ThSV: «Emotions- und teilnahmslos»

Vor einer Woche jubelten der ThSV Eisenach und seine Anhänger ausgelassen in der Erzgebirgshalle; jetzt jubelten der HC Erlangen mit seinen sangesfreudigen Anhängern in der Eisenacher Werner-Aßmann-Halle. Völlig unerwartet endete die Erfolgsserie der Wartburgstädter (8:0 Punkte in Folge) mit einer 24:27 (11:11)-Heimniederlage am letzten Spieltag der Hinrunde gegen den HC Erlangen. «Emotions- und teilnahmslos, ohne sichtbaren bedingungslosen Willen, alle Warnungen in den Wind schlagend», ging Eisenachs Trainer Maik Handschke mit seiner Crew hart ins Gericht. «Ich habe die Mannschaft ganz intensiv auf den Kontrahenten vorbereitet. Doch meine Spieler dachten wohl, lasst den Trainer nur labern, nach vier Siegen in Folge brauchen wir das nicht mehr zu beherzigen», schüttelte Maik Handschke frustriert dem Kopf. «War das gar Überheblichkeit», sinnierte er. Maßlos enttäuscht zeigte er sich namentlich von den Führungsspielern Tomas Sklenak, Alexander Koke und Till Bitterlich. Fürwahr, Tomas Sklenak konnte dem Anspruch eines zur EM reisenden Nationalspielers in keinster Weise gerecht werden. Alexander Koke unterliefen banale Ballverluste. Die Defensive um Till Bitterlich ließ sich ein um das andere Mal mit Anspielen zum Kreis überrumpeln, insbesondere durch den von Außen im Rücken der Abwehr einlaufenden Daniel Stumpf sowie Kreismitte-Spieler Bastian Krämer. «Wir ließen im Vorwärtsgang das Leder nicht wie zuletzt durch die eigenen Reihen laufen. Keiner war bereit, für den anderen vorzubereiten», hatte Maik Handschke notiert. Mit pomadigem Spielaufbau war den Gästen kaum einzuheizen. Erlangens Torwart-Hüne Andreas Bayerschmidt zog zudem Eisenachs Außen (Schiffner, Heinemann) frühzeitig den Zahn. Aus der Generalkritik wollte Maik Handschke lediglich Pavel Prokopec herausnehmen. Der Kapitän habe bis zum Vortag mit einer fiebrigen Erkältung im Bett gelegen, sich dennoch in den Dienst der Mannschaft gestellt. «Manch anderer kann sich daran mal ein Beispiel nehmen», so der ThSV-Coach.

Statt die Gesamtpunktebilanz auf 17:17 Zähler auszugleichen, wurde mit der vierten Heimniederlage die Bilanz in der Werner-Aßmann-Halle auf 9:9-Punkte ausgeglichen. Wahrlich keine Ruhmesblatt für die einstige Heimmacht ThSV Eisenach! Nur Schlusslicht Leichlingen und die SG Bietigheim zeigten sich zuhause spendierfreudiger.
Frank Bergemann, der Coach der Franken, im Stimmungshoch nach dem unerwarteten Dippelpunktgewinn im Thüringischen, sah in einer stabilen Abwehr mit einem sich von Minute zu Minute steigernden Torhüter Andreas Bayerschmidt, dazu besonnene Angriffszüge, die Grundlage eines tollen Weihnachtsgeschenkes. «Anfangs lief es etwas holprig. Auch, weil Eisenachs Keeper Radek Musil das Rollo runter zog. Doch wie ließen uns nicht wie im Vorjahr den Schneid abkaufen, verfielen nicht in Hektik. Wir zwangen Eisenach immer wieder in Zweikämpfe, stoppten damit deren Angriffsorkan der jüngsten Zeit», freute sich Frank Bergemann, während die mitgereisten Anhänger lautstark den vierten Auswärtserfolg der Saison bejubelten. Die Entscheidung fiel erst in der Schlussphase, als Erlangens Schlussmann Andreas Bayerschmidt seinen Kasten vollends vernagelte, auch einen Strafwurf von Alexander Koke parierte, seine Vorderleute kaltblütig vom 20:20 (50.) zum 20:24 (55.) versenkten. Die greifbare Riesen-Weihnachtsüberraschung ließen sich die Franken nicht mehr entreißen!

Auftakt blieb Strohfeuer
Für den grippegeschwächten Pavel Prokopec begann Alexander Koke auf der Regieposition. Nick Heinemann besetzte die Rechtsaußenposition. Ein geradezu planmäßiger Start: Daniel Luther wuchtete zum 3:0 (6.) ein. Ein bärenstarker ThSV-Keeper Radek Musil wehrte innerhalb eines Gästeangriffes vier Bälle ab! Langsam kamen die Erlanger auf Betriebstemperatur. Guillaume Laout versenkte im Doppelpack zum 4:4 (16.). Eisenachs Wurfversuche aus dem Rückraum (Luther) werden abgeblockt, Ausgangspunkt für Tempogegenstöße, wie beim 5:6 durch Daniel Stumpf (20.). Mit der Hereinnahme von Linkshänder Krisztian Szep-Kis und Pavel Prokopec versuchte Eisenachs Trainer Maik Handschke den Spielfluss zu aktivieren. Viel zu wenig fanden sich Tomas Sklenak und Benjamin Trauvetter zum Duett, wie beim 8:8 (24.). Spielzüge dieser Art blieben Mangelware. Die Gäste agierten immer respektloser, spielten mit ihrem letzten Angriffszug vor der Pause Mario Schmidtke auf Rechtsaußen frei, der zum 11:11 einlochte.
Mit Alexander Koke für den schwachen Alexander Schiffner auf Linksaußen ging es in die zweite Halbzeit. Erlangens Guillaume jagte einen Siebenmeter ans Holz. Im Gegenzug brachte in Überzahl Nick Heinemann von Rechtsaußen das Leder nicht an Andreas Bayerschmidt vorbei. Wenig später gelang dies auch Alexander Koke nicht von Linksaußen. «Da fehlte mir auch der letzte Einsatz beim Torwurf», bemängelte Maik Handschke. Tomas Sklenak und Benjamin Trautvetter fanden sich noch einmal zum 13:12 (35.). Der Treffer von Krisztian Szep-Kis zum 14:13 (38.) bedeutete bereits die letztmalige Führung der Hausherren. Tomas Sklenak hämmerte ans Holz, Nick Heinemann kassierte eine Zeitstrafe, Daniel Strumpf überwand vom Siebenmeterpunkt Eisenachs Radek Musil zum 14:15 (39.). Ein Koke-Lapsus serviert den Gästen das Leder. Ein abgeblockter Szep-Kis-Wurf wird blitzschnell zum 15:17 (44.)durch Bastian Krämer genutzt. Die Gäste merkten, beim ThSV Eisenach lodert kein Feuer. Hier ist was Zählbares zu holen. «Wir waren auch nicht in der Lage, den Schalter umzulegen», so Maik Handschke. Daniel Stumpf lief zum Kreis ein und hob das Leder elegant zum 16:18 (45.) und 19:20 (49.) über Radek Musil hinweg. Krisztian Szep-Kis, der Altmeister, zerrte an den Ketten. Nach Regelwidrigkeit an dem 37-Jährigen verwandelte Alexander Koke vom Punkt zum 20:20 (50.). Der letztmalige Gleichstand! Ein Szep-Kis-Ball landete am Holz. Andreas Bayerschmidt stand bei einem Prokopec-Wurf richtig, kaufte Akexander Koke einen Strafwurf ab. Die Gäste nutzten das Stimmungshoch durch Daniel Stumpf, Tobias Wannemacher und Guillaume Laout zum 20:24 (55.). Dann Regelwidrigkeit an Eisenachs Alexander Koke. Siebenmeter. Eisenachs Kapitän Pavel Prokopec bringt das Leder vom Punkt nicht am eingewechselten Bernhard Zapf vorbei (55.).
Alles oder Nichts, die Devise beim ThSV Eisenach. Offensive Deckung. Auf Balleroberung orientiert. Alexander Koke und Tomas Sklenak verkürzen auf 22:24 (57.). Die Franken haben die passenden Antworten parat und liegen sich jubelnd in den Armen. «Ein vollkommen verdienter Sieg von Erlangen», bekannte Eisenachs Trainer Maik Handschke als fairer Sportsmann. Mit gesenkten Häuptern verlassen die ThSV-Akteure das Parkett, ihren 1.400 Zuschauern die Vorweihnachtsfreude gehörig eintrübend!
«Am Mittwoch ist ein klares Bekenntnis der Mannschaft gefragt», betont Maik Handschke. Am Vorweihnachtsabend, am Mittwoch, 23.12.09 empfangen die Wartburgstädter um
20.00 Uhr die TSG Groß-Bieberau, zum ersten Spiel der Rückrunde und gleichzeitig letzter Partie vor der Punktspielpause bis zum Februar.

Statistik
ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk (ab 54.); Hoffmann (1), Trautvetter (3), Sklenak (5), A. Wöhler, Luther (3), Bitterlich, Schiffner, Lindner, Heinemann (2/1), Koke (5/4), Prokopec (1), Szep-Kis (4)
HC Erlangen: Bayerschmidt, Zapf; G. Münch (3), Heimansfeld, H. Münch, Krämer (6), Wannemacher (1), Schmidtke (2), Stumpf (8/4), Laout (5/1), Streng, Kirchner, Schneck

Siebenmeter: Eisenach 7/5 – Erlangen 6/5
Zeitstrafen: Eisenach 4 x 2 Min. – Erlangen 4 x 2 Min.

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