallen, wir haben Marko entsprechend informiert“, erklärt Eisenachs Geschäftsführer Rene Witte. 

Th. Levknecht 

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