ThSV: Erfolgreicher Schachzug des Trainers

Mit vier Pluszählern im Gepäck kehrte der ThSV Eisenach von seinem doppelten Trip nach Groß-Bieberau zurück. Die männliche Jugend A feierte am Nachmittag um Regionalliga-Zähler nach einem 8-Tore-Rückstand beim 12:20 (!!) noch einen 32:31 Erfolg.
Einem Handball-Krimi glich das Zweitbundesligaspiel der Männer. Der ThSV Eisenach bejubelte mit einem 22:21 (13:8)-Erfolg bei der TSG Groß-Bieberau den ersten Doppelpunktgewinn der noch jungen Zweitbundesligasaison.

Hans-Joachim Ursinus lag in den Schlusssekunden erneut goldrichtig. Vor Wochenfrist nahm er im Heimspiel gegen die TSG Friesenheim seinen Schlussmann zugunsten eines zusätzlichen Feldspielers vom Parkett, sein Team rettete durch einen Siebenmeter-Treffer (Prokopec) zum 30:30 einen Zähler. Dramatisch auch die Schlussminute in Groß-Bieberau. Beim Stand von 21:21 waren die Gastgeber in Ballbesitz, besprachen während einer Auszeit sechzehn Sekunden vor Ultimo den letzten Spielzug. Doch sie verloren nach einem technischen Fehler das Leder und handelten sich noch eine Zeitstrafe ein. Die Hallenuhr zeigte noch neun Sekunden Spielzeit an. Wie in der Vorwoche räumte Radek Musil das ThSV-Gehäuse. Christoph Jauernik kam als zusätzlicher Feldspieler. Durch diesen Schachzug erreichte Eisenachs Trainer eine 7:5 Überzahlsituation.
Scharf und präzise wurde zu Linksaußen Karsten Wöhler kombiniert. Der Kapitän sorgte mit seinem 8. Treffer für die Entscheidung, für Glückseeligkeit bei seinen Teamgefährten und bei den mitgereisten Anhängern, die ihre Mannschaft über 60 Minuten lautstark angefeuert hatten. Dieses Herzschlagfinale hätten sich die Eisenacher freilich ersparen können, dominierten sie über weite Strecken der ersten dreißig Minuten, gingen mit einer 13:8-Führung in die Kabinen. „Angesichts unserer drückenden Überlegenheit mit einer sattelfesten Abwehr und viel Torgefahr aus dem Rückraum im Vorwärtsgang hätten wir klarer führen müssen“, bemängelte Hans-Joachim Ursinus. Er zollte dem 18-jährigen Nils Weidner für dessen couragierten Einsatz in der Abwehr trotz einer am Vortag erlittenen Platzwunde unter dem Auge ein Extra-Lob. Mit Wiederbeginn legten die Hausherren in puncto Kampf und Leidenschaft beträchtlich zu. „Durch individuelle Fehler nahmen wir uns die Sicherheit selbst“, konstatierte Eisenachs Coach. Zuspielfehler und schlechte Würfe ermutigten die Hausherren, die beim 16:16 (40.) durch ihren Kapitän Florian Bauer den Gleichstand erreichten. Die Entscheidung wurde praktisch bis in die letzten Sekunden vertagt.
In vier Pflichtspielen (Pokal- und Punktspiele) in fremden Hallen feierte der ThSV Eisenach drei Siege! „Die Gestaltung unserer Auswärtsauftritte ist ein Schritt in die richtige Richtung. Der Sieg in Groß-Bieberau hat Gewicht, lässt uns mit Selbstvertrauen in die nächsten Aufgaben gehen“, blickt Hans-Joachim Ursinus in die unmittelbare Zukunft.
Die heißt konkret am Samstag, 04.10.08 um 19.30 Uhr ein Heimspiel gegen den Aufsteiger Leichlinger TV.

Eisenachs Rückraum heizt der Gastgeber-Abwehr tüchtig ein
Mit Neuzugang Girts Lilienfelds im rechten Rückraum in der Startformation trafen Pavel Prokopec und Karsten Wöhler zum raschen 0:2 (2.). Doch dann vermochten Tomas Sklenak und Benjamin Trautvetter den guten Felix Beck im Kasten der Hausherren nicht zu überwinden. Martin Hoffmann humpelte verletzt vom Parkett. Routinier Krisztian Szep-Kis nahm dessen Position auf Rechtsaußen ein, rotierte im Spielverlauf mit Girts Lilienfelds im rechten Rückraum. Diesen hatte TSG-Coach Thomas Göttmann per Video genauestens analysiert und ließ ihn frühzeitig attackieren. Die Gastgeber lösten mit ihrem Treffer zur 5:3-Führung (13.) einen energischen Zwischenspurt der Gäste von der Wartburg aus. Ein Abwehrbollwerk gestattete Groß-Bieberau bis zur Halbzeit nur noch drei Treffer! Vielfach klärte ThSV-Schlußmann Radek Musil blitzschnell mit dem Fuß. Das Eisenacher Angriffsspiel kam richtig auf Touren. Benjamin Trautvetter traf nach Dublette mit Nils Weidner zum 6:6-Ausgleich (17.). Scharf und präzise kombinierten die Eisenacher. Girts Lilienfelds zog zum 6:8 (21.) ab. Mit der Hereinnahme von Christoph Jauernik bekam der Spielfluss einen erfrischenden Schub. Dieser legte für Pavel Prokopec auf, der zum 7:12 einwuchtete (27.) Den Angriffswirbel der Thüringen vermochten die Hausherren mehrfach nur auf Kosten von Strafwürfen zu unterbinden. Nervenstark versenkte Karsten Wöhler alle sechs dem ThSV Eisenach zugesprochenen Siebenmeter, wie beim Treffer vom Punkt zum 8:13-Halbzeitstand.

Wideraufsteiger mit toller Moral
Die TSG Groß-Bieberau, zwei Wochen zuvor den TV Bittenfeld mit 36:20 regelrecht vom Parkett der heimischen Großsporthalle gefegt, kam mit dem Feuer der Leidenschaft aus den Kabinen zurück. „Mit toller Moral kämpften wir uns ins Spiel zurück“, so TSG-Coach Thomas Göttmann. Die Abgeklärtheit der Eisenacher war dahin. Fehlwürfe und Zuspielfehler prägten die „Durststrecke“ des ThSV Eisenach. Christoph Jauernik (Holz) sowie Girts Lilienfelds, Pavel Prokopec und Krisztian Szep-Kis (scheiterten an TSG-Schlußmann Felix Beck) brachten das Leder nicht unter. Lediglich Karsten Wöhler versenkte präzise wie eine Schweizer Uhr vom Punkt. Beim 16:16 (40.) war das 5-Tore-Polster weg. Felix Kossler (8 Treffer) startete für die TSG Groß-Bieberau erfolgreich zu Tempogegenstößen durch. Im Bodenkampf sicherte ThSV-Kapitän Karsten Wöhler einsatzstark das Leder, doch der in der zweiten Halbzeit abbauende Pavel Prokopec scheiterte einmal mehr, jagte wenig später das Leder ans Gebälk. Den Abpraller versenkte blitzschnell der eingewechselte Adrian Wöhler zum 17:18 (48.). Riesenjubel in den Reihen der Gastgeber, als deren Kapitän Florian Bauer (insgesamt 8 Treffer) zum 19:18 für seine Farben traf (53.), wenig später nach einem rüden Foul an Eisenachs Tomas Sklenak eine Zeitstrafe durch die umsichtigen Referees Moles/Pittner kassierte. Karsten Wöhler verwandelte den fälligen Strafwurf zum 19:19 (54.).

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ThSV Eisenach bewahrt kühlen Kopf
Einen Prokopec-Fehler nutzt Felix Kossler zur neuerlichen Führung der Gastgeber (20:19, 56.). Sekunden später zappelte ein Lilienfelds-Ball zum Ausgleich (56.). Die Riesenchance zur Eisenacher Führung ließ der allein auf das Gehäuse zusteuernde Benjamin Trautvetter mit einem misslungenen Trickwurf am Tor vorbei aus. Anders Florian Bauer, der für die TSG Groß Bieberau zum 21:20 traf (57.). In Position gebracht zog Benjamin Trautvetter im Gegenzug dieses Mal schnörkellos ab. Das Leder zischte zum 21:21 ins Ziel (58.). Danach war Herzklopfen für die treuen ThSV-Fans angesagt. Nach einem Eisenacher Zuspielfehler eröffnete sich in der Schlussminute für die TSG Groß-Bieberau die Möglichkeit zum Führungs- und Siegtreffer. Doch die Eisenacher behielten, wie auch die Unparteiischen, kühlen Kopf. Ein Teil der Zuschauer hatte im Schiedsrichtergespann die Schuldigen an der Niederlage ausgemacht, versuchte während der Pressekonferenz das Statement von Eisenachs Trainer zu stören. Der alte Fuchs hatte auch am Mikrofon die richtige Antwort parat.

Statistik
TSG Groß-Bieberau: Beck, Hümmer; Göbel, Knobloch, Seeger, Nowakowski (1), A.
Rybakov, Konrad, Schellhaas, Bauer (8), Neumann (4/2), Kossler (8)

ThSV Eisenach: Musil, Krüger; Hoffmann, Trautvetter (4), Sklenak (1), A.
Wöhler (1), Luther, Emmelmann, K. Wöhler (8/6), Lilienfelds (3), Weidner, Jauernik (1), Prokopec (3), Szep-Kis (1)

Siebenmeter: Groß Bieberau 3/2; Eisenach 6/6

Zeitstrafen: Groß Bieberau 5 x 2 Min.; Eisenach 3 x 2 Min.

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